Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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ich bin nicht dein Mä­del und wer­de es nie, was du auch sa­gen magst.«

      »Das ist recht, reg dich nur auf«, sag­te er bei­fäl­lig. »Dann hab ich dich gern. Kss­kss. So eine Frau kann ein Mann brau­chen, kei­ne von den fet­ten Kü­hen hier. Die sind tot. Aber du bist le­ben­dig. Und ge­ra­de so, wie du sein sollst.«

      Sie blieb vor dem Hau­se ste­hen und leg­te die Hand auf die Klin­ke.

      »Gute Nacht!« sag­te sie. »Ich gehe hin­ein.«

      »Komm wie­der her­aus und geh mit in den Idora­park«, schlug er ihr vor.

      »Nein, ich füh­le mich nicht ganz wohl und gehe gleich nach dem Abendes­sen zu Bett.«

      »Aha«, knurr­te er. »Um mor­gen Abend recht hübsch zu sein – was, Mä­del?«

      Mit ei­ner un­ge­dul­di­gen Be­we­gung öff­ne­te sie die Pfor­te und trat ein.

      »Ich habe es dir jetzt ge­sagt«, fuhr er fort. »Wenn du mor­gen Abend nicht mit mir gehst, dann wird es ei­nem schlecht er­ge­hen.«

      »Ja, und hof­fent­lich dir«, rief sie rach­süch­tig.

      Er lach­te und warf den Kopf zu­rück, spann­te sei­nen mäch­ti­gen Brust­kas­ten und hob die schwe­ren Arme. Er er­in­ner­te sie in die­sem Au­gen­blick an einen großen Af­fen, den sie ein­mal im Zir­kus ge­se­hen hat­te, und sie fühl­te einen tie­fen Wi­der­wil­len.

      »Ja, gute Nacht denn«, sag­te er. »Wir se­hen uns mor­gen Abend in der Ger­ma­nia­hal­le.«

      »Ich habe nicht ge­sagt, dass es die Ger­ma­nia­hal­le ist.«

      »Und du hast auch nicht ge­sagt, dass es nicht die Ger­ma­nia­hal­le ist. Na, ich kom­me je­den­falls. Ver­lass dich dar­auf und be­wah­re mir hübsch vie­le Tän­ze auf. Das ist mein Recht. Sei nur recht wü­tend. Das steht dir gut.«

      *

      Die Mu­sik spiel­te ge­ra­de die letz­ten Töne ei­nes Wal­zers, als Bil­ly und Sa­xon vor der großen Ein­gangs­tür des Tanz­lo­kals stan­den. Ihre Hand ruh­te leicht auf sei­nem Arm, und sie woll­ten sich ge­ra­de ein paar Stüh­le su­chen, als Char­ley Long, der of­fen­bar auch ge­ra­de ge­kom­men war, sich zu ih­nen hin­durch­dräng­te.

      »Ach so, du bist es? Und du willst hier Krach ma­chen, wie?« sag­te er, und sein Ge­sicht war böse und rot.

      »Wer? Ich?« frag­te Bil­ly ru­hig. »Du irrst dich, ich ma­che nie Krach.«

      »Ich zer­schla­ge dir den Kopf, wenn du dich nicht ver­ziehst und zwar ein biss­chen schnell.«

      »Das möch­te ich sehr un­gern«, sag­te Bil­ly zau­dernd. »Komm, Sa­xon, die Nach­bar­schaft ist nicht ge­sund für uns.«

      Er mach­te Mie­ne, sich mit ihr zu ent­fer­nen, aber Long stell­te sich ih­nen in den Weg.

      »Du bist doch ein biss­chen zu nass hin­ter den Ohren, Freund­chen«, knurr­te er. »Du musst ein biss­chen ge­sal­zen wer­den, ver­stan­den?«

      Bil­ly kratz­te sich mit ei­nem Aus­druck über­trie­be­nen Er­stau­nens den Kopf.

      »Nein, ich glau­be, ich ver­ste­he dich nicht«, sag­te er. »Was hast du üb­ri­gens ge­sagt?«

      Aber der große Schmied wand­te sich ver­ächt­lich von ihm ab zu Sa­xon.

      »Komm, Mä­del. Zeig mir dei­ne Tanz­kar­te.«

      »Willst du mit ihm tan­zen?« frag­te Bil­ly.

      Sie schüt­tel­te den Kopf.

      »Tut mir leid, Ge­nos­se. Aber dann ist nichts zu ma­chen«, sag­te Bil­ly und schick­te sich wie­der zum Ge­hen an.

      Zum drit­ten Mal stell­te sich der Schmied ih­nen in den Weg.

      »Weg mit dir«, sag­te Bil­ly. »Weg mit dir, sage ich.«

      Long stand sprung­be­reit da. Er hat­te die Fäus­te ge­ballt, der eine Arm war zum Stoß zu­rück­ge­zo­gen und Schul­tern und Brust­kas­ten vor­ge­scho­ben. Aber Bil­lys un­er­schüt­ter­li­che Ruhe und sein kal­ter Blick, in dem Wol­ken ka­men und gin­gen, lie­ßen ihn sich be­den­ken. Bil­ly hat­te sich nicht von der Stel­le ge­rührt und sah voll­kom­men ru­hig aus. Es war, als be­ach­te­te er den dro­hen­den An­griff gar nicht. Das war et­was Neu­es und Un­be­kann­tes in Longs Pra­xis.

      »Du weißt viel­leicht nicht, wer ich bin?« knurr­te er.

      »Doch«, warf Bil­ly leicht hin. »Du bist ein Re­kord­krach­ma­cher.« Long mach­te ein ganz ver­gnüg­tes Ge­sicht. »Du soll­test den Dia­man­ten­gür­tel der ›Po­li­ce Ga­zet­te‹ fürs Um­wer­fen von Kin­der­wa­gen ha­ben. Ich bin si­cher, dass du mit je­dem an­bän­delst.«

      »Lass ihn in Ruhe, Char­ley«, sag­te ei­ner der jun­gen Leu­te, die sich um sie ge­schart hat­ten. »Das ist Bill Ro­berts, der Bo­xer. Du kennst ihn. Der Gro­ße Bill.«

      »Mir ist es ei­ner­lei, und wenn es Jim Jeffries selbst wäre. Er soll hier kei­nen Krach mit mir ma­chen.«

      Nichts­de­sto­we­ni­ger konn­ten alle, auch Sa­xon, mer­ken, dass sei­ne Wut sich be­deu­tend ab­ge­kühlt hat­te. Bil­lys Name schi­en eine be­ru­hi­gen­de Wir­kung auf brül­len­de Männ­chen aus­zuü­ben.

      »Kennst du ihn?« frag­te Bil­ly sie.

      Sie nick­te nur, ob­wohl sie gern tau­send An­kla­gen ge­gen die­sen Mann hin­aus­ge­schri­en hät­te, der sie so hart­nä­ckig ver­folg­te. Bil­ly wand­te sich jetzt zu dem Schmied.

      »Hör, Ge­nos­se, du willst dich doch nicht mit mir schla­gen. Wa­rum auch? Das Mä­del hat wohl selbst auch noch ein Wört­chen da­bei mit­zu­re­den.«

      »Nein. Das geht nur uns bei­de an!«

      Bil­ly schüt­tel­te be­son­nen den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Ich den­ke, dass sie auch ein Wört­chen da­bei mit­zu­re­den hat.«

      »Schön, dann sag’ es«, knurr­te Long, zu Sa­xon ge­wandt. »Mit wem willst du dich zu­sam­men­tun? Mit mir oder ihm? Ent­schei­de es.«

      Statt zu ant­wor­ten, leg­te Sa­xon ihre freie Hand auf die, die auf Bil­lys Arm ruh­te.

      »Ja, dann ist die Sa­che wohl er­le­digt«, mein­te Bil­ly.

      Long starr­te zu­erst Sa­xon, dann ih­ren Be­schüt­zer an.

      »Ich hät­te schon Lust, die Sa­che ge­le­gent­lich mit dir aus­zu­tra­gen«, knurr­te er zwi­schen den Zäh­nen.

      Sie wand­ten sich zum Ge­hen, und Sa­xon war stolz. Sie hat­te nicht das Schick­sal Lily San­der­sons er­lit­ten. Die­ser herr­li­che Mann, der da­bei ein Jun­ge war, hat­te, ohne auch nur mit Schlä­gen zu dro­hen, den großen Schmied mit sei­ner Be­son­nen­heit und Uner­schüt­ter­lich­keit be­siegt.

      »Er hat sich mir über­all auf­ge­drängt«, flüs­ter­te sie Bil­ly zu. »Er hat sich vor­ge­nom­men, mich mür­be zu ma­chen, und hat al­len, die mir nur in die Nähe ka­men, die Köp­fe zer­schla­gen. Ich möch­te ihn nie wie­der­se­hen.«

      Bil­ly blieb so­fort ste­hen. Long, der sich noch nicht recht ent­schlie­ßen konn­te zu ge­hen, stand auch still.

      »Sie sagt, dass sie nichts mehr mit dir zu tun ha­ben will. Und was sie sagt, das gilt. Wenn ich je höre, dass du sie auch nur mit ei­nem Mucks ge­nierst, dann kannst du was er­le­ben. Ver­stan­den?«

      Long


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