Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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eingekeilt von den Menschen, die ebenfalls auf ihre Garderobe warten.

      Immer weiter wird sie von rücksichtslosen Leuten zurückgedrängt. Dabei war sie eine von den ersten. Albert Gellert hat sie inmitten der Menschen entdeckt. Er sieht den etwas hilflosen Ausdruck auf ihrem schönen Gesicht und zwängt sich zu ihr durch.

      »Darf ich um Ihre Garderobenmarke bitten?«

      Marinas Kopf fährt herum. Vor ihr steht der Mann aus dem Parkett. Seine tiefblauen Augen ruhen nun freundlich auf ihr.

      »Bitte.« Sie reicht ihm die Marke, und Albert Gellert gibt sie seinem Sohn weiter, der soeben ihrer beider Garderobe in Empfang nimmt. »Bring das noch mit, Günther.«

      Günther wirft einen Blick zurück, sieht das schöne Mädchen und greift schnell zu der Garderobenmarke. Wenig später taucht er neben Marina auf und überreicht ihr ihren Abendmantel. Albert Gellert hilft ihr, hineinzuschlüpfen. Mit einem Kopfnicken und einem gemurmelten »Danke« eilt Marina aus dem Bereich der faszinierenden Männeraugen.

      Sie atmet tief und erregt und geht langsam den Weg, den Annemarie ihr beschrieben hat.

      Sie hört eilige Schritte hinter sich, und schon steht Günther Gellert an ihrer Seite.

      »Gestatten Sie, daß ich Sie heimfahre?«

      Etwas an dem jungen Mann stört Marina. Sie blickt kaum zur Seite. »Danke, ich gehe lieber zu Fuß.«

      »Dann gehe ich mit Ihnen«, sagt er hartnäckig.

      Marina bleibt unter einer Straßenlaterne stehen. »Wenn Sie auch so liebenswürdig waren, mir meine Garderobe mitzubringen, so haben Sie noch lange kein Recht, sich mir aufzudrängen.«

      »Seien Sie doch nicht albern«, erwidert er und nimmt ihren Arm. »Dann haben wir eben den gleichen Weg.«

      »Lassen Sie mich sofort los, bitte«, sagt sie scharf, aber das reizt Günther Gellert nur. Er läßt sie nicht los. Er neigt sich etwas zu ihr und blickt ihr in das schöne, erregte Gesicht.

      »Sie sind noch schöner, wenn Sie wütend sind. Kommen Sie endlich«, befiehlt er. »Ich lade Sie ein.«

      »Soll ich noch deutlicher werden?« fragt sie und reißt sich von ihm los.

      Schnell hat er sie umfaßt und küßt sie. Ebenso blitzschnell reagiert Marina.

      Ihre Hand schnellt vor und trifft seine Wange. Es ist ein harter Schlag. Sofort gibt er sie frei. Er kocht vor Wut. Noch nie hat er eine solche Abfuhr erlebt.

      Marina rennt förmlich davon. Sekundenlang hat sie in sein wutverzerrtes Gesicht gesehen. Sie fürchtet sich vor ihm. Erst als sie die Lichtreklame des »Trocadero« sieht, atmet sie auf.

      Sie schlüpft durch die Eingangstür und fühlt sich geborgen.

      Günther Gellert reibt sich die Wange, stößt einen unterdrückten Fluch aus und wendet sich wütend dem Parkplatz zu.

      *

      Nachdem Annemarie Kolber Marina vor dem Konzerthaus abgesetzt hat, fährt sie dem »Trocadero« zu, dem Treffpunkt mit dem neuen Kunden.

      Es ist zwar nichts Außergewöhnliches, daß sie sich mit irgendeinem ihrer Kunden zu so vorgerückter Stunde trifft. Aber hier handelt es sich um einen neuen Kunden. Für gewöhnlich suchen sie sie zuerst in ihrem Stadtbüro auf. Sicher ist es ein sehr wohlhabender Mann, der glaubt, für sein Geld die Leute tanzen sehen zu können.

      Sie wappnet sich mit Abwehr und Gleichmut, als sie das vornehme Lokal betritt. Suchend blickt sie sich um. Da erhebt sich von einem Ecktisch ein Mann und geht ihr einige Schritte entgegen.

      »Fräulein Kolber?« fragte er, und als sie nickt, reicht er ihr die Hand. »Fein, daß Sie gekommen sind. Darf ich Sie an den Tisch begleiten?«

      Verwirrt geht sie hinter ihm her. Er rückt ihr den Sessel zurecht und blickt sie erwartungsvoll an. Ziemlich jung, denkt er. Ob sie der Aufgabe gewachsen ist?

      Zunächst betrachtet Annemarie prüfend den Mann. Daß er hochgewachsen und schlank ist, hat sie schon festgestellt. Seine grauen, etwas spöttisch blickenden Augen irritieren sie. Sein Mund ist gutgeschnitten, das Gesicht kantig. Im ganzen gesehen ein Mann, der weiß, was er will. Sein Anzug ist von ausgesuchter Eleganz.

      Seine Stimme ist sonor, und seine Hände sind schmal und doch kantig.

      »Was darf ich Ihnen bestellen?« hört sie ihn sagen, und das bringt sie in die Wirklichkeit zurück.

      »Ich trinke, was Sie trinken«, antwortet sie. »Herr Doktor Hartmann, nicht wahr, so war doch Ihr Name?«

      Er verneigt sich leicht zustimmend. »Doktor Konrad Hartmann, und wenn wir uns einig werden, Ihr jüngster Kunde.«

      »Noch sind wir uns nicht einig, da ich Ihre Wünsche nicht kenne«, meint sie überlegend.

      »Nun, zu diesem Zweck haben wir uns schließlich hier getroffen.« Er betrachtet sie nachdenklich. »Sie sind mir von einem guten Bekannten wärmstens empfohlen worden. Architekt Todt hat das Haus gebaut, und Sie sollen es mir wohnlich und gemütlich einrichten.«

      »Und wo liegt das Haus?« erkundigt sie sich. Jetzt ist sie nur Geschäftsfrau.

      »Wenn es Ihre Zeit erlaubt, werde ich Ihnen das Haus morgen früh zeigen. Es liegt außerhalb der Stadt auf einem Hügel. Augenblicklich ist man dabei, die Gartenanlage zu machen. Paßt es Ihnen gegen elf Uhr?«

      »Ich werde mich jedenfalls freimachen. Bevor ich das Haus nicht gesehen habe, kann ich Ihnen keine Vorschläge machen.«

      »Das habe ich auch nicht erwartet«, meint er, und da der Kellner den Wein bringt, wird er abgelenkt.

      Annemarie fühlt sich behaglich wie lange nicht. Sie muß ihre Meinung ändern. Er ist kein Snob. Er ist einfach und herzlich und behandelt sie äußerst zuvorkommend. Ihre Neugier ist geweckt.

      »Und warum haben Sie mich hierher bestellt? Sie hätten mich doch in meinem Büro aufsuchen können«, sagt sie aus ihren Gedanken heraus.

      Er hat den Kellner weggeschickt und läßt den goldgelben Wein in die Gläser fließen.

      »Sehr einfach, meine Gnädigste, ich wollte Sie kennenlernen.«

      »Aha«, macht sie und nimmt das Glas aus seinen Händen. »Und wie ist Ihr Urteil über mich eigentlich ausgefallen?«

      »Noch kann ich mir kein Urteil erlauben.« Er blinzelt sie verschmitzt an, was sein hartes Gesicht plötzlich gelöst erscheinen läßt. »Das heißt, Sie persönlich gefallen mir ganz gut, wenn Sie mir auch reichlich jung für einen solchen Auftrag erscheinen…«

      »Ich bitte Sie«, fährt sie wütend dazwischen. »Was hat mein Alter mit meinem Können zu tun?«

      »Sehen Sie«, triumphiert er, »jetzt sind Sie beleidigt.«

      »Beleidigt? Keineswegs. Ich bin wütend. Sie scheinen mich nicht ernst zu nehmen.«

      »Doch, sehr sogar. Zunächst habe ich festgestellt, daß Sie eine aparte junge Frau sind und mir Ihre Gesellschaft gut gefällt. Wenn Sie mir morgen Vorschläge für mein Haus machen, die mir zusagen, werde ich mich gern von Ihrem Können überzeugen lassen.« Er blinzelt ihr belustigt zu. »Nun seien Sie nicht mehr wütend auf mich. Lassen Sie uns den Abend recht nett verbringen.«

      Sie blickte auf ihre Uhr. »Lange werden Sie sowieso nicht mehr mit mir rechnen können. Ich erwarte meine Freundin hier. Sobald das Konzert aus ist, holt sie mich ab.«

      Er hebt das Glas. »Wenn Ihre Freundin nur halb so nett ist wie Sie, werde ich sie an unseren Tisch bitten.«

      Sie sucht vergeblich in seinen Augen nach Spott.

      »Meine Freundin ist nicht nur nett, sondern auch bildschön.«

      Er betrachtet sie mit einem Ausdruck der Verwunderung.

      »Hm. Es gibt wenige Frauen, die die Schönheit anderer anerkennen.«

      Sie


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