Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ein Mensch, der sich still an so vielem freuen kann. Einer der beobachtet und nicht viele Worte macht. Das schätze ich sehr. Du bist keiner dieser Schwätzer und Blender, die sich ständig darstellen und immer das Neueste und Modernste haben müssen. Du liebst doch das einfache Leben auch sehr, bist sehr naturverbunden. Sollte ich mich da irren?«

      »So schätzt du mich ein? Da magst recht haben. Doch wie kommst drauf, daß ich so bin?«

      »Ich habe dich mit den anderen jungen Männern verglichen. Weißt, wenn ihr zusammen seid und Bier trinkt, wenn ihr Karten spielt oder an den Motorrädern rumschraubt, dann kann man es deutlich sehen. Du bist anders.«

      »Du bist auch anders, Rosa!«

      Sie errötete.

      »Wie meinst du das?«

      »Na, das ist einfach zu erklären. Du bist ein fesches Madl. Die Burschen machen dann manchmal schon Bemerkungen. Da bist immer drüber weggegangen. Hast dich nie drauf eingelassen. Hast immer den Abstand gewahrt. I hab’ mich erkundigt. Du hast keinen Freund, keinen Liebsten, wie man hier sagen tut.«

      »Wo hast dich denn erkundigt?«

      »I hab’ mit deiner Tante gesprochen. Hat sie nix gesagt?«

      Rosa errötete erneut.

      »Doch, sie hat es mir erzählt. Das ist aber schon gut vier Wochen her«, sagte Rosa ganz leise und fügte hinzu: »Warum hast du denn mit meiner Tante gesprochen? Hättest mich doch auch fragen können.«

      »Mei, Rosa, des wollt i net. Des wäre nicht gut gewesen. I wollt net, daß du denkst, daß i dich ausfragen wollt über dein Privatleben.«

      »Doch du interessierst dich schon für mein Privatleben, wie du sagst.«

      »Mei, schon! I wollt eben wissen, woran i bin. I bin nämlich niemand, der einem Madl nachstellt, das einem anderen gehört.«

      Rosas Herz klopfte. Sie wandte den Kopf um und schaute Ansgar an.

      Ihre Augen trafen sich. Vorsichtig tastete sich Ansgar vor und ergriff ihre Hand.

      »Rosa, du gefällst mir! I weiß net, wie i es dir sagen soll.«

      Sie lächelte ihn voller Zuversicht an und streichelte ihm die Wange.

      »Ich weiß, daß ich dir gefalle, Ansgar. Du hast doch schon lange nach mir geschaut. Warum denkst du, bin ich gleich heute mit dir mitgegangen? Ich habe mich die letzten Wochen immer gefragt, wann du endlich den Mut aufbringst, deine Gefühle zu zeigen.«

      Ansgar nahm sie bei den Schultern. Sein Herz jubelte.

      »Dann hast du es bemerkt?«

      »Natürlich, Ansgar! Ich habe es auch versucht zu zeigen. Hast du das nicht bemerkt?«

      »Doch, Rosa, ich habe es bemerkt.«

      Sie lachte ihn an.

      »Ansgar, wie lange soll ich noch auf meinen ersten Kuß warten?«

      Rosa schloß die Augen und kam ihm ein ganz, ganz, ganz kleines Stückchen näher.

      Ansgar seufzte.

      »Rosa, des geht net.«

      Sie öffnete die Augen.

      »Warum? Ich denke, daß du mich magst?«

      »Rosa, es ist viel mehr als mögen! Rosa, ich liebe dich!«

      »I liebe dich auch!«

      Rosa schlang einfach ihre Arme um seinen Hals.

      »Rosa, i liebe dich so! Ich wünsche mir, immer mit dir zusammenzusein. Aber i hab’ nix außer meiner Liebe zu dir. I bin daheim fort. I werde keinen Hof mehr erben. I weiß net, was i in der Zukunft mache. Ach, es is alles kompliziert.«

      »Psst! Ich will net dein Erbe. Ich will dich!«

      »Wirklich?«

      »Ja, Ansgar.«

      Dann lagen sie sich in den Armen und küßten sich. All die seit Wochen aufgestaute Zuneigung und Sehnsucht lag in diesen Küssen.

      »Liebster Ansgar!« flüsterte Rosa zärtlich.

      »Rosa, mein Madl! I lieb dich!«

      Dann saßen sie eng umschlungen beieinander. Rosa hatte den Kopf an Ansgars Schulter gelegt, und er erzählte ihr alles. Er sprach von seinem Vater. Voller Wehmut erzählte er ihr von dem Natterer Hof, seiner verlorenen Heimat, wie er ihn jetzt nannte. Er berichtete von Frizzi und deren heimlicher Liebe.

      »Das mit Frizzi ist wie bei ›Romeo und Julia‹. Ich hoffe, es kommt zum Happy End. Frizzi ist so ein lieber Mensch. I mag sie sehr gut leiden.«

      Ansgars Handy läutete. Er ließ es klingeln.

      »Diese Dinger bimmeln immer dann, wenn sie net sollen.«

      »Nun geh schon dran!«

      Ansgar meldete sich. Er lauschte.

      »Dann komm doch hierher! Wir sind in unserem Tannenwald! Du weißt doch wo der Natterer Tann is?«

      Dann lauschte er wieder und lachte.

      »Was ich hier zu suchen hab’?« Er grinste. »I hab’ hier ein liebes Madl im Arm. Wen, des kannst dir ja denken! Beeilt euch!«

      Ansgar steckte das Handy ein.

      »Des war die Frizzi! Sie kommt, zusammen mit dem Dominik! Bei dem daheim hat es auch Zoff gegeben. Sein Vater is dahinter gekommen, daß er was mit der Frizzi hat. Mehr weiß i net. Da müssen wir abwarten, bis die beiden da sind. Wir können inzwischen nix tun.«

      »Doch, wir können etwas tun, Ansgar! Wir können uns liebhaben und küssen!«

      Sie schmiegten sich eng aneinander.

      *

      Frizzi und Dominik kamen in Dominiks Auto.

      »Vorstellen brauch i euch die Rosa ja net«, sagte Ansgar voller Stolz. »Ihr kennt sie ja. I will euch nur sagen, daß die Rosa mein Madl is.«

      »Da freu i mich, Ansgar!« Frizzi sah man die Freude darüber an.

      »I bin mit dem Ansgar aufgewachsen fast wie Bruder und Schwester, Rosa. Er ist ein ganz lieber Bursch. Verläßlich und treu wird er dir auch sein, Rosa. Da bin i mir sicher.«

      »Nur arm bin i wie eine Kirchenmaus, Rosa!« unterbrach Ansgar Frizzi in der Aufzählung.

      »Schmarren! Des denkst du dir so! I hab’ des alles für dich und deine Rosa in Ordnung gebracht. Dein Vater hat eingesehen, daß das net recht war. Mein Vater hat auch dahintergesteckt. Doch jetzt kannst wieder heim auf den Hof. I hab’ mit deinem Vater gesprochen. Er wartet auf dich.«

      »Wirklich?«

      »Ja, wirklich, Ansgar!«

      »Dafür könnt i dich drücken, Frizzi!«

      »Dann mach’s! Is ja brüderlich!«

      Voller Freude schloß Ansgar Frizzi in die Arme.

      »I danke dir, Frizzi!«

      »So, Ansgar, bevor du hier jetzt Wurzeln schlägst, nimmst deine Rosa und fährst heim, auf den Hof.«

      »Des machen wir! Net wahr, Rosa?«

      »Wenn du willst, Ansgar.«

      »I will! I freue mich schon auf die Augen meines Vaters, wenn i ihm dich als mein Madl vorstell. Der wird Augen machen!«

      Ansgar legte den Arm um Rosa und drückte sie an sich.

      Dann wandte er sich an Frizzi und Dominik.

      »Wie ist’s jetzt mit euch?«

      Dominik erzählte von der Auseinandersetzung mit seinem Vater. Frizzi berichtete danach von ihrem Vater und der Drohung, sie zu enterben.

      »Was war denn das für eine alte Geschichte?


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