Das Mondschaf steht auf weiter Flur. Christian Morgenstern

Das Mondschaf steht auf weiter Flur - Christian Morgenstern


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Laie leihe sich dem Trab,

      zum Teufel er sich hinpack’

      vorm Kinnback!

      Das Kniebein ab,

      das Kniebein ab!

      Der Laie leihe sich dem Trab,

      sonst trägt ihm einen Hieb ein

      das Kniebein.

      Der Kinnback und das Kniebein,

      die flößen keine Lieb’ ein.

      Hoiotoho hui hui hui

      heulalaweia!

       Wer denn?

      »Ich gehe tausend Jahre

      um einen kleinen Teich,

      und jedes meiner Haare

      bleibt sich im Wesen gleich,

      im Wesen wie im Guten,

      das ist doch alles eins,

      so mag uns Gott behuten

      in dieser Welt des Scheins!«

       Der Nachtschelm und das Siebenschwein oder Eine glückliche Ehe

      Der Nachtschelm und das Siebenschwein,

      die gingen eine Ehe ein,

      o wehe!

      Sie hatten dreizehn Kinder, und

      davon war eins der Schluchtenhund,

      zwei andre waren Rehe.

      Das vierte war die Rabenmaus,

      das fünfte war ein Schneck samt Haus,

      o Wunder!

      Das sechste war ein Käuzelein,

      das siebte war ein Siebenschwein

      und lebte in Burgunder.

      Acht war ein Gürteltier nebst Gurt,

      neun starb sofort nach der Geburt,

      o wehe!

      Von zehn bis dreizehn ist nicht klar; –

      doch wie dem auch gewesen war,

      es war eine glückliche Ehe!

       Der Walfafisch oder Das Überwasser

      Das Wasser rinnt, das Wasser spinnt,

      bis es die ganze Welt gewinnt.

      Das Dorf ersäuft,

      die Eule läuft,

      und auf der Eiche sitzt ein Kind.

      Dem Kind sind schon die Beinchen naß,

      es ruft: das Wass, das Wass, das Wass!

      Der Walfisch weint

      und sagt, mir scheint,

      es regnet ohne Unterlaß.

      Das Wasser rann mit zasch und zisch,

      die Erde ward zum Wassertisch.

      Und Kind und Eul’,

      o greul, o greul –

      sie frissifraß der Walfafisch.

       Der Igel

      Ein Igel

      saß pyramidalisch

      auf einem Hügel.

      (*)

      — • —

      Er fühlte sich

      – wie sag’ ich’s ungeziert –

      normal vokalisch

      untergrundfundiert.

      (*)

      Lies: Strich, Punkt, Strich.

      (Galgenschule. Verf. unbek.)

       Die beiden Esel

      Ein finstrer Esel sprach einmal

      zu seinem ehlichen Gemahl:

      »Ich bin so dumm, du bist so dumm,

      wir wollen sterben gehen, kumm!«

      Doch wie es kommt so öfter eben:

      Die beiden blieben fröhlich leben.

       Das Fest des Wüstlings

      Was stört so schrill die stille Nacht?

      Was sprüht der Lichter Lüstrepracht?

      Das ist das Fest des Wüstlings!

      Was huscht und hascht und weint und lacht?

      Was cymbelt gell? was flüstert sacht?

      Das ist das Fest des Wüstlings!

      Die Pracht der Nacht ist jach entfacht!

      Die Tugend stirbt, das Laster lacht!

      Das ist das Fest des Wüstlings!

      (Zu flüstern)

       Die Schildkrökröte

      »Ich bin eintausend Jahre alt

      und werde täglich älter;

      der Gotenkönig Theobald

      erzog mich im Behälter.

      Seitdem ist mancherlei geschehn,

      doch weiß ich nichts davon;

      zur Zeit, da läßt für Geld mich sehn

      ein Kaufmann zu Heilbronn.

      Ich kenne nicht des Todes Bild

      und nicht des Sterbens Nöte:

      Ich bin die Schild- ich bin die Schild-

      ich bin die Schild – krö – kröte.«

       Der Steinochs

      Der Steinochs schüttelt stumm sein Haupt,

      daß jeder seine Kraft ihm glaubt.

      Er spießt dich plötzlich auf sein Horn

      und bohrt von hinten dich bis vorn.

      Weh!

      Der Steinochs lebt von Berg zu Berg,

      vor ihm wird, was da wandelt, Zwerg.

      Er nährt sich meist – und das ist neu –

      von menschlicher Gehirne Heu.

      Weh!

      Der Steinochs ist kein Tier, das stirbt,

      dieweil sein Fleisch niemals verdirbt.

      Denn wir sind Staub, doch er ist Stein!

      Du möchtest wohl auch Steinochs sein?

      He?

       Das Wasser

      (Dem Dichter Franz Servaes)

      Ohne Wort, ohne Wort

      rinnt das Wasser immerfort;


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