G.F. Barner Staffel 5 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 5 – Western - G.F. Barner


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zu schnell, seid nur keine Narren«, warnte er die Halunken grimmig. »Wer schießt, frißt selbst Blei.«

      *

      Der Hufschlag war verhallt, als Jane Morgan zur anderen Ecke lief. Dort lagen die Bretter des vor vier Jahren beim Hochwasser zerstörten Schuppens auf einem Stapel, und auf dem Stapel hockte der alte Mann nun. Er hielt das Gewehr zwischen den Knien. Sein Oberkörper war nach vorn gesunken. Er atmete schwer und war totenbleich.

      »Dad, was hast du?« fragte Jane erschrocken. »Du bist ganz blaß.«

      Bill Morgan schüttelte den Kopf.

      »Geht schon wieder – habe mich nur aufgeregt«, stieß er hervor. »Das Gesindel, das verfluchte. Will mich auf meiner eigenen Ranch verprügeln. Vielleicht hat dieser Pferdedieb erfahren, daß ich bei Rick Powell war, um ihm die restlichen elf Pferde anzubieten. Ich wollte, Rick wäre hier gewesen, dann hätten sie was erlebt.«

      Er atmete scharf und schwer, blieb sitzen und starrte auf den Bach, dem er sein Unglück verdankte.

      Jane Morgan wußte, daß er nun wieder an ihre Mutter dachte und an jene Nacht vor vier Jahren, als der Sturm mit dem sintflutartigen Regen über das Land gerast war. In jener Nacht hatten sie die Hälfte der Rinder verloren und die Mutter, die mit dem Pferd in das reißende Wasser gestürzt war. Seitdem arbeitete Bill kaum noch. Es war, als hätte ihn die Kraft mit dem Tod seiner Frau verlassen.

      Die Ranch war verkauft, die Gebäude würden von der Minengesellschaft benutzt werden, deren Schächte nur sechs Meilen entfernt waren.

      Wir ziehen nach Boise, dachte Jane bitter, dort wohnt seine einzige Schwester, deren Mann vor einem Jahr starb. In der Stadt leben – ich? Vielleicht den ganzen Tag im Store stehen und Ware verkaufen?

      »Dad, kommt Rick Powell selbst?«

      »No«, sagte er düster. »Er hat zuviel zu tun mit der Herde, die er zur neuen Bahnlinie nach Glenns Ferry treiben muß. Sie brauchen dort zweihundertfünfzig Pferde. Er schickt Ed Heath und den kleinen Juan, den Neffen von Santiago, dem sie damals Pferde stahlen, die später bei Quailes, diesem Strolch, von Rick gefunden wurden. Heath bringt unsere Pferde dann auf Ricks Ranch, Jane.«

      Jane sah über den Bach hinweg nach Nordwesten. Dort hinten, anderthalb Tagesritte entfernt, lag die Powell-Pferderanch. Es gab keine größere in dieser Gegend, und es gab auch keinen besseren Pferdefänger in ganz Nevada. Rick Powell lieferte Pferde nach Oregon und Idaho, nach Kalifornien, Arizona und Utah.

      Seit vier Jahren hatte Jane Rick Powell nicht mehr gesehen, weil Bill Morgan sich hier vergraben und von niemandem Hilfe angenommen hatte. Zu stolz, das war er immer gewesen, obwohl er einmal mit Jesse Powell und Honkey Smith beim Bau der Southern Pacific Bügel an Bügel geritten war.

      Rick hätte ihm geholfen, dachte Jane, aber Dad wollte nicht. Er wies ihn schroff ab, und danach kam Rick nicht mehr. Früher war er oft hier. Bills Pferde stammten von seiner Ranch.

      Bill Morgan erhob sich ächzend, auch er dachte an Rick Powell.

      »Wir werden hinfahren«, sagte er plötzlich. »Wenn wir hier alles verkauft haben, dann fahren wir zu ihm. Vielleicht nimmt er uns mit nach Idaho. Es ist beinahe der gleiche Weg, Tochter.«

      Sie schrak zusammen, wollte ihn ansehen, aber er ging schon müde los. »Du willst Rick bitten – du?«

      »Ich weiß«, antwortete er. »Ich habe ihn damals verärgert, auch Honkey. Sie hätten geholfen, wie? Ich wollte keine Hilfe. Sicher war das falsch, Tochter.«

      Er hörte, daß sie stehenblieb und schlurfte weiter.

      Sie weiß nichts, dachte Bill Morgan, sie hat keine Ahnung, daß ich eigentlich längst tot sein müßte. Der Doc sagt, es wäre ein Wunder, daß ich noch lebe. Wo soll sie denn hin, wenn ich sterbe?

      Ich bringe sie nach Boise zu meiner Schwester. Dort kann sie ohne Sorgen leben. Hoffentlich schaffe ich es noch. Ich muß mit Rick reden, denn wenn morgen mein Herz stehenbleibt, hat sie niemanden mehr, nur Honkey und Rick. Sie ist zu jung, sie kommt allein niemals zurecht.

      Dann fiel ihm Quailes wieder ein, dieser Strolch, der Rick wie die Pest haßte, seitdem er Prügel mit seinen rauhen Burschen bezogen hatte.

      Ich werde es Heath erzählen, dachte der Alte. Man kann verdammt nicht wissen, was sich dieser Hundesohn Quailes einfallen läßt. Vielleicht läßt er Grinner und Link Stevenson auf Heath los, weil er jetzt noch wütender als vorher sein wird. Quailes ist nicht zu trauen… Er mußte Heath warnen.

      *

      Heath hob den Kopf, als der Junge mit ein paar trockenen Ästen kam und vor den Pferden beinahe über das Halteseil stolperte.

      »So viel brauchen wir doch gar nicht mehr, Juan«, sagte Heath müde. »Nun komm schon her und iß endlich. Da ist deine Portion.«

      Der Junge kam, legte das Holz ab und nahm seine Bohnen. Er aß hungrig. Dann sah er auf das Gewehr, das Heath neben sich liegen hatte.

      »Sie immer Gewehr gleich neben Hand?« fragte er in seinem seltsamen Amerikanisch. Er war ein Mischling wie Santiago oder Lorenzo, zwei der besten Pferdefänger, die für Powell ritten. »Sie denken an Quailes, Mr. Heath?«

      Heath lächelte kurz.

      »Vielleicht«, sagte er. »Brauchst dir keine Gedanken zu machen, Junge. Quailes ist ein Hundesohn, aber ihn fürchten? No, Juan. Du weißt doch, dein Onkel Lorenzo hat auch keine Angst vor dem Strolch. Er war dabei, als der Boß Quailes verprügelte und…«

      Dann kam der Knall zugleich mit dem Blitz. Heath wollte noch schreien, aber er kam nicht mehr dazu. Nur den Mund bekam er auf. Etwas sah er auch noch in dem Brüllen, das plötzlich aus den Büschen links neben dem Feuer auf sie zuraste.

      Heath sah den Feuerstrahl neben einem Busch und den Jungen herumzucken, der sich gerade zur Seite gewandt hatte. Die Kugel traf den Jungen nicht in die Schulter, wohin sie hatte gehen sollen. Sie traf seinen rechten Oberarm, durchschlug ihn. Der Anprall des Geschosses riß Juan noch weiter zur Seite.

      Den Bruchteil einer Sekunde sah Juan das Gesicht von Heath. Etwas wie Schreck schien sein Gesicht zu überziehen. Die Pfeife fiel Heath aus der Hand. Er blieb sitzen, nur seine Augen weiteten und sein Mund öffnete sich.

      Die Kugel traf Heath von hinten. Es war ein lähmender Schmerz, der seinen Rücken zusammenzog.

      In derselben Sekunde kam der Junge schreiend auf die Beine. Er wollte wegrennen, suchte instinktiv irgendeine Deckung auf dieser Lichtung und sah die Stangen, das Seil und die Pferde. Darum warf er sich herum und lief auf die Stangen zu, aber er kam nicht mehr bis zu den Pferden.

      Der Mann, der Heath kaltblütig in den Rücken geschossen hatte, sah wie der junge Mexikaner sich duckte und losstürmte. Er riß das Gewehr herum und hielt kurz vor den davonfliegenden, hageren Körper. Und dann zog er den Abzug durch.

      Juan hörte nur noch ein gewaltiges Brüllen. Vor ihm schien plötzlich eine Feuerwand zu sein, in die er stürzte. Das Feuer war alles, was er noch sah, ehe er die Besinnung verlor.

      Auch Heath hörte jenes Brüllen, aber es war für ihn kein Schußknall. Für Ed Heath war das Brüllen der Beginn einer krachenden Detonation.

      Als der Donner verklang, war um Ed Heath die Stille des Todes.

      In die jähe Stille nach den drei Schüssen drang das wilde, erschreckte Trompeten der Pferde. Sie bäumten sich auf, rissen an dem Strick, an den Heath und Juan sie gebunden hatten: Danach platzte das Seil mit einem leisen Knall.

      »Vorsicht!« schrie jemand schrill. »Weg da, die Tiere kommen, sie rennen dich um! Paß auf, Mann!«

      Der andere Bursche jenseits der Lichtung im Warm Springs Valley sah die Pferde plötzlich auf sich zurasen. Er stieß sich schreiend ab, flog in einen Busch.

      Dann jagten die Tiere hart neben ihm vorbei. Staub überschüttete ihn, Hufe trommelten. Er lag still, bis das Trommeln vorbei war und der stämmige, jüngere Bursche ihn rief.

      »Mann, wo


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