Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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mehr schielte.

      »Hör mal, mein Freund, das da ist unser Abendbrot«, zupfte sie lachend sein Ohr. »Wenn du das verspeist, müssen wir hungrig bleiben.«

      In dem Moment klopfte es an die Außentür. Als Hulda sie öffnete, stand da der lange Michel und lachte über das ganze lederne Gesicht. Auch ein Handwagen stand da, beladen mit Holz, einem großen Eimer, Lappen, Schrubber, Besen, Seifenpulver und daneben schlunzelte etwas Druggeliches, dem die Gemütlichkeit sozusagen aus allen Nähten lugte. Die Backen waren rot und prall wie Äpfelchen, die dunklen Augen schauten verschmitzt in die Welt. Das gleichfalls dunkle Haar war kurzgeschnitten und lag dem Kopf fest an. Vierzig Jahre zählte sie, somit sieben weniger als ihr Mann.

      »Das ist Bertchen, meine Frau«, stellte er stolz vor. »Sie kann arbeiten für zwei.«

      »Wuuff!« machte der Hund wie zur Bestätigung, und Michel sah ihn dumm an. –

      »Du hast den Maulkorb ab? Na, das ist ja allerhand. Hat er die Damen denn nicht gebissen?«

      »O nein, er ist ein Kavalier«, lachte Ortrun fröhlich, dabei den Hals des Tieres furchtlos umschlingend. »Wie heißt er überhaupt?«

      »Ajax«, gab die personifizierte Gemütlichkeit Antwort, nahm eine gefüllte Emailschüssel vom Wagen, stellte sie vor den Hund, der sich sofort mit Appetit darüber hermachte.

      »Siehst du, Michel, jetzt frißt er endlich«, lachte sie ihr langes Ehegespons strahlend an. »Und nun wollen wir uns an die Arbeit machen, damit die Damen eine einigermaßen, gute Schlafstelle bekommen.«

      So ging es los mit vereinten Kräften. Michel machte Feuer im Herd, stellte den großen Topf mit Wasser auf und riß dann man erst den zerfetzten Läufer von der Treppe, damit man sich bei dem Auf und Ab in den Löchern nicht verfing. Hinterher nahm er die Diele in Angriff, Bertchen die Küche, die drei andern Weiblichkeiten die beiden zusammenhängenden Zimmer im ersten Stock.

      »Hoffentlich sind da nicht die Motten drin«, wiegte Hulda bedenklich den Kopf, als sie die Betten auf die weitgeöffneten Fenster legte. »Die kriegen wir dann nicht mehr raus und können den Plunder wegwerfen. Geh mir mal aus dem Weg, Ortrun. Was willst du überhaupt hier?«

      »Helfen.«

      »Du Porzellanpüppchen? Daß ich nicht lache!«

      »Lach ruhig, aber laß mich arbeiten. Das habe ich nämlich im Töchterheim gelernt.«

      »Dann zeig, was du kannst«, gab sie gutmütig nach und klopfte auf die Betten ein, daß die Staubwolken nur so wirbelten. Decken und Wände wurden gefegt, Möbel und Türen abgeseift, der Fußboden geschrubbt, die Fenster geputzt, so daß in gar nicht langer Zeit beide Räume blitzblank waren. Hinterher kam der Flur dran, die Treppe, und dann war von fünf hurtigen, fleißigen Menschen das Gröbste geschafft. In der Küche traf man zusammen, wo man sich jetzt dank Bertchens Scheuerwut unbesorgt hinsetzen konnte, um ein wenig zu verschnaufen.

      »Na, das ging aber mal flott«, grinste Michel, behaglich sein Pfeifchen stopfend. »Hätte nicht gedacht, daß die Damen so zupacken könnten.«

      »Der Not gehorchend«, lachte Frauke, dabei den Hund streichelnd, der sich zutraulich an ihr Knie schmiegte. »Soweit wäre nun alles klar, bis auf Bettwäsche. Zwar habe ich in dem einen Schrank eine ganze Menge davon entdeckt, aber die muß vor Gebrauch erst gewaschen werden. Was macht man da, Hulda?«

      »Ins Dorf gehen und einkaufen. Das schaffst du noch bequem vor Ladenschluß.«

      »Jawohl, Herr Feldwebel«, stand Frauke stramm. »Wenn ich nur wüßte, wo ich die einschlägigen Geschäfte finden kann.«

      »Ich komm mit«, erbot sich Bertchen eifrig. »Ich zeige Ihnen, wo man am günstigsten einkauft, gnädiges Fräulein.«

      »Das ist lieb von Ihnen, Frau…«

      »Bertchen, bitte. Ich bin überall daran gewöhnt.«

      »Danke, Bertchen. Machen wir uns also auf den Weg.«

      »Ich hol nur rasch meinen Mantel.«

      Weg war sie, und das Ehegespons sah ihr schmunzelnd nach.

      »Ist wie auf Draht, mein Bertchen. Immer flink, dabei immer vergnügt. Was bin ich froh, so eine Frau zu haben, die mitverdienen hilft.

      Sie hat nämlich eine Aufwartestelle«, erzählte er zutraulich weiter. »Und auch ich arbeite noch, so gut ich kann. Denn von der Rente allein könnten wir nicht einmal recht und schlecht leben.«

      »Sind Sie für eine Rente nicht noch zu jung?« forschte Hulda, und er nickte bedächtig.

      »Bin ich, noch nicht mal fünfzig. Aber ich hatte als Waldarbeiter einen Unfall, nach dem ich nicht mehr so ganz einsatzfähig bin, wie man so sagt. Da zahlt nun die Unfallversicherung mir monatlich hundertzwanzig Mark. Haben Sie noch gar nicht gemerkt, daß ich lahme?«

      »Allerdings. Was ist mit dem Bein passiert?«

      »Ein fallender Baum hat es böse gequetscht. Ich lag fast ein Jahr im Krankenhaus, wo man das Bein durchaus amputieren wollte. Aber dagegen sträubte ich mich mit aller Kraft. Na ja, und dann wurde es auch so besser. Ganz gut wird es ja nie werden, aber ich kann doch wenigstens auf zwei eigenen Beinen gehen.«

      »Da haben Sie wohl oft Schmerzen, Sie Armer?« fragte Frauke mitleidig.

      »Och, ab und zu so’n bißchen schon. Aber das läßt sich ertragen. Da bist du ja, Bertchen, und ganz außer Puste.«

      »Es pressiert ja auch. Können wir aufbrechen, gnädiges Fräulein?«

      »Sofort«, schlüpfte Frauke in den Mantel und griff nach der Handtasche, in der Geld steckte, mit dem sie sich reichlich versehen hatte. Ajax stand neben ihr, blaffte freudig auf.

      »Was, du willst doch nicht etwa mit?«

      »Wauwau!« machte er lustig, wobei sein Schwanz heftig wedelte.

      »Der geht Ihnen nicht mehr von der Pelle«, schmunzelte Michel. »Streifen Sie ihm den Maulkorb über und nehmen Sie ihn mit. Weglaufen tut er bestimmt nicht.«

      »Na, denn komm schon!« versah Frauke ihm mit der ledernen Sperre, was er sich geduldig gefallen ließ. »Und was willst du, Ortrun?«

      »Nimmst du auch mich mit, Frauke?«

      »Aber gern, mein Liebchen.«

      So zogen sie denn frohgemut von dannen. Bertchen schob eine Karre vor sich her, die rundherum mit einem Drahtgeflecht und Gummireifen versehen war.

      »Praktisch«, meinte Frauke. »So eine Karre müssen wir uns auch anschaffen, damit wir die Einkäufe nicht zu schleppen brauchen.«

      Nach zwanzig Minuten war der Marktplatz erreicht, auf dem sich die Hauptgeschäfte des Dorfes befanden.

      »Gehen Sie man da hinein, gnädiges Fräulein«, zeigte Bertchen auf einen Laden, in dessen Schaufenster Weißwaren ausgelegt waren. »Da werden Sie gut bedient. Ich warte hier auf Sie.«

      »Danke, Bertchen. Und was ist mit dir, Ajax?«

      Er saß neben der Karre, als wollte er sagen: Geh du nur, ich halte hier Wacht. Er rührte sich auch tatsächlich nicht, als die beiden Mädchen davongingen und einige Male zurückkamen, um ihren Einkauf im Karren unterzubringen.

      An Wäsche kaufte Frauke nur soviel wie vorläufig benötigt wurde. Ferner kaufte sie allerlei Wirtschaftsartikel, Lebensmittel, bis die Karre voll und das Portemonnaie erheblich leerer war.

      Als sie in der »Grünen Gans« die Zimmer abbestellte, war das dem Wirt aber auch gar nicht recht. Erst als Frauke trotzdem die Rechnung beglich, wurde er wieder devot und dienerte den »gnädigen Damen« nach. Dann trat er rasch ans Fenster und schaute hinter der Gardine stehend auf den Marktplatz. Und als er das bekannte Bertchen, den bekannten Hund und die vollgepackte Karre entdeckte, da wußte er Bescheid.

      Olala! Das waren wohl die Erben des vertrottelten Professors, der sich um niemand und nichts gekümmert hatte und wohl gerade deshalb


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