Butler Parker 126 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 126 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Hand zu drücken.«

      »Demnach müßten auch andere Teilnehmer der Rallye belästigt worden sein, Mylady.«

      »Oder werden das noch erleben, Mr. Parker. Und wissen sie auch, warum man sich diese Rallye ausgesucht hat?«

      »Mylady werden sich dazu bereits eine Zusatztheorie gebildet haben.« Parker war ein höflicher Mensch. Er ließ nicht erkennen, was er von dieser Theorie dachte.

      »Ich weiß Bescheid, Mr. Parker.« Agatha Simpsons Augen funkelten unternehmungslustig. »Sämtliche Teilnehmer dieser Oldtimer-Rallye sind nicht gerade mittellos, oder?«

      »In der Tat, Mylady!«

      »Sehen Sie, und diese nicht gerade mittellosen Teilnehmer sollen ausgenommen werden wie die Gänse. Sehr raffiniert, finden sie nicht auch?«

      Parker nickte langsam. Mochten die Theorien Myladys ansonsten auch stets recht gewagt sein, in diesem Fall aber schien Lady Simpsons Vermutung richtig zu sein. Die Besitzer dieser alten Wagen waren durchweg gut gestellt und konnten Erpressungsgelder in Höhe von fünftausend Pfund ohne weiteres zahlen, falls das der geforderte Durchschnittsbetrag darstellte, An der Oldtimer-Rallye beteiligten sich immerhin weit über fünfzig Teilnehmer. Da kam schon eine horrende Summe zusammen.

      »So, Mr. Parker, ich werde jetzt mal meine Fühler ausstrecken«, ließ die Detektivin sich vernehmen. »Ich werde feststellen, wer sonst noch belästigt worden ist. Sie können inzwischen den Wagen warten. Ich glaube, ich habe ihn ein wenig scharf herangenommen. Die Ventile haben sich ...«

      Agatha Simpson brachte ihren Satz nicht zu Ende, da sie abgelenkt wurde.

      Ein gellender, spitzer Schrei war nämlich plötzlich zu hören. Er kam von einem Oldtimer, der weit hinten an der Parkmauer abgestellt worden war. Es war ein Schrei, der Entsetzen und Grauen ausdrückte.

      *

      »Ein Mord?« erkundigte sich Lady Simpson, als Parker zurückkehrte.

      »Ein Unglücksfall, Mylady.«

      »Und wer schrie so spitz?« Lady Agatha schüttelte vorwurfsvoll und indigniert den Kopf.

      »Mrs. Wemloke, Mylady, die Frau des Verunglückten. Sie konnte inzwischen beruhigt werden.«

      »Und was war passiert?«

      »Das, Mylady, wird wohl nur der Verunglückte näher beschreiben können«, erwiderte Parker. »Er befindet sich auf dem Weg ins Hospital und dürfte laut Auskunft der Ärzte vor einer Stunde nicht reden können. Er wurde, was interessant erscheinen mag, am Hinterkopf verletzt.«

      Agatha Simpson und Butler Parker befanden sich in der Bar des Hotels, wo die Rallye für den Rest des Tages gebucht hatte. Die Tagesstrecken für die Oldtimer waren sorgsam ausgewählt worden und betrugen pro Abschnitt nie mehr als dreißig bis fünfzig Kilometer.

      »Sie denken natürlich an den Baseball-Schläger, nicht wahr?« Lady Simpson schien keine Antwort zu erwarten. »Zuerst Mr. Hudson, dann der Versuch auf meinen Hinterkopf und jetzt Mr. Wemloke. Sie streiten hoffentlich nicht ab, Mr. Parker, daß es da einen engen Zusammenhang gibt, oder?«

      »Das, Mylady, würde ich mir niemals erlauben.«

      »Sonst noch etwas?«

      »In der Tat, Mylady. Da ich Gelegenheit hatte, Erste Hilfe zu leisten, konnte ich diese schriftliche Drohung und Aufforderung bergen.«

      Während Parker noch sprach, reichte er seiner Herrin einen Zettel, wie ihn Mr. Stanley Hudson bereits erhalten hatte. Auch in diesem Fall wurden fünftausend Pfund verlangt, zahlbar umgehend und zwar ebenfalls hier in Richmond.

      »Was habe ich Ihnen gesagt, Mr. Parker? Hier handelt es sich um eine Art Massenerpressung.« Lady Agatha vibrierte vor Spannung und Aktivität. »Wissen Sie, warum diese beiden Lümmel mich attackieren wollten?«

      »Möglicherweise wollte man Mylady ebenfalls eine Zahlungsaufforderung überreichen«, umschrieb der Butler.

      »Worauf Sie sich verlassen können, Mr. Parker.«

      »Wären Mylady in der Lage, fünftausend Pfund sofort zu bezahlen?« Parker stellte eine entscheidende Frage. »Und wenn, Mylady, an wen und auf welche Art und Weise? Ein spezieller Übergabemodus ist auf beiden Zetteln nicht angegeben, wenn ich respektvoll darauf verweisen dürfte.«

      »Du lieber Himmel, sind Sie umständlich!« Agatha Simpson sah ihren Butler fast vernichtend an. »Das gehört eben zum zweiten Teil der jeweiligen Erpressung. Natürlich könnte ich umgehend fünftausend Pfund in bar auftreiben. Nichts leichter als das.«

      »Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit überfordert.«

      »Ich gehe zur nächsten Bank, weise mich aus und bekomme das Geld«, redete die resolute Dame weiter. »Man wird sich sogar beeilen, mir solch eine Summe in die Hand zu drücken.«

      »Weil Mylady eine bekannte Persönlichkeit sind.« Parker deutete eine seiner knappen Verbeugungen an.

      »Hudson und Wemloke sind das ebenfalls. Und alle anderen hier, die sich an der Rallye beteiligen. Nein, nein, Mr. Parker, das Bargeld ist kein Problem! Wir müssen herausfinden, wer im Lauf des Nachmittags zahlen wird – und wie er das besorgt.«

      »Die zuständige Polizei könnte eine diskrete Beschattung der Teilnehmer vornehmen, Mylady«, schlug Parker vor, obwohl er bereits im voraus wußte, daß seine Herrin darauf niemals einging. Er war sich aber diese Bemerkung schuldig, wie er glaubte.

      »Polizei!« Lady Agatha schnaubte verächtlich. »Phantasielose Männer in genormten Anzügen, Hüten und Mänteln werden überall herumstehen und diese Gangster zum Lachen bringen. Davon will ich nichts hören. Das ist unser Fall, falls Sie es noch nicht gemerkt haben sollten!«

      »Wie Mylady befehlen!« Parker senkte ergeben den Blick und unterdrückte einen Seufzer.

      »Und dieser Fall wird der Stoff für meinen geplanten Bestseller«, redete die selbstbewußte Dame weiter. »Ich spüre es in allen Fingerspitzen, Mr. Parker, daß hier der Kriminalroman meines Lebens auf mich wartet. Agatha Christie wird sich wundern und sich in Grund und Boden ärgern.«

      »Mylady haben bestimmte Befehle?« Parker ging auf den geplanten Bestseller erst gar nicht ein. Lady Agatha schrieb ihn schon seit fast einem Jahr, aber war über die erste Zeile noch nicht hinausgekommen. Sie ließ sich immer wieder ablenken und konnte sich für kein Thema entscheiden.

      »Handeln Sie nach Ihrem Gefühl«, ordnete die Detektivin an. »Entwickeln Sie Eigeninitiative, Mr. Parker! Ich werde das ebenfalls tun.«

      »Darf ich mich erkühnen, Mylady zu warnen?«

      »Warnen?« Lady Agatha sah ihren Butler erstaunt an.

      »Mylady sollten an diese beiden Fahrer im Jeep denken. Sie werden sich möglicherweise rächen.«

      »Das möchte ich mir auch ausgebeten haben«, lautete die grimmige Antwort. »Ich wäre sehr enttäuscht, wenn man sich an mir nicht noch mal vergreifen würde!«

      *

      Butler Parker hatte das Sporthotel verlassen und lustwandelte gemessen über die Hauptstraße von Richmond. Sein Ziel war der kleine Marktplatz, der gleichzeitig das geschäftliche Zentrum bildete. Hier befanden sich auch die Banken der kleinen hübschen Stadt. Falls Myladys Vermutung richtig war, mußten hier früher oder später einige Teilnehmer der Oldtimer-Rallye auftauchen, um Geld abzuheben.

      Während seines Spaziergangs achtete Parker darauf, ob er verfolgt wurde.

      Er hatte seinen eigenen Niederschlag noch nicht vergessen und war davon überzeugt, daß er sich aus irgendeinem ihm noch unerfindlichen Grund mißliebig gemacht hatte.

      Als er den Marktplatz erreichte, entdeckte er drei Bankfilialen, die in schönen alten Häusern untergebracht waren. Sie lagen praktisch Tür an Tür und ließen sich leicht überwachen. Parker betrat eine nett und vertrauenswürdig aussehende Teestube, bestellte sich Tee, ein wenig Gebäck und beschäftigte sich dann intensiv mit einer


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