COLD KILLS. Alex Shaw

COLD KILLS - Alex  Shaw


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können, wenn ich nicht rausgekommen wäre, weißte? Und du?«

      »Überall und nirgends.«

      Fox nickte. »Militärkind?«

      »Botschafterkind, Moskau hauptsächlich.«

      »Piekfeiner Bengel, hm? Du solltest Rupert heißen.«

      »Kannst vor mir salutieren, wenn du willst.«

      »Halt’s Maul.«

      Sie verfielen wieder in Schweigen. Im schwindenden Licht ließ die irische Landschaft nichts Gutes ahnen, dunkle winterliche Bäume ragten über schwarzen Hecken empor und kratzten an ihnen. Als sie eine Hügelkuppe erreichten, erschien plötzlich eine Limousine hinter den Hecken einige hundert Meter vor ihnen und kam mitten auf der Straße zum Stehen. Der Fahrer stieg aus und eilte auf der anderen Seite in Deckung.

      »Scheiße.« Fox stieg auf die Bremse und betätigte sein Funkgerät. »Möglicher Hinterhalt. Over.«

      »Verstanden. Wird gecheckt. Out«, erwiderte Napp aus dem Sierra, während er vom Gas ging, um zurückzufallen und die Straße hinter ihnen im Auge zu behalten. Im tatsächlichen Falle eines Hinterhalts würde ein zweiter Wagen ihnen nun den Rückweg abschneiden, wahrscheinlich mittels einiger bewaffneter Männer mit lockeren Fingern am Abzug.

      Snow stieg schnell aus dem stehenden Vectra und nahm auf dem Rücksitz auf der Fahrerseite hinter Fox wieder Platz. Er holte ein HK Sturmgewehr mit kurzem Schaft aus einem Versteck.

      Das Training für einen möglichen Hinterhalt war so oft wiederholt worden, bis es ihnen in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie würden sich der Straßensperre langsam nähern, Waffen im Anschlag. Sollte ein X-Ray, ein Unbekannter, auftauchen, würde Fox aus dem offenen Seitenfenster schießen. Sofort darauf würde Snow aus dem Auto springen, sich die Leiche schnappen und in den Wagen zerren, bevor sie davonrasten. Bei Bedarf konnte Fox die Blendgranaten einsetzen, aber gegen eine Bombe würde das nicht viel nützen. Snow spürte sein Herz schneller schlagen, ihr gepanzertes Bond-Auto wäre gegen eine USBV nicht gewappnet.

      Hinter ihnen meldete sich Napp zu Wort. »Nichts zu sehen.«

      »Verstanden. Wir gehen auf möglichen Kontakt.«

      Fox legte den ersten Gang ein, fuhr langsam an und schaltete in den zweiten. Der Opel rückte näher an das stehende Fahrzeug, während sich beide Männer für den bevorstehenden Einsatz bereitmachten. Unerwartet tauchte der Fahrer des Wagens wieder auf; er sah beiläufig auf und winkte, bevor er in sein Auto stieg und davonfuhr.

      »Was sollte das denn?«, fragte Fox.

      Sie kamen zu der Stelle, an der der Wagen angehalten hatte. Snow blickte nach links und rechts, als sie vorbeifuhren. Er sah Viehgitter und den Zugang zu Weideflächen. »Das war ein Farmer, er hat nur das Gatter geschlossen.«

      Fox gab einen Seufzer der Erleichterung von sich. »Dann geht uns das nichts an.«

      Snow lächelte im Licht der Abenddämmerung. Fox hielt den Wagen an, damit Snow wieder vorn einsteigen konnte. Während der nächsten halben Stunde drangen sie tiefer in South Armagh ein und Snow wurde nachdenklich. Er scherte sich nicht um die Politik, die den Konflikt ausgelöst hatte. Was ihm weitaus wichtiger war als Religion oder Nationalität, war der Schutz der nordirischen Bevölkerung auf beiden Seiten, wie der Farmer, der nichts weiter wollte, als in Ruhe und Frieden sein Leben zu führen. Die Tatsache, dass bewaffnete Extremisten diese Leute aufs Korn nahmen, machte ihm zu schaffen.

      Snows Aufmerksamkeit schwankte zwischen der Straße vor ihnen und den dichten Hecken, die sie auf beiden Seiten der Straße begleiteten. Es war ein kalter Novemberabend, und nun, da die Sonne verschwunden war, sank die Temperatur unter den Gefrierpunkt. Sie trugen billige, dunkle Jeans und abgetragene Parkas – nur ein paar Jungs, die von ihrer Vergnügungstour zurückkamen. Beide Männer hatten jedoch auch schwarze Sturmhauben und Handschuhe in den Taschen verstaut.

      Dank der Fotos des Beamtenteams, welches das Gehöft überwachte, waren Snow und Fox mit der Lage ihres Ziels bestens vertraut. Der Beobachtungsposten lag an der Baumgrenze auf einem Hügel, eine halbe Meile entfernt. Das Bauernhaus befand sich am Rande eines Dorfes, angeschlossen durch eine kleine Straße auf östlicher Seite. Sonst wurde das Anwesen auf drei Seiten von Feldern umsäumt, wovon das südliche bis zum Hügel reichte. Eine Scheune stand hinter dem Haus am Ende des betonierten Hofs mit Einfahrt. Das Waffenversteck wurde unter einer Plane in eben dieser Scheune vermutet. Der Bauernhof hatte ursprünglich Milch produziert, aber die Produktion stand nun schon seit Jahren still. Der derzeitige Bewohner, McCracken, der Härteste der Harten in South Armagh, hatte kein Interesse an Milchwirtschaft. Trotz des ständigen Kommens und Gehens hatte das Beobachtungsteam vier IRA-Mitglieder identifiziert, die sich derzeit im Haus aufhielten.

      »Bist du bereit, Kleiner?«, fragte Fox sarkastisch.

      »Bin bereit wie noch nie«, antwortete Snow trocken.

      Fox grinste. »Also zum allerersten Mal?«

      Snow schüttelte langsam den Kopf und ignorierte die Stichelei. Fox drückte einen Knopf, der die Bremslichter deaktivierte, bevor er abbremste und den Vectra auf einem Parkplatz abstellte. Eine Baumreihe schirmte sie von der Straße ab. Dahinter war die dunkelgrüne Familienkutsche so gut wie unsichtbar. Eine Minute später fuhr der Sierra mit gleichmäßiger Geschwindigkeit vorbei. Er war auf dem Weg zu seiner eigenen Position auf der anderen Seite des Dorfes, um nach Schmierestehern und möglichem Ärger Ausschau zu halten.

      Bei ausgeschaltetem Motor und heruntergekurbelten Fenstern warteten sie schweigend einige Minuten, um sich an die Stille der Nacht zu gewöhnen. Sie waren auf dem gleichen Hügel wie der Beobachtungsposten, aber auf der anderen Seite des Waldes, es war also nur ein kurzer Spaziergang bis zu ihrem Ziel. Bevor sie loszogen, schraubte Snow einen Schalldämpfer an seine SIG Sauer – eine Verletzung des Waffenstillstands sollte besser nicht gehört werden. Dann überprüfte er den Inhalt seiner Taschen, eine kleine Maglite mit schwarzem Klebeband über der Linse, um den Lichtstrahl zu schmälern, und eine Wegwerf-Kamera mit Infrarotfilm.

      Snow nickte Fox kurz zu, bevor er geräuschlos aus dem Auto schlüpfte. Er setzte die Sturmhaube auf, hochgerollt wie eine Wollmütze, und machte sich auf den Weg.

      Snow wartete, bis das Auto nicht mehr zu sehen war, bevor er sein Kehlkopfmikrofon aktivierte. »Funkcheck.«

      »Check.« Fox’ Stimme klang laut in Snows Ohr. Snow hörte dann die Bestätigungen der anderen.

      Fox blieb im Auto. So konnte er schnell reagieren, falls Snow, das Team im Sierra oder der Beobachtungsposten ihm das Signal gaben.

      Die Kälte brannte auf Snows entblößtem Gesicht, als er um eine Kurve kam. Statt der Hecken umgaben nun niedrige Steinmauern das Gelände, die immerhin eine Kugel aufhalten konnten, falls alles den Bach runterging und eine Schießerei losging. Snow konnte inzwischen das Bauernhaus sehen. Die Lichter waren aus und in der Stille der Nacht war kein Laut zu hören. Anstelle der normalen Taktik, das Ziel aus Richtung der Felder anzusteuern, hatte Fox vorgeschlagen, Snow solle sich wie ein Ansässiger verhalten. Mit den Händen in den Hosentaschen hielt Snow auf das Haus zu. Ihm gefiel die Idee nicht, aber er würdigte Fox’ größere Erfahrung. Falls Snow konfrontiert würde, bevor er das Ziel erreichte, war die Operation vorbei. Er spürte das Gewicht seiner schallgedämpften SIG, während er lief. Die Einsatzregeln erlaubten ihm zurückzuschießen, falls man auf ihn feuerte, aber die Politiker beider Seiten würden in dem Fall hochgehen wie Raketen …

      Snow war völlig ungeschützt; in diesem Moment konnte eine einzelne, wohlplatzierte Kugel allem ein Ende setzen, bevor ihn irgendjemand warnen konnte. Nur noch ein paar Schritte und er hätte Deckung. Er spürte, wie sein Herz pochte und seine Hände anfingen zu schwitzen. Snow stand dem Bauernhaus nun gegenüber im durch Schatten verursachten toten Winkel. Der Vollmond leuchtete über ihm, ohne Straßenlaternen die einzige Lichtquelle. Nicht ein Laut war zu hören, kein Licht zu sehen. Snow kontrollierte mühsam seine Atmung; das Geräusch verstärkt in der Stille der irischen Nacht. In den Schatten überquerte er die Zufahrt und schwang sich über die Steinmauer. Wenige Augenblicke später stand er mit dem Rücken an der Hauswand und hielt


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