Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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Knö­chel. »Und mit de­nen soll ich mor­gen fah­ren«, mein­te er. »Das ist kein Ver­gnü­gen, sage ich Ih­nen, wenn die an­schwel­len.«

      *

      Um acht Uhr spiel­te die Al-Vis­ta-Mu­sik »Hei­mat, süße Hei­mat«, und durch den däm­mern­den Abend gin­gen die vier mit dem Strom nach dem Bahn­hof und hat­ten das Glück, ge­gen­über­lie­gen­de Dop­pel­bän­ke zu er­wi­schen. Als Gän­ge und Platt­for­men bre­chend voll von lus­ti­gen Ball­gäs­ten wa­ren, setz­te sich der Zug in Be­we­gung, um die kur­ze Stre­cke von der Vor­stadt nach Oa­k­land zu fah­ren. Der gan­ze Wa­gen sang ein Dut­zend ver­schie­de­ner Lie­der auf ein­mal, und Bert stimm­te, den Kopf an Ma­rys Brust ge­lehnt, »An den Ufern des Wa­bash« an. Er sang das Lied von An­fang bis zu Ende, ohne sich von dem wil­den Lärm zwei ver­schie­de­ner Prü­ge­lei­en stö­ren zu las­sen, die eine auf der Platt­form dicht ne­ben ih­nen, die an­de­re am ent­ge­gen­ge­setz­ten Ende des Wa­gens, bis es den bei­den dazu ge­mie­te­ten Schutz­leu­ten un­ter Beglei­tung von Wei­ber­ge­heul und zer­bro­che­nen Schei­ben, end­lich ge­lang, Ruhe zu schaf­fen. Bil­ly sang ein trau­ri­ges Lied von ei­nem Cow­boy; es hat­te vie­le Stro­phen und einen Re­frain, der lau­te­te:

      »Be­grabt mich auf der wil­den Prä-rä­rie.«

      »Das ha­ben Sie noch nie ge­hört; es ist ei­nes von den Lie­dern mei­nes Va­ters«, ver­trau­te er Sa­xon an, die sich freu­te, als es fer­tig war.

      Sie hat­te den ers­ten Feh­ler an ihm ent­deckt. Er hat­te kein Ge­hör. Er hat­te von An­fang bis zu Ende ent­setz­lich falsch ge­sun­gen.

      »Ich sin­ge nicht oft«, füg­te er hin­zu.

      »Nein, das soll er auch schön blei­ben las­sen«, er­klär­te Bert. »Sei­ne Ka­me­ra­den wür­den ihn ein­fach tot­schla­gen, wenn er es täte.«

      »Sie ma­chen sich alle über mich lus­tig, wenn ich sin­ge«, sag­te Bil­ly kla­gend zu Sa­xon. »Of­fen ge­stan­den, fin­den Sie es auch so schreck­lich?«

      »Sie sin­gen viel­leicht ein biss­chen falsch«, wich Sa­xon aus.

      »Ich kann nicht hö­ren, dass es falsch ist«, pro­tes­tier­te er. »Es ist eine förm­li­che Ver­schwö­rung ge­gen mich. Ich möch­te wet­ten, dass Bert Ih­nen das ein­ge­re­det hat. Aber sin­gen Sie mal was, Sa­xon. Ich wet­te, dass Sie gut sin­gen. Ich kann es Ih­nen di­rekt an­se­hen.«

      Sie be­gann »Wenn die Tage des Herbs­tes vor­bei«. Bert und Mary fie­len ein; als aber Bil­ly auch mit­sin­gen woll­te, ver­setz­te Bert ihm einen war­nen­den Tritt ge­gen das Schien­bein. Sa­x­ons Stim­me war ein rei­ner, kla­rer So­pran, et­was zart, aber süß, und sie war sich be­wusst, dass sie für Bil­ly sang.

      »Das muss ich sa­gen, das nen­ne ich sin­gen!« sag­te er, als sie fer­tig war. »Sin­gen Sie das noch ein­mal. Nun, los! Sie ma­chen es wirk­lich gut. Es ist groß­ar­tig.«

      Sei­ne Hand nä­her­te sich der ih­ren und be­mäch­tig­te sich ih­rer, und wäh­rend sie wie­der zu sin­gen be­gann, fühl­te sie sich von dem star­ken Strom sei­nes Puls­schla­ges durch­wärmt.

      »Wie sie Hand in Hand da­sit­zen«, neck­te Bert. »Man soll­te glau­ben, dass sie Angst vor­ein­an­der hät­ten. Seht Mary und mich. Fes­te, ihr Feig­lin­ge. Nä­her zu­sam­men. Sonst sieht es ver­däch­tig aus. Ich habe schon mei­nen Ver­dacht.«

      Sei­ne An­deu­tun­gen wa­ren nicht miss­zu­ver­ste­hen. Sa­xon merk­te, dass ihre Wan­gen glü­hend heiß wur­den.

      »Be­nimm dich, Bert«, sag­te Bill zu­recht­wei­send.

      »Halt den Mund«, sag­te Mary, die auch em­pört war. »Du bist ekel­haft roh, Bert Wan­ho­pe, und ich will nichts mehr mit dir zu tun ha­ben – bit­te!«

      Sie zog ih­ren Arm an sich und schob ihn weg, aber nur, um ihn nach zehn Se­kun­den ver­zei­hend wie­der in Gna­den auf­zu­neh­men.

      »Hört mal zu, alle drei«, fuhr der un­ver­bes­ser­li­che Bert fort. »Die Nacht ist lang. Lasst uns die Zeit be­nut­zen. Zu­erst Pabsts Café – nach­her et­was an­de­res. Was meinst du, Bil­ly? Was mei­nen Sie, Sa­xon? Mary macht mit.«

      Sa­xon schwieg, war­te­te aber, halb krank vor Furcht, was der Mann, den sie erst so kur­ze Zeit kann­te, ant­wor­ten wür­de.

      »Nein«, sag­te er be­son­nen. »Ich muss mor­gen früh auf­ste­hen und den gan­zen Tag ar­bei­ten, und ich den­ke, dass es den Mä­dels eben­so geht.«

      Sa­xon ver­zieh ihm, dass er un­mu­si­ka­lisch war. Sie hat­te stets ge­wusst, dass es sol­che Män­ner gab. Auf einen sol­chen Mann hat­te sie ge­war­tet. Sie war jetzt vier­und­zwan­zig, und ih­ren ers­ten Hei­rats­an­trag hat­te sie mit sech­zehn be­kom­men. Den letz­ten vor nicht mehr als ei­nem Mo­nat – von dem In­spek­tor der Wä­sche­rei, ei­nem gu­ten, net­ten Mann, aber nicht mehr jung. Aber der hier ne­ben ihr war stark und gut und jung. Sie selbst war zu jung, um sich nicht Ju­gend zu wün­schen. Der In­spek­tor – das hät­te be­deu­tet, dass sie nicht mehr zu plät­ten brauch­te, aber er hät­te kei­ne Wär­me ge­schenkt. Aber die­ser Mann hier ne­ben ihr – sie er­tapp­te sich da­bei, wie sie ihm die Hand drücken woll­te.

      »Nein, Bert, quäl uns nicht«, sag­te Mary. »Wir müs­sen et­was schla­fen. Mor­gen müs­sen wir den gan­zen Tag am Plätt­brett ste­hen.«

      Sa­xon wur­de plötz­lich kalt vor Angst bei dem Ge­dan­ken, dass sie si­cher äl­ter als Bil­ly sei. Ver­stoh­len blick­te sie ihn und die wei­chen run­den Li­ni­en sei­nes Ge­sichts an, und das Jun­gen­haf­te an ihm ließ sie er­schre­cken. Na­tür­lich wür­de er ein Mäd­chen hei­ra­ten, das jün­ger war als er sel­ber, jün­ger als sie. Wie alt war er? War es denk­bar, dass er zu jung für sie war? Aber je un­er­reich­ba­rer er wur­de, de­sto hef­ti­ger fühl­te sie sich von ihm an­ge­zo­gen. Er war so stark und gut. Sie rief sich alle Er­eig­nis­se des Ta­ges wie­der ins Ge­dächt­nis zu­rück. Sie fand kei­nen Fehl, kei­nen Ta­del. Die gan­ze Zeit war er rück­sichts­voll ge­gen sie und Mary ge­we­sen. Und er hat­te ihre Ball­kar­te zer­ris­sen und mit kei­ner an­de­ren ge­tanzt. Es war klar, dass sie ihm ge­fiel, sonst hät­te er das nicht ge­tan.

      Sie mach­te eine klei­ne Be­we­gung mit der Hand, die er in der sei­nen hielt, und fühl­te die raue Berüh­rung mit sei­ner har­ten Kut­scher­faust. Das war ein wun­der­vol­les Ge­fühl. Jetzt be­weg­te sei­ne Hand sich auch et­was, um sich nach der ih­ren zu rich­ten, und sie war­te­te ängst­lich. Sie woll­te nicht, dass er es wie an­de­re Män­ner mach­te, und sie wäre zor­nig auf ihn ge­wor­den, wenn er es ge­wagt hät­te, ihre schwa­che Be­we­gung mit den Fin­gern zu be­nut­zen, um den Arm um sie zu le­gen. Aber er tat es nicht, und eine Woge von Wär­me drang ihr ins Ge­müt. Er be­saß Fein­ge­fühl. Er war we­der ein Schwät­zer wie Bert noch plump wie an­de­re Män­ner, de­nen sie be­geg­net war. Denn sie hat­te Er­fah­run­gen ge­macht, die nicht an­ge­nehm wa­ren, und sie hat­te das ent­behrt, was man Rit­ter­lich­keit nann­te, wenn sie auch dies Wort nicht be­nutzt hät­te, um aus­zu­drücken, was sie ent­behr­te, und wo­nach sie sich sehn­te.

      Und er war Be­rufs­bo­xer. Der Ge­dan­ke be­nahm ihr fast den Atem. Er ent­sprach gar nicht ih­ren Be­grif­fen von ei­nem Be­rufs­bo­xer. Im üb­ri­gen war er gar kein Pro­fes­sio­nal. Er hat­te selbst ge­sagt, dass er es nicht war. Sie be­schloss, ihn ein­mal da­nach zu fra­gen, falls – falls er sie zum Aus­ge­hen ein­lud. Aber dar­an zwei­fel­te sie ei­gent­lich nicht, denn wenn ein Mann einen gan­zen Tag lang mit ei­nem jun­gen


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