Sämtliche Werke von William Shakespeare. Уильям Шекспир

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Wärs nicht die Ehre, die uns mehr entflammt,

       Als unserm schwellnden Groll genugzutun,

       Nicht einen Tropfen Troerblut mehr wollt ich

       Für sie vergeudet sehn. Doch, tapfrer Hektor,

       Sie ist ein Gegenstand für Ehr und Ruhm,

       Ein Sporn zu tapfrer, hochbeherzter Tat,

       Gibt jetzt uns Mut, die Feinde zu vernichten,

       Und für die Zukunft Preis, der uns verklärt.

       Denn, weiß ich doch, Held Hektor gäbe nicht

       So reichen Vorteil der verheißnen Glorie,

       Wie sie auf dieses Kampfes Stirn uns lächelt,

       Für alles Gold der Welt.

      HEKTOR

       Wohl hast du recht,

       Du tapfrer Sproß des großen Priamus.

       Ich sandte schon aufreizend Fehdewort

       Den trägen und entzweiten Griechenfürsten,

       Das ihre Schlummergeister wecken wird.

       Wie ich vernommen, schläft ihr bester Held;

       Neid und Parteiung schleichen durch das Feld:

       Dies, hoff ich, regt ihn auf.

       Sie gehn ab.

      DRITTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Das griechische Lager . Vor dem Zelt des Achilles

       Thersites tritt auf , allein.

      THERSITES

       Wie nun, Thersites? Ganz verloren im Labyrinth deines Grimms? Solls der Elefant Ajax so davontragen? Er schlägt mich, und ich schimpfe auf ihn: o schöne Genugtuung! Ich wollte, es stände umgekehrt, und ich könnte ihn schlagen, während er auf mich schimpft! – Blitz, ich will Teutel bannen und beschwören lernen, damit ich doch irgendeine Frucht meiner zornigen Verwünschungen sehe. – Dann, dieser Achilles! Der ist mir ein trefflicher Ingenieur! Wenn Troja nicht eher genommen wird, bis diese beiden es untergraben, so mögen die Mauern stehn, bis sie von selbst einfallen. O du großer Donnerschleudrer vom Olymp, vergiß, daß du Jupiter, der Götterkönig, bist; und du, Merkur, verlier alle Schlangenkunst deines Stabes, wenn ihr ihnen nicht das kleine, kleine, weniger als kleine Körnchen Verstand nehmt, das sie haben, von dem die kurzarmige Dummheit selbst einsieht, es sei so übermäßig winzig, daß es nicht so viel Umsicht haben wird, eine Fliege vor einer Spinne zu retten, ohne das plumpe Schlachtschwert zu ziehn und das Gewebe zu durchhauen. Hiernächst wünsch ich dem ganzen Lager die Pestilenz oder besser das napolitanische Knochenweh; denn der Fluch, dünkt mich, sollte denen folgen, welche um einen Unterrock Krieg führen. Das ist mein Gebet, und der Teufel Bosheit spreche das Amen. Heda! Holla! Fürst Achilles!

       Patroklus tritt auf.

      PATROKLUS

       Wer da, Thersites? Lieber Thersites, komm herein und schimpfe!

      THERSITES

       Hätt ich nur an eine falsche Goldmünze gedacht, du wärst meiner frommen Betrachtung nicht entschlüpft; aber es macht nichts. Dich selbst wünsche ich dir an den Hals! Der allgemeine Fluch der Menschen, Torheit und Unwissenheit, sei dein in reichlicher Fülle! Der Himmel behüte dich vor einem Hofmeister, und gute Zucht komme dir nicht nah! Dein Blut regiere dich bis an deinen Tod! Wenn dich dann die Leichenfrau eine schöne Leiche nennt, so schwöre ich meinen besten Eid, sie hat nie andre als Aussätzige eingekleidet. Amen! – Wo ist Achilles?

      PATROKLUS

       Was? Gehörst du zu den Frommen? Sprachst du ein Gebet?

      THERSITES

       Ja; der Himmel erhöre mich!

      PATROKLUS

       Amen.

       Achilles tritt auf.

      ACHILLES

       Wer ist da?

      PATROKLUS

       Thersites, Herr.

      ACHILLES

       Wo, wo? Bist du da? Ei, mein Käse, mein Verdauungspulver, warum hast du dich seit so mancher Mahlzeit nicht bei mir aufgetischt? Sag an, was ist Agamemnon?

      THERSITES

       Dein Oberherr, Achilles. Nun sage mir, Patroklus, was ist Achilles?

      PATROKLUS

       Dein Gebieter, Thersites. Nun sage mir, was bist du selbst?

      THERSITES

       Dein Kenner, Patroklus. Nun sage mir, Patroklus, was bist du?

      PATROKLUS

       Das mußt du, der mich kennt, am besten wissen.

      ACHILLES

       O sag doch, sag doch!

      THERSITES

       Ich will die ganze Frage noch einmal durchgehn. – Agamemnon befiehlt dem Achilles, Achilles ist mein Gebieter, ich bin Patroklus' Kenner, und Patroklus ist ein Narr!

      PATROKLUS

       Du Schuft!

      THERSITES

       Still, Narr, ich bin noch nicht fertig.

      ACHILLES

       Er hat das Privilegium. Nur weiter, Thersites!

      THERSITES

       Agamemnon ist ein Narr, Achilles ist ein Narr, Thesites ist ein Narr und, wie schon gesagt, Patroklus ist ein Narr,

      ACHILLES

       Beweise das. Nun?

      THERSITES

       Agamemnon ist ein Narr, weil er dem Achilles befehlen will; Achilles ist ein Narr, weil er sich vom Agamemnon befehlen läßt; Thersites ist ein Narr, weil er einem solchen Narren dient, und Patroklus ist ein Narr schlechthin.

      PATROKLUS

       Warum bin ich ein Narr?

      THERSITES

       Die Frage tue deinem Schöpfer, mir ists genug, daß du's bist. Seht, wer hier kommt?

       [Es treten auf Agamemnon, Ulysses, Nestor, Ajax und Diomedes. ]

      ACHILLES

       Patroklus, ich will mit niemand reden. Komm mit mir herein, Thersites!

       Geht ab.

      THERSITES

       O all die Lumpigkeit, all die Gaukelei, all die Nichtswürdigkeit! Die ganze Geschichte dreht sich um einen Hahnrei und eine Hure; ein hübscher Gegenstand, um Parteiung und Ehrgeiz aufzuhetzen und sich daran zu Tode zu bluten! Daß doch der Aussatz das Gesindel fräße und Krieg und Liederlichkeit alle zusammen verdürbe!

       Geht ab. Es treten auf Agamemnon, Ulysses, Nestor, Diomedes, Ajax und Kalchas.

      AGAMEMNON

       Wo ist Achilles?

      PATROKLUS

       In seinem Zelt; doch nicht wohlauf, mein Fürst.

      AGAMEMNON

       Tut ihm zu wissen, ich sei selber hier.

       Er höhnte Unsre Boten, und Wir tun

       Verzicht auf Unsre Würde, ihn besuchend.

       Dies zeigt ihm an; daß er nicht etwa glaube,

       Wir sein im Zweifel über Unseren Rang,

       Uns selbst verkennend.

      PATROKLUS

       Also sag ichs ihm.

       Geht ab.

      ULYSSES

      


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