Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Verkäuferin in einem Modesalon. Eines Tages machte sie die Bekanntschaft mit irgendeinem reichen Burschen, der ihr später einen eigenen Salon einrichtete. Von dem Zeitpunkt ab, war’s aus mit ihr. Sie kannte mich fast nicht mehr!«

      »Wissen Sie zufällig, wie dieser Geldgeber heißt?«

      »Woher denn? Von Ginger habe ich niemals etwas erfahren. Über solche Dinge redet sie doch nicht mit mir!«

      »Haben Sie sich völlig auseinandergelebt?«

      »Na ja, in letzter Zeit klappt es etwas besser. Aber nur dann, wenn sie mein Boot haben will. Sie ist berechnend, das kann ich Ihnen sagen! Sie ist katzenfreundlich, wenn sie einen Vorteil wittert.«

      »Haben Sie ihr für heute das Boot geliehen?«

      »Nee, bestimmt nicht. Warum fragen Sie!«

      »Können Sie von hier aus vielleicht per Telefon feststellen, ob es noch an seinem Liegeplatz liegt?«

      »Ist das für Sie so wichtig?«

      »In etwa«, murmelte Parker ausweichend.

      »Gut, das werden wir gleich haben!« Coltax nahm den Telefonhörer hoch, wählte eine Nummer, brach mitten im Wählen ab und mußte erst nach der Gesamtnummer suchen, die er vergessen hatte.

      Die Unterhaltung dauerte nicht lange.

      Dann wandte Coltax sich dem Butler zu.

      »Soweit ist es schon«, klagte er dann, »das Boot ist weg. Ginger hat’s abgeholt!«

      »Wann?« fragte Parker knapp.

      »Vor ein paar Stunden, genau konnte sich der Bootswart nicht mehr erinnern. Sagen Sie, hat Ginger irgend etwas ausgefressen? Würde mich kaum wundern!«

      »Ich danke Ihnen für die Auskünfte«, sagte Parker höflich, ohne Coltax’ Frage zu beantworten. Er deutete eine seiner ungemein knappen Verbeugungen an und verließ das Büro des Motels.

      Später nahm Parker sich ein Taxi und fuhr in die Innenstadt. Im City-Hotel traf er auf Criswood und seinen jungen Herrn, die gerade vom Jachthafen zurückgekommen waren.

      »Wo haben Sie denn eigentlich gesteckt«, fragte Criswood, der unerklärlich gereizt war. »Sie haben eine Menge verpaßt, Parker. Wenn Sie mich fragen, dann haben Sie sogar den Anschluß verpaßt!«

      Parker ließ sich von Mike Rander die Geschichte mit dem Anruf erzählen.

      Schweigend hörte der Butler zu.

      »Nun, Parker; was sagen Sie dazu?« fragte Criswood, dessen Ton sich schon wieder beruhigt hatte, »die Erpressung läuft unter anderem Namen weiter. Wir stehen da, wo wir angefangen haben.«

      »Und wir haben nur noch fünf Stunden Zeit«, fiel Mike Rander ein.

      »Nur noch zwei Stunden«, korrigierte ihn Criswood säuerlich. »Vergessen Sie nicht, daß ich die Dollarkoffer ’rüber in die Everglades schaffenlassen muß. Der Mörder und neue Erpresser erwartet das Geld um fünfzehn Uhr!«.

      »Ich weiß, daß Sie pünktlich sein werden«, antwortete der Butler ohne jede Ironie.

      »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen, Parker?« Criswood erregte sich bereits wieder. »Können Sie Wunderknabe denn wirklich nichts tun?«

      »Doch«, gab Parker zurück.

      »Was denn?« Criswood beugte sich neugierig vor.

      »Ich werde mir erlauben, erst einmal eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen«, gab der Butler zurück, worauf Criswood fast so etwas wie einen mittelschweren Schlaganfall bekam.

      Parker hatte es sich bequem gemacht und studierte angelegentlich ein Magazin. Er überflog einige Kurzgeschichten, die alle einen Kriminalhintergrund hatten und wunderte sich wieder einmal wie scharfsinnig die Detektive doch waren, die in solchen Stories agierten.

      17.40 Uhr!

      Parker hatte es vorgezogen, dem ganzen rummelartigen Betrieb um die Auslieferung der Dollarmillionen aus dem Weg zu gehen. Er haßte unnötige Wege.

      Um diese Zeit mußte sich das Geld längst in der Hand des neuen Erpressers befinden. Es lag ja schließlich schon seit fünfzehn Uhr für ihn bereit.

      Criswood hatte Betriebsamkeit entwickelt und alles in die Wege geleitet. Nun mochte er irgendwo mit der Uhr in der Hand sitzen und die Minuten zählen.

      Parker war sicher, daß der Erpresser seine Waffe nicht aus der Hand gab. Warum sollte dieser Mann oder diese Frau das A-Geschoß zünden? Blieb es wohlerzogen in seinem Versteck, konnte der Mörder Calderhans noch weitere Summen an sich bringen. Und diesmal unerkannt. Das im Gegensatz zur Taktik Calderhans.

      Criswood hatte auf Weisung von Washington auf jede Falle verzichtet. Man wollte jedes unnötige Risiko vermeiden. Was vom Standpunkt der Regierung aus sehr gut zu verstehen war. Geld war nicht so wichtig wie ein Menschenleben.

      Zudem gewann man Zeit, um den neuen Erpresser einzukreisen. Zeit war wichtiger als Geld. Vielleicht kam man im Lauf der Zeit doch dahinter, wo die Bombe versteckt war. Früher oder später, das war eine alte Polizeiregel, beging jeder Verbrecher seinen ganz speziellen Fehler. Das konnte unter Umständen Jahre dauern, es konnte aber auch sehr schnell gehen.

      Als Parker Schritte hörte, legte er das Magazin aus der Hand und stand auf.

      Die Schritte kamen schnell näher. Dann wurde die Tür aufgestoßen. Mister Lern Coltax trat ein.

      Als er Parker in seinem Büro erkannte, stutzte er und sah ihn fragend an.

      »Hat alles geklappt?« erkundigte sich der Butler höflich.

      »Wie bitte?«

      »Haben, Sie die mit Dollar gefüllten Koffer auch wirklich gefunden?«

      »Wovon reden Sie eigentlich?« fauchte Coltax verärgert.

      »Von einer Million Dollar«, erwiderte der Butler. »Richtig, ich kann verstehen, daß Sie das alles abstreiten, obwohl es sinnlos ist!«

      »Sie müssen verrückt sein. Ich verstehe kein Wort.«

      »Dann darf ich wohl etwas weiter ausholen und Ihnen alles auseinandersetzen«, meinte der Butler und warf einen Blick auf seine Uhr. »Die Vorgeschichte ist bekannt. Calderhan stahl vier A-Geschosse und schaffte sie auf die ›Insel der Haie‹. Drei dieser Geschosse konnten ihm abgenommen werden, mit dem vierten flüchtete er von der Insel. Das alles ist etwa sechs Wochen her! Calderhan geriet an einen sachkundigen und phantasievollen Mann, nämlich an Sie, Mister Coltax! Sie witterten sofort das Geschäft Ihres Lebens. Sie redeten Calderhan einen ganz bestimmten Plan ein, auf den Calderhan nur zu gern einging, zumal er Sie sehr gut kannte.«

      »Wer die größere Phantasie von uns beiden hat, muß sich erst noch herausstellen«, spottete Coltax und lachte amüsiert. »Aber reden Sie weiter!«

      »Calderhan startete also seine grandiose Erpressung. Mit dem vierten A-Geschoß in der Hinterhand, wenn ich mich so ausdrücken darf, konnte er sich jede Frechheit leisten. Er hatte ja einen Mittelsmann, der die Zeitzünderuhr des A-Geschosses alle vierundzwanzig Stunden zurückdrehte und das A-Geschoß daran hinderte, in die Luft zu fliegen.«

      »Es wird immer interessanter«, sagte Coltax interessiert.

      »Hier wurde bereits der erste Fehler begangen«, sagte Parker ruhig. »Wo gibt es einen Mittelsmann, der mit solch einer Kernladung Tür an Tür wohnt und lebt? Wo ist der Mann, der das Risiko auf sich nimmt, zusätzlich noch mit einem Zeitzünder zu spielen?«

      »Weiter«, drängte Coltax.

      »Calderhans Erpressung gelang«, zählte der Butler weiter auf. »Die Drohung, das bewußte Geschoß könnte in einer Großstadt explodieren, machte die verantwortlichen Behörden verhandlungsreif, was durchaus richtig gewesen ist. Calderhan aber beging einen weiteren Fehler. Er übertrieb seinen Part, er drohte zu häufig. Er mußte bald einsehen, daß er im begrenzten Rahmen mit dem A-Geschoß nichts, aber auch gar nichts unternehmen konnte.«


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