Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир
Silvius und Phöbe treten auf. Seht, da kommen Verliebte, die eine in mich und der andere in sie.
Phöbe.
Es war von Euch sehr unhold, junger Mann,
Den Brief zu zeigen, den ich an Euch schrieb.
Rosalinde.
Ich frage nichts danach, es ist mein Streben,
Verachtungsvoll und unhold Euch zu scheinen.
Es geht Euch da ein treuer Schäfer nach;
Ihn blickt nur an, ihn liebt, er huldigt Euch.
Phöbe.
Sag, guter Schäfer, diesem jungen Mann,
Was lieben heißt.
Silvius.
Es heißt, aus Seufzern ganz bestehn und Tränen,
Wie ich für Phöbe.
Phöbe.
Und ich für Ganymed.
Orlando.
Und ich für Rosalinde.
Rosalinde.
Und ich für keine Frau.
Silvius.
Es heißt aus Treue ganz bestehn und Eifer,
Wie ich für Phöbe.
Phöbe.
Und ich für Ganymed.
Orlando.
Und ich für Rosalinde.
Rosalinde.
Und ich für keine Frau.
Silvius.
Es heißt, aus nichts bestehn als Phantasie,
Aus nichts als Leidenschaft, aus nichts als Wünschen,
Ganz Anbetung, Ergebung und Gehorsam,
Ganz Demut, ganz Geduld und Ungeduld,
Ganz Reinheit, ganz Bewährung, ganz Gehorsam.
Und so bin ich für Phöbe.
Phöbe.
Und so bin ich für Ganymed.
Orlando.
Und so bin ich für Rosalinde.
Rosalinde.
Und so bin ich für keine Frau.
Phöbe (zu Rosalinden).
Wenn dem so ist, was schmäht Ihr meine Liebe?
Silvius (zu Phöbe).
Wenn dem so ist, was schmäht Ihr meine Liebe?
Orlando.
Wenn dem so ist, was schmäht Ihr meine Liebe?
Rosalinde.
Wem sagt Ihr das: «Was schmäht Ihr meine Liebe?»
Orlando.
Der, die nicht hier ist, und die mich nicht hört.
Rosalinde.
Ich bitte Euch, nichts mehr davon; es ist, als wenn die Wölfe gegen den Mond heulen. – (Zu Silvius.) Ich will Euch helfen, wenn ich kann. – (Zu Phöbe.) Ich wollte Euch lieben, wenn ich könnte. – Morgen kommen wir alle zusammen. – (Zu Phöbe.) Ich will Euch heiraten, wenn ich je ein Weib heirate, und ich heirate morgen. – (Zu Orlando.) Ich will Euch Genüge leisten, wenn ich je irgendwem Genüge leistete, und Ihr sollt morgen verheiratet werden. – (Zu Silvius.) Ich will Euch zufriedenstellen, wenn das, was Euch gefällt, Euch zufriedenstellt, und Ihr sollt morgen heiraten. – (Zu Orlando.) So wahr Ihr Rosalinde liebt, stellt Euch ein. – (Zu Silvius.) So wahr Ihr Phöbe liebt, stellt Euch ein – und so wahr ich kein Weib liebe, werde ich mich einstellen. Damit gehabt euch wohl! ich habe euch meine Befehle zurückgelassen.
Silvius.
Ich bleibe nicht aus, wenn ich das Leben behalte.
Phöbe.
Ich auch nicht.
Orlando.
Ich auch nicht.
(Alle ab.)
DRITTE SZENE
Ebendaselbst
Probstein und Käthchen kommen
Probstein.
Morgen ist der frohe Tag, Käthchen; morgen heiraten wir uns.
Käthchen.
Mich verlangt von ganzem Herzen danach, und ich hoffe, es ist kein unehrbares Verlangen, wenn mich verlangt, eine Frau wie andre auch zu werden. Hier kommen zwei von des verbannten Herzogs Pagen.
Zwei Pagen kommen.
Erster Page.
Schön getroffen, wackrer Herr!
Probstein.
Wahrhaftig, schön getroffen! Kommt, setzt euch, setzt euch, und ein Lied.
Zweiter Page.
Damit wollen wir aufwarten; setzt Euch zwischen uns. – Sollen wir frisch dran, ohne uns zu räuspern, oder auszuspeien, oder zu sagen, daß wir heiser sind, womit man immer einer schlechten Stimme die Vorrede hält?
Erster Page.
Gut! gut! und beide aus einem Tone, wie zwei Zigeuner auf einem Pferde.
Lied.
Ein Liebster und sein Mädel schön,
Mit heisa und ha und juchheisa trala!
Die täten durch das Kornfeld gehn
Zur Maienzeit, der lustigen Paarezeit,
Wann Vögel singen, tirlirelirei:
Süß Liebe liebt den Mai.
Und zwischen Halmen auf dem Rain,
Mit heisa und ha und juchheisa trala!
Legt sich das hübsche Paar hinein,
Zur Maienzeit, der lustigen Paarezeit,
Wann Vögel singen, tirlirelirei:
Süß Liebe liebt den Mai.
Sie sangen diese Melodei,
Mit heisa und ha und juchheisa trala,
Wie's Leben nur 'ne Blume sei,
Zur Maienzeit, der lustigen Paarezeit,
Wann Vögel singen, tirlirelirei:
Süß Liebe liebt den Mai.
So nutzt die gegenwärtige Zeit,
Mit heisa und ha und juchheäisa trala!
Denn Liebe lacht im Jugendkleid,
Zur Maienzeit, der lustigen Paarezeit,
Wann Vögel singen, tirlirelirei:
Süß Liebe liebt den Mai.
Probstein.
Wahrhaftig, meine jungen Herren, obschon das Lied nicht viel sagen wollte, so war die Weise doch sehr unmelodisch.
Erster Page.
Ihr irrt Euch, Herr, wir hielten das Tempo, wir haben die Zeit genau in acht genommen.
Probstein.
Ja, meiner Treu! ich könnte die Zeit auch besser in acht nehmen, als ein solch albernes Lied anzuhören. Gott befohlen! und er verleihe euch beßre Stimmen. – Komm, Käthchen!
(Alle ab.)
VIERTE SZENE