Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western - Frank Callahan


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      »Guerillakrieg?«

      Marley nickte. »Der Canyon öffnet sich, Jungs. Noch vor Dunkelwerden sind wir in Fort Huachuca.«

      *

      Der Mond färbte die Fronten der flachen Adobehäuser hell, die Straße fast schwarz. Scharf umrissen hoben sich die Fenster- und Türöffnungen von den Wandflächen ab. Gehsteige gab es in der alten spanischen Stadt nicht, die während der Besiedlung des Nordens Festung und stehende Garnison gewesen war.

      Marshal Drew Marley stand mit dem Rücken gegen eine Hauswand gelehnt und starrte den wie Quecksilber glänzenden Himmel an, durch den der fast volle Mond wie ein eingedrücktes Lampion segelte.

      Aber in dieser Nacht sah er noch etwas anderes auf der Anhöhe im Süden des breiten Tales, in dem Huachuca lag: ein Licht mit rötlichem Widerschein, der in der Dunkelheit zu pulsieren schien wie ein Dämonenauge, das sich öffnete und schloß.

      Der Nachtwind trieb einen ungewohnten Geruch in die Town. Nicht den von Mesquite, Wacholder und Pinien, sondern von Rauch und schmorendem Fleisch.

      Was dort weit im Süden brannte, wußte jeder in der Town. Die Menschen kauerten hinter verschlossenen Türen auf den Knien und flehten zu ihren Heiligen, den bitteren Kelch eines Apachenangriffs vorübergehen zu lassen.

      Die Stille in der kleinen Ansiedlung wirkte unheimlich und drückte die große Angst vor einem Überfall aus. Man hatte von Städten und Dörfern in Sonora gehört, die binnen weniger Stunden dem Erdboden gleichgemacht worden waren.

      Huachuca bestand überwiegend aus »zahmen« Indianern und Mexikanern, denen das Herz schon bei dem Wort Apachen in die Hosen rutschte.

      Die Beklemmung, die jeder spürte, ergriff auch Marley.

      Der Gestank von verkohltem Fleisch und schwelbrändigem Holz zog wie eine Vorankündigung des bleichgesichtigen Todes durch die Straßen Huachucas. Er drang durch Fenster und Türen, lähmte die Menschen und erfüllte sie mit Entsetzen.

      Nur aus der Cantina »La Tunas« klangen verhaltene Akkorde einer Gitarre.

      Marshal Drew Marley stieß sich von der Wand ab und ging wieder in die Kneipe zurück. Die war bis auf den Wirt, Larry Osborne und Buck Tinatra sowie die beiden mexikanischen Musikanten und der Tänzerin leer.

      Larry und Buck hockten in der hintersten Ecke, der eine Pulque vor sich, der andere Baconora. Marley hatte sich ein Bier bestellt, bevor er rausgegangen war.

      Er setzte sich, warf einen flüchtigen Blick auf das Podium. Der Gitarrist, der auch Geige und Trompete bediente, war kleinwüchsig. Der andere mit der Handtrommel zwischen den Knien war unzweifelhaft ein Indio, die Tänzerin seine Tochter.

      Hinter dem Tresen bewegte sich der Wirt, ein fetter Mexikaner mit Schweinsaugen und Pomadenhaar. Er ließ die Sternträger nicht aus den Augen.

      Huachuca war als Schmugglernest und Zufluchtsstätte für Outlaws aus dem Grenzgebiet bekannt, und man war mißtrauisch und äußerst vorsichtig, wenn ein Mann des Gesetzes unerwartet auftauchte.

      Als Marley mit dem Finger winkte, schlurfte Sancho Principales auf seinen Strohsandalen wachsam näher.

      »Setz dich, Greaser!«

      Der Mexikaner nahm sich einen Stuhl zwischen die Beine. Seine Knopfaugen musterten die harten Züge der drei Americanos. Er hatte Angst. Man sah es ihm an. Angst deswegen, weil er nicht wußte, was die Beamten bei ihm suchten.

      Marley deutete nach Süden.

      »Was ist in dieser Richtung, Spic?«

      »Was meinen Sie, Señor? Land oder bestimmte Ansiedlungen?«

      »Beides.«

      »Der Huachuca Canyon öffnet sich zur Grenze hin zu einem breiten Tal. Größere Städte gibt es nicht, es sei denn, Sie meinen Naco an der Grenze. Aber das wurde von den Apachen zerstört. Im Tal liegen ein paar Haziendas. Die größte und nächste ist die von Petrus Juan de Goma. Seine Vaqueros kommen an den Wochenenden in meine Cantina.«

      »Dann lebst du sicher nicht schlecht«, sagte Marley und grinste.

      Buck warf ihm einen belustigten Blick zu und zeichnete mit der Fingerspitze Figuren in die Schnapslache unter seinem Glas.

      »Wieviel Einwohner hat Huachuca?«

      »Zweihundert, Señor. Gute Christen, die regelmäßig in die Kirche gehen und an Sonntagen eine Messe für ihre Verstorbenen lesen lassen.«

      »Und die vom Schmuggel leben und Banditen Unterschlupf gewähren.«

      Der Mexikaner zuckte zusammen und wand sich wie ein Aal.

      Also doch.

      Die Gesetzesmänner waren gekommen, den Bewohnern der Ansiedlung näher auf die Finger zu sehen.

      »Die Menschen müssen leben«, rechtfertigte er seine Landsleute. »Wir haben Kinder und alte Menschen hier, die nicht mehr arbeiten können, Señor. Von Banditos, die hier ein Versteck suchen, weiß ich nichts, und das bißchen Schmuggel tut doch keinem weh.«

      »Das kümmert mich auch nicht«, sagte Marley lächelnd, während die beiden anderen Sternträger sich ruhig verhielten und den Wirt beobachteten. »Mich interessiert, wo du die beiden Mörder und Bankräuber versteckt hältst, die vor einigen Tagen nach Huachuca kamen.«

      Die Knopfaugen schlossen sich unter krampfhaft zuckenden Lidern.

      »Ich weiß nichts von Banditos, Señor. Sie können mein Haus durchsuchen und werden nirgendwo einen fremden Gringo finden.«

      »Und einen bekannten Gringo?«

      »Nein, Señor, auch keinen bekannten. Ich schwöre bei allen Heiligen Mexikos, keine Banditos zu beherbergen.«

      »Laß mal die Heiligen aus dem Spiel, Greaser«, sagte Marley spöttisch. »Die haben Besseres zu tun, als dir zu helfen. Wo sind die beiden Kerle?«

      »In diesem Haus sind sie nicht.«

      Marley zwinkerte Buck und Larry mit dem rechten Auge zu.

      »Seht euch mal ein bißchen um, Jungs. Aber vorsichtig. Das Örtchen ist im Freien.«

      Tinatra und Osborn erhoben sich sporenklirrend und verließen den Schankraum durch die Hintertür. Das Haus war nicht groß, hatte höchstens zwei Zimmer neben der Küche.

      Buck kam wieder herein, zuckte mit den Achseln. Als er sich setzte, legte er vor Marley eine leere Zündholzschachtel auf den Tisch. Larry, der zur Toilette und zu einem Schuppen gegangen war, kam schließlich auch und schüttelte den Kopf.

      Andrew Marley nahm die Schachtel in die Hand. Der Auflkleber zeigte einen Cowboy auf einem bockenden Pferd und die Aufschrift »CLAPP & MURRAY MATCHES – KANSAS CITY«.

      »Wo hast du das gefunden?«

      »Unter dem Bett im Hinterzimmer, Drew.«

      Marley schob dem Mexikaner das Ding über den Tisch.

      »Wie kommt es hierher? Streichhölzer dieser Art benutzen die Gringos aus dem Mittelwesten.«

      Der Mann wurde bleich wie ein Leinentuch. Dicke Schweißtropfen perlten von seinem feisten Gesicht. Seine Wurstfinger verschlangen sich ineinander und zitterten.

      Marley stieß ihm den Ellbogen zwischen die Rippen und fragte jovial: »Na, Fatty, wo sind sie? Raus mit der Sprache! Ich verspreche dir, daß ich unser Gespräch sofort vergessen werde.«

      »Keine Verhaftung, keine Anzeige, Señor?«

      »Keine. Nun?«

      »Sie waren hier. Ein bösartig blickender Mann mit einem rotbraunen Bart und ein anderer, der seinen Colt sehr tief trug. Ein Gringo-Pistolero, der das Reden dem anderen überließ.«

      »Übernachteten sie bei dir?«

      Der Mexikaner warf Buck Tinatra einen ängstlichen Blick zu und nickte.


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