G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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können.

      Dieses Zeug kommt in den Steintopf, den Samuel dem Koch geklaut hat. Wie, das ist sein Geheimnis. Auch den Kochtopf hat er so »erworben«.

      Aber zuerst kommt der Tonkrug an die Reihe.

      In diesen Tontopf kommt also jenes Zeug, das gären soll. Zucker tut man auch hinein. Nur, den bekommt man selten. Hefe gibt es gar nicht, also benutzt man ein sehr altes Volksmittel zum Gärungsprozeß. Dieses zu beschreiben würde zu weit führen, weil dann vielleicht keiner mehr Whisky trinkt, der schwarz gebrannt worden ist, man kann ja nie wissen.

      Also, man bringt durch allerlei Zutaten die Maische zum Gären. Zwar sagt Quincy Pulpe zur Maische, aber das kommt von seiner Nachbarschaft, dem Greaser-Mexiko.

      Um den Topf nun dicht zu bekommen, hat man fein säuberlich ein Holzbrett geschnitzt, genau passend und leicht konisch. Dieses wird auf den Tontopf gepreßt und mit Pech verklebt. In dem Deckel ist ein Loch. In dem Loch steckt ein Messingrohr, gestohlen von jener Lampe, die einmal im Zimmer des Lagerkommandanten gehangen hat. Der sucht seine Lampe immer noch. Und Samuel lächelt immer unschuldig, wenn er den Kommandanten sieht, so ist das.

      Das Messingrohr hat man mit Sand gefüllt und dann erhitzt, um es zu biegen, auch ein altes Rezept. Es hat nunmehr eine Schleifenform. Von oben gießt man Wasser in das Rohr. Und beginnt es im Topf richtig zu gären, dann blubbert das Wasser, sobald es die Gärungsblasen durchzulassen hat. Damit das Geblubber keinem auffällt, was macht man?

      Man vergräbt den kostbaren Urstoff des alten Schnapses im Boden. Man legt über das Loch einen Deckel aus Holz, schüttet Erde drauf und wartet. Hat man Ohren wie Samuel, dann kann man hören, wie das Blubbern immer leiser wird. Ist es verstummt, dann öffnet man die Schatzkammer und holt den Topf heraus.

      Nun macht man ein kleines Feuer, kein zu großes, beileibe nicht. Dann nimmt man den gestohlenen Topf, füllt die Pulpe hinein und setzt dann den Einsatz hinein. Das ist ein Becher vom halben Durchmesser des Topfes. Um den Becher hat man Draht gewickelt und nach außen abgebogen. So bleibt der kleine Becher immer schön in der Mitte des großen Topfes.

      Dies ist wichtig, man wird gleich sehen, warum es wichtig ist.

      Der Deckel vom Topf ist ja sonst in der Mitte zu nach oben gewölbt. Den dreht man um. Und dann schmiert man ihn ringsumher mit Lehm zu, damit möglichst wenig Dampf entweichen kann, denn der Dampf, das ist Schnaps, auf Ehre.

      Nun entwickelt das Feuerchen Hitze, das Wassergemisch der Pulpe mit allen Zutaten beginnt alsbald zu dampfen. Der Dampf schlägt sich am Deckel nieder, den man laufend mit kaltem Wasser ausfüllt. Ist das Wasser warm, dann wird es ausgeschöpft und frisches, kaltes hinzugetan. Der Dampf rinnt nun innen am umgekehrt liegenden Deckel herab. Er wird zu Perlen und tropft in den kleinen Becher, der im Topf hängt und nicht etwa schwimmt, denn sonst würde der Whisky im Becher ja wieder verdampfen, würde das Zeug im Becher zu heiß, versteht sich, wie?

      Bei dieser schönen Arbeit ist der liebe Quincy Morgen. Er füllt augenblicklich Wasser nach in den Deckel und achtet peinlichst darauf, daß das Feuer nicht zu groß wird.

      Um ihn haben sich Harris und Mulligan gesetzt. Es riecht im Zelt nach Schnaps, doch die anderen haben sich daran gewöhnt, nichts von dem Schnaps zu bekommen, weil Quincy bösartig wird, will ihm jemand einen Schluck stehlen.

      »Noch ein kleines Viertelstündchen«, sagt Quincy und leckt sich über die Lippen. »Ei, dann ist der Stoff fertig, wir werden trinken können. Das gibt fast einen halben Liter, wenig, aber besser als nichts. Ich brenne noch die halbe Nacht durch, Leute, ich muß mich ordentlich betrinken.

      Du, Samuel, siehst du den Kohlenschipper von der Railroad?«

      »Nichts von ihm zu sehen, Quincy, der hat uns vergessen.«

      »Der wird uns nur auf die Folter spannen wollen«, erwidert Quincy Morgen. »Ich sage dir, er verpfeift uns. Aber Gott soll ihn segnen, wenn ich noch meinen Schnaps zu Ende brennen kann. Ist was los vorn?«

      »Sieht aus, als sei dort jemand gekommen, es scheinen ein paar Neue zu sein, sie haben Postenbegleitung!«

      »Ach, die armen Kerle«, sagt Harris bedauernd. »Wieviel Mann sind es?«

      »Vier kann ich zählen, aber keine Gefangenen. Es sind Reiter!«

      »Na, dann gehören sie nicht zu uns.«

      Quincy sitzt an seinem Topf, hört kaum hin und streichelt ihn

      Ja, denkt Quincy Morgen, als Junge hab’ ich das angefangen und mir nie mehr abgewöhnen können. Ich könnte auf Essen verzichten, aber auf Schnaps, niemals.

      Als der Schnaps fertig ist, sagt Quincy freundlich: »Mir gebührt der erste Schluck, sonst ziehe ich dir die Ohren lang, Sammy. Und dann Harris. Und du, Steve, nimmst dann auch einen Schluck, damit du weißt, wie Schnaps schmeckt.«

      Und dann trinkt er, seufzt, setzt den Becher ab und leckt sich über die Lippen.

      »Ei der Daus«, sagt er seufzend. »Gibt es eine größere Gabe als diese? Komm her, Kleiner, sollst auch nicht leben wie ein Hund. Ist was zu sehen?«

      »Nein, alles friedlich.«

      Kliburn kommt, kniet neben ihm und trinkt

      Danach kommt Harris an die Reihe.

      Und Steve wartet schon, wartet darauf, nach Monaten mal wieder einen Schluck Whisky zu haben.

      Eins vergessen sie: Den Eingang.

      Kann ja nun nichts mehr geschehen. Der Topf ist weg, alles fort, bloß der Becher ist noch da, den Harris absetzt und sagt:

      »Teufel, brennt das, aber das Zeug ist heute besonders gut gelungen. Nun nimm mal einen Schluck, Revolvermann.«

      Da sagt jemand – und das Licht einer Blendlaterne fällt auf sie:

      »Das habe ich mir doch gedacht! Sitz still, Quincy, ich habe einen Revolver in der Hand. Es wäre schade um den schönen Becher. Sieh mal einer an, alle vierzehn Tage stinkt der Kerl nach Schnaps. Halt die Hand still, Quincy, ich könnte auch die Hand treffen!«

      »Ach, der Höllenfürst selber«, sagt Quincy und bekommt ganz glasige Augen, aber nicht vom Alkohol, dem selbstgebrauten, vor Wut bekommt er die.

      »Dieser Kohlenschipper von der Railroad ist da, dieser Schleicher, dieser Spezialist, andere Leute vom fahrenden Zug zu feuern! Vorsicht, Sammy, er hat eine Kanone und zielt auf deinen Freund Quincy!«

      »Das tue ich«, versichert Harry Ducan grimmig. »Wenn sich einer von euch rührt, dann knallt es, dann kommen die Wachen und schießen. Also los, Quincy, streck die linke Hand aus. Teufel, stinkt das hier nach Schnaps, wie in einer Destille. Quincy, gib mal den Becher her, schnell!«

      »Niemals, eher sterbe ich, du Schleicher!«

      »Gib den Becher her, du stirbst sonst wirklich!«

      »Oh, du finsterer Sohn der Hölle, du Enkel von des Teufels Urgroßmutter, du Menschenfresser, du Ausgeburt eines Schleifer-Sergeanten, ich schütte ihn aus!«

      »Das wirst du nicht tun, sonst passiert was, Quincy! Her mit dem Becher! Los mach schon!«

      Quincy zittert vor Wut, reicht ihm aber doch den Becher. Den nimmt Ducan, schnüffelt, setzt ihn an und trinkt. Sie sehen ihn an, alle, denn jeder ist nun munter. Sie sehen den Schinder und Sklaventreiber Harry Ducan den Becher ansetzen und trinken.

      Oh, der Kerl, denkt Quincy entsetzt, er trinkt meinen schönen Whisky aus, oh, der Teufel soll ihn holen.

      Harry Ducan setzt den Becher langsam ab, hat den Mund offen und verdreht die Augen. Dann röchelt er einmal wie eine Lokomotive, die zu wenig Dampf hat und wankt leicht.

      »Quincy«, sagt er dann röchelnd. »Feuer ist in meinem Hals, in meinem Bauch! Ich verbrenne! Du Giftmischer, du widerlicher Schwarzbrenner, du Ungeheuer, das ist ja das reinste Gift! Und das trinkt ihr, ihr Gauner? Quincy, du wolltest mich ermorden.«

      »Wie schade«, sagt Quincy und schielt auf den Revolver, »daß das nie Wirklichkeit


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