Apache Cochise Staffel 2 – Western. Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western - Frank Callahan


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alles zu Boden und begannen auszusuchen, was ihnen wertvoll schien.

      Aus der Ladung eines Textilienhändlers zog ein Krieger ein rosa Frauenkorsett hervor, schlang es sich um die Hüften und begann groteske Sprünge zu vollführen. Die Chiricahuas brüllten und bogen sich vor Lachen.

      Nur durch unnachgiebige Härte konnte Cochise verhindern, daß seine Krieger den Alkoholproviant plünderten. Sie hätten sich sonst unweigerlich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Das wußte der Häuptling.

      Die wenigen Weißen, die dem Massaker entkommen konnten, verdankten dies nicht auch zuletzt dem Freudentaumel der Apachen über die reiche Beute.

      Was sie für brauchbar hielten, verstauten die Chiricahuas auf den Pferderücken. Die Ochsen wurden ausgespannt und weggetrieben. Die Krieger steckten die Murphys in Brand.

      Alle Fahrzeuge standen lichterloh in Flammen.

      Der zerstörte Treck bot ein Bild des Grauens.

      *

      Thomas Jeffords kam aus Ballards Postoffice. In seiner Begleitung befand sich Richard Tichy, Ballards Buchhalter.

      Jeffords hatte den blassen, ungewöhnlich großen Mann, der in Tombstone kaum Freunde hatte, zu einem Drink eingeladen.

      Der Saloon war gerammelt voll. Wie nicht anders zu erwarten drehten sich die Gespräche um den Wagentreck.

      Unter Freemans Milizmitgliedern gab es etliche Unzufriedene, die lieber dem Wagenzug entgegengeritten wären statt in Tombstone zu hocken.

      Burt Douglas, ein älterer bedächtiger Typ, versuchte die allgemeine Erregung zu dämpfen.

      »Wir tun unsere Pflicht auch hier«, sagte er beschwichtigend. »Es ist möglich, daß die Apachen statt den Treck die Stadt angreifen. Dann werden wir hier nötiger gebraucht als in der Gila. Ist doch klar, oder?«

      Einige stimmten zu. Andere ertränkten ihre Unzufriedenheit in Whisky. Daß gegen die Apachen gehetzt wurde, war nicht verwunderlich.

      In diese geladene Atmosphäre platzten Jeffords und Tichy hinein.

      Am Tresen wandten die Männer ihre Köpfe den Eintretenden zu. Manch einer maß Jeffords mit feindseligen Blicken. Der Stationsleiter tat, als merkte er es nicht.

      Richard Tichy sah sich nervös im Saloon um. Dem dürren Buchhalter war es irgendwie mulmig zumute.

      Thomas Jeffords störte sich nicht an dem abweisenden Benehmen der Anwesenden. Er steuerte, gefolgt von Tichy, einen Tisch in der hintersten Ecke an. Da waren die einzigen noch freien Plätze.

      Ein vierschrötiger Kerl fixierte den Stationsleiter mit haßerfüllten Blikken. Jeffords sah geradeaus, ignorierte den Mann.

      »He, Tichy«, attackierte der den Buchhalter, »bist du dir nicht zu schade, mit einem lausigen Apachenfreund zu trinken?«

      Er kannte Tichys Schüchternheit, wußte, daß der Bankclerk keine Kämpfernatur war. Indem er Tichy reizte, zwang er Jeffords zum Eingreifen.

      »Hörst du nicht, Bücherwurm?« stichelte der Stämmige weiter, als Tichy keine Antwort gab. »Hast du eine Ohrenentzündung?«

      Im gleichen Augenblick streckte er ein Bein vor, so daß Richard Tichy stolperte.

      »Wenn du Streit suchst, Mister, dann wende dich gleich an mich«, sagte Jeffords, wirbelte herum und riß den Mann vom Stuhl hoch. »Ich kann es nicht leiden, wenn ein Muskelprotz sich an Schwächeren ausläßt. Feiglinge sind mir zuwider.«

      »Hältst dich für den starken Mann, Kleiner, eh?« knurrte der Vierschrötige. »Kannst eine Tracht Prügel haben, sogar umsonst.«

      Im selben Moment schoß seine behaarte Faust vor. Jeffords warf sich zur Seite, der Schlag ging ins Leere.

      Der bullige Kerl fauchte vor Wut wie ein gereizter Grisly. Und gerade diese Wut war es, die ihn blindlings in Jeffords’ Gerade rennen ließ.

      Mit ächzendem Stöhnen ging der Koloß zu Boden.

      »Ist noch jemand da, dem unsere Nasen nicht gefallen?« fauchte Thomas. »Er soll sich melden. Das wäre dann ein Abwasch. Nun, wie ist’s?«

      Niemand schien Appetit auf einen Fight zu haben.

      »Kommen Sie, Richard. Es gibt noch andere Saloons als dieses ungastliche Lokal«, wandte sich Jeffords an seinen Begleiter. »Trinken wir dort in Ruhe unseren Whisky.«

      Er packte den völlig eingeschüchterten Tichy am Arm und zog ihn ins Freie.

      Donnernder Hufschlag ließ die Männer aufhorchen.

      »Verdammt will ich sein, wenn das keine Unglücksboten sind, die da auftauchen«, murmelte Jeffords, an Tichy gewandt. »Los, Richard, kommen Sie! Beeilen wir uns, damit wir drüben im ›Horsemen‹ einen Platz bekommen. Schätze, bald werden alle Saloons, brechend voll sein. Tichy, ich ahne was. Ich will Ihnen sagen, was da angeprescht kommt. Das sind die Überreste der glorreichen Miliz und des Wagentrecks.«

      Jeffords sollte recht behalten.

      Die Reiter, die in gestrecktem Galopp in die Main Street einbogen, waren die Überlebenden des Massakers aus der Gila-Wüste.

      Minuten später war ganz Tombstone in Aufruhr. Die Saloons barsten fast, so viele Gäste drängten sich hinein. Derbe Flüche und wüste Verwünschungen der Männer mischten sich in das Jammern und Wehklagen der Frauen jener Männer, die draußen in der Gila den Tod gefunden hatten.

      Die Tombstoner forderten unverzüglich Rache, schrien ihren Haß laut hinaus. »Lion« Bill Freeman tobte.

      In dieser Stunde schwor er, nicht einen einzigen Apachen, der ihm über den Weg lief, zu schonen.

      *

      Je näher John Haggerty Tombstone kam, um so unbehaglicher fühlte er sich. Das ungute Gefühl verstärkte sich, als der Chiefscout in die Town einritt.

      Er vernahm die Schreie der rachelüsternen Menge. Wortfetzen drangen an sein Ohr. Noch ehe er sich mitten in Tombstone befand, wußte John so ungefähr, was sich in der Gila-Wüste zugetragen hatte.

      Er suchte Thomas Jeffords zuerst im Postoffice, dann im Hotel.

      Der Portier grinste Haggerty an, als der sich nach Jeffords erkundigte.

      »Mr. Jeffords ist eben ins Speisehaus rübergegangen. Hat gesagt, er wolle seinen Zorn mit einem Riesensteak runterwürgen.«

      Haggerty stakste aus dem Hotel. Er war müde, hungrig und durstig. Am meisten plagte ihn der Hunger.

      Tom Jeffords hatte der Tür den Rücken zugewandt, Tichy saß ihm gegenüber. Der Buchhalter sah nicht auf, war mit einer Riesenportion Apfeltorte beschäftigt. Auch der Stationsleiter focht einen erbitterten Kampf mit dem vierten Stück Torte. Es wollte und wollte nicht mehr so recht hinunter. Aber Jeffords war nicht der Typ, der vor einem Stück Kuchen kapituliert hätte. Er hatte geprahlt, sechs Stück zu vertilgen. Nun wollte er sich nicht den Spott der andern Gäste zuziehen.

      Der Scout trat hinter Jeffords Stuhl, sah eine Weile schweigend zu, klopfte Jeffords dann auf die Schulter. Der Stationsleiter fuhr herum.

      »Mensch, Tom, Ihr Zweikampf mit dem süßen Zeug läßt einem hungrigen Mann das Wasser im Mund zusammenlaufen.« Haggerty lachte dröhnend. »Habe Kohldampf wie ein ausgewachsener Grisly.« Er nickte Tichy zu. »Freut mich, Sie zu sehen, Richard.«

      Der Scout nahm Platz, gab der Bedienung seine Bestellung auf.

      »Waren Sie schon bei Ballard?« wollte Jeffords wissen. »Dann haben Sie sicher gehört, was in der Gila passiert ist.«

      John nickte.

      »Zuerst suchte ich Sie im Postoffice. Um dann nicht alle Saloons abzuklappern, fragte ich im Hotel nach. Der Portier schickte mich hierher. Von ihm erfuhr ich, daß Sie im ›Cattlemen‹ einem vorlauten Kerl die Visage poliert haben.«

      »Hören Sie auf, Mensch. Mich packt noch nachträglich die


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