Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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vor einem bösen Bubenstreich. Mir kribbelt es in den Fingern. Ich möchte etwas ganz Unsinniges tun.«

      Lisa preßte die Lippen zusammen. Wie ein Wunder schien es ihr, daß er nahm, ohne zu forschen. Hatte sie sich umsonst geängstigt? War das Verhängnis noch einmal gnädig an ihr vorübergegangen?

      Lisa war allzeit eine Frau mit heiterem Sinn und einem Schuß Humor gewesen. Sie suchte auch jetzt alle ihre Lebensgeister zusammen.

      »Ich finde, du benimmst dich nicht wie ein wohlhabender, frischgebackener Rechtsanwalt, vielmehr wie ein übermütiger…«

      »… Junge!« vollendete Helmuth Wendler strahlend. »Weiß ich, Mutter. Siehst du nicht, wie ich förmlich einer Gelegenheit entgegenfiebere, etwas ganz Tolles zu unternehmen?«

      »Also, du bist reich, du hast geerbt?«

      »Ich?« Mit in die Hüften gestemmten Händen stand er vor Lisa, deren Gesichtsfarbe vom beängstigenden Weiß zu dunkler Röte umgeschlagen war. » Wir!«

      Gedankenvoll sah sie zu dem Sohn auf. Nichts, außer der hochgewachsenen breitschultrigen Gestalt hatte er von seinem Vater. Die Frohnatur, das sonnige Wesen, das hatte sie ihm vererbt.

      Kopfschüttelnd blickte Helmuth auf die gedankenvoll vor sich hin starrende Mutter hinab. Er kannte sie gar nicht wieder, sie schien vollkommen verändert.

      »Mutter, ich glaube, du freust dich nicht einmal.«

      Er umfaßte ihre Schultern und schüttelte sie sanft hin und her.

      »Ja, mein Junge – ich freue mich – deinetwegen freue ich mich«, kam es leise von ihren Lippen, aber ihr Blick wich seinen leuchtenden Augen aus.

      Er drückte ihr einen herzhaften Kuß auf die Wange.

      »Einfach unglaublich! Ich möchte nur wissen, was den Mann zu dieser Großzügigkeit veranlaßt hat. Der Rechtsanwalt meinte, Eugen Eckhardt sei schon immer mein Wohltäter gewesen – «

      Mit einem Ruck verhielt er den Schritt und blieb dicht vor Lisa stehen.

      »Mutter, du kennst Eugen Eckhardt, das heißt, du mußt ihm nahegestanden haben!«

      Tödliches Erschrecken lief über die Züge der Frau. Sie neigte den Kopf.

      »Ja, ich habe ihn gekannt, ich habe Eugen Eckhardt gekannt, sehr gut sogar.« Sie erhob sich. Mit zitternden Knien stand sie vor dem Sohn, blickte ernst zu ihm auf und sagte in feierlichem Ton:

      »Laß mir Zeit, Helmuth. Du wirst alles von mir erfahren, nur heute nicht. Laß dir aber jetzt gesagt sein: Du kannst das Erbe ohne Gewissensbisse annehmen, es gehört dir zu Recht.«

      Sie reckte sich auf den Fußspitzen und fuhr ihm sacht mit der Rechten über Stirn und Wange.

      Als er das weiche, verträumte Lächeln auf ihren Zügen sah, war er beruhigt.

      »Ich hatte eine merkwürdige Begegnung auf dem Friedhof –«, erzählte er nun.

      »Auf dem Friedhof?« fragte sie erstaunt.

      »Ja, Mutter.« Er ließ seine Augen wie suchend im Garten umherschweifen, während er weiterberichtete:

      »Es trieb mich förmlich an das Grab des Mannes, dem ich diesen glückhaften Umschwung meines Lebens verdanke. Dort stieß ich auf seine Witwe, und sie erbat meinen Beistand. Sie wird mich hier aufsuchen. Sicherlich will sie meine Hilfe als Anwalt in Anspruch nehmen. Auch das wäre Glück für mich. Stell dir vor, Frau Eckhardt als Klientin zu haben, ist doch immerhin ein Anfang, nicht wahr?«

      Lisa wiederholte mit schwerer Betonung:

      »Das… ist allerdings ein Anfang! Da will ich nur gleich noch einmal in deinem Arbeitszimmer nachsehen, ob alles in Ordnung ist.«

      Sie huschte davon, und Dr. Wendler sah ihr mit einem Lächeln nach.

      Liebe, besorgte Mutter!

      Als er nach einer Weile den Raum betrat, fand er die Mutter dabei, wie sie mit dem Staubtuch über die glänzende Schreibtischplatte fuhr.

      »Das wird in Zukunft alles anders, Muttchen«, erklärte er mit weitausholender Armbewegung. »Du wirst dich in Zukunft pflegen und ausruhen können.«

      Lisa schüttelte das Tuch zum Fenster hinaus. Ihre Augen waren auf das Gartentor gerichtet, vor dem eben ein geschlossener Wagen vorgefahren war, dessen blanke Beschläge herausfordernd in der Sonne blitzten.

      Ruhig wandte sie sich wieder ins Zimmer.

      »Sie kommt, Helmuth. Ich laß dich nun allein «

      Sie strich noch einmal zärtlich über seinen Kopf und ging lächelnd zur Tür hinaus.

      *

      Die Ähnlichkeit zwischen Helmuth Wendler und der zarten blonden Frau, die Leontine geöffnet hatte, war unverkennbar.

      »Sie sind Dr. Wendlers Mutter?« fragte sie auch sogleich in ihrer rücksichtslosen Art.

      Groß, unverwandt blickte Leontine in das jugendlich wirkende Antlitz Lisas. Sie dachte an ihr Spiegelbild, das ihr ein vergrämtes frühzeitig gealtertes Gesicht zurückgeworfen hatte, und der Haß in ihr bekam neue Nahrung.

      Sie warf den Kopf in den Nacken.

      »Bitte, führen Sie mich zu Dr. Wendler.«

      »Sie werden bereits erwartet.«

      Mit ruhiger Sicherheit ging Lisa der hochgewachsenen, in dichte Schleier gehüllten Frau voran und öffnete die Tür zum Zimmer ihres Sohnes.

      Nicht eine Miene ihres Gesichtes verriet, wie es in ihr aussah, daß ihre Ruhe nur gekünstelt war und daß sie meinte, die Frau in Schwarz müßte den beängstigenden Schlag ihres Herzens hören.

      Helmuth forderte seine Besucherin zum Platznehmen auf.

      »Gnädige Frau, ich stehe Ihnen zur Verfügung«, sagte er ehrerbietig.

      Leontine atmete tief und erregt. Dr. Wendler sah es am Zittern des Schleiers, den die Frau immer noch über dem Gesicht trug.

      Sekunden vergingen, ohne daß er oder Leontine den Anfang zu einem Gespräch fanden.

      Die Stille lastete im Zimmer, sie lastete auch schwer auf Helmuth. Er räusperte sich.

      »Darf ich wissen, was Sie zu mir führt, gnädige Frau?«

      »Ich benötige Ihre Hilfe«, begann sie kühl und von oben herab. Helmuth war nicht mehr überrascht von dem wechselvollen Wesen der Frau. Er spürte nur die Unausgeglichenheit ihres Charakters und wurde davon abgestoßen. Doch er brauchte nur an ihren Mann zu denken, um gleich wieder das Gefühl der Abneigung in sich zum Schweigen zu bringen.

      »Bitte, reden Sie«, forderte er sie sachlich auf.

      Leontine lehnte sich weit in den Sessel zurück.

      »Entschuldigen Sie, ich bin in letzter Zeit sehr nervös und überreizt«, erklärte sie. »Zuviel ist über mich hereingebrochen. Mein Mann hat ein Testament, ein seltsames Testament hinterlassen – und dieses Testament will ich anfechten. Sie sollen mir dabei helfen.«

      Bestürzung zeigte sich in Helmuths tiefgebräuntem Gesicht.

      »Haben Sie einen Grund?« erkundigte er sich, den geschäftsmäßigen, sachlichen Ton beibehaltend.

      »Ja!« Hart klang dieses Ja. »Mein Mann hat meinen erstgeborenen Sohn zum Haupterben bestimmt und in seinem Todesfalle dessen Nachkommen, in erster Linie die Frau. Mein Sohn ist verheiratet gewesen, er hat auch ein Kind, ein Mädchen, hinterlassen. Beide, die Frau und das Kind, wären demnach erbberechtigt.«

      Interessiert beugte Helmuth sich vor.

      »Sie wollen erreichen, daß die Erbschaft nicht an die Frau und das Kind, sondern an Sie fällt?«

      »Mein zweiter Sohn hat sich in selbstloser Weise um das Werk bemüht und wurde durch das Testament ziemlich kaltgestellt. Er ist aber von allerlei Hemmungen befallen…«


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