Gesammelte Werke. Джек Лондон
der Hacke vertauschte. Als die beiden Gehilfen in Glen Ellen ankamen, hatte der Gemeindevorsteher für sie quittiert; außerdem musste er einen monatlichen Rapport den Gefängnisbehörden über sie erstatten, wie auch Saxon einen Monatsbericht einschickte.
Ihre anfängliche Furcht, dass sie ihr den Hals abschneiden würden, schwand bald. Die gepanzerte Faust des Staates war immer bereit, auf die zwei Männer niederzuschmettern. Tranken sie nur ein einziges Mal zu viel, so war die Faust gleich da, um sie in die Gefängniszelle zurück zu befördern. Sie durften auch nicht kommen und gehen, wie sie wollten. Als der alte Gow Yum dringend nach San Franzisko musste, um einige Papiere beim chinesischen Konsul zu unterschreiben, musste er sich zuerst die Erlaubnis dazu in San Quentin einholen. Dazu kam, dass keiner von ihnen von Natur aus boshaft war. Saxon hatte sich gefürchtet, das Zepter über zwei gefährlichen Strafgefangenen zu schwingen, als sie aber kamen, merkte sie bald, dass es eine Freude war, mit ihnen zu arbeiten. Sie konnte ihnen sagen, was sie zu tun hatten, aber sie wussten, wie es zu machen war. Sie lernte von ihnen tausend kleine Kniffe, wie sie nur der ausgelernte Gärtner kennt, und es dauerte nicht lange, so war ihr vollkommen klar, wie hilflos sie gewesen wäre, wenn sie nicht diese Hilfe gehabt hätte.
Und endlich fürchtete sie sich nicht, weil sie nicht mehr allein war. Sie hatte ihren Verstand gebraucht, und es war ihr schnell aufgegangen, dass sie nicht gleichzeitig alle Arbeit außer und in dem Hause hinreichend beaufsichtigen könnte. Deshalb schrieb sie der energischen Witwe, die ihre Nachbarin in Ukiah gewesen war, und die für die Leute wusch. Sie nahm sofort das Angebot Saxons an. Frau Paul war vierzig Jahre alt, klein und sehr dick, und Billy erklärte, dass sie die beiden Chinesen auf einmal mit ihren mächtigen Armen bezwingen könnte. Frau Paul stellte sich mit ihrem Sohn, einem sechzehnjährigen Bauernburschen, ein, der sich auf Pferde verstand und Hilda, die schöne Jersey-Kuh, die vor Edmunds kritischem Blick Gnade gefunden hatte, melken konnte. Obwohl Frau Paul alle Arbeit im Hause mit großer Tüchtigkeit verrichtete, gab es doch eines, das Saxon selber tun wollte – nämlich, ihre eigenen feinen Sachen waschen.
»Wenn ich das nicht mehr kann«, sagte sie zu Billy, »dann kannst du einen Spaten nehmen, zu den Riesentannen am Wildwasser gehen und mir ein Grab schaufeln; denn dann wird es Zeit sein, mich zu begraben.«
Es war in der ersten Zeit auf der Madronjoranch, und Frau Mortimer war gerade zu ihrem zweiten Besuch gekommen, als Billy eines Tages mit einer ganzen Wagenladung Wasserröhren kam und Haus, Hühnerhof und Scheune mit Wasser aus den Reservoirs, die er unterhalb der Quelle anlegte, versorgte.
»Huh! Ich weiß meinen Kopf doch zu gebrauchen«, sagte er. »Ich sah, wie eine Frau auf der anderen Seite des Tales Wasser von der Quelle ins Haus schleppte, und es waren gut zweihundert Fuß. Da begann ich zu rechnen. Ich sagte mir, dass sie an einem Waschtag mindestens dreimal täglich Wasser schleppen müsste, und ihr könnt nicht erraten, wie viele Meilen ich herausbekam, die sie jährlich Wasser schleppen müsste. Hundertundzweiundzwanzig Meilen! Versteht ihr? Hundertundzweiundzwanzig Meilen! Ich fragte sie, wie lange sie da war. Einunddreißig Jahre. Ihr könnt selber multiplizieren. Dreitausendsiebenhundertundzweiundachtzig Meilen – nur um zweihundert Fuß Röhren zu sparen. Ist das nicht zum Verrücktwerden?
Nun aber, ich bin noch nicht fertig. Sobald ich eine Gelegenheit dazu habe, will ich mir eine Badewanne und einen festen Waschzuber anschaffen. – Und weißt du, Saxon, erinnerst du dich an den kleinen gerodeten Fleck, dort, wo der Wildwasserbach in den Sonoma mündet? Da ist ein Morgen Erde, und die Erde gehört mir. Verstehst du? Und andere Leute haben nichts auf dem Gras zu suchen, denn das Gras gehört mir. Etwas weiter aufwärts will ich ein hydraulisches Hebewerk anlegen. Ich kann ein gutes gebrauchtes Hebewerk für zehn Dollar kriegen, und das pumpt mehr Wasser, als ich brauche. Und dann will ich dort Alfalfa bauen, dass dir das Wasser im Munde zusammenläuft. Ich muss noch ein Pferd haben, mit dem ich herumreisen kann. Du brauchst Hazel und Hattie zu viel, als dass ich sie noch benutzen könnte, und wenn du erst Gemüse lieferst, kriege ich sie überhaupt nicht mehr zu sehen. Ich denke, ein weiteres Pferd wird eine gute Hilfe sein, wenn ich das Alfalfa baue.«
Aber in den nächsten Wochen geschah so vieles andere und Aufregenderes, dass Billy für eine Weile sein Alfalfa ganz vergaß. Erstens kamen pekuniäre Schwierigkeiten. Die paar hundert Dollar, die er gehabt hatte, als er in das Sonomatal kam, und alle Provisionen, die er seitdem verdient hatte, waren auf Verbesserungen und den täglichen Unterhalt draufgegangen, die achtzehn Dollar wöchentlich, die er als Miete für seine sechs Pferde in Lawndale bekam, reichten gerade für den Lohn der Leute, und er konnte sich das Reitpferd nicht kaufen, so sehr er es bei seinem Pferdehandel brauchte. Aber die Schwierigkeit überwand er, indem er seinen Kopf gebrauchte und zwei Fliegen mit einer Klappe schlug. Er begann, Kutschpferde einzufahren und fuhr mit ihnen dorthin, wo er andere Pferde besichtigen wollte.
Soweit war alles schön und gut. Da aber kamen neue Männer in San Franzisko ans Ruder, und auf der ganzen Linie wurde größere Sparsamkeit eingeführt und alle Arbeit auf den Straßen eingestellt. Das bedeutete, dass der Steinbruch in Lawndale, der einen Teil der Pflastersteine lieferte, schließen musste. Er bekam nicht nur seine sechs Pferde zurück, sondern musste sie auch noch füttern. Wo er das Geld hernehmen sollte, um Frau Paul, Gow Yum und Chan Chin zu bezahlen, das ging über seinen Verstand.
»Wir haben wohl mehr verschluckt, als wir verdauen können«, räumte er Saxon gegenüber ein.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte sie, als sie zur Scheune kam, wo er ein müdes, aber immer noch widerspenstiges Pferd ausspannte. »Ich habe mit allen dreien geredet. Sie sind sich über die Situation ganz klar und sind vollkommen bereit, ihren Lohn eine Zeit lang stehenzulassen. Nächste Woche fangen Hazel und Hattie an, Gemüse zu fahren, und dann kommt das Geld von den Hotels hereingeströmt, und meine Bücher werden nicht mehr so leer aussehen. Und dann – ach Billy, du rätst es nie! Der alte Gow Yum hat ein Bankkonto. Er kam nachher zu mir – er hatte wohl darüber nachgedacht – und erbot sich, mir vierhundert Dollar zu leihen. Was sagst du dazu?«
»Dass ich nicht zu stolz bin, es von ihm zu leihen, wenn er auch ein Chinese ist. Er ist ein weißer Chinese, es kann schon sein, dass ich es jetzt brauche. Weil ich – nein, du kannst unmöglich raten, was ich gemacht habe, seit ich mich heute Morgen von dir verabschiedete. Ich habe so viel zu tun gehabt, dass ich nicht einen Bissen zu essen bekommen habe.«
»Hast du deinen Kopf gebraucht?« lachte sie.
»Du kannst es gern so nennen«, sagte er und lachte auch. »Ich habe Geld hinausgeschmissen.«