Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges
Bild, auf dem ein junges Mädchen von etwa achtzehn Jahren abgebildet war.
Judy für Pete, stand in schwungvoller Schrift darauf.
Da waren noch zwei weitere Fotos.
Das junge Mädchen sah darauf wesentlich reifer und erfahrener aus. Auch auf diesen beiden Bildern stand in schwungvoller Schrift je eine Widmung Judys an Pete Bottom.
Parker löste die beiden letzten Bilder von der Wand und steckte sie in seine Brusttasche. Er sah sich Holzwand und Reißzwecken etwas genauer an, schmunzelte andeutungsweise und verließ anschließend den Kramwarenladen.
Er dachte darüber nach, wie man sich nun verhalten mußte. Es war jetzt nicht mehr zu vermeiden, daß Mike Rander sich mit der Polizeibehörde in Verbindung setzte.
Plötzlich hatte der Butler es sehr eilig, hinter einer Hausecke zu verschwinden. Es gelang ihm gerade noch im letzten Augenblick, bevor er von zwei Männern entdeckt wurde, die er schon einige Male gesehen hatte. Es handelte sich um den Bärtigen und dessen Partner, um die beiden Männer also, die auf Jim Raston geschossen hatten.
Sie verschwanden plötzlich im Kramwarenladen Pete Bottoms. Sie trugen Pelzkleidung und mußten einen weiten Weg hinter sich haben. Die Pelze waren schneebestäubt, der schmalere der beiden Männer hinkte unübersehbar.
Ob sie noch nichts von Pete Bottoms Ermordung wußten?
Parker wartete ab, ob und wann sie wieder aus dem Laden kamen. Aber er sah sich getäuscht. Die beiden Gangster nahmen sich Zeit. Zuviel Zeit eigentlich. Entweder hatten sie sich durch den Hinterausgang davongemacht, oder aber sie waren bei der Arbeit, den altertümlichen Tresor zu knacken und sich mit Bargeld zu versorgen.
Josuah Parker gab eine Spur seiner sonst üblichen Würde auf und beeilte sich, in die Halle des Arctic-Hotels zu gelangen. Von hier aus rief er das Büro des Sheriffs an. Stichwortartig setzte er seine Meldung ab. Er hütete sich, umständlich und barock zu reden. Er wollte auf keinen Fall zu schnell ausfindig gemacht werden.
Kurz nach diesem Anruf betrat er erneut die Straße. Er wollte aus einiger Entfernung zusehen, was sich im Store Pete Bottoms tat.
Parker kam auf seine Kosten.
Nur wenige Minuten nach seinem Anruf stampften zwei drahtig aussehende Männer auf den Kramwarenladen zu. Sie verschwanden darin. Dann waren in schneller Reihenfolge einige Schüsse zu hören. Nach weiteren fünfeinhalb Minuten verließen vier Männer das Ladenlokal. Zwei von ihnen waren nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Sie humpelten und mußten gestützt werden. Ihre Bewegungsfreiheit wurde durch Handschellen empfindlich eingeengt.
Es waren die beiden Gangster, die sich auf ereignisreiche Tage in einem Gefängnisanbau vorbereiten konnten. Jim Rastons wahrscheinliche Mörder waren festgenommen worden. Mehr konnte der Butler wirklich nicht erwarten. Er war der verständlichen Meinung, daß dieser Tag ausgesprochen gut begonnen hatte.
*
Herb Durham sah leicht angekratzt aus.
Der explodierende Lauf der Winchester hatte ihm einige Hautrisse und Abschürfungen beigebracht. Durhams Laune war deshalb nicht besonders rosig. Zudem fühlte er sich nach wie vor als Herr der Situation. Er saß Mike Rander gegenüber. Die beiden Männer waren fast allein in der Hotelbar. Um diese frühe Morgenstunde tranken Gäste mit ausgepichten Kehlen noch in ihren Zimmern.
»Sie können mir einen Dreck nachweisen«, sagte Durham, der Chef der Trailer-Gangster. »Beweisen Sie mal, daß meine beiden Leute Sie entführt haben.«
»Vielleicht lege ich gar keinen Wert darauf«, erwiderte Mike Rander lächelnd.
»Soll mir doch egal sein, wie Sie darüber denken, Rander. Hier im Norden gelten andere Gesetze. Sie befinden sich nicht in den Staaten!!«
»Ich kenne bessere Vorlesungen über Staatsrecht«, meinte Anwalt Rander spöttisch. »Aber wenn Sie darauf bestehen, höre ich Ihnen zu.«
»Sie wissen genau, was ich von Ihnen will.«
»Manchmal bin ich etwas begriffsstutzig.«
»Ich mache Ihnen einen ehrlichen Vorschlag, Rander. Verkaufen Sie mir Rastons Schürfpläne. Sie werden gut bedient, ich lasse mich nicht lumpen!«
»Was schwebt Ihnen denn so vor?«
»Wären Sie grundsätzlich bereit, sich mit mir zu einigen?« Herb Durham witterte Morgenluft. Er brachte es fertig, ein vertrauliches Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen zu lassen.
»Und falls nicht?«
»Kämen Sie nicht mehr heil hier aus Alaska heraus. Das ist keine leere Drohung, Rander. Ich verfüge über mehr Mittel und Beziehungen, als Sie überhaupt ahnen.«
»Bisher haben Sie und Ihre Beziehungen sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, Durham.«
»Pech. Aber was macht eine einzige verlorene Runde schon aus? Die nächsten werden an mich gehen.«
»Sie sind sich da sehr sicher, wie?«
»Worauf Sie sich verlassen können.«
»Schön, verlassen Sie sich darauf, Durham. Mehr bleibt Ihnen ohnehin nicht übrig.«
»Sie wollen …?«
»Ich will nicht. Sie haben mich schnell verstanden. Halten Sie mich für einen Winkeladvokaten? Ich würde niemals mit einem Gangster Ihres Schlags gemeinsame Sache machen. Das müßten Sie doch längst gemerkt haben.«
»Also Krieg …?«
»Wenn Sie ihn unbedingt haben wollen, bitte, Durham, genieren Sie sich nur nicht.«
»Sie halten sich wohl für sehr gerissen, was?«
»Kaum, aber ich habe das gute Gefühl, das Recht auf meiner Seite zu haben. Sie kennen dieses Gefühl natürlich nicht, doch Sie dürfen mir glauben, daß das eine verflixt beruhigende und gute Sache ist.«
»Schön …!« Herb Durham erhob sich mühsam und baute sich vor dem kleinen, runden Tisch auf. »Sie werden Ihres Lebens nicht mehr froh werden. Das gilt auch für Ihren komischen Butler.«
»Wer komischer gewesen ist, mein Butler oder Sie, Durham, müßte erst noch geklärt werden. Die Schürfpläne gehen an den rechtmäßigen Besitzer. Und das ist in diesem Fall Jim Rastons Tochter Judy.«
»Sie werden Ihren Entschluß bald bereuen.«
»Wie geht es Ihren beiden Leuten?« erkundigte sich Mike Rander übertrieben höflich nach den beiden Gangstern, die erst vor wenigen Stunden von Josuah Parker hereingelegt worden waren.
Statt zu antworten, verzog Herb Durham nur sein Gesicht. Das war schließlich ein Thema, an das er auf keinen Fall erinnert werden wollte. Männer seines Schlages konnten einfach keine Niederlage einstecken.
»Noch etwas«, redete der junge Anwalt weiter. »Ich will Ihnen ein kleines Denksporträtsel für den Rückweg mitgeben, Durham. Überlegen Sie mal, was Sie oder Ihre beiden Mitarbeiter bei dem Mord an Pete Bottom vergessen und übersehen haben …!«
*
»Äußerst lästig, daß Durham uns beschatten läßt«, meinte der junge Anwalt zu seinem Butler. Er löste sich vom Hotelfenster, durch das er hinunter auf die vom Schnee freigeräumte Straße gesehen hatte. »Durham will uns nicht aus den Augen lassen und jeden unserer Schritte genau überwachen lassen.«
»Wenn Sie erlauben, Sir, würde ich dagegen gern etwas unternehmen«, bot Josuah Parker seine Dienste an.
»Machen Sie’s aber nicht zu hart«, antwortete Rander und verbiß sich ein Lächeln. »Ich möchte nicht, daß Sie wegen Körperverletzung vor ein Gericht gestellt werden.«
»Ich werde mich an die in Gangsterkreisen üblichen Spielregeln halten, Sir«, gab Parker steif und würdevoll zurück. »Ihre Erlaubnis vorausgesetzt, ziehe ich mich zurück.«
Mike Rander nickte.
Er ließ sich in einem