Dem Captain ausgeliefert. Inka Loreen Minden

Dem Captain ausgeliefert - Inka Loreen Minden


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grünen Naga-Nüssen. Ihr düsterer Fremder schob sich eine davon zwischen die sinnlichen Lippen und leckte sich anschließend die salzigen Finger ab.

      Beinahe hätte Willow gesäuselt: »Aber das kann ich doch für Sie übernehmen, Sir.«

      Oh je, ihre Fantasie ging schon wieder mit ihr durch! Schnell nippte sie an ihrem Drink und tat so, als würde sie die Einrichtung des Clubs interessieren. Das Etablissement wirkte kühl mit dem anthrazitfarbenen Boden, den großen Glitzerkugeln an der Decke und den ganzen weißen Möbeln. Cool, aber edel. Willow hatte sich bewusst für diesen exklusiven Laden entschieden, weil hier garantiert keine Schmuggler und Diebe abhingen. Nur wer ein makelloses Führungszeugnis besaß, durfte diesen Club betreten; Zugang erfolgte mit Netzhaut-Scan. Und wie sich herausstellte, hatte sie genau die richtige Wahl getroffen. Nur die Reichen und Schönen schienen sich hier aufzuhalten.

      Willow war das erste Mal auf Terra Omega, einem wundervollen Planeten, auf dem es viel Wasser, Berge und bewaldete Täler gab. Sie wurde immer dort eingesetzt, wo man sie brauchte, und sie verdiente nicht schlecht, war schon viel im Universum herumgekommen. Zwar war sie schon als Kind ununterbrochen gereist, aber jetzt verdiente sie ihr Geld mit ehrlicher Arbeit. Einer sehr wichtigen, dieses Mal, sie durfte den Auftrag nicht versauen. Vielleicht sollte sie lieber nicht so viel trinken.

      Das heiße Gerät drehte sich ihr zu, musterte sie erneut interessiert und fragte: »Was treibt Sie in diese Gegend, Miss …«

      »Willow. Nur Willow«, antwortete sie schnell und nahm noch einen kräftigen Schluck. Sie wollte hinzufügen, dass alle sie bloß Will nannten, aber sie brachte kein Wort mehr hervor. Der Kerl fesselte sie allein mit seinem Blick aus diesen dunkelgrauen Augen, die schon fast künstlich wirkten, denn sie besaßen hellgraue Sprenkel, wie Silbersterne. Ob er Kontaktlinsen trug oder seine Iriden tätowiert waren? Das war zumindest auf Beta Ypsilon, einer Weltraumbasis im Holo-Gürtel, der letzte Schrei.

      Der Alkohol brannte ihr beinahe die Kehle auf, doch das bemerkte sie kaum, weil sie nur Augen für den Mann an ihrer Seite hatte. Er war mittlerweile noch näher gerutscht, und sein langer Oberschenkel berührte ihr Bein. Er strahlte eine unglaubliche Hitze aus.

      »Willow …«, wiederholte er mit dieser faszinierenden, wohlklingenden Stimme, die dafür sorgte, dass ihr Höschen feucht wurde. »Ein schöner Name für eine schöne Frau.«

      Peng, ihre Traumblase platzte.

      Okay, er war also doch nicht so perfekt, wie sie geglaubt hatte, denn es ärgerte sie, dass er solch eine billige Masche bei ihr probierte. Ein Mann wie er hatte es nicht nötig, einer Frau Allerwelts-Komplimente zu machen. Aber gut, keiner war vollkommen, deshalb wollte sie ihm noch eine Chance geben. Außerdem musste sie ab morgen für längere Zeit auf private Gesellschaft verzichten, und er sollte ohnehin nur eine Eroberung für eine Nacht sein.

      Belüg dich nicht selbst!, schalt sie sich. Du hast in ihm schon den Mann deiner Träume erkannt.

      Ja, ja, aber Traummänner gab es nicht. Das echte Leben war eben keine Virtual Reality.

      »Also … bist du länger auf Terra Omega, Willow?«, fragte er, als der Barkeeper ihm den Drink hinstellte.

      »Leider nicht. Morgen muss ich schon wieder abfliegen. Und du, Mister Unbekannt?«

      »Mein Name ist Noah.« Er hob sein Glas, und sie stießen miteinander an. »Ich muss bald eine Reise antreten.«

      Dann sollten sie diese Nacht ausnutzen! Sie traf ihn wahrscheinlich nie wieder.

      Erst jetzt, da er ihr so nah war, bemerkte sie, wie gut er roch. Nach einem balsamischen Männerparfüm. Außerdem zeigten sich in seinem Gesicht die ersten Fältchen und er besaß eine leicht zu große Nase. Oh, sie liebte interessante Männer, die natürlich aussahen und nicht wie aus dem Schönheitskatalog entsprungen. Heutzutage ließ sich fast jeder operieren. Auch sie hatte sich überlegt, ob sie etwas an sich machen lassen sollte, doch es gab nur eine Sache, die sie wirklich störte: Für eine Frau war sie etwas zu groß. Deshalb freute es sie, dass Noah sie um wenige Zentimeter überragte. Für gewöhnlich geriet sie nur an solche Männer, die von ihr dominiert werden wollten. Tatsächlich wollte sie aber auch einmal gerne testen, wie es war, wenn ein Mann im Bett den Ton angab. Und sie glaubte, in Noah solch einen Mann gefunden zu haben. Er strahlte Autorität aus, Überlegenheit und ja, auch ein bisschen Arroganz. Wahrscheinlich war er irgendein furchtbar wichtiger Schnösel, womöglich Politiker.

      Erneut lief ein Prickeln durch ihren Körper und die Impulse sammelten sich in ihrem Schoß. Willow machte einen harten Job und war darin besser als viele Männer mit demselben Rang. Und jeden Tag wollte sie sich selbst und ihrer Umwelt beweisen, dass sie noch besser war. Sie wollte es zu etwas bringen, Cheftechnikerin der Gardeflotte werden, doch die wenigen Stellen waren hart umkämpft. Allerdings besaß sie einen entscheidenden Vorteil: Dank ihrer dubiosen Vergangenheit kannte sie den Frachtschifftyp X-3003 wie ihren Werkzeuggürtel. Sie erhoffte sich durch den neuen Auftrag, bei dem sie sich auf genau solch einem Shuttle befinden würde, endlich die ersehnte Beförderung zu bekommen.

      »Hast du Lust auf ein bisschen mehr Privatsphäre, Willow?«, fragte Noah und deutete mit seinem markanten Kinn zu einer Wand des Clubs, an der sich mehrere schwarze Türen im Abstand von etwa fünf Metern aneinanderreihten. Dahinter verbargen sich kleine, exklusive Räume, die man für viel Geld buchen konnte. Über drei dieser Eingänge leuchtete ein grünes Licht. Die waren also noch frei.

      Ihr Herz überschlug sich vor Aufregung, doch sie setzte ein kühles Lächeln auf und säuselte: »Sehr gerne … Sir.« Bei ihrem letzten Wort räusperte er sich hart, als hätte er sich an einer Nuss verschluckt. Doch dann legte sich ein dunkler Schimmer über seine Augen und er begutachtete sie, als wäre er der Wolf und sie das Lämmchen.

      Willow grübelte, ob sie wirklich das Richtige tat und nicht vorschnell zugestimmt hatte. In diesem Separee waren sie von allen anderen abgeschottet, und Noah würde alles Mögliche mit ihr anstellen können … Aber er würde sie schon nicht umbringen, nicht in einem solch edlen Club wie diesem! Außerdem wusste sich Willow zu verteidigen.

      Beim Barkeeper buchte Noah Separee Nummer fünf für drei Stunden und hielt seine luxuriöse Armbanduhr an den Scanner. Auf dem Display der Kasse leuchtete die Summe von fünfhundert Credits auf. Willow schluckte bei dem Betrag, aber Noah zuckte nicht einmal mit der Wimper.

      Ihr Unbekannter sah also nicht nur heiß aus, er schien auch wohlhabend zu sein – oder einfach großzügig. Beides gefiel ihr, wobei sie nicht am Hungertuch nagte, nicht mehr. Als Shuttle-Technikerin verdiente sie nicht schlecht, und der morgige Auftrag spülte einen ganzen Berg Extra-Credits auf ihr Konto. Sie war also nicht auf einen reichen Typen angewiesen. Dennoch interessierte es sie, womit er sein Geld verdiente. Das würde sie später aus ihm herauskitzeln. Zuerst wollte sie Spaß haben.

      »Wollen wir?«, raunte er, rutschte vom Hocker und nahm ihre beiden Gläser. Anschließend hielt er ihr seinen Ellenbogen hin.

      Sie hakte sich bei ihm ein und wurde sich allzu deutlich seiner mächtigen Ausstrahlung bewusst. Willow roch sein Parfüm noch intensiver, fühlte die Hitze seiner Haut, und ihr Herz raste, als er sie durch eine der schwarzen Türen führte. Jetzt wurde es ernst.

      In dem kleinen Raum brannten nur schwach ein paar Lampen, die ein schummriges lila Licht verbreiteten. Die Einrichtung bestand lediglich aus einer mondsichelförmigen schwarzen Ledercouch, auf der höchstens vier Personen sitzen konnten, einem runden Tisch und einer Selbstbedienungsbar in Form einer Klappe an der Wand. Auf einem Display daneben konnten Drinks und Snacks ausgewählt werden, die nach der Bestellung hinter der Klappe auf einen warteten.

      »Möchtest du etwas essen oder trinken?«, fragte Noah, während sie sich auf der Couch niederließ und ihre Handtasche im Schoß knetete.

      »Nein, Danke.« Sie war viel zu aufgeregt, um etwas anderes herunterzubekommen als Alkohol. Sie hatte ja immer noch ihren Jupiter. Kaum hatte Noah das Glas auf den Tisch gestellt, nahm sie noch einen brennenden Schluck.

      »Tanzen?« Er berührte den Monitor, um einen Song auszuwählen, den Willow noch nie zuvor vernommen hatte. Die langsame Melodie hörte sich wunderschön an, womöglich


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