G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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      »So ist es richtig«, sagt Quincy beleidigt. »Würdest du dein Geld zerschießen, Sam? Die tun es, die Yankees haben absolut zuviel davon, siehst du das ein?«

      Quincy schleppt den Captain ans Ufer und rennt dann so gut er kann hinter die Bäume. Dort macht John Barlogh die Augen auf und fährt sofort hoch.

      »Das Geld?«

      »Wir waren kaum vom Boot«, sagt Sam Kliburn bitter, »als es in Stücke flog. Quincy hat es genau richtig gemacht. Wir müssen weg. Wir müssen machen, daß wir hier fortkommen, sie haben ein Boot ausgesetzt und kommen auf die Stelle zu, an der unsere Schaluppe… Großer Gott, das Geld!«

      Sam sieht das, was die anderen beiden nicht sehen können.

      Auf dem Wasser, träge bewegt von den Wellen, schwimmt das Geld, schwimmen die Scheine. Sind sie erst richtig vollgesogen, dann werden sie untergehen.

      »Was ist, Sam?«

      »Das Geld schwimmt auf dem Wasser, sie werden es finden und alles durchsuchen, sie holen alles aus dem Wasser heraus. John, es ist verloren.«

      John Barlogh steht langsam auf und blickt zwischen den Bäumen durch auf das Beiboot, das sich schnell den Trümmern nähert, die im Wasser treiben.

      »Gehen wir«, sagt er tonlos. »Es wird irgendwo hier Pferde geben. Quincy, weißt du Bescheid hier?«

      »Ja«, erwidert Quincy heiser. »Sieben Meilen von hier liegt ein Nest, es nennt sich Creole, da bekommen wir sicher Pferde. Meine Schaluppe, alles hin, alles hin.

      Gehen wir schnell, die Yanks können sogar schießen, warum sollen sie nicht auch laufen können? Da rechts liegt der Mermentau River, die Bucht dort ist an der Mündung gelegen. Gehen wir, gehen wir schnell, Captain, ehe sie uns nachkommen. Wer weiß, was mit dem Dreimaster ist, vielleicht haben sie ihn in der Nacht abgefangen?«

      Zwei Minuten später hasten sie landeinwärts und verlieren das Ufer aus den Augen.

      Sie gehen, der Captain stützt Quincy an der linken Seite, stumm immer weiter. Sam sagt, daß ihnen nichts nachkommt, gar nichts.

      »Kannst du noch, Quincy?«

      »Ja«, sagt Quincy bitter. »Ich kann auch noch reiten, bis zum Hauptquartier, wenn es sein muß. Eine Rotte sind wir gewesen, ich will aber auch Dallard dazurechnen. Eine tapfere Rotte, wir haben dem Teufel ins Feuer gespuckt und unseren Auftrag ausgeführt.

      Aber wenn wir jetzt nach Hause kommen, dann kommen wir mit leeren Händen, Captain. Sie werden uns ansehen und nichts sagen. Hundertfünfzig Yards vor dem Ufer… ich begreife es nicht, ich werde es nie begreifen. Die Yanks holen das ganze Geld raus, bis auf unseres. Ach so, unseres, das müssen wir sicher auch noch abliefern. Alles umsonst.

      Ich möchte bloß wissen, Captain, was in diesem Krieg noch alles umsonst sein wird. Wie viele sollen denn noch sterben? Wofür, frage ich?«

      »Quincy, ich weiß es auch nicht. Du kannst das Geld behalten. Das ist wahr, sieh mich nicht so an. Ich habe Befehl bekommen, jedem seinen Anteil zu geben, sobald wir das Geld haben. Das habe ich getan, es ist euer rechtmäßiges Eigentum, Quincy. Umsonst ist nicht mal der Tod.«

      Quincy sieht weg und schluckt, dann humpelt er weiter.

      Und so erreichen sie das Nest, sehen die Leute. Ihre irgendwie gedrückte Stimmung fällt ihnen auf.

      »Was ist hier passiert, ein Unglück?« fragt John Barlogh einen alten Mann. »Alter, ist etwas?«

      Der alte Mann sieht ihn an und schüttelt den Kopf.

      »Nichts«, sagt er heiser. »Wo kommt ihr denn her? Wißt ihr denn nichts?«

      »Was sollen wir wissen, Alter? Die Yanks haben uns kurz vor der Küste unser Boot zerschossen.«

      »Lee«, sagt der Alte zittrig. »Lee…«

      Und er hat wirklich Tränen in den Augen, der Alte.

      »Lee hat bei Appomatox am 9. April kapitulieren müssen.«

      John sieht die anderen an. Sam ist erstarrt, Quincy hat die Augen geschlossen.

      »Das ist wahr?«

      »Ja, Mister, unsere Jungs, die noch kämpfen – wofür kämpfen sie noch? Nur noch Johnston ist da mit Taylor drüben jenseits des Mississippi. Und hier ist nur noch Kirby Smith. Man sagt, sie sollen auch schon verhandeln und kaum noch kämpfen. Jefferson Davis ist geflohen, niemand weiß, wo er sich aufhält.«

      »Noch mehr?« fragt John Barlogh tonlos. »Noch mehr kann es nicht geben, wie?«

      »Das ist ja auch genug, Sohn. Kann ich euch helfen? Hier sind kaum waffenfähige Männer, nur Frauen und Kinder, und wir Alten. Können wir etwas für euch tun?«

      »Pferde, Alter?«

      »Ja, drei werden sich wohl noch finden, aber keine guten Pferde, kommt nur mit mir.«

      Sie gehen hinter ihm her. Und es ist ihnen, als wenn eine Riesenfaust auf ihre Schultern drückt.

      »Umsonst«, sagt Quincy Morgen immer wieder. »Alles umsonst gewesen, alles umsonst!«

      Eine halbe Stunde später haben sie Pferde, reiten und halten an, als der Captain die Hand hebt.

      »Ist was, John?«

      John Barlogh sieht Quincy an, lange.

      »Hebe die rechte Hand, Steuermann Quincy Burton, hebe sie.«

      Er hebt sie und sieht ihn starr an.

      »Quincy Burton, Steuermann der Marine der Konföderierten, ich entlasse dich hiermit aus dem Dienst.

      Du kannst gehen, wohin du

      willst!«

      »Aber das kannst du doch nicht.«

      »Doch, ich kann das schon, Quincy. Ich will versuchen, daß ich dir deine Ernennung noch schriftlich mitteilen kann, deine Adresse haben wir, Steuermann Quincy Burton. Vielleicht machen sie einen Kapitän daraus, Quincy, verdient hättest du es dreifach. Nimm dein Geld, geh nach Hause zu deiner Familie.«

      »Ich – ich wollt’, du könntest auch nach Hause zu deiner Mutter gehen, John. Sammy, schreib mal nach Corpus Christi, schreib mal, vergiß es nicht. Und komm mich mal besuchen, wenn ich mein Schiff habe. Und du auch, Captain. Ach, verflixt, verflixt, haut ab, ich kann euch nicht mehr sehen. Vorhin muß mir doch verdammt Salzwasser in die Augen gekommen sein. Morgen sehen wir uns wieder.«

      Und er zieht sein Pferd herum und grüßt zum letzten Male. Dann reitet er los.

      Drei Männer nur noch, drei von jener Rotte.

      Die Rotte der Tapferen.

Wildpferdjäger Rick Powell

      Bill Morgan sah ihre Hände wie Klauen über den Kolben der Revolver hängen. Link, der Mann mit dem Raubvogelgesicht, kam von rechts auf ihn zu. Grinner, der Schläger und Strolch, der alles tat, was sein Boß ihm sagte, näherte sich von links.

      Der Boß, Anson Quailes, hielt auf seinem Pferd mitten im Hof. Er war ein häßlicher, dicker Frosch mit einem fetten Bauch, einem schwammigen Gesicht und Wulstlippen. Er war ein Gauner, berüchtigt für seine krummen Geschäfte mit Pferden und Vieh. Quailes kaufte alles, auch wenn der Verkäufer von Rindern oder Pferden niemals der Besitzer der Tiere gewesen war.

      Bis jetzt hatte man ihm das jedoch nur einmal beweisen können, und der Mann, der das geschafft hatte, war ein Freund der Morgans: Rick Powell, der größte, aber absolut ehrlichste Pferdehändler in Nevada. So jung wie Rick müßte ich sein, dachte der alte Bill Morgan, dann würde ich es wie Rick machen und diese drei Schurken verprügeln. Aber ich bin nicht Rick Powell, ich bin alt und krank.

      Als Bill mit dem Rücken gegen die Fenz stieß, lachte Grinner höhnisch. Link Stevenson grinste nur. Ihm wäre sonst die dünne Zigarre aus dem Mundwinkel gefallen.

      »Du verkaufst


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