Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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wur­de er be­liebt. Nie­mand ver­stand es wie er, das Pro­gramm für einen ver­gnüg­ten Abend zu ent­wer­fen; es gab kei­ne Ge­sell­schaft ohne ihn. Im Thea­ter hat­te er ganz selbst­ver­ständ­lich die Lei­tung über­nom­men, er wur­de Re­gis­seur und Haupt­dar­stel­ler, so­dass er Fro­nas Part­ner wer­den muss­te.

      Cor­liss kam ein­mal zu ei­ner Pro­be; er war müde von ei­ner Schlit­ten­rei­se und blieb nicht lan­ge. Vi­el­leicht är­ger­te es ihn auch, zu se­hen, wie ihre Rol­len die bei­den zwan­gen, sich im­mer wie­der zu um­ar­men. Die be­tref­fen­de Sze­ne war so schwie­rig, dass Gre­go­ry sie ein hal­b­es dut­zend­mal wie­der­ho­len ließ. Je­den­falls kam Cor­liss nie wie­der zu ei­ner Pro­be.

      Cor­liss hat­te sehr viel Ar­beit. Wenn er Ge­sel­lig­keit such­te, tat er sich jetzt mit Ja­cob Wel­se und Oberst Tretha­way zu­sam­men. Er lern­te un­un­ter­bro­chen, auf sei­nen Schlit­ten rei­send und im Ge­spräch mit den be­währ­ten Pio­nie­ren, denn er hat­te her­aus­ge­fun­den, dass sein gan­zes Wis­sen bis­her Theo­rie war. Sei­ne große Grün­dung, an der Ja­cob Wel­se sich auch mit ei­ni­gen Mil­lio­nen be­tei­lig­te, be­ding­te prak­ti­sche Grund­la­gen. Cor­liss wun­der­te sich selbst, dass es in Lon­don Leu­te gab, die ihm eine so ver­ant­wort­li­che Auf­ga­be und große Ka­pi­ta­li­en an­ver­traut hat­ten, ehe er noch eine Ah­nung ge­habt, um was es sich ei­gent­lich han­del­te.

      »Sie ha­ben Pro­tek­ti­on, mein Jun­ge!« lach­te Tretha­way. »Pro­tek­ti­on ist ganz gut für den An­fang. Aber jetzt sol­len die Kerls auch mer­ken, dass Sie wirk­lich was leis­ten.«

      Del Bi­shops Auf­ga­be be­stand dar­in, nach den An­ord­nun­gen sei­nes Chefs die ver­schie­de­nen Flüs­se zu be­rei­sen, wozu ihm die bes­te Aus­rüs­tung und ein pracht­vol­les Hun­de­ge­spann zur Ver­fü­gung stan­den. Er war ein her­vor­ra­gen­der Kund­schaf­ter, aber vor al­lem ver­gaß er über den In­ter­es­sen der Ge­sell­schaft nicht, für sich pri­vat Aus­schau nach neu­en Fund­stel­len zu hal­ten. Sein Wis­sen soll­te ihm zu­stat­ten kom­men, wenn er im Som­mer wie­der auf ei­ge­ne Faust auf die Gold­su­che ging.

      Fro­na hör­te über Cor­liss nur das Bes­te. Dass er ein tüch­ti­ger Ar­beit­ge­ber, ein un­er­müd­li­ches Vor­bild für sei­ne Leu­te war, dass man in sei­nem Dienst ent­we­der kräf­ti­ger und männ­li­cher wur­de oder ihn schimp­fend ver­ließ. Sie freu­te sich dar­über, aber ihre gan­ze Zeit nahm Gre­go­ry St. Vin­cent all­mäh­lich in An­spruch. An­fangs hat­te sie manch­mal an sei­ner Wahr­heits­lie­be ge­zwei­felt, aber je­der, der selbst von der Welt et­was ge­se­hen hat­te, muss­te zu­ge­ben, dass sei­ne wun­der­ba­ren Be­rich­te den Tat­sa­chen ent­spra­chen. Es gab Leu­te, die sich deut­lich er­in­ner­ten, mit welch un­ge­heu­rem Auf­se­hen die zi­vi­li­sier­te Welt Gre­go­ry be­grüßt hat­te, als er der Ge­fan­gen­schaft der Hir­schmen­schen ent­flo­hen war.

      Dass Cor­liss Fro­nas neu­en Freund ab­lehn­te, war of­fen­sicht­lich. Es gab noch ein paar an­de­re Her­ren, die nichts von ihm wis­sen woll­ten. Aber von der Mas­sen­prü­ge­lei im Wirts­haus, bei der sie Miss­trau­en ge­gen den Wel­ter­for­scher ge­fasst hat­ten, wur­de nie ge­spro­chen, und so er­fuhr Fro­na nicht, was man ge­gen Gre­go­ry hat­te. Ein­mal aber, als Cor­liss mit an­hö­ren muss­te, wie Gre­go­ry als ein zwei­ter Achill ge­prie­sen wur­de, wur­de er so ge­reizt, dass ihm ein Wort über den Boxa­bend ent­fuhr. Es tat ihm so­fort leid, sein Tem­pe­ra­ment war mit ihm durch­ge­gan­gen, aber Fro­na schi­en gar nicht über­rascht.

      »Ich weiß«, sag­te sie, »Herr Dr. St. Vin­cent hat mir da­von er­zählt. Sie und Oberst Tretha­way, Sie sind ihm sehr tap­fer zur Sei­te ge­tre­ten. Ich kann sa­gen, dass er Ih­nen dank­bar ist.«

      Cor­liss mach­te eine ab­weh­ren­de Be­we­gung.

      »Nein, nein, Van­ce, nach dem, was er sag­te, müs­sen Sie sich fa­bel­haft be­nom­men ha­ben. Ich bin stolz auf Sie. Scha­de, dass ich kein Mann bin, da wäre ich gern da­bei ge­we­sen!«

      Fro­nas Au­gen fun­kel­ten: »Und er selbst, Vin­cent? Hat er sich gut ge­schla­gen?«

      »Ach, ich glau­be, sehr eh­ren­voll … Ei­gent­lich hat­te ich zu viel mit mir zu tun, um auf die an­de­ren zu ach­ten.«

      »Er ist so be­schei­den, er er­zählt nie von der Rol­le, die er selbst ge­spielt hat. Aber man kann sich das ja al­les vor­stel­len«, schloss Fro­na das Ge­spräch.

      *

      »Stel­len Sie sich jetzt ein­mal so ein dickes, blu­ti­ges, ganz scharf ge­bra­te­nes Beefs­teak vor, na­tür­lich in But­ter ge­bra­ten, mit Zwie­beln und ganz fein ge­schnit­te­nen Kar­tof­feln, Herr Cor­liss«, träum­te Bi­shop im Zelt, das nach Pe­tro­le­um und Speck stank. »Dazu – na, sa­gen wir, eine Fla­sche Por­ter und eine Fla­sche Ale, in ei­nem Hum­pen zu­sam­men­ge­mischt. Im Hin­ter­grund – na­tür­lich müs­sen Sie sich dann auch einen Spei­se­saal mit ro­ten Plüschmö­beln den­ken –, im Hin­ter­grund eine rich­ti­ge Mu­sik mit Schlag­zeug und Blech­in­stru­men­ten. Und dann so was Wei­ches, Duf­ti­ges in Ih­rer Nähe, so, was man ein rich­ti­ges Weib nennt … mit di­cken Bei­nen, aber nicht zu dick, – also stel­len Sie sich das vor. – Der Bu­sen etwa so …«

      »Und jetzt den­ken Sie, dass ich gar nicht weit von all dem bin. Nächs­ten Herbst spä­tes­tens will ich mir das in San Fran­zis­ko zu Ge­mü­te füh­ren, aber nicht ein­mal, son­dern vier Wo­chen lang je­den Abend, mei­net­we­gen auch in New York. Dann ge­hen wir zu­sam­men ins Thea­ter, und was dann kommt, das kön­nen Sie sich ru­hig auch vor­stel­len. Und was es kos­tet, da­nach frag’ ich den Teu­fel.«

      »Dann wird das Geld bald zu Ende sein, und Sie kön­nen wie­der Gold su­chen.«

      »Das wer­den Sie nicht er­le­ben!« grunz­te Bi­shop. »Vor­her hab’ ich mir na­tür­lich mei­ne Obst­farm in Süd­ka­li­for­ni­en ge­kauft und da­mit das Ka­pi­tal in Si­cher­heit ge­bracht. Eine Pracht­farm habe ich schon lan­ge auf dem Kie­ker. So an 40 000 Dol­lars wer­de ich wohl rein­ste­cken müs­sen. Mit die­sen bei­den Händ­chen wird hie­nie­den kei­ne Ar­beit mehr an­ge­fasst, das kann ich Ih­nen schwö­ren. Dazu hab’ ich mei­nen Ver­wal­ter und mei­ne zwei Dut­zend Knech­te …, ich bin der Herr Chef, und wenn’s mal nicht or­dent­lich geht, dann kön­nen die Lüm­mels was er­le­ben. Im Stall hab’ ich ein paar Gäu­le ste­hen, aber was für Gäu­le! Aus Stahl, und die Haut so zart wie Kin­der­po­pos. Wenn mich die Un­ru­he packt, das Gold­fie­ber soll ja nie ganz auf­hö­ren in ei­nem Men­schen, der ein­mal ge­gra­ben hat, dann wer­fe ich ih­nen Sat­tel und Ge­päck auf, und hei­di, geht’s los!«

      »Und wie den­ken Sie sich das Zu­hau­se?«

      »Das Guts­haus steht schon auf mei­ner Farm. Wi­cken und Kres­se an den Mau­ern und da­vor ein Ge­mü­se­gärt­chen, man kann schon sa­gen ein Ge­mü­se­park. Da habe ich vor­hin was ver­ges­sen, wie wir vom Beefs­teak spra­chen, na, das kön­nen wir ja nach­ho­len. Also, den­ken Sie sich auch noch Spi­nat, To­ma­ten, Spar­gel, Karot­ten, Gur­ken, wis­sen Sie, auch al­les in But­ter und mit so ganz hel­len Far­ben, das Rot, das Gelb, das Grün … das kommt gleich nach dem Ge­bra­te­nen. Wie schmeckt der Speck, Herr Cor­liss? Das Ge­wis­se, das Wei­che und Run­de, wis­sen Sie – das in San Fran­zis­ko –, das hab’ ich na­tür­lich dort ge­las­sen. In mei­nem Haus ist auch so was, nicht ganz so par­fü­miert und über­haupt mehr so­lid. Bei mir zu Hau­se muss es or­dent­lich zu­gehn, die Frau muss auch zu­grei­fen, wis­sen Sie. Aber nachts ist es dann doch ganz schön


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