Der Bergpfarrer 152 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer 152 – Heimatroman - Toni Waidacher


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ction> Der Bergpfarrer – 152 –

      »Mensch, freu’ ich mich, dich zu sehen!«

      Kathrin Raitmayr fiel Saskia um den Hals, kaum, daß das blonde Madl aus dem Auto gestiegen war.

      »Hallo, Kathi, wie geht es dir?«

      »Wie’s mir geht?« lachte die dunkelhaarige Bauerntochter. »Prima, jetzt wo du endlich da bist! Sieben Jahre kennen wir uns jetzt schon, aber nur vom Briefeschreiben und Telefonieren. Es wurde höchste Zeit, daß du mich mal besuchen kommst.«

      Saskia Benthof schaute sich um. Die Brieffreundin wohnte auf einem schmucken Bauernhof, und es war alles genauso, wie die Studentin es sich vorgestellt hatte.

      »Laß deine Sachen noch im Auto«, meinte Kathi. »Ich will dich erstmal meinen Eltern vorstellen. Der Kaffee ist auch schon fertig, und den Kuchen hab’ ich extra heut’ morgen für dich gebacken.«

      Im selben Augenblick kam ein Hund herbeigelaufen, der Saskia freudig einen Ball vor die Füße legte.

      »Der Rex mag dich auch«, lächelte Kathi. »Aber ich warn’ dich, wenn du erstmal angefangen hast, den Ball zu werfen, dann findet er kein Ende.«

      Die Brieffreundin nahm das Spielzeug des Hundes trotzdem und warf es über den Hof. Sofort schoß Rex hinterher und suchte es irgendwo zwischen Scheune und Stall.

      »Komm«, sagte die Bauerntochter und legte ihren Arm um die Freundin. »Vater und Mutter sind schon ganz gespannt darauf, dich kennenzulernen.«

      Hinter dem Haus befand sich ein großer Garten. Auf der Wiese standen Tisch und Stühle. Franz Raitmayr und seine Frau saßen schon dort und sahen den Madln entgegen.

      »Herzlich willkommen«, begrüßte Burgl die Studentin. »Schön, daß wir dich endlich mal persönlich kennenlernen.«

      »Ja, und wir hoffen, daß du dich bei uns wohl fühlst«, setzte der Bauer hinzu.

      »Erzähl’ mal, wie war die Fahrt?« erkundigte sich Kathi, nachdem sie Platz genommen hatten.

      Saskia Benthof wohnte in Passau. Sie erzählte, daß es während der Fahrt keine Probleme gegeben hatte. Auch den Hof hatte sie schnell gefunden, Kathis Wegbeschreibung war kurz und präzise gewesen.

      Zur Feier des Tages hatte die Bauerntochter einen Apfelkuchen gebacken. Saskia, die jeden weiteren Backversuch nach einigen Reinfällen aufgegeben hatte, lobte den Kuchen und mußte sich nicht nötigen lassen, ein zweites Stück zu essen.

      Anschließend zeigte Kathi der Freundin das Zimmer, in dem Saskia die nächsten zwei Wochen wohnen sollte. Es lag gleich neben dem der Bauerntochter und hatte früher der älteren Schwester gehört, die aber längst verheiratet und in die Stadt gezogen war. Außerdem gehörte zu der Familie noch Thomas, der Bruder, der später einmal den Hof übernehmen würde.

      »Den Thomas lernst heut’ abend kennen«, sagte Kathi. »Im Moment ist er grad droben im Holz.«

      Sie räumten Saskias Koffer aus und verstauten die Sachen im Schrank. Natürlich hatte die Studentin ein kleines Gastgeschenk mitgebracht, und Kathi freute sich sehr über das gerahmte Foto, das die Brieffreundin gemeinsam mit ihren Eltern zeigte.

      Dann wurde es Zeit, den Hof zu besichtigen. Saskia stammte aus einer Familie, die seit Generationen Ärzte hervorgebracht hatte, ihr Vater hatte eine Praxis in der Nähe von Passau, und eines Tages würde die Tochter dort mit einsteigen.

      Allerdings stand davor noch der lange Weg des Medizinstudiums, das Saskia gerade erst vor einem halben Jahr begonnen hatte. Jetzt aber staunte sie über die riesige Scheune, in der Traktoren, Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Geräte standen. Oben auf dem Boden lagerte das Heu für den Winter, und in der hintersten Ecke befand sich eine komplett eingerichtete Werkstatt.

      »Vater und Thomas versuchen möglichst immer alles selbst zu reparieren«, erklärte Kathi.

      Danach gingen sie in die Stallungen. Allerdings befanden sich die Kühe draußen auf der Alm.

      »Wir haben noch zwanzig Stück auf unserer Alm steh’n«, erläuterte die Bauerntochter. »Da bleiben s’ und kommen erst im Herbst, zum Almabtrieb, wieder herunter.«

      Im Melkstand herrschte peinliche Sauberkeit.

      »Wir sind ein anerkannter Biobetrieb«, erzählte Kathi stolz. »Und bei Rohmilch muß man ohnehin auf Hygiene achten. Das ist sehr heikel, wegen der Bakterien.«

      »Das ist wirklich beeindruckend«, meinte Saskia.

      Dann standen sie auf dem Hof und sahen sich lachend an.

      »Tja, da bist also«, sagte Kathi glücklich.

      »Ja, da bin ich«, nickte Saskia. »Lang’ genug hat’s gedauert.«

      Kennengelernt hatten sich die beiden vor Jahren, als sie noch Teenager waren. Sie schwärmten damals für denselben Popstar, und über einen Fanclub wurde der erste Kontakt geknüpft. Inzwischen waren sie hübsche, junge Frauen geworden, auch ihr Musikgeschmack hatte sich ein wenig geändert, aber ihre Brieffreundschaft hatte Bestand gehabt. Unzählige Male hatten sie sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet und dabei kein Thema ausgelassen, egal, ob es sich um Probleme in der Schule handelte oder um Liebeskummer. Und wenn die eine konnte, dann stand sie der anderen mit Rat zur Seite.

      Schon lange waren gegenseitige Einladungen ausgesprochen worden, doch immer hatte es irgendwie nie geklappt. Erst jetzt hatte sich Saskia einen Ruck gegeben.

      »Ich komme zu euch«, versprach sie beim letzten Telefonat. »Und diesmal wird mich nichts davon abhalten!«

      Und nun war sie angekommen, es war schön, und die Freundinnen standen da und freuten sich von ganzem Herzen.

      *

      Thomas Raitmayr begrüßte Saskia genauso freundlich, wie es schon seine Eltern getan hatten. Kathis Bruder war mit seinen Siebenundzwanzig vier Jahre älter als seine Schwester. Er war groß und schlank. Das dunkle Haar trug er kurz geschnitten, und wenn er lachte, dann saß ihm der Schalk in seinen braunen Augen. Thomas war mit Michaela Brendler verlobt, der Tochter eines Bauern aus Waldeck. In einem halben Jahr sollte Hochzeit sein, und die Braut würde dann hierher auf den Hof ziehen.

      Der Bauernsohn verabschiedete sich gleich nach dem Abendessen, um ins Nachbardorf zu fahren. Saskia und Kathi halfen der Bäuerin den Tisch abzudecken, aber als sie sich an den Abwasch machen wollten, schüttelte Burgl Raitmayr den Kopf.

      »Laßt nur«, sagte sie. »Unternehmt lieber was. Ihr habt euch doch bestimmt viel zu erzählen.«

      Das hatten die zwei Madln zwar schon den ganzen Nachmittag getan, aber natürlich gingen die Themen nicht aus, wenn man sich nach all den Jahren jetzt erst persönlich kennengelernt hatte.

      »Wir fahren nach St. Johann«, schlug Kathi vor.

      Saskia war einverstanden. Sie war schon ganz neugierig auf das Dorf, von dem die Freundin in so vielen Briefen und Telefongesprächen schon geschwärmt hatte. Auf der Herfahrt war sie nicht durch den Ort gekommen, sondern daran vorbeigefahren.

      »Was ist eigentlich mit deinem Freund?« erkundigte sie sich, als sie neben Kathi saß, die das Auto lenkte. »Er heißt doch Florian, oder? Ist er noch aktuell?«

      Kathi schmunzelte.

      »Aktueller als je zuvor«, antwortete sie. »Vielleicht treffen wir ihn nachher noch. Dann weißt du, warum.«

      »Donnerwetter, das muß ja ein Prachtkerl sein«, lächelte Saskia. »Da wundert’s mich auch net, daß du mir bisher kein Foto von ihm geschickt hast.«

      Die Bauerntochter lächelte ebenfalls. Sie drückte einen Knopf an dem Autoradio, und der eingebaute CD-Spieler ließ die ersten Takte eines Liedes hören, das die beiden nur zu gut kannten.

      »Ist immer noch toll, was?« meinte Saskia, als die Stimme ihres einstigen Popidols erklang.

      Kathi nickte.

      »Vor allem ist es mein Lieblingslied, weil es gespielt wurde, als Florian mich das erste Mal geküßt hat«, erzählte sie und blickte träumerisch vor sich hin. »Ach, das waren noch Zeiten!«

      »Na


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