Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир

Sämtliche Werke von William Shakespeare - Уильям Шекспир


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Welch Stürmen auf der See! Wie bebt die Erde!

       Wie rast der Wind! Furcht, Umsturz, Graun und Zwiespalt

       Reißt nieder, wühlt, zerschmettert und entwurzelt

       Die Eintracht und vermählte Ruh der Staaten

       Ganz aus den Fugen! Oh, wird Rangordnung,

       Die Letter aller hohen Plän, erschüttert,

       So krankt die Ausführung. Wie könnten Gilden,

       Würden der Schule, Brüderschaft in Städten,

       Friedsamer Handelsbund getrennter Ufer,

       Der Würde und das Recht der Erstgeburt,

       Ehrfurcht vor Alter, Zepter, Kron und Lorbeer

       Ihr ewig Recht ohn Rangordnung behaupten?

       Tilg Rangordnung, verstimme diese Saite,

       Und höre dann den Mißklang! Alles träf

       Auf offnen Widerstand. Empört dem Ufer

       Erschwöllen die Gewässer übers Land,

       Daß sich in Schlamm die feste Erde löste,

       Macht würde der Tyrann der blöden Schwäche,

       Der rohe Sohn schlüg seinen Vater tot,

       Kraft hieße Recht – nein, Recht und Unrecht, deren

       Endlosen Streit Gerechtigkeit vermittelt,

       Verlören, wie Gerechtigkeit, den Namen.

       Dann löst sich alles auf nur in Gewalt,

       Gewalt in Willkür, Willkür in Begier;

       Und die Begier, ein allgemeiner Wolf,

       Zwiefältig stark durch Willkür und Gewalt,

       Muß dann die Welt als Beute an sich reißen

       Und sich zuletzt verschlingen. Großer König,

       Dies Chaos, ist erst Rangordnung erstickt,

       Folgt ihrem Mord.

       Und dies Nichtachten jeder Rangordnung

       Geht rückwärts Schritt für Schritt, indems hinauf

       Zu klimmen strebt. Des Oberfeldherrn spottet,

       Der unter ihm zunächst, den höhnt der zweite,

       Den nächsten dann sein Untrer: so vergiftet

       Vom ersten Schritt, der seinem Obern trotzt,

       Wird jeder folgende zum neidschen Fieber

       Kraftloser, bleicher Nebenbuhlerschaft.

       Und solch ein Fieber ists, das Troja schirmt,

       Nicht eigne Stärke. Kurz, den Troern schafft

       Nur unsre Schwäche Frist, nicht eigne Kraft.

      NESTOR

       Sehr weislich hat Ulysses uns enthüllt

       Die Seuche, an der unsre Macht erkrankt.

      AGAMEMNON

       Der Krankheit Art hast du durchschaut, Ulysses;

       Welch Mittel nun?

      ULYSSES

       Der Held Achilles, den die Meinung krönt

       Als Nerv und rechte Hand des ganzen Heers,

       Das Ohr gefüllt mit seinem luftgen Ruhm,

       Wird frech und launenhaft und ruht ihm Zelt,

       Verspottend unser Tun. Mit ihm Patroklus,

       Auf einem Lotterbett, treibt freche Possen

       Den lieben langen Tag

       Und stellt mit tölpisch lächerlichem Pathos,

       Das der Verleumder Nachahmung benennt,

       Uns all zur Schau. Manchmal, o großer König,

       Agiert er deine höchste Majestat,

       Stolzierend wie ein Bühnenheld, des Geist

       Im Kniebug wohnt und dens erhaben dünkt,

       Der Bretter Schall und hölzern Echo hören,

       Wenn er mit steifem Fuß den Boden stampft;

       So jämmerlich verdreht und übertrieben

       Verzerrt er deine Hoheit. Wenn er spricht,

       Klingts wie geborstne Glocken: sinnlos Zeug,

       Wie es von Typhons Schlund hervorgebrüllt

       Noch Bombast schiene. Bei dem schalen Wust

       Liegt breit und faul Achilles auf den Polstern,

       Lacht aus der tiefen Brust ihm lauten Beifall,

       Ruft: Herrlich! Das ist Agamemnon völlig!

       Nun spiel mir Nestor! Räuspre, streich den Bart

       Wie er, wenn er zu reden Anstalt macht! –

       Er tuts und triffts, wie Nord und Süd sich treffen,

       So ähnlich wie Vulkan der Gattin ist,

       Doch Freund Achill ruft nochmals: Meisterhaft!

       's ist Nestor ganz! Jetzt spiel ihn mir, Patroklus,

       Wie er sich nachts beim Überfall bewaffnet. –

       Und dann – wie klein! – muß selbst des Alters Schwachheit

       Zur Posse dienen; hustend räuspert er,

       Schiebt, krankhaft fuschelnd, an des Panzers Hals

       Die Nieten ein und aus, und bei dem Spaß

       Stirbt Herr Großmächtig, schreit: Genug, Patroklus!

       Schaff Rippen mir von Stahl, sonst spreng ich alle

       Vor übermäßger Lust! – So dient den beiden

       All unsre Fähigkeit, Natur, Gestalt,

       Besondre Gab und allgemeine Art,

       Vollbrachte Tat, Entwurf, Befehl und Plan,

       Aufforderung zum Kampf, Antrag um Stillstand,

       Erfolg und Mißgeschick, was ist und nicht ist,

       Zum Stoff für Albernheit und Parodie.

      NESTOR

       Und von dem schlimmen Beispiel dieser zwei,

       Die, wie Ulysses sagt, die Meinung krönt

       Mit Herrscherton, ward mancher angesteckt.

       Ajax, voll Eigendünkels, trägt das Haupt

       So hoch gezäumt, so trotzig wie der breite

       Achilles, bleibt in seinem Zelt wie jener,

       Gibt Schmäuse den Partein, schimpft unsre Waffen,

       Als wär er ein Orakel, hetzt Thersites,

       Den Schalksnarrn, der wie Münze Lästrung prägt,

       Durch niedrigen Vergleich uns zu besudeln,

       Mit Schimpf und Hohn zu schmähn auf unsre Drangsal,

       Wie sehr uns auch ringsher Gefahr bedroht.

      ULYSSES

       Sie lästern unsre Politik als Feigheit,

       Sie stoßen Weisheit aus dem Rat des Kriegs,

       Verlachen Vorbedacht und würdigen

       Nur Tat der Faust – die stille Geisteskraft,

       Die prüft, wie viele Hände wirken sollen,

       Wenns Zeit erheischt, und durch mühsame Schätzung

       Voraus bestimmt, wie zahlreich sei der Feind,

       Das alles hält man keines Fingers wert,

       Bettarbeit nennt mans, Stubenkrieg und Schreibwerk,

       So daß der Widder, der die Mauern bricht,

       Und die


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