JAGDGRÜNDE. Michael Mikolajczak

JAGDGRÜNDE - Michael Mikolajczak


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      – 1 –

      Kondenswasser kroch das Fenster hinab. Finger folgten einem der Tropfen und ließen das Gebilde platzen. Arkady spürte das warme Nass auf seiner Haut und benetzte seine Lippen.

      »Warum starrst du so?«

      Reglos kauerte sie auf einem Stuhl. Ihr Geruch füllte den Raum, ihr verschwitztes Gesicht war Arkady abgewandt. Schweißtropfen schoben sich an ihren Schläfen voran, den Tropfen auf dem Fenster gleich. Die Hitze war allgegenwärtig, hatte Mensch und Ding im Griff.

      Furcht erfüllte die Frau, besaß sie doch keine Antwort. Sie starrte nicht. Nicht auf ihn. Ihr Blick war zu Boden gerichtet. Ihre Augen versuchten ein Loch zu graben, durch das sie entschwinden könnte.

      »Warum starrst du mich so an?«

      Arkady liebte es, Menschen zu verhören. Ihre Schuld oder Unschuld war bedeutungslos. Angsterfüllt kauerten sie ihm gegenüber. Ein jeder von ihnen hatte ein Gedächtnis und ein Gewissen. Irgendwann in ihrem Leben hatten sie alle etwas getan, für das sie sich schämten und das sie ungeschehen wünschten.

      Hier in diesem Raum kamen die Erinnerungen zurück, die Schuld und die Angst, für etwas Vergangenes büßen zu müssen. Nur deshalb gab es dieses Zimmer. Druck auf Verdächtige wurde hier nicht ausgeübt, sie übten ihn selbst aus, und ihre fragenden Blicke kreisten dabei nur um einen Gedanken: Er weiß es. Er weiß, was ich getan habe.

      Zwei elliptische, dunkle Ränder glänzten im Kunstlicht. Sie zierten den teuren Stoff ihrer Bluse.

      »Warum hast du es getan?«

      Er wusste Bescheid.

      Ihr Körper begann zu zittern. Das Ziel war nahe, gleich würde sie aufgeben. Eine Rechtfertigung würde ihr Geständnis einleiten. Stets war es so. Arkady genoss den Moment. Gleich würde sie sich öffnen, sich ihm anvertrauten und aufgeben.

      Ihre Lippen formten Worte. Wut über eine andere Frau, über rasende Eifersucht, verletzte Gefühle, verratene Liebe und Rache. Rechtfertigungen, nichts weiter als das Betteln nach Verständnis für eine Tat, die ein Leben beendet hatte.

      Die hervorgewürgten Worthülsen drangen nicht mehr zu ihm vor. Nicht die Gerechtigkeit war bedeutsam, nur der Triumph zählte. Was bedeuteten Wahrheit und Gerechtigkeit gegen den Rausch der Macht?

      Arkady liebte seinen Beruf.

      »Was wird aus mir?«

      Ihre Stimme zitterte. Ihr Blick bettelte um ein Wort der Hoffnung. Arkady hatte keines für sie.

      Ihre Beziehung war beendet.

      Die Kollegen begegneten ihm mit stummen Respekt und offener Abneigung. Arkady achtete nicht auf sie, warum auch. Sie starrten ihm nach, kaum dass er an ihnen vorüber gegangen war. Sie fragten sich, was an diesem hageren Mann mit dem zerfurchten Gesicht besonders war. Sie mochten ihn nicht, keiner hier konnte Arkady leiden.

      »Gleich geht ihm einer ab.«

      Es war nur ein Flüstern im Raum.

      Arkady verließ das Gebäude, trug seinen Triumph nach draußen. Das Geständnis der Frau glich einer Trophäe.

      Die Luft knisterte, dann entlud sich das Sommergewitter. Eine junge Frauenstimme hatte es im Radio vorhergesagt und hatte recht behalten. Weiße Blitze zuckten am Himmel, Donner übertönte das Trappeln von Schuhen. Die Menschen flohen vor dem einsetzenden Schauer. Lemmingen gleich drängten sie an Arkady vorbei, und erst langsam, dann immer schneller, folgte er ihnen.

      – 2 –

      Regentropfen schlugen schnell und hart auf dem Plexiglasdach auf. Einen Schirm zum Schild erhoben und gegen den Himmel gerichtet, verließ sie das Haus.

      Wasser tanzte zwischen ihren Pumps.

      Lange, schmale Beine lugten aus einer kurzen Hose und versuchten den Regentropfen zu entfliehen. Ein Blick auf die Uhr verriet eine unbegründete Eile, denn das Gewitter verlangsamte das Leben der Menschen. Sie alle warteten und hofften, einem kollektiven Geist verpflichtet, der Schauer möge enden.

      Die junge Frau war verliebt. Niemand würde je davon erfahren. Ihr Jäger nicht und nicht die Polizisten, die sich nach Sonnenaufgang um ihre Leiche scharren würden.

      – 3 –

      Pate


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