Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир

Sämtliche Werke von William Shakespeare - Уильям Шекспир


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sie, ungern genug, die Degen zu ziehen anfangen; welches alles auf dem Theater eine äusserst lächerliche Scene machen muß.

      VIERZEHNTE SCENE

       Inhaltsverzeichnis

      Antonio (nachdem er sich vergeblich hatte verläugnen wollen.)

       Ich muß gehorchen. (Zu Cäsario.) Das begegnet mir, weil ich euch allenthalben aufsuchte. Aber dafür ist nun kein Mittel. Ich werde mich zu verantworten wissen. Was wollt ihr thun? Meine eigne Noth zwingt mich, daß ich meinen Beutel wieder abfordern muß. Dieser Zufall bekümmert mich viel weniger um meiner selbst willen, als weil ich euch unnüz werden muß: Ihr seyd betroffen, seh ich; aber laßt den Muth noch nicht sinken.

      1. Officier.

       Kommt, Herr, wir müssen fort.

      Antonio (Zu Cäsario.)

       Ich bin genöthigt euch um etwas Geld zu bitten.

      Viola.

       Was für Geld, mein Herr? – – Um eures edeln Bezeugens gegen mich willen, und weil ich zum Theil durch den verdrieslichen Zufall, der euch hier zugestossen ist, aus der grösten Verlegenheit gezogen worden bin, will ich euch etwas vorstreken; was ich habe ist was weniges, aber ich will doch mit euch theilen was ich habe; nemmt, das ist die Hälfte meines Vermögens.

      Antonio.

       Und ihr seyd fähig, mich izt zu mißkennen? Ist's möglich daß meine guten Dienste – – o sezt meine Noth nicht auf eine so harte Probe, oder ihr könntet mich zu der Niederträchtigkeit versuchen, euch die Freundschaft, die ich euch bewiesen habe, vorzurüken.

      Viola.

       Ich weiß von keiner, und kenne euch weder an eurer Stimme noch Gestalt. Ich hasse Undankbarkeit mehr an einem Mann als Aufschneiden, einbildisches Wesen, waschhafte Trunkenheit, oder irgend eine andre Untugend, wovon der anstekende Saame in unserm Blute stekt.

      Antonio.

       O Himmel! – –

      Ein Officier.

       Kommt, mein Herr, ich bitte euch, geht.

      Antonio.

       Laßt mich nur noch ein Wort sagen. Diesen jungen Menschen, den ihr hier seht, zog ich aus dem Rachen des Todes; ich that alles was der zärtlichste Bruder thun könnte, ihn wieder herzustellen; ich liebte ihn, und ließ mich von seiner Gestalt, die mir die besten Eigenschaften anzukündigen schien, so sehr einnehmen, daß ich ihn fast abgöttisch verehrte.

      1. Officier.

       Was geht das uns an? Die Zeit verstreicht indessen; fort!

      Antonio.

       Aber, oh, was für ein häßlicher Göze ist aus diesem Gotte worden. O Sebastiano, du machst der Schönheit Unehre. Wahrhaftig, man sollte niemand häßlich nennen, als Leute die kein gutes Herz haben. Tugend ist Schönheit; böse Leute, welche schön aussehen, sind hohle Klöze die der Teufel angestrichen hat.

      1. Officier.

       Der Mann fangt an zu rasen: weg mit ihm. Kommt, kommt, Herr.

      Antonio.

       Führt mich wohin ihr wollt.

      (Sie gehen ab.)

      Viola.

       Mich däucht es ist eine so wahre Leidenschaft in seinen Reden, daß er würklich glaubt was er sagt. Und doch ist gewiß daß ich ihn nicht kenne. O daß die Einbildung sich wahr befinden möge, o, daß es wahr sey, daß man, liebster Bruder, izt für dich mich angesehen habe – – Er nannte mich Sebastian; Ich sehe meinen Bruder noch lebend so oft ich in den Spiegel sehe, er sah vollkommen so aus, und gieng auch eben so gekleidet, von solcher Farbe, und so ausstaffiert wie ich; denn ihn copiere ich in dieser Verkleidung – – O, wenn es so ist, so werd' ich den Sturm und die Wellen liebreich statt grausam nennen.

      (Sie geht ab.)

      Sir Tobias.

       Ein recht schlechter armseliger Bube, und eine feigere Memme als eine Hindin; seine Schlechtigkeit zeigte sich in seiner Aufführung gegen seinen Freund, den er in der Noth verläugnete; und von seiner Feigheit kan euch Fabian erzählen.

      Fabian.

       Eine Memme ist er, eine recht fromme, friedfertiger feige Memme.

      Sir Andreas.

       Mein Seel! Ich will ihm nach und ihn prügeln.

      Sir Tobias.

       Thut das, gebt ihm Maulschellen, bis er genug hat, nur den Degen zieht nicht gegen ihn.

      Sir Andreas.

       Wenn ich's nicht thue – –

      (Er läuft fort.)

      Fabian.

       Kommt, wir müssen doch sehen, wie er das machen wird.

      Sir Tobias.

       Ich wollte wetten was man will, es wird doch nichts daraus werden.

      (Sie gehen ab.)

      VIERTER AUFZUG

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

      Die Strasse.

      Hans Wurst, der von Olivia geschikt worden, den Cäsario zu ihr zu ruffen, trift den Sebastiano an, und richtet seinen Auftrag bey ihm aus, weil er ihn für den Cäsario ansieht; Sebastiano, der hier ganz fremd ist, und von der Verkleidung seiner Schwester, die er sogar für todt hält, nichts wissen kan, stellt sich zu diesem qui pro quo so befremdet an, als man sich vorstellen kan, und will schlechterdings derjenige nicht seyn, wofür ihn Hans Wurst ansieht: Indem sie nun mit einander streiten, kommen Sir Andreas und Sir Tobias dazu, von denen der Erste durch den nemlichen Optischen Betrug seinen Mann gefunden zu haben glaubt, und dem vermeynten Cäsario eine Ohrfeige appliciert, welche Sebastiano mit einer Tracht Schläge erwiedert. Sir Andreas hatte sich das nicht vermuthet, und appelliert an die Justiz; denn, sagt er, wenn ich ihm gleich den ersten Schlag gegeben habe, so ist es doch keine Manier, daß er mir soviele dagegen giebt. Indem nun Sir Tobias Friede machen will, wird er selbst mit Sebastiano handgemein; von der dazwischen kommenden Olivia aber in der

      ZWEYTEN SCENE

       Inhaltsverzeichnis

      so gleich wieder geschieden, welche ihren ungesitteten Oheim unter den bittersten Vorwürfen aus ihren Augen gehen heißt, den vermeynten Cäsario aber aufs zärtlichste zu besänftigen sucht, und zu sich in ihr Haus nöthiget. Sebastiano weiß nun vollends nicht mehr, in was für einer Welt er ist. Was bedeutet alles diß, ruft er aus, entweder hab ich den Verstand verlohren, oder das alles ist ein Traum. O wenn es ein Traum ist, so laßt die Phantasie meine Sinnen immer in Lethe tauchen, so laßt mich nie von diesem Traum erwachen. Nun, sagt Olivia, komm, ich bitte dich; ich wollte du liessest dich von mir regieren; von Herzen gerne, antwortet Sebastian, und so gehen sie in bester Eintracht mit einander ab.

      DRITTE SCENE

       Inhaltsverzeichnis

      Ein Zimmer in Olivias Haus.

      Maria und Hans Wurst.

      Maria.

      


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