Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter Dönges
Nacht ebenfalls ermordet. Damit hat der Gangsterboß sich nach allen Seiten abgesichert. Man wird ihm kaum etwas nachweisen können. Wie gesagt, Dave Landers ist leider erschossen worden.«
»Und Sie glauben, Mr. Rander, daß diese Erpressungen und das Anzapfen der Telefonleitungen weiter fortgesetzt werden könnten?«
»Kaum, Mr. Crashing. Der Gangsterchef, der sich bisher im Hintergrund gehalten hat, dürfte vorsichtig geworden sein. Haben Sie übrigens diesen Brett Radner für den Dienst hier im Club eingeteilt?«
Crashing schüttelte den Kopf.
»Radner meldete sich, nachdem dieser Dienst am schwarzen Brett ausgehängt worden ist. Es handelt sich ja um Überstunden, die freiwillig gemacht werden können. Radner schien großen Wert auf diesen Job gelegt zu haben.« In diesem Moment öffnete sich die Tür. Josuah Parker erschien auf der Bildfläche. Hinter ihm tauchte Lt. Dickson auf. Und dahinter war ein Mann zu sehen, bei dessen Anblick Crashing in Luftnot geriet. Er starrte diesen Mann entgeistert an. Seine Augen quollen fast aus den Höhlen. Sein Gesicht verfärbte sich.
»Landers!« keuchte er dann. »Landers! Das kann doch nicht wahr sein. Harris hat Sie doch erschossen …!«
*
Dave Landers riß sich von Sergeant Clayton los, war mit wenigen, schnellen Schritten vor Crashing und schlug ihm mehrmals ins Gesicht. Crashing war noch immer derart verblüfft, daß er das ohne Gegenwehr geschehen ließ.
»Das dürfte reichen«, sagte Sergeant Clayton und zog Landers zurück.
»Das ist der Chef …!« Landers wies auf Crashing, der sich setzen mußte.
»Wie … wie kommt es, daß Sie noch leben?« fragte Crashing mit müder Stimme.
»Als er sein Apartment verließ, Crashing, als er flüchten wollte, verpaßten Clayton und seine Leute ihm zwei kugelsichere Nylonwesten. Wir rechneten mit einem Überfall. Harris schoß, doch er konnte nicht wissen, daß Landers so gut wie unverwundbar war.« Lt. Dickson holte ein Paar Handschellen aus seiner Rocktasche. »Damit dürfte Ihre Laufbahn als Gangsterchef beendet sein.«
»Ich gebe auf«, sagte Crashing mit müder Stimme. »Sie haben mich erwischt. Ich hätte vorsichtiger sein sollen.«
»Früher oder später wären sie ohnehin gestolpert«, meinte Lt. Dickson. »Verbrechen lohnen sich kaum, das sollte sich inzwischen herumgesprochen haben.«
»War es Ihre Idee, die Telefongespräche abhören zu lassen?« wollte Mike Rander wissen.
Crashing nickte.
»Landers brachte mich auf den Gedanken, aber was tut’s, ich heuerte Susan Dalby und Cliff Roberts an. Sie zapften die Leitungen an. Morris hatte damit nie etwas zu tun.«
»Aber Sie wollten ihn uns als Täter anbieten, ja?«
»Ich erschoß Harris, nachdem er mitgeholfen hatte, Morris in den Lagerschuppen zu bringen.«
»Und Morris? Seine Giftdosis war nicht besonders groß.«
»Absichtlich«, antwortete Crashing. »Es sollte nach einem vorgetäuschten Selbstmord aussehen. Daß Landers lebt, kann ich noch immer nicht verstehen.«
»War Brett Radner in diesen Fall verwickelt?«
Crashing schüttelte den Kopf. Langsam stand er auf. Er sah nur den Butler an, hatte nur für ihn Augen.
»Ihnen habe ich diese verdammte Panne zu verdanken«, sagte er mit unterdrückter Erregung in der Stimme. »Ich hätte Sie sofort umbringen lassen sollen.«
»Was für Worte«, erwiderte Josuah Parker. »Denken Sie daran, daß Sie wahrscheinlich so etwas wie eine Erziehung gehabt haben, Mr. Crashing.«
»Ich sollte das nachholen …!« keuchte Crashing. Dann griff er überhastet und unkonzentriert nach seinem Schulterhalfter. Ihm fiel nicht auf, daß sich niemand der Anwesenden rührte.
Plötzlich zuckte Crashing zusammen.
Völlig entgeistert starrte er auf seine leere Hand. Er vermißte die Schußwaffe in dem Schulterhalfter.
»Sie werden Verständnis dafür haben, Mr. Crashing, daß ich mir die Mühe machte, Ihre Schußwaffe aus dem Halfter zu entfernen«, sagte Josuah Parker. »Wir wollen doch in letzter Minute nicht noch eine Schießerei vom Zaune brechen …!«
Crashing fiel in sich zusammen. Nun sah er endgültig ein, daß er verloren war. Willenlos ließ er sich Handschellen anlegen und abführen. Landers sah ihm mit gemischten Gefühlen nach.
»Worauf warten Sie noch?« fragte Lt. Dickson. »Sie sind mit dem Leben davongekommen, aber Sie werden sich einem Gericht stellen müssen.«
»Ich weiß …!«
»Man wird Sie danach fragen, wer Susan Dalby erschossen hat.«
»Das ist Stan Harris gewesen …! Und er benutzte die Waffe von Cliff Roberts. So war es ausgemacht worden.«
»Wie kam er denn an dessen Waffe?«
»Crashing stahl sie aus Roberts’ Spind und spielte sie mir zu. Ich gab sie dann Stan Harris. Er ermordete Susan.«
»Warum nur so umständlich?«
»Es sollte so aussehen, als habe Cliff seine Schwester umgebracht. Wir wollten alle Spuren verwischen.«
»Was Ihnen ja glänzend gelungen ist«, meinte Dickson ironisch. »Kommen Sie, Landers! Sie werden einen erstklassigen Verteidiger brauchen …!«
*
»Was geschieht nun mit den Lieferwünschen für ein Anti-Abhörgerät?« fragte Mike Rander Stunden später. Er und sein Butler befanden sich in der Dachgartenwohnung an der Lincoln Park Avenue.
»Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich ein höfliches Schreiben hektografieren lassen, aus dem hervorgeht, daß gewisse Lieferschwierigkeiten bestehen.«
»Sie wollten die Posteingänge doch analysieren oder?«
»Wenn Sie erlauben, Sir, verzichte ich auf diese Arbeit. Die erpreßten Personen werden den einschlägigen Tageszeitungen entnehmen können, daß die Gang aufgeflogen ist. Damit dürften sie dann wissen, daß ihnen keine Gefahr mehr droht.«
»Gut, schließen auch wir die Akten«, sagte Rander lächelnd. »Hoffentlich werden wir etwas Ruhe haben, Parker.«
»Hoffentlich«, gab Parker zurück, seine Worte waren aber ohne jeden Nachdruck.
»Mit mir brauchen Sie vorerst nicht mehr zu rechnen«, redete Mike Rander weiter. »Mein Bedarf an Gangsterjagden ist reichlich gedeckt.«
»Ich werde mich bemühen, Sie mit Gangstern zu verschonen, Sir. Wenngleich da …«
Mike Rander wurde hellhörig.
»Wenngleich …?« fragte er interessiert.
»Nun, Sir, es handelt sich um einen Zuchtstier …«
»Seit wann halten Sie mich für einen Farmer, Parker?«
»Es geht um solch einen Zuchtstier, Sir, der verschwunden ist. Vielleicht könnte man sich mit diesem Problem befassen. Die äußeren Umstände sind sehr reizvoll. Dieser Fall würde sich in ländlicher Umgebung abspielen.«
Rander lächelte.
»Also gut, Parker, diesen Fall noch, aber dann will ich meine Ruhe haben.«
»Ihr Einverständnis voraussetzend, Sir, habe ich bereits zugesagt und die Reiseroute zusammengestellt. Wenn Sie einwilligen, könnten Sie und meine Wenigkeit in weniger als einer Stunde aufbrechen …«
Mike Rander verdrehte ergeben die Augen.
Er wußte im voraus, daß weitere verrückte und gefährliche Abenteuer auf ihn warteten. Doch zusammen mit Josuah Parker mußte es fast eine reine Freude sein, sie zu bestehen.