Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt

Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Gästen erzählen.

      *

      Indes gingen die Einkäufer die Straße entlang und erregten ziemliches Aufsehen. Man sah ihnen verstohlen nach, tuschelte hinter ihnen her und hatte für den Abend interessanten Gesprächsstoff.

      Aus der Tür eines kleinen Hauses trat der große blonde Mann, der den beiden jungen Mädchen heute bereits zum dritten Mal begegnete. Doch auch jetzt achteten sie nicht auf ihn. Sahen nur verwundert auf, als er grüßend den Hut zog. Der Gruß galt allerdings Bertchen, die strahlend dankte und dann, als man außer Hörweite war, wichtig erklärte:

      »Das war der Herr Doktor Gunder, der beste Tierarzt weit und breit. Ein feiner Mann, so anständig und so human. Ihm ist vor drei Jahren die Frau mit einem andern durchgegangen. Aber da sie nichts wert war, kann er froh sein, daß er sie auf eine so leichte Art los wurde. Natürlich ließ der Herr Doktor sich sofort scheiden und wohnt nun in dem Häuschen der Witwe Ließ, die ihn auch verpflegt. Seine Praxis hat er allerdings auf dem Markt, eingerichtet mit allen Schikanen. Na was, kann er sich ja auch leisten. Er verdient viel und ist außerdem noch von Hause aus vermögend. Sein Vater war hier Pfarrer«, schloß sie ihren Bericht, »und heiratete eine wohlhabende Gutsbesitzertochter.«

      Im Hause hatten indessen die beiden segensreich gewirkt. Hatten den Schmutz aus Speise- und Frühstückszimmer entfernt.

      »Das sieht ja hier schon ganz manierlich aus«, sah Frauke sich mit frohen Augen um. »Wenn das in dem Tempo weitergeht, haben wir das Haus bald sauber.«

      »Wir wollen’s wünschen und Gott gäb’s«, brummte Hulda. »Raus ist mal erst der gröbste Dreck. Was hast du alles eingekauft?«

      »Komm und sieh es dir an! Draußen steht die Karre.«

      Nachdem Hulda alles in Augenschein genommen hatte, sagte sie mahnend:

      »Jetzt laß es vorläufig genug sein, Herzchen. Was wir fürs erste brauchen, haben wir nun. Hauptsächlich anständige Töpfe, Eimer, Lappen und Seifenmaterial. Morgen sehen wir mal in den Schränken nach, was wir an Brauchbarem finden. Fehlendes kann immer noch angeschafft werden.«

      »Ganz meine Meinung«, nahm Frauke dem Hund den Maulkorb ab und hielt ihm einen Kalbsknochen hin, über den er sich sofort hermachte. Es krachte nur so, und Michel meinte trocken:

      »Zwischen dessen Zähne möchte ich nicht geraten. Wie ist es, meine Damen, wollen wir für heute Schluß machen?«

      »Für heute?« fragte Frauke dagegen. »Wollen Sie uns denn morgen wieder helfen?«

      »So oft und so lange Sie wollen, gnädiges Fräulein. Schwer arbeiten kann ich wohl nicht mehr, aber in Haus und Garten schaffe ich es spielend.«

      »Ist gut, Michel«, erwiderte Frauke rasch entschlossen. »Sie arbeiten hier, und ich zahle Ihnen Stundenlohn.«

      »Nu ne«, wehrte er ab. »Daraus wird nichts. Ich bin doch kein Halsabschneider. Über die Bezahlung können wir immer noch sprechen.«

      »So haben Sie Dank«, reichte sie ihm die Hand, die er behutsam in seine derbe Faust nahm. »Wir werden uns bestimmt gut vertragen. Trinken Sie gern einen Schnaps?«

      »Und wie! Am liebsten einen Weißen.«

      »Als ob ich das nicht gewußt habe«, zog sie aus der Karre eine Flasche und drückte sie dem überraschten Mann in den Arm. »Die habe ich extra für Sie gekauft, trinken Sie sie auf unser Wohl. Und Sie, Bertchen, leckern doch gern, nicht wahr?«

      Ehe die Frau antworten konnte, hielt sie unter einem Arm eine süße Schachtel, unter dem andern ein Fleischpaket, und in der Hand knisterte ein Zwanzigmarkschein, was für die sparsamen Menschen viel Geld bedeutete. Mit dieser noblen Geste hatte Frauke ein Ehepaar gewonnen, das ihr fortan mit rührender Treue anhing.

      »Kleine Ursache, große Wirkung«, schmunzelte Hulda, nachdem die beiden zu Tränen gerührt abgezogen waren. »Dir machen die paar Mark nicht viel aus, aber denen da helfen sie gut mit. Bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst.«

      »Danke für das Kompliment«, lachte Frauke. »Halt hier keine langen Reden, sondern sieh zu, daß wir Abendbrot kriegen. Gern hätte ich Speckeier, geht das?«

      »Da du alles dafür Erforderliche mitgebracht hast, dürfen sich keine Schwierigkeiten ergeben. Sogar an eine Stielpfanne hast du gedacht; denn die hier vorhandene ist Bruch, wie die Töpfe auch. Morgen fliegt der ganze alte Krempel ’raus.

      Komisch«, fuhr sie nachdenklich fort, Holz auf das brennende Feuer legend. »In der Küche ist alles so armselig wie bei den Ärmsten einer, und in den Zimmern liegen Werte achtlos herum. Sieh dir mal morgen an, was alles in dem Mordsding von Büfett steckt. Da wirst du Augen auf Stielchen bekommen, wie ich sie bereits bekam. Schweres altes Silber liegt da und ich möchte fast wetten, daß der Herr Professor mit einem Blechlöffel gegessen hat. Wo willst du denn hin?«

      »Mir die Sachen ansehen.«

      »Das würde ich dir nicht raten. Bedenke, daß du Licht machen mußt, und daß die Fenster weder Gardinen noch Laden haben.«

      »Hast recht, Huldchen, verschiebe ich es auf morgen. Ich bin sowieso zum Umfallen müde, und wir müssen ja noch die Betten beziehen.«

      »Das werden wir auch noch schaffen«, tat Hulda Speck in die Pfanne, die sie vorher ausgebrüht hatte. Lieblicher Duft durchzog die Küche, in den sich der des frischen Kaffees mischte. Mit bestem Appetit aß man, wusch rasch das Geschirr ab, verschloß sorgfältig die Türen und begab sich nach oben, wo man zuerst mit Laken, dem entdeckten Vorrat entnommen, die Fenster verhängte. Flink bezog man die Betten, während Ajax auf dem dicken Vorleger herumscharrte, der ihm wohl von jeher als Nachtlager gedient hatte, jedoch nicht an der richtigen Stelle lag. Erst als Frauchen ihn an ihr Bett trug, streckte das Tier sich zufrieden und sah aufmerksam zu, wie die lieben Frauen die Kleider abwarfen, in die Nachthemden schlüpften und sich dann niederlegten. Frauke ins Bett, Ortrun auf den Diwan, und im Nebenzimmer nahm Hulda das zweite Bett ein. Die Matratzen waren gut, die Zudecke wohl schwer, aber wenn man so richtig müde ist, merkt man es kaum. Man wünschte sich eine gute Nacht, knipste das Licht aus, legte sich auf die Seite und schlief fast augenblicklich ein.

      *

      Der lange Michel war einfach ein Genie. Denn es gab kaum etwas, das er nicht konnte.

      Nachdem er wuchernde Bäume gefällt und die Stubben gerodet hatte, legte er um das Haus herum Rasen und Blumenbeete an, wozu Mitte März ja noch Zeit war. Den brachliegenden Gemüse- und Obstgarten brachte er wieder in Schwung, wie er sich ausdrückte, wobei alle fleißig mithalfen. Auch Bertchen, die ihre Aufwartestelle zwar behielt, aber trotzdem noch Zeit genug hatte, um in Haus und Garten kräftig zuzupacken. Für Verpflegung brauchte sie vorläufig nicht zu sorgen. Das tat Hulda so gut und reichlich, daß Michel behauptete, bereits einen Schmerbauch zu kriegen. Und als der Garten seiner Ansicht nach wie eine Putzstube aussah, nahm er die nächstdringende Arbeit in Angriff.

      »Das Haus muß verputzt werden, solange das schöne Wetter noch anhält«, erklärte er kurz und bündig. »Wenn erst der April mit seinem Regen kommt, ist es zu spät.«

      Also wurde das Haus verputzt, wozu er allerdings zwei Facharbeiter hinzuzog. Er selbst jedoch war mit dabei, nicht viel Worte machend, sondern fest zupackend.

      Als dann die Mauern in blendendem Weiß erstrahlten, wurden die Helfer entlohnt. Am Dach war nichts auszubessern, das war erstaunlicherweise tadellos in Ordnung. Fensterrahmen und -laden strich Michel, wobei ihn Hulda mit fast fachmännischem Geschick unterstützte. Das leuchtende Grün zu dem schneeigen Weiß machte sich prächtig. Grün waren auch die Blumenkästen, die sich vor den oberen Flurfenstern hinzogen. Wenn erst die gepflanzten Geranien, Petunien und Hängenelken darin blühten, gab das ein lustigbuntes Bild.

      Zuletzt kam die Haustür dran, die wie das Dach ohne Schaden war. Dazu aus bestem Eichenholz, mit dicken, geschliffenen Scheiben, die natürlich verschmutzt waren. Doch nachdem Hulda sie bearbeitet hatte, funkelten sie wie doll, nach ihrem Ausspruch, und Michel ließ es sich nicht nehmen, das Holz zu beizen, bis auch das »wie doll« glänzte.

      »Na,


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