Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Augenblicken hatte er gemerkt, was Parker ihm als Mensch bedeutete. Er war eben doch viel mehr als nur ein Mitarbeiter! »Sir, ist Ihnen etwas passiert?« fragte Parker mit ruhiger, beherrschter Stimme. Er tauchte aus dem wallenden Staub auf und blieb vor dem jungen Anwalt stehen.

      »Alles in Ordnung«, sagte Rander, sich zusammennehmend, denn Parker brauchte nicht zu wissen, welch eine Angst er um ihn ausgestanden hatte. »Auch ich kann mich nicht beklagen, Sir«, erwiderte Parker. Jetzt zitterte seine Stimme etwas und er wischte sich über die Augen. Weinte er? Hatte auch er sich um Rander gesorgt?

      »Mir muß Staub in die Augen gedrungen sein, Sir«, entschuldigte er sich sofort.

      Rander aber wußte Bescheid. Es waren Tränen der Erleichterung gewesen. Aber auch Josuah Parker schämte sich seiner Gefühle.

      »Ich glaube, ich habe auch einen Teil Dreck mit abbekommen«, sagte Mike Rander, »was war draußen bei Ihnen los, Parker?«

      »Zwei Gangster versuchten einzudringen«, antwortete der Butler, »als ich sie in aller Form stoppen wollte, mißverstanden sie meine Höflichkeit und bestanden darauf, mich zu erschießen.«

      »Was Sie sich nicht gefallen lassen konnten, wie?«

      »Nun, ich sah mich gezwungen, von meiner Schußwaffe Gebrauch zu machen«, antwortete Parker, der sich und seine Stimme wieder gefangen hatte, »die beiden Männer liegen angeschossen im Ladenlokal. Es dürfte ratsam sein, etwas für sie zu tun.«

      »Sehen wir erst einmal nach Tornby«, schlug Mike Rander vor, »die Gangster haben eine Bombe ins Büro geworfen. Sie versuchten, uns in die Zange zu nehmen.«

      Sie stiegen über Trümmer, Putzfladen, die von den Wänden gefallen waren, und über zerfetzte Einrichtungsgegenstände. Der Schreibtisch glich einem Sieb. Die Splitter der Bombe hatten ihn so zugerichtet.

      Aber auch Jeff Tornby sah nicht viel anders aus. Er war tot.

      *

      Erst gegen 8 Uhr kamen Rander und Parker wieder nach Hause zurück.

      Nach der tollen Schießerei in Tornbys Geschäft waren sie selbstverständlich von der Polizei verhört worden und hatten auch ihre Aussagen gemacht. Detektiv-Inspektor Lammers von der Zentralen Mordkommission hatte ihnen sehr viele Fragen gestellt. Mike Rander hatte sie fast ausschließlich beantwortet. Er als Anwalt wußte schließlich sehr genau, was er sagen, was er aber verschweigen durfte. Ihm ging es natürlich dämm, seinen Klienten Bellgon zu schützen.

      Die lange Unterhaltung mit Lammers war unentschieden verlaufen. Lammers war mit dem Gefühl zurückgeblieben, daß Rander ihm sehr viele Einzelheiten verschwiegen hatte. Rander hingegen fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, weil er nicht alles gesagt hatte. Aber er hatte sich aus ganz gewissen, taktischen Gründen so verhalten müssen. Die beiden Rauschgift-Banden sollten nicht das Gefühl haben, er arbeite mit der Polizei zusammen. Und dieses Gefühl hätte sich in dem Moment eingestellt, in dem die Polizei sich mit den Banden befaßt hätte.

      Wichtig war und blieb die Tatsache, daß handgreifliche Beweise nicht Vorlagen. Weder gegen Molster, den Chef der Monopol-Bande, noch gegen Steve Wellmann, den Vertrauensmann der Konkurrenz-Bande. Selbst zu einer vorläufigen Verhaftung hätten die bekannten Einzelheiten nicht ausgereicht.

      »Lammers tut mir im Grunde leid, Parker«, meinte Rander, als sie in der. Wohnung waren, »er hat sehr deutlich gespürt, daß wir geschwindelt und geschwiegen haben, Und bisher haben wir immer sehr gut mit ihm zusammengearbeitet.«

      »Man könnte ihn später vielleicht entschädigen, Sir«, schlug der Butler vor, »in der Endabrechnung müßte Inspektor Lammers erscheinen. Es ist anzunehmen, daß er dann wieder besser über Sie und meine Wenigkeit denkt.«

      »Hoffentlich läßt er sich auf solch ein Geschäft ein«, antwortete Mike Rander lächelnd, »aber wie dem auch sei, Parker, wir müssen die Dinge vorerst allein durchstehen. Solange wir die Polizei heraushalten, werden die Rauschgift-Gangster nicht sonderlich vorsichtig sein. Mit uns glauben sie bestimmt leicht fertig zu werden. Erscheint aber die Polizei, werden die Gangster sich in ihre Mauselöcher verkriechen und vorerst alle Aktionen abblasen. Damit wäre nichts gewonnen.«

      Nach einer kurzen Mokkapause erklärte Rander: »Und jetzt denke ich, werden wir uns mal in Battles-Billardsaal näher Umsehen. Dabei sind wir uns klar darüber, Parker, daß dieser Besuch sehr ins Auge gehen kann, wie?«

      »Es könnte sogar möglich sein, daß der Chef der Monopol-Bande seine jugendlichen Mitarbeiter zurückgezogen hat? Er weiß durch das üppige blonde Mädchen, daß wir bei Tornby waren. Er muß annehmen, daß Tornby geredet hat.«

      »Verflixt, daran hatte ich jetzt wirklich nicht gedacht«, erwiderte Rander und massierte sich nachdenklich das Kinn, »ich möchte nur wetten, daß Ihre Vermutung sich als richtig erweisen wird. Aber wir werden uns dort auf jeden Fall sehen lassen. Und wenn wir uns nur anbieten.«

      »Auch damit wäre schon viel erreicht, Sir!«

      Aus dem an sich recht harmlosen Auftrag, sich um die Mündel Bellgons zu kümmern, war eine sehr rasante Handlung geworden. Hier wurde mit allen Mitteln gearbeitet. Inklusive Blei und Tod. Erfahrungsgemäß waren Rauschgift-Gangster brutal und gingen über Leichen, falls man es wagte, ihre Kreise zu stören. Bisher sah die Bilanz für Rander und Parker allerdings recht erfreulich aus. Sie hatten sich gute Ausgangspositionen erarbeitet. In diese Gedanken Randers schrillte das Telefon. Rander hob den Hörer aus der Gabel und nannte seinen Namen.

      »Hier spricht Molster«, sagte eine recht kultiviert klingende Stimme, »ich beglückwünsche Sie zu Ihrem Erfolg, Rander.«

      »Vielen Dank für die Blumen«, antwortete Mike Rander. Er drückte sofort auf einen Klingelknopf, der auf dem Schreibtisch angebracht war. Butler Parker in der Küche hörte das Signal und erschien auf der Bildfläche. Ohne Fragen zu stellen, nahm er den zweiten Hörer ans Ohr, um das Gespräch mit abzuhören.

      »Wie gesagt, Mister Rander, Sie haben Glück gehabt, aber Sie glauben doch wohl auch nicht, daß das so bleiben wird, wie?«

      »Wir wollen es darauf ankommen lassen«, sagte Rander.

      »Ich möchte nur wissen, weshalb wir uns eigentlich das Leben zur Hölle machen«, sagte Molster, der Chef der Monopol-Bande, »sollten wir uns nicht einmal, in aller Ruhe unterhalten, Rander?«

      »Wie stellen Sie sich eine Unterhaltung vor?«

      »Vielleicht habe ich Ihnen ein gutes Angebot zu machen.«

      »Vielleicht habe ich inzwischen schon andere Angebote bekommen.«

      »Darüber möchte ich ja gern mit Ihnen reden. Ich brauche jetzt Ihren juristischen Rat.«

      Rander, der zu Parker hinübergeschaut hatte, nickte plötzlich.

      »Einverstanden«, sagte er, »schlagen Sie einen Treffpunkt vor.«

      »Wie wäre es mit der ›Seerose‹, Rander?«

      »Doch, ja, ein sehr nettes Lokal …«

      »Können wir uns in einer Stunde dort sehen?«

      »Einverstanden, wir werden kommen. Hören Sie, Molster, ich will nicht hoffen, daß Sie irgendwelche Plätzchen planen.«

      »Für wen halten Sie mich eigentlich?«

      »Das, Molster, werde ich Ihnen in der ›Seerose‹ sagen. In einer Stunde also.«

      Rander legte auf und sah seinen Butler an.

      Was Molster wollte, lag auf der Hand. Er wollte Geld anbieten und dafür Ruhe einhandeln. Vielleicht plante dieser Gangsterchef aber auch einen tödlichen Handstreich auf ihn und Parker. Gerade diese zweite Möglichkeit mußte sehr gut durchdacht werden. Sie durften von Molster nicht aufs Glatteis geführt werden.

      Rander machte Parker mit seinen Überlegungen bekannt. Dann fragte er: »Und was haben Sie ausgeheckt, Parker?«

      Der Butler beugte sich zu Rander herunter und entwickelte einen Plan.

      Er


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