Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan
»Du bist fast noch ein Knabe, Krieger. Nimm die Verwundeten deines Stammes und verlasse diesen Ort. Sage Victorio, dem Oberhalunken, daß ich ihm sämtliche Knochen breche, wenn er mir über den Weg läuft. Und wenn er ein Mann und kein altes Weib ist, soll er kommen und versuchen, mich im Zweikampf zu besiegen, statt mir dauernd seine Krieger auf den Hals zu schicken. Der Häuptling ist eine alte, zahnlose Memme, sonst käme er selbst. Sage ihm, daß er ein feiger Kojote ist, nicht wert, daß ihn die Sonne bescheint. Nie wird er dem großen Cochise ähnlich sein.«
Diese Worte waren eine schlimme Beleidigung für einen Apachen. Die Augen des Jungkriegers glühten wie Kohlen.
»Laßt ihn los!« befahl Jeffords den beiden Männern. »Er soll seine Vettern einsammeln, auf ihre Ponys verfrachten und verschwinden, ehe ich meine Gutmütigkeit bedaure.«
Minuten später jagte der junge Mimbrenjo mit vier Verletzten aus dem Sackcanyon
Von der Ebene her waren Schüsse zu hören. Dort holte »Lion« Bill Freeman mit seiner Bürgerwehr noch einige Mimbrenjos aus den Fellsätteln.
Er wirkte höchst befriedigt, als er mit seiner Gruppe in den Canyon zurückkehrte, wo sich die Unverletzten um die Verwundeten kümmerten.
Freemans langes braunes Haar flatterte im Reitwind: Er sprang aus dem Sattel, ging auf Jeffords und Haggerty zu.
»Freut mich, daß es mir vergönnt war, euch da herauszuholen. Allerdings fragte ich mich am Anfang, welche beiden Greenhörner in diese Sackgasse geritten seien.« Freeman zeigte ein Lächeln, das seine eisgrauen Augen nicht erreichte. »Daß es ausgerechnet zwei erfahrene Männer sind, hätte ich mir nicht träumen lassen.«
»Wir schulden Ihnen und Ihren Leuten Dank«, sagte John Haggerty. Er reichte dem ehemaligen Captain die Hand. »Tom und ich dachten schon daran, uns eine Fahrkarte zur Hölle zu besorgen. Lange hätten wir’s nicht mehr geschafft.«
Auch Tom Jeffords dankte Freeman.
»In den Sackcanyon ritten wir, weil wir von den Mimbrenjos vom Weg abgedrängt wurden. Ich kenne die Gegend zwar, doch könnte ich nicht behaupten, jeden Canyon bereits durchritten zu haben«, sagte der Postmeister. »Außerdem rechneten wir uns hier eine bessere Chance aus. Wenigstens waren wir in Deckung. Auf freier Ebene hätten uns die Indianer bald eingeholt. Johns Brauner ließ an Schnelligkeit nach, wir mußten uns verschanzen.«
»War mir ein Vergnügen, euch herauszuhauen«, beteuerte Freeman noch einmal. »Schade nur, daß einige der Rotpelze entwischen konnten. Na ja, die holen wir uns bei anderer Gelegenheit.«
Jeffords und Haggerty sagten nichts dazu. Obwohl sie dem Frontier Bataillon ihr Leben verdankten, war ihnen Freemans blindwütiger Haß, seine Lust am Töten unverständlich und zuwider.
»Sie reiten zum Apachen-Paß?« wollte der Ex-Captain wissen.
»Ja. Ich habe Richard Tichy die Posthalterei in Tombstone übergeben«, erwiderte Jeffords. »John und ich reiten zum Peak. Denke, ich war lange genug abwesend. Viel zu lange.«
»Sollen wir euch begleiten?« fragte Freeman. »Vielleicht kommen die Mimbrenjos mit Verstärkung zurück.«
John, dessen Blick in die Ferne geschweift war, lächelte.
»Wird kaum nötig sein, Mr. Freeman. Ich denke, bis zum Paß schaffen Tom und ich es allein. Bevor sich die Mimbrenjos ihre Wunden geleckt haben und zurückkommen, sind wir oben. Und da wissen wir uns zu verteidigen.«
Thomas Jeffords folgte Haggertys Blick. Ein Lächeln umspielte den Mund des Postmeisters.
Weitab auf einem Bergkamm, mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, stand eine einsame Gestalt. Da wußte Jeffords, warum Haggerty so sicher war, ungehindert den Apachen-Paß zu erreichen.
Der dort stand, war kein anderer als der ebenso gefürchtete wie berühmte Häuptling Cochise – unverkennbar an seiner stolzen Haltung.
Cochise, der große Anführer der Chiricahuas.
Sie trennten sich von Freeman und dessen Leuten.
Thomas Jeffords und John Haggerty konnten nun den Apachen Peak ohne Zwischenfall erreichen. Unsichtbar, aber doch gegenwärtig, würde Cochise, ihr roter Freund, sie begleiten.
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