Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Sir!«

      Mike Rander verzichtete darauf, seinen leichten Unglauben zu äußern. Er war schon nach wenigen Sekunden in der Dunkelheit verschwunden. Josuah Parker machte sich daran, die Fundstätte wieder herzurichten. Zwischendurch horchte er immer wieder auf das lautstarke Feuergefecht. Die Gangster mußten sich bereits ineinander verbissen haben.

      Anschließend erfüllte der Butler noch eine sehr traurige Aufgabe. Er barg den Toten aus den Trümmern und bestattete ihn provisorisch im hohen Schnee der Uferböschung. Er beseitigte auch hier alle Spuren. Dann wandte er sich ab und folgte seinem jungen Herrn.

      Er nahm sich aber noch die Zeit, eine kleine Fuchsfalle im Schnee zu verstecken. Das leichte Tellereisen war für besonders hartnäckige Gangster gedacht. Es sollte ihnen die Lust an einer weiteren Verfolgung nehmen …

      *

      »Sind die Schürfpläne sicher untergebracht?« erkundigte sich Mike Rander eine Stunde später.

      »Sie dürfen versichert sein, Sir, daß ich …«

      »Schon gut, schon gut«, unterbrach der junge Anwalt seinen Butler. »Hauptsache, sie gehen unterwegs nicht verloren. Was holen Sie denn da aus dem Gepäck?«

      Er beugte sich mißtrauisch vor und mußte unwillkürlich lächeln, als er die Schlittschuhe erkannte, die Parker auf den Tisch des Hauses legte.

      »Der kleine Flußlauf ist vollkommen zugefroren«, stellte Parker gemütvoll fest. »Der Weg zurück nach Creek Village dürfte auf diesen Schlittschuhen wesentlich leichter und schneller zu bewerkstelligen sein.«

      »Sie haben wirklich an alles gedacht.«

      »Gewiß, Sir, auch an diese beiden Rucksäcke.«

      »Unser Reisegepäck?«

      »Gewiß, Sir. Ich bemühe mich, alle etwaigen Überraschungen im voraus einzukalkulieren.«

      »Ob ich es je erleben werde, daß Sie mal nicht an etwas gedacht haben, was wir nachträglich benötigen?«

      »Ich hoffe doch nicht, Sir, daß ich je in solch eine peinliche Verlegenheit geraten werde. Wenn Sie erlauben, helfe ich Ihnen beim Anschnallen der Schlittschuhe.«

      »Auf keinen Fall! Zum Teufel, ich bin doch kein Greis …!«

      Die beiden so ungleichen Männer brauchten nur wenige Minuten, bis sie reisefertig waren. Sie schnallten sich die Rucksäcke um und stiegen vorsichtig über den Hang hinunter auf das Eis.

      Sie hatten sich schnell eingelaufen. Rander, der seit vielen Jahren nicht mehr auf Schlittschuhen gestanden hatte, wunderte sich, wie gut alles klappte. Josuah Parker aber schien schon wieder einmal in seinem ureigensten Element zu sein. Er bewegte sich auf den schmalen Kufen mit der Sicherheit eines Olympiasiegers im Eisschnellauf.

      Im Hochwald wurde übrigens schon seit langem nicht mehr geschossen. Die konkurrierenden Gangster hatten voneinander abgelassen. Parker, der die Spitze der kleinen Expedition übernommen hatte, legte ein förderndes Tempo vor. Das Eis auf dem Bachlauf war spiegelglatt und gab keine besonderen Probleme auf.

      Nach etwa zwanzig Minuten blieb Parker stehen und fing seinen jungen Herrn auf.

      »Was ist denn?« erkundigte sich Mike Rander. Er sprach unwillkürlich leise.

      »Wenn Sie vielleicht hören wollen, Sir? Ich fürchte allerdings, daß Ihre Ohren und Sinne beleidigt werden.«

      Mike Rander brauchte nicht angestrengt zu lauschen.

      Die Flüche, die vom Pfad her hinunter auf das Eis drangen, waren einfach nicht zu überhören. Es handelte sich um ausgesuchte Schimpfworte, die an Eindeutigkeit und Treffsicherheit nichts zu wünschen übrig ließen. Derjenige, der dort so wenig stilvoll schimpfte, war ein Meister seines Fachs. Er erfand sogar einige Wortneuschöpfungen, die einem ausgekochten Etymologen einige schwere Rätsel auf gegeben hätten.

      »Die Fuchsfalle, wenn ich nicht sehr irre«, flüsterte Parker.

      »Wie bitte?«

      »Die Fuchsfalle, Sir, das Tellereisen, das in den Weg zu legen ich mir erlaubte. Einer der Gangster dürfte zwischen die Fänge dieses Eisens geraten sein.«

      Mike Rander unterdrückte ein jäh aufsteigendes Lachen. Typisch Parker, dachte er, deshalb also wollte er unbedingt etwas Zurückbleiben, nachdem wir die Kassette gefunden hatten.

      Das Fluchen ging in Stöhnen und dann in wehleidiges Jammern über. Wenig später landete ein dunkler Gegenstand krachend auf dem harten Eis.

      »Die bewußte Fuchsfalle, Sir«, erläuterte Parker erfreut. »Ich hätte allerdings nicht gedacht, sie wieder in Besitz zu kriegen. Ich hoffe, sie irgendwann noch einmal verwenden zu können.«

      Auf dem Pfad oberhalb der Uferböschung waren nun Stimmen zu vernehmen. Zwei Männer unterhielten sich ungeniert miteinander. Eine Stimme versicherte lautstark, sie habe die Nase voll und wolle zurückgehen. Eine andere Stimme erklärte zähneknirschend, sie wolle diesem komischen Burschen erst an den Kragen. Mit dem komischen Burschen war unzweifelhaft Josuah Parker gemeint.

      Die beiden Stimmen verloren sich im Gebüsch.

      Mike Rander und sein Butler nahmen ihren Eislauf wieder auf. Ihr Ziel war Creek Village, genauer gesagt, der Kramerwarenladen des Mr. Pete Bottom. Sie wollten sich mit dem Freund des ermordeten Jim Raston unterhalten.

      *

      »Und ob ich Jim gekannt habe …!« Pete Bottom griff nach seinem Rumglas und nahm einen kräftigen Schluck. »Jim und ich, also wir waren die besten Freunde. Ich kann’s einfach nicht glauben, daß er nicht mehr leben soll.«

      »Leider entspricht das aber den Tatsachen«, bemerkte Josuah Parker. »Sie werden sich mit diesem Gedanken vertraut machen müssen.«

      »Von Gangstern erschossen.« Pete Bottom, ein magerer, etwa fünfzigjähriger Mann mit ausgebildeter Glatze, war derart erschüttert, daß er erneut nach seinem Glas griff, und es nun leer trank.

      »Können Sie sich vorstellen, weshalb er erschossen worden ist?« Mike Rander stellte diese Frage. Er und Parker befanden sich im Büro des Kramwarenhändlers Bottom, das fürchterlich unordentlich war.

      »Klar kann ich mir das vorstellen.« Pete Bottom nickte gedankenvoll. »Jim wird Uran gefunden haben. Und wahrscheinlich hat er mal wieder nicht den Mund halten können.«

      »Wann sahen Sie ihn zuletzt?«

      »Vor drei Tagen war er hier in Creek Village. Und restlos voll; ich meine, er hatte einen über den Durst getrunken.«

      »Hier bei Ihnen?«

      »Drüben im Saddlers Hotel, das war seine Stammkneipe. Als er genug hatte, kreuzte er hier bei mir auf und schlief seinen Rausch aus, ich meine …«

      »Hat er von Uranfunden gesprochen, Bottom?« unterbrach Rander ihn.

      »Mal ’ne Gegenfrage, Leute.« Pete Bottom kniff ein Auge zu. »Sie haben mir ’ne Menge von und über Jim erzählt. Wer garantiert mir, daß ich die Wahrheit gehört habe?«

      »Darf ich fragen, ob Ihr Telefon funktioniert«, mischte sich Josuah Parker höflich ein.

      »Natürlich. Wen wollen Sie denn anrufen?«

      »Die Polizei«, erläuterte Josuah Parker. »Sie glauben uns nicht. Wir werden den Wahrheitsbeweis antreten und die Polizei endlich darüber informieren, was Mr. Rander und meine Wenigkeit gesehen und erlebt haben.«

      »Nur das nicht …!«

      »Haben Sie etwas gegen die Polizei?«

      »Nicht direkt, obwohl sie einem schon auf die Nerven gehen kann. Ich glaube Ihnen, daß Jim erschossen worden ist. Sie sehen in Ordnung aus.«

      »Wie war das?« Rander beugte sich vor.

      »Sind in Ordnung«, präzisierte Bottom seine Äußerung. »Sieht man Ihnen ja an.«

      »Hat Raston Ihnen


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