Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan
gab seine Zustimmung.
Sie brachten den von den Ereignissen des Tages völlig eingeschüchterten Tichy nach Hause und steuerten das Hotel an.
Es wurde eine lange Nacht für die Tombstoner. Ihre Gespräche drehten sich nur noch um die Apachen.
*
Stolz ritt Naiche den Kriegern voran. Cochise hatte seinem Sohn die Ehre überlassen, die vom Beutezug Heimkehrenden in die Bergfeste zu führen.
Diese Geste sollte beweisen, daß der Jefe den jungen Naiche allmählich in seine spätere Rolle als Häuptling einführen wollte.
Cochise war genauso stolz wie sein Sohn, vielleicht noch mehr. Es war der berechtigte Stolz eines Vaters, dessen Sohn wohlgeraten war – in jeder Hinsicht.
Hocherhobenen Hauptes zog
Naiche an der Spitze des Kriegertrupps in die Bergfeste ein. Sein junges Gesicht, seine dunklen Augen strahlten. Naiche fühlte sich glücklich.
Ein schlankes Mädchen lief ihm entgegen, nahm die Zügel seines Ponys, um es wegzuführen. Die Blicke der beiden jungen Menschen tauchten ineinander. Ein liebliches Lächeln umspielte den kirschroten Mund der Apachin. Naiches Blick war voller Zärtlichkeit. Aber nur für Sekunden.
Dann sprang er vom Pferderücken. Das Mädchen entfernte sich mit dem Tier, während Naiche sich in den Kreis der Männer stellte, neben seinem Vater.
Der Jefe überließ seinem Sohn die Verteilung der Beute. Naiche wußte dies zu schätzen. Es war ein großer Vertrauensbeweis seines Vaters. Denn wie immer wollte der Häuptling die erbeuteten Waren gerecht und den Bedürfnissen entsprechend verteilen. Mit Genugtuung stellte der Jefe fest, daß sein Sohn alles so machte, wie er – der Häuptling – sich das vorgestellt hatte.
Als einer der ersten wurden Keeta und seine Frau Maria beschenkt.
Naiche zog dabei in Betracht, daß Keeta wegen seiner schwachen Gesundheit nicht am Beutezug hatte teilnehmen können.
Nahlekadeya nickte ihrem Mann zu. Dieses Nicken war Anerkennung für den Sohn, dessen erste Mutter Sho-shu-li, Cochises erste Frau, war. Cochise wußte die Anerkennung zu schätzen. Seine Augen leuchteten. Nahlekadeya lächelte still.
Die Frauen der beim Kampf Gefallenen stöhnten, kreischten oder schluchzten, als die Namen ihrer Männer aufgerufen wurden. Sie nahmen ihre Kinder bei der Hand und verschwanden in ihren Wickiups. Dort warfen sie die buntbestickten Kleider ab, entfernten vor allem alles, was von roter Farbe war, schnitten ihre Haare und die ihrer Kinder zum Zeichen der Trauer ab.
Was ihren Männern gehört hatte, wurde zusammengetragen und begraben. Danach banden die Squaws schwarze Tücher um ihren Kopf und wanderten mit ihren Kindern zu einem abseits gelegenen Platz. Hier setzten sich alle Witwen und Halbwaisen zusammen und stimmten klagende Totenlieder an.
Die jungen, unverheirateten Krieger gingen stolz zwischen den jungen Mädchen umher, sich ihrer Taten rühmend. Nur Naiche stand bei den älteren Männern neben seinem Vater.
Während die Männer einen Kreis bildeten, begannen die Frauen rund um diesen Kreis zu tanzen. Cochise rief mit lauter Stimme die Namen seiner Tapferen auf, pries ihren Mut, ihre Unerschrockenheit, ihre List im Kampf.
Die Frauen tanzten singend das Lob der Männer.
Cochise ließ für die trauernden Familien einen großen Beuteanteil beiseite legen, auch für die Älteren und Schwachen. Wie stets nach einem Beutezug gab er den Ärmsten und Hilflosen am meisten.
In seinem Stamm sollte es niemanden geben, der Not litt.
Die geschiedenen Frauen und jene, die schon länger Witwen waren, lachten und scherzten mit den jungen Männern. Die jungen, unverheirateten Mädchen schmückten sich für den später stattfindenden Tanz, bei dem die Männer den inneren Kreis bildeten. Die Mädchen tanzten dabei um die Männer herum, den Auserwählten auf die Schulter klopfend. Erriet der so Aufgeforderte den Namen der Squaw, durfte er sich erheben und sich mit seiner Partnerin dem Reigen der Paare anschließen.
Es wurde eine lange, fröhliche Nacht. Man tanzte, lachte und sang.
Nur eine stand abseits bei all dem Trubel: Tlaina, Cochises junge Schwester.
Es war Nahlekadeya, die ihren Mann auf das Fehlen von »Sanfter Wind« aufmerksam machte.
Unauffällig entfernte sich der Jefe aus dem Kreis der Feiernden, suchte nach der Schwester. Er fand sie an jener Hütte, lehnend, wo sie John Haggerty bei seinem letzten Besuch getroffen hatte.
Tlaina wirkte im fahlen Licht des Mondes noch schmaler, noch zerbrechlicher. Und sie wirkte unendlich einsam.
Sanft berührte Cochise ihren Arm. Tlaina blickte zu den funkelnden Sternen hoch, wandte sich nicht einmal um.
»Meine Schwester möge mich begleiten«, begann der Häuptling vorsichtig. »Man fragt an den Feuern nach Tlaina und wundert sich, daß sie dem Fest des Sieges fernbleibt.«
Eigenwillig schüttelte die schöne Apachin den Kopf, sah den Bruder mit traurigen Augen an.
»Wer sollte Tlaina vermissen? Der, nach dem das Herz von ›Sanfter Wind‹ verlangt, ist fern, Bruder. Vielleicht wird der Weg zur Bergfeste für immer für ihn versperrt sein nach allem, was geschah.«
Eine steile Falte stand zwischen Cochises Brauen.
»Macht mir Tlaina Vorwürfe, weil wir den Wagentreck überfielen? Es war notwendig, Schwester. Die Bleichgesichter nehmen den Apachen das weg, was sie zum Leben brauchen. Da ist es nur gerecht, wenn wir ihnen nehmen, was sie im Überfluß besitzen.«
»Ich weiß. Doch Falke ist ein Weißer, ein Kundschafter der Armee. Er wird nicht in die Apacheria zurückkehren, wenn er von dem Überfall auf den Treck erfährt.«
Tlainas Stimme brach. Tränen rannen aus ihren dunklen Augen.
Cochise umfaßte ihre schmalen Schultern.
»Der Scout John Haggerty mag unser Handeln nicht gutheißen. Aber er ist nicht nur Pfadfinder der Blauröcke, sondern auch Falke, der Mann, dessen Herz meiner Schwester nahesteht. Kein Apache wird ihm den Weg in Cochises Apacheria verweigern. Er wird uns stets willkommen sein. Und er weiß es, Schwester.«
Als das Mädchen schwieg, griff Cochise um ihren Arm, zog sie mit sich.
»Komm, Tlaina, freue dich mit den anderen. Sieh, Keenas junge Squaw und die Töchter der Gelbhäutigen fühlen sich noch fremd. Geselle dich zu ihnen. Hilf ihnen, unsere Sitten und Gebräuche zu verstehen. Um so schneller werden sie sich als Apachinnen fühlen. Mir schien, du bringst Maria schwesterliche Freundschaft entgegen. Kümmere dich um sie. Du wirst deinen Kummer vergessen. Der Falke wird wiederkommen. Er wird zurückkehren in die Bergfeste. Die guten Gedanken von ›Sanfter Wind‹ werden ihn rufen, herführen. Er wird den Ruf deines Herzens vernehmen.«
Ein zaghaftes Lächeln huschte um Tlainas Mund.
Entschlossen wischte sie sich über die Augen und folgte willig ihrem Bruder.
*
Der Tag begann regnerisch. Es schien, als hätte der Himmel sein Innerstes nach außen gekehrt.
Thomas Jeffords und John Haggerty trafen sich im Speisehaus beim Frühstück. Es wollte keine rechte Stimmung unter den Gästen aufkommen. Zu sehr saß der Schrecken über das Massaker den Leuten noch in den Knochen. Auch die beiden Freunde sprachen kaum. Keiner schien großen Hunger zu haben. Beide machten sich Sorgen.
»Ich frage mich, was sich seit unserer Abwesenheit am Paß alles ereignet hat«, sagte Jeffords schließlich nach längerem Schweigen. »John, ich glaube, dort hat sich was getan.«
»Kann sein, Tom. Hab’ auch so ’nen komischen Druck im Magen. Bedeutet selten was Gutes, dieses Gefühl. Entweder ist was passiert, oder es blüht uns was.«
»Warten wir’s ab.« Jeffords trank den letzten Schluck Kaffee, wartete, bis auch Haggerty sein Frühstück beendet hatte, dann