Star Wars: Battlefront II - Inferno-Kommando. Christie Golden
uns dort zu treffen. Sie können gerne auch ein paar persönliche Gegenstände einpacken. Dieses Schiff wird für absehbare Zeit Ihr neues Zuhause sein.“
Es hatte in Idens Leben noch nie Platz für sentimentale Andenken gegeben. Folglich war ihre Tasche binnen fünf Minuten gepackt.
Die Corvus war eine Korvette der Raider-Klasse, schlank, grau und mit 150 Metern Länge geräumig genug, um eine größere Mannschaft zu beherbergen, die natürlich von Admiral Versio persönlich ausgewählt werden würde. Fürs Erste gab es nur zwei Crewmitglieder: eine Pilotin namens Adiana Caton und ihren Kopiloten, Weston Morro. Sie schienen beide professionell und umgänglich zu sein, und Iden war sicher, dass keiner von ihnen Probleme machen würde.
Was die Corvus selbst anging? Nun, sie war die Art Schiff, die jeden im Team zufriedenstellen würde. Sie besaß einen Hyper- und drei Impulsantriebe, an denen Meeko nach Belieben herumschrauben konnte, und sie war mit Ionenkanonen, schweren Zwillingslaserkanonen, Erschütterungsraketen und Turbolasern bestückt. Außerdem hatte man sie völlig auseinandergenommen und mit modernster Computertechnologie ausgestattet, wie Versio dem Inferno-Kommando versicherte.
„Sie werden damit zu Ihrer nächsten Mission aufbrechen“, sagte der Admiral, während er Iden durch die Korvette führte, damit sie sich an die Corvus gewöhnen konnte. Als sie am Cockpit vorbeikamen, trafen sie dort auf Gideon, der bereits dabei war, die Kontrollen zu studieren, und auf dessen Gesicht dabei ein Ausdruck tiefster Zufriedeheit lag. „Und Sie werden sie auch auf jeder weiteren Mission benutzen, sofern keine besonderen Umstände eintreten. Natürlich werden wir Ihnen schnellstmöglich eine vollständige Mannschaft besorgen.“
„Ich dachte, das Inferno-Kommando wäre eine kleine, eingeschworene Einheit“, bemerkte Iden. Die Pilotin in ihr war aufgeregt angesichts der Möglichkeiten, die ein Schiff wie die Corvus bot, aber es gefiel ihr nicht, weitere Leute an Bord zu haben, wo ihr Team doch eigentlich aus den vier „Besten der Besten“ bestehen sollte.
Ihr Vater durchschaute sie sofort – wie immer. „Meeko kann Dinge reparieren, aber er ist kein simpler Techniker. Falls es zu einem Feuergefecht kommt, werden Sie ihn an Ihrer Seite haben wollen, Captain. Sie sind alle ausgezeichnete Piloten, aber es wird Momente geben, in denen Sie niemanden entbehren können, um das Schiff zu fliegen. Eine gut ausgebildete Mannschaft, die nur tut, was ihr aufgetragen wird, ist ein Vorteil, kein Hindernis. Keine Sorge, sie werden Ihnen schon nicht den Wind aus den Segeln nehmen.“ Die letzten Worte hatten beinahe einen spöttischen Klang. Nicht wirklich. Aber beinahe.
Iden biss sich auf die Lippe. Sie würde den Köder nicht schlucken. Auch Gideon tat so, als hätte er nichts gehört. Zum Glück startete in diesem Moment Meeko sein persönliches Ablenkungsmanöver, indem er mit einem breiten Grinsen ins Cockpit trat. „Guten Tag, Admiral Versio. Captain Versio.“ Sein Grinsen wurde sogar noch breiter, als er ihren Rang betonte. „Sehen Sie mal, was ich gefunden habe.“
Hinter ihm schwebte summend ein kleiner, schwarz glänzender Droide, dessen Form und Größe an eine umgedrehte Suppenschale erinnerten. Ein roter Fotorezeptor dominierte seine Vorderseite, während vier kleinere schwarze Rezeptoren rings um seine geschwungene Kuppel angeordnet waren. Vier mehrgelenkige Arme, die in kleinen Zangen ausliefen, hingen in die Luft hinab.
„Das ist ein ID9-Sucher, oder?“, fragte Iden.
„Nein, ein ID10“, verkündete Meeko. „Frisch aus der Fabrik. Und ich werde ihn für unsere nächste Mission umbauen.“
„Sie scheinen sehr zufrieden zu sein, Agent Meeko“, erwiderte Iden bewusst förmlich, wobei sie den Titel benutzte, den sie sich nunmehr alle verdient hatten. „Was ist mit Ihnen, Agent Hask?“
„Kann mich nicht beschweren“, antwortete Gideon. „Unser Pilot wird nicht viel Zeit am Steuer verbringen, falls ich meinen Willen bekomme. Und, äh, Captain Versio – sollte Ihnen irgendetwas zustoßen, dann hätte ich das Kommando, richtig?“
„Fangen Sie besser noch nicht an, vor dem Spiegel ‚Captain Hask‘ zu üben“, entgegnete Iden amüsiert. Es war ein alter Scherz, den Gideon schon oft gemacht hatte, aber er brachte sie jedes Mal wieder zum Lächeln.
„Admiral Versio“, ertönte Seyns Stimme. „Ich habe mich gerade ein wenig in den Datenbänken umgesehen, und … ich bin beeindruckt, Sir. Es ist erstaunlich, wie viele vertrauliche Informationen Sie für uns freigeschaltet haben. Danke.“
„Sie können Ihre Dankbarkeit zeigen, indem Sie Ihre Missionen erfolgreich abschließen. Und wo wir gerade davon sprechen – Ihr nächster Auftrag wird nicht lange auf sich warten lassen. In der Zwischenzeit sollten Sie versuchen, sich jeden Zentimeter dieses Schiffes einzuprägen.“ Mit einem Nicken, aber ohne ein weiteres Wort ging Versio die Rampe hinunter, während das Team zurückblieb und ihm ein wenig verwirrt nachblickte.
„Also“, sagte Meeko schließlich. Er hatte ein natürliches Talent dafür, eine angespannte Situation aufzulockern. „Sieht aus, als hätten wir alle unsere Geburtstagsgeschenke bekommen.“ Er tätschelte den Droiden, der hinter ihm schwebte. „Aber was ist mit Ihnen, Captain?“
Sie löste ihren Blick vom Rücken ihres davonschreitenden Vaters und wandte sich Dels offenem Gesicht zu. „Alles, was ich möchte, ist, zu trainieren.“
Und das tat sie dann auch. Während Meeko mit dem Droiden beschäftigt war, Hask die Corvus so oft er nur konnte auf kleine Spazierflüge entführte und Marana sich in den Datenbänken vergrub, trainierte Iden mit laserscharfer Entschlossenheit.
Die Verletzungen, die sie sich auf Yavin 4 zugezogen hatte, waren vollkommen verheilt, aber nach der erzwungenen Passivität der letzten Wochen war sie ein wenig eingerostet. Nun wollte sie ihre alte Schnelligkeit, Beweglichkeit und Kraft so schnell wie möglich zurückgewinnen.
Also rannte sie, spielte mit den Übungsdroiden holografische Kampfsimulationen durch und trieb sich bis an ihre Grenzen. Was sie aß, aß sie nicht wegen des Geschmacks, sondern weil es perfekt auf die Bedürfnisse ihres Körpers abgestimmt war. Darüber hinaus unternahm sie ebenfalls mehrere Flüge mit der Corvus, entweder mit Gideon, Caton oder Morro als Kopilot oder allein, bis sie die Bewegungen und Eigenheiten der Korvette ebenso gut kannte wie die ihres TIE-Jägers. Und natürlich trainierte sie auch mit allen Waffen, auf die das Team Zugriff hatte, und sie sparrte mit jedem, der bereit war, gegen sie in den Ring zu steigen. Nachts fiel sie todmüde und mit schmerzenden Muskeln auf das Bett in ihrer Kabine, um wie ein Stein zu schlafen, und wenn sie am nächsten Morgen aufwachte, ging es wieder von vorne los.
Bis sich Admiral Versio meldete, um ihnen ihre nächste Mission zu geben.
Die ersten Aufträge, die das Inferno-Kommando übernahm, waren in der Regel binnen weniger Tage erledigt. Die meisten erforderten nach gründlicher Planung nur ein paar Stunden, so, wie es schon bei ihrer ersten Mission gewesen war. Eine weitere Parallele bestand darin, dass sie meistens hochrangige Würdenträger überführten. Es war desillusionierend, zu sehen, wie viele wichtige und teils auch berühmte Imperiale korrupt und kriminell waren.
„Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute bereit sind, die Hand zu beißen, die sie füttert“, murmelte Del, als sie sich eines Abends an einer Mahlzeit gütlich taten, die er wie aus dem Nichts herbeigezaubert hatte.
„Mich überrascht das nicht“, entgegnete Seyn. „Wenn man lange genug für den Flottengeheimdienst arbeitet, sieht man so einiges.“
„Nicht jeder kann mit Macht umgehen“, warf Iden ein.
„Ich wünschte, wir könnten uns endlich den Rebellen widmen“, brummte Gideon.
„Das wünschen wir uns alle“, sagte Iden. „Aber nach ihrem Erfolg bei Yavin wird die Rebellenallianz ihre Geheimnisse noch sorgfältiger hüten – und es allen schwerer machen, die sie an das Imperium verraten könnten.
Davon mal ganz abgesehen – was wir tun, ist wichtig. Wir helfen dabei, das Unkraut auszujäten. Ohne Korruption und Verrat wäre der Todesstern noch intakt und wir hätten den Krieg bereits gewonnen. Ich bin sicher, der Admiral wird uns noch früh genug gegen den Rebellenabschaum ins Feld schicken.“
Und sie hatte recht. Ein paar Aufträge