G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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auftauchen, bleibt stehen und feuert von der Hüfte aus dem Henry-Gewehr, mit dem sie alle ausgerüstet sind.

      Die Gestalten werfen sich hin, es kracht nun scharf und zirpend. So heftig wird das Feuer, daß sich John Barlogh mit der einen Lampe in der Hand umdreht, ausholt, aus dem Ballon das Petroleum an einen Munitionswaggon gießt und dann Lampe und Ballon zum zweiten Wagen schleudert. Er hat es eilig, sieht die anderen laufen, rennt hinter ihnen her und sieht Quincy.

      Quincy grinst breit, so einen breiten Mund hat er bestimmt noch nie gehabt.

      Zweitausend Dollar für mich, denkt Quincy zufrieden, ei ei, zweitausend muntere Springböcke. Das ist ein Spaß. Wenn ich zu meiner Schaluppe komme, dann brauchen die anderen keine Angst mehr zu haben, daß sie ein Yankee fängt.

      Er läuft. Noch 100 Yards bis zu den Bäumen. Um sie pfeift es, surrt es, zirpen die Kugeln.

      Da trifft ihn eine Kugel am Oberschenkel. Er fällt, aber die Taschen hält er fest.

      »Captain, mich hat’s erwischt!«

      »Die Taschen her, Quincy, schnell!«

      »Ja, Captain, es ist der linke Schenkel!«

      »Tut mir leid, Quincy, wenn du nicht weiterkannst, dann…«

      Da kommt einer schwer und massig zurück. Der verdammte Schleifer, Ducan.

      »Komm hoch, ich trag dich, Bulle!«

      »Da bist du halbe Portion viel zu schwach zu. Laß mich liegen, ist vorbei!«

      »Du gehst nicht zu den Fischen, du Trottel!«

      Und er packt ihn. Alle Wetter, hat dieser Schleifer Kräfte.

      »Siehst du nun, was ich für Kräfte habe?«

      »Die hast du, Menschenskind, wahrhaftig, die hast du. Aber verdreschen werde ich dich doch noch.«

      »Blöder Kerl«, schnauft Sergeant Harry Ducan. »Ich werde dich doch nicht liegen lassen, hast es ja auch nicht getan. Sind gleich da. Und dann – hoppe-hoppe, sucht uns mal, ihr blöden Yanks, was?«

      »Klar, die suchen sich tot, Harry.«

      »Ist fein, wenn du Harry sagst«, schnauft er, der Schleifer Harry Ducan. »Ist fein, Junge, bist ein prima Kerl, muß ich dir lassen. Dich liegenlassen – nichts zu machen, Mann!«

      Bis zu den Pferden läuft er mit Quincy und schiebt ihn in den Sattel. Schwingt sich dann auf seinen Gaul und grinst.

      »Wir beide werden noch manchen Spaß haben, was, Bulle? Wenn du mal dein Schiff hast, dann werd’ ich dich besu…«

      Er schwankt, dann stürzt er vornüber.

      »Harry!« brüllt Quincy. »Harry Bulle, was machst du?«

      »Hörst du, er fährt…«

      Dann fällt er tot vom Pferd.

      »Oh, nein, nein, nicht den, nicht den…«

      »Komm, Quincy. Komm, schnell weiter.«

      John Barlogh zieht Quincys Pferd mit.

      *

      »Hört zu«, sagt der Captain, als es hinter ihnen mehrere dumpfe, krachende Schläge gibt. Die beiden Waggons fliegen also in die Luft. »Ich denke, wir sparen uns das Risiko, über Land zu flüchten, wir reiten zum Mississippi. Wir müssen in drei Nächten unten bei dem Boot sein. Wenn es nicht glückt, wenn Quincy nicht kann, dann eben nach Süden, soweit wir können. Quincy, was denkst du von der Schaluppe?«

      »Nachts können wir segeln, im Morgengrauen dann ein Versteck suchen und dann so weiter, laßt Quincy nur machen. Ich bring euch hin.«

      »Nachher wirst du verbunden, nimm das Handtuch hier, reiße es entzwei und schlinge es um deinen Schenkel, Quincy. Ist die Wunde nicht weiter gefährlich, dann fährst du uns. Ich halte das für sicherer, als über Land zu reiten. Die Streifen, die sie losschicken, müssen uns einfach entdecken. So viel Glück können wir gar nicht haben.«

      Ich werde segeln, den Yankees unterm Heckanker durch, denkt Quincy. Ich bringe sie nach Hause, das will ich doch wetten, wie?

      *

      Quincy lächelt. Er hat es geschafft. Vier Tage an der Küste, vier Tage auf dem Meer. Verpflegung genug, Süßwasser genug, alles genug. Aber der Mond kommt zwei Stunden vor dem Morgenrot.

      Da müssen sie an Land. Sie haben bisher ruhiges Wetter gehabt, eine fast glatte See, stetigen, gleichmäßigen Südsüdost. Um diese Jahreszeit weht der Wind immer von der Kay West-Linie auf Florida in die Bay, das ändert sich nie, der Wind springt nie um.

      Die Schaluppe ist ein hervorragender Segler, sie läuft sechs bis sieben Meilen in der Stunde, für Sammy Kliburn ist die Fahrt eine halbe Hölle. Er verträgt diesen schwachen – so sagt Quincy jedenfalls – Bläser nicht. Die Schaukelei ist grauenhaft. Sammy hängt am Tag zehnmal über Bord und ist ganz grün im Gesicht. Dazu erzählt Quincy noch mit ernstem Gesicht von Ölsardinen, die man an einen Bindfaden bindet, sie verschluckt und bedächtig wieder herauszieht, um Öl nachzugießen, wenn sie nicht genug rutschen wollen. Daraufhin hängt Sam Kliburn wieder über Bord und rülpst so laut, daß selbst dem harten John Barlogh die Tränen kommen.

      Jetzt sind sie die fünfte Nacht unterwegs. Sie segeln in etwa dreieinhalb Meilen Abstand von der Küste, manchmal etwas weiter, wenn die vielen Inseln kommen, um ja nicht zu dicht unter Land zu geraten.

      Als der Abend kommt, sind sie durch den schmalen Sund der Four League Bay gesegelt, lautlos mit dunklen Segeln, mit einem dunkel gestrichenen Boot.

      Der Mann, von dem sie das Boot haben, ist ein Südstaatler und bewohnt ein Haus nicht weit von der Mündung des Pearl River. Dieses Boot hat in einem Schuppen nahe des Pearl River gelegen, mit allem, was zu einer Seereise gehört.

      Der Mann hat das Boot nie mehr benutzt, es hat nur im Schuppen gelegen. Er ist zu alt, um noch selber in diesen unruhigen Zeiten der Blockade segeln zu wollen, da macht es keinen Spaß mehr, so ist das. Keine 7.000 Yards weiter, also in Sichtweite der Yankees, liegt der kleine Fischerhafen in dem zwei Kanonenboote der Yanks ständig liegen, und die Fischer zum Fang auf die See hinausbegleiten. Die Fischer dürfen nur am Tag ausfahren. Das Haus und den Schuppen des Alten, dem dieses Boot gehört, ein schwarzgestrichenes Boot, hat man in den Jahren kontrolliert, dann nicht mehr, weil der Alte zu gebrechlich wirkt, um etwa hinauszufahren. Wohin auch, in die Blockadeschiffe hinein? Sie haben ihm das Boot gelassen. Und er hat es neu verpecht. Den ersten Tag hat es etwas geleckt, sie haben Wasser schöpfen müssen, den zweiten Tag ist es dicht gewesen.

      »Wasser«, sagt Sammy stöhnend. »Oh, du mein Heiland, wie kann man sich dem Wasser anvertrauen? Ist mir wieder übel.

      Quincy, ich muß dir lassen, daß du alle Untiefen kennst und jede Sandbank, aber wenn man unsere Pferde im Schuppen gefunden hat?«

      »Blödsinn«, sagt Quincy. »Das letzte Stück sind wir mit zwei Mann auf einem Gaul geritten, also finden sie nur zwei Pferde. Die anderen beiden haben wir zehn Meilen vorher laufen lassen. Und die drei anderen schon dreißig Meilen vorher.

      Bah, es sind keine Armeepferde, sie kennen den Brand nicht, was wissen die, wenn sie ein paar Pferde finden, wem sie gehören? Außerdem kannst du sicher sein, daß die Leute, die die Pferde finden, sie verstecken, damit sie dieses Himmelsgeschenk nicht etwa loswerden. Bin ich froh, daß ich nicht mehr reiten muß.«

      »Er ist froh«, sagt Sam röchelnd. »Allmächtiger, er ist froh, habt ihr das gehört? Quincy, wann, meinst du, sind wir an der Marsh Insel vorbei?«

      »Morgen, zwei Stunden nach Mitternacht. Wir können es bis zum nächsten Tag schaffen, auf Pecan Island zu landen. Das ist ein feines Stück Land, sage ich dir. Und da sind die Yanks auch nicht mehr. Habe ich dir nicht gesagt, daß wir sieben Nächte brauchen würden?«

      »Heute ist der zwölfte April«, sagt Barlogh leise. »Ich möchte wissen, was Lee macht. Er ist nicht zu schlagen. Alles, was eine Waffe halten kann, wird zu seiner Armee stoßen.«


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