Das Amulett Staffel 1 – Liebesroman. Patricia Vandenberg

Das Amulett Staffel 1 – Liebesroman - Patricia Vandenberg


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hatte keine Ahnung, wer Dr. Bredow war, und das schien Gräfin Celia erst bewußt zu werden, als sie das erstaunte Gesicht des Mädchens sah.

      »Er ist mein Vermögensverwalter«, erklärte sie. »Ich habe noch einiges mit ihm zu regeln.«

      Sie machte einen wesentlich frischeren Eindruck, und Brigitte hatte schon Hoffnung, daß sie die Schwäche überwinden würde. Aber Dr. Ferera, der kurz darauf kam, zerstörte ihre Zuversicht.

      »Ihr Herz ist zu sehr geschwächt. Sie hat keine Widerstandskraft mehr«, sagte er bedauernd. »Wenn sie Bredow sprechen will, ist es besser, er kommt bald.«

      Brigitte rief die Nummer an, die sie in dem Telefonbüchlein in der Diele fand. Eine angenehm klingende Männerstimme meldete sich. Schüchtern trug Brigitte die Wünsche der Gräfin vor.

      »Mein Bruder ist zur Zeit nicht in der Kanzlei«, lautete die Erwiderung. »Ich werde versuchen, ihn zu erreichen. Aber wenn es der Frau Gräfin eilt, werde ich sofort kommen.«

      »Sie ist sehr krank«, bekräftigte Brigitte.

      *

      Dr. Fabian Bredow blickte eine Weile gedankenverloren vor sich hin, nachdem er den Telefonhörer aufgelegt hatte.

      Er selbst hatte persönlich bisher nur einmal mit der Gräfin Vincenti zu tun gehabt. Sein älterer Bruder Norbert war sorgsam darauf bedacht, daß Fabian nicht zuviel Einblick in die Verrnögensverhältnisse der alten Dame bekam. Beinahe zu sorgsam. Er mußte seine Gründe dafür haben, denn sonst überließ Norbert ihm nur zu gern die Hauptarbeit, und zu so früher Stunde erschien er überhaupt nur in der Kanzlei, wenn ein besonders lukrativer Fall vorlag.

      Fabian erreichte seinen Bruder in dessen Privatwohnung und unterrichtete ihn von dem Anruf. Norberts erste Reaktion war reichlich merkwürdig.

      »Die alte Suleika ist doch gestorben«, rief er erstaunt. »Hat die Vincenti denn so rasch einen Ersatz gefunden?«

      Darüber konnte Fabian seinem Bruder keine Auskunft geben, ebensowenig auf die befremdet klingende Frage, warum er denn ebenfalls bei der Gräfin erscheinen solle.

      »Das ist doch wohl überflüssig«, knurrte er.

      »Ich habe zugesagt und fahre jetzt«, erklärte Fabian Bredow energisch. »Sieh zu, daß du bald kommst. Es scheint sehr dringend zu sein.«

      »Das hat mir gerade noch gefehlt«, sagte Norbert Bredow zu seiner Frau Vera, die in einem verführerischen Negligé am Frühstückstisch saß und ihn bei seiner Rückkehr erwartungsvoll ansah. »Jetzt scheint die Vincenti endlich das Zeitliche zu segnen, und nun ist da eine fremde Person aufgekreuzt.«

      »Ihretwegen wird sie das Testament kaum ändern«, erwiderte Vera Bredew gelassen. »Du solltest aber mit Fabian vorsichtig sein. Er ist so schrecklich korrekt.«

      »Wir täten überhaupt besser daran, uns zu trennen«, meinte Norbert Bredow mürrisch. »Er steckt seine Nase überall hinein.«

      »Mach ihn nicht unnötig mißtrauisch«, warnte sie. »Du kennst ja seine Einstellung. Also warte wenigstens ab, bis die Vincenti unter der Erde ist. «

      Es klang so roh, daß es jeden anderen abgestoßen hätte. Aber Norbert Bredow und seine Frau waren aus dem gleichen Holz geschnitzt, gefühllos und berechnend.

      »Ich werde jetzt lieber fahren, bevor diese verrückte Person mit Fabian ungünstige Abmachungen trifft. Bei ihr muß man ja auf alles gefaßt sein.«

      Unterwegs überlegte er, welche Dummheit es war, daß er in einer schwachen Stunde mit seiner Frau über die Gräfin Vincenti gesprochen hatte. In den letzten Monaten war es in seiner Ehe häufig zu Differenzen gekommen, und es behagte ihm nicht, wenn Vera zuviel über ihn wußte.

      Nun, man würde schon sehen. Er hatte sich seinen Plan schon lange zurechtgelegt.

      Als Brigitte Dahl Dr. Fabian Bredow die Tür öffnete, überkam sie eine seltsame Unsicherheit. Seine klugen grauen Augen musterten sie abschätzend, ganz flüchtig nur, und dann erschien ein merkwürdig erstaunter Zug auf seinem markanten Ge

      sicht.

      »Wir haben telefoniert«, sagte er sachlich. »Mein Bruder wird nachkommen.«

      »Bitte Dr. Bredow schon herein«, forderte die Gräfin Brigitte auf. »Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich ein paar Minuten allein mit ihm sprechen kann.«

      Brigitte führte den jungen Anwalt ins Zimmer und zog sich diskret zurück.

      Lange blickte Gräfin Celia prüfend in das scharfgeschnittene Männergesicht. Er hielt ihrem Blick stand und bemerkte zu seiner Verwunderung, daß sich in ihrem Antlitz eine gewisse Erleichterung abzeichnete.

      »Sie sind über mein Testament informiert, Herr Dr. Bredow?« fragte Gräfin Celia leise.

      Er schüttelte verneinend den Kopf. »Mein Bruder betrachtet Sie ausschließlich als seine Klientin.«

      »Aber Sie haben doch eine gemeinsame Kanzlei«, wandte sie verwundert ein.

      »Mit getrennten Kompetenzen. Immerhin bin ich erst seit zwei Jahren Norberts Sozius.«

      »Nun, mir ist es lieber, wenn die Änderung meines Testaments von Ihnen beiden vorgenommen wird«, erwiderte sie eigensinnig.

      »Wie Sie wünschen, gnädige Frau.«

      Der Gong schlug an, und sie hob lauschend den Kopf. »Ich glaube, Ihr Bruder kommt schon.«

      Er hat sich aber verdammt beeilt, dachte Fabian Bredow. Ihm muß sehr viel daran liegen, daß ich nicht allein mit ihr spreche. Dabei konnte er sich seinen Argwohn selbst nicht erklären, war jedoch überzeugt, daß es besser war, aufzupassen. Und noch etwas beunruhigte ihn: Dieses Mädchen, jung und bildhübsch, wie er bemerkt hatte. Sie schien nicht ganz in diese fremdartigphantastische Umgebung zu passen.

      Frauen spielten keine große Rolle in Fabian Bredows Leben. Er hatte eine schlimme Erfahrung hinter sich, und sie genügte ihm vorerst, zumal seine Schwägerin Vera ihm alle weiteren Illusionen zerstört hatte, seit er wußte, wie schamlos sie ihren Mann immer wieder betrog.

      Brigitte geleitete jetzt den älteren Bredow in Gräfin Vincentis Schlafzimmer. Die Brüder wiesen kaum eine Ähnlichkeit miteinander auf, abgesehen davon, daß sie beide dunkle, fast schwarze Haare hatten. Norbert Bredows Augen waren dunkel, standen eng zusammen und hatten einen stechenden Blick. Er war etwas größer als Fabian und sehr schlank.

      Brigitte bemerkte, daß er seinem Bruder einen fast ängstlich- forschenden Blick zuwarf.

      »Du kannst jetzt deine Besorgungen machen, Brigitte«, sagte Gräfin Celia, »aber bleib bitte nicht zu lange aus!«

      Norbert Bredows Gesicht verdüsterte sich, als er die vertrauliche Anrede vernahm. Doch das sah nur die Gräfin. Brigitte senkte unter Fabian Bredows Blick verwirrt den Kopf.

      So hatte sie noch niemals ein Mann angesehen. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, weil er selbst einen so großen Eindruck auf sie machte.

      Sie übte herbe Selbstkritik, während sie ihren schlichten grauen Mantel anzog, die Einkaufstasche nahm und das Haus verließ. Wieso bildete sie sich plötzlich ein, daß ein Mann ihr Aufmerksamkeit schenken könnte. Noch dazu ein Mann wie Fabian Bredow.

      Sie sah zwei Wagen vor dem Grundstück stehen. Einen großen chromblitzenden Straßenkreuzer und einen einfachen, und sie überlegte, welcher zu wem gehörte.

      Unsinn, dachte sie, daß ich mir den Kopf darüber zerbreche. Es war besser, schnellstens die Besorgungen zu erledigen, damit Gräfin Celia nicht allein blieb.

      *

      Als Brigitte zurückkehrte, war eine Stunde verstrichen, und die beiden Anwälte waren noch immer bei der Gräfin. Gedämpfte Stimmen drangen durch die Tür.

      »Haben Sie sich diesen Entschluß auch reiflich überlegt, gnädige Frau?« hörte sie Norbert Bredow fragen.

      »Reiflich«,


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