Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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mich nicht«, entfuhr es ihm ärgerlich, und Angela glaubte, daß er sie damit meinte.

      Rasch bückte sie sich, aber der Mann tat dies ebenfalls, und zwar mit gleichem Eifer. Natürlich stießen sie mit den Köpfen zusammen. Angela verlor das Gleichgewicht und saß dem Mann buchstäblich zu Füßen.

      Das kleine flotte Hütchen machte einen übermütigen Sprung und landete neben dem sprachlosen Mädchen, das aus geweiteten, ängstlichen Augen zu dem Mann aufsah.

      Zuerst sah es aus, als wollte er aufbrausen, dann aber brach er in ein kurzes, herzliches Lachen aus.

      »Führen Sie sich immer auf diese Weise ein?« fragte er und half ihr ritterlich beim Aufstehen.

      »Nein, Herr Professor«, stammelte sie und schüttelte den Kopf, so daß eine dicke, rostbraun glänzende Locke in das schöne, glühende Mädchengesicht fiel.

      Mit einer eigenwilligen Gebärde strich sie das Haar aus der Stirn und stellte sich vor.

      »Ich bin Angela Martens und möchte meine Stellung als Sekretärin bei Ihnen antreten, Herr Professor.«

      »Bei mir?« fragte der Mann erstaunt, obgleich er sofort im Bilde war. Er fand es aber sehr hübsch, das liebliche Mädchen noch ein klein wenig zu verschüchtern. »Das muß aber ein Irrtum sein.«

      Angela schüttelte entschieden den Kopf.

      »Das ist bestimmt kein Irrtum, oder Sie sind ein Irrtum.« Sofort geriet sie in die größte Verlegenheit und verbesserte sich rasch: »Ich meine, dann habe ich mich wohl in der Zimmertür geirrt?«

      »Nein«, kam es belustigt über seine Lippen. »Ich bin tatsächlich der Irrtum. Sie vermuten Professor Langhammer in mir. Ich bin Oberarzt Peter Heykens. Professor Langhammer ist augenblicklich verreist, und ich vertrete ihn inzwischen, bin also Chefarzt und Oberarzt in einer Person.«

      Angela sagte nichts, sondern ging auf den Schrank zu und schlüpfte aus der dunklen Jacke. In einem duftigen zartfarbenen Blüschen stand sie nach Sekunden schon wieder vor ihm.

      Er fand die Sekretärin des Professors nur über alle Maßen jung und wohl kaum geeignet für den verantwortungsvollen Posten. Aber das ging ihn ja nichts an. Das war Sache des Professors.

      »Man braucht mich. Bitte schauen Sie sich inzwischen ruhig schon ein wenig in Ihrem neuen Reich um!«

      Damit ließ er Angela allein. Nachdenklich stützte sie den Kopf in die Hand. Aber nicht lange saß sie so, dann begann sie, in der Kartei zu blättern, die ihr gewaltigen Respekt einflößte.

      Die Karte, die der Oberarzt auf dem Schreibtisch liegengelassen hatte und in die er seine letzte Eintragung gemacht hatte, fesselte ihre Aufmerksamkeit.

      Sie nahm sie zur Hand und studierte sie aufmerksam. Sie empfand eine unbändige Freude, als sie einen Schreibfehler entdeckte, der dem Oberarzt wohl in der Eile unterlaufen war.

      Bedächtig legte sie die Karte zurück und wartete auf das Wiedererscheinen des Herrn Doktor Heykens.

      Endlich stand er unter dem Türrahmen. Ein heller Schein lief über sein jetzt ernstes Gesicht, als er sie am Schreibtisch erblickte.

      »Sie haben sich wohl schon mit der Kartei vertraut gemacht?« fragte er.

      »Das nicht, das wäre übertrieben«, entgegnete sie gelassen. »Aber einen Fehler habe ich gefunden.«

      Er starrte sie ungläubig an, dann setzte er die Faust so derb auf den Tisch, daß das Tintenfaß zitterte.

      »Hören Sie mal, mein kleines Fräulein, wollen Sie Ihren Chef rügen?« fragte er, und in seiner Stimme schwang ein Grollen.

      »Gehört die Verwaltung der Kartei zu meinen Obliegenheiten?« stellte sie die Gegenfrage, die ihn zunächst verblüffte, die er aber dann bejahen mußte.

      »Dann ist es sogar wichtig für mich, daß Sie diesen Fehler berichtigen. Fehler kann ich auf den Tod nicht ausstehen«, entgegnete sie ganz unbefangen.

      Widerwillig nahm er ihr die Karte aus den Händen und fuhr sie dann böse an:

      »Was fällt Ihnen ein, mein Latein zu verbessern?«

      »Verbessern?« gab sie verwundert zurück. »Ach wo, nur berichtigen.«

      Er empfand ungeheures Vergnügen an dieser Unterhaltung, und um noch einmal das ängstliche Aufflackern in den schönen klaren Augen zu sehen, hätte er zu gern wieder den wilden Mann gespielt. Aber vor ihm schien sie alle Scheu verloren zu haben.

      »Erlauben Sie mal«, brauste er gemacht böse auf, während er schon längst eingesehen hatte, daß sie tatsächlich im Recht war, »ich bin mit einer Zwei im Latein abgegangen.«

      Sie zuckte nur gelassen die schmalen Schultern.

      »Ich mit einer Eins«, entgegnete sie ohne Aufhebens.

      »Donnerwetter!« entfuhr es ihm, und er setzte sich auf den freien Stuhl, den er noch etwas heranzog. »Ich gebe mich geschlagen.«

      Treuherzig sah sie ihn an.

      »Sind Sie nun böse oder gar wütend auf mich?«

      »Nein!« sagte er trocken. »Nur furchtbar neidisch auf Ihr fabelhaftes Latein.«

      Angela kannte sich selbst nicht wieder. Sie empfand nicht eine Spur von Angst vor dem Mann, auch kein Herzklopfen spürte sie mehr. Sie konnte ihm antworten genau wie Onkel Fritz.

      »Wissen Sie, daß ich geradezu Respekt vor Ihnen bekommen habe?« sagte er.

      »Vor mir?« fragte sie, ohne eine Miene zu verziehen. »Das ist aber komisch, ich empfinde das zum Beispiel gar nicht vor Ihnen.«

      »Was sagen Sie da?«

      Groß sah Angela ihn an, und da stellte er fest, daß sie noch nicht ein einziges Mal gelacht hatte. Sie konnte die drolligsten Dinge mit todernstem Gesicht sagen; wenigstens fand er ihre Antworten alle drollig und belustigend.

      »Ich bin gewohnt, stets das zu sagen, was ich denke«, erklärte sie ernst. »Sie erinnern mich sehr an meinen Onkel Fritz, und vor dem habe ich auch nicht gerade Respekt, den…«

      »Das ist ja allerhand!« empörte er sich. »Jetzt verwechseln Sie mich auch noch mit Ihrem Onkel Fritz – und zuerst mit dem Professor! Mir wird langsam angst und bange.«

      »Ich habe doch gar nicht von Verwechseln gesprochen. Ich wollte Ihnen nur als Beweis anführen, daß Sie mir so vertraut sind wie Onkel Fritz, und dabei kenne ich Sie doch kaum eine Stunde.«

      Dr. Heykens sah auf seine Armbanduhr und rechnete nach.

      »Damit Sie es ganz genau wissen, Sie gewissenhaftes Fräulein, seit einer Stunde und achtunddreißig Minuten kennen wir uns. Nun erzählen Sie mir schnell noch, daß Ihr Onkel mindestens sechzig Jahre alt ist und schon schlohweißes Haar hat, und ich werde unter Garantie auf der Stelle verrückt.«

      Jetzt trat tatsächlich der erschrockene Ausdruck in ihre Augen, der ihm so ausnehmend gut gefiel und nach dem er schon lange ausgeschaut hatte. Befriedigt nickte er vor sich hin.

      »Onkel Fritz ist aber noch jung, und er hat ein herziges Bübchen!«

      »Soso«, machte er nur und war beruhigt. Wenn ein Kind da war, mußte dieser sagenhafte Onkel unbedingt verheiratet sein. Peter Heykens hatte seine Grundsätze.

      »Wollen – wollen Sie mir nicht lieber die Kartei erklären?« schlug sie kleinlaut vor.

      »Richtig, dazu sitzen wir letzten Endes hier. In einer Viertelstunde müssen Sie alles verstanden haben«, sagte er sachlich. »Dann brauchen mich meine Kranken.«

      In einem wahnsinnigen Tempo erklärte er ihr, was er für wissenswert hielt, so daß Angela der Kopf schwirrte. Sie hatte natürlich nur die Hälfte von dem verstanden, was er ihr vorgetragen hatte.

      »Und – und wenn ich nun etwas nicht begriffen habe?« fragte sie zögernd.

      »Dann müssen Sie sich vertrauensvoll


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