Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Es dauerte auch wirklich nicht lange, bis sich viel Volk durch den Eingang der ›Seerose‹ drückte und drängte. Die beiden stämmigen, breitschultrigen Männer hatten ihren Chef zwischen sich genommen und geleiteten ihn wie einen Schwerkranken zum Wagen, einem Cadillac, der außergewöhnlich günstig stand.

      Diesen drei Männern folgten viel Personal, aufgescheuchte Gäste und sonstige Neugierige.

      Rander hatte seine Hand bereits gefüllt und wartete den günstigsten Moment ab.

      Der kam dann auch.

      Nun holte der junge Anwalt weit aus und schleuderte den Inhalt der Hand auf Molster, seine beiden Begleiter und auf den Cadillac. Sofort griff er wieder in die kleine Ledertasche, füllte seine Hand und schleuderte die nächste Ladung durch die Luft.

      Es handelte sich zwar nur um schlichte Knallerbsen, aber sie hatten es in sich.

      Sie zerbarsten vor Molsters Füßen.

      Der Chef der Monopol-Bande schrie entsetzt auf, warf sich erneut zu Boden und legte seine beiden Anne über seinen Kopf. Die übrigen Knallerbsen zerknallten auf dem Lack des Cadillacs und verursachten so zusätzliche Geräuscheffekte.

      Die beiden Leibwächter Molsters wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Sie hatten zwar ihre Waffen gezogen, inzwischen aber herausgehört, daß die Knallerei harmlos war. Sie dampften förmlich vor Wut und Ärger, aber sie getrauten sich nicht zu schießen.

      Sie stürzten sich auf ihren Chef, rissen ihn hoch und stopften ihn förmlich in den Cadillac hinein. Sie wollten Molster den neugierigen und jetzt auch amüsiert höhnischen Blicken der Zuschauer entziehen. Innerhalb einer Minute setzte sich der schwere Wagen in Bewegung, kurvte durch die Auffahrt und verschwand in der Nacht. Mike Rander wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln und ging zurück zur Straße, wo er Parker zu treffen hoffte.

      Auch das klappte ausgezeichnet.

      Parker stand genau da, wo sie sich verabredet hatten. Rander lachte leise auf, als er zusammen mit seinem Butler in das Taxi stieg. »Das war einer der nettesten Momente meines Lebens«, sagte er leise zu Parker, »hoffentlich haben auch Sie sich so gut amüsiert wie ich.«

      »Danke, Sir, auch ich konnte ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken«, antwortete der Butler, »ich möchte jetzt als sicher unterstellen, daß Molster zu gewissen Kurzschlußhandlungen neigen wird.«

      »Das ist allerdings anzunehmen«, gab Rander zurück, »beeilen wir uns, zurück in die Wohnung zu kommen. Ich rechne damit, daß Molster uns anrufen wird.«

      Es kam übrigens genauso, wie Rander es vorausgesagt hatte. Sie waren noch keine Viertelstunde zurück in der Dachgarten-Wohnung, als das Telefon schrillte. Rander meldete sich, während Parker den zweiten Hörer ans Ohr schob.

      »Hier spricht Molster«, meldete der Gangster sich mit einer Stimme, in der sich Drohung, Wut, verletzter Stolz und Rachsucht mischten, »wo haben Sie gesteckt, Rander?«

      »Das möchte ich lieber Sie fragen! Wir waren pünktlich dort, aber wir hörten, daß Sie Ärger hatten. Auf Sie solle ein Attentat verübt worden sein?«

      »Hören Sie, Rander, wir sprechen uns noch, verlassen Sie sich darauf«, erwiderte Molster, dessen Stimme ins Schreien kam, »jetzt kenne ich keine Rücksicht mehr!«

      »Was ist denn mit Ihnen los, Molster?« erkundigte Rander sich, »wollten wir uns nicht in aller Ruhe unterhalten?«

      »Sie stecken hinter diesem blöden Theater, das Sie mir vorgespielt haben. Mich können Sie nicht täuschen! Aber dafür werden Sie zahlen müssen.«

      »Wollen Sie mir nicht erklären, was denn eigentlich passiert ist?« fragte Rander scheinbar arglos zurück.

      »Sie stecken hinter diesem verdammten Anschlag, Rander. Sie und Ihr verdammter Butler. Aber Sie werden keine ruhige Minute mehr haben, das schwöre ich Ihnen!«

      »Sie beginnen sich zu wiederholen«, meinte Rander da kühl und abweisend, »bevor Sie mich verdächtigen, sollten Sie sich lieber einmal mit einem gewissen Steve Wellmann befassen. Ich habe mir sagen lassen, daß dieser Mann sehr viel Sinn für einen netten Ulk besitzt.«

      Rander beendete das Gespräch, denn er legte den Hörer einfach auf. Butler Parker richtete sich auf und ging zur Tür.

      »Was haben Sie vor, Parker?« wollte Rander wissen.

      »Ihr Einverständnis voraussetzend, Sir, werde ich jetzt den Film entwickeln«, lautete Parkers Antwort, »ich werde mich beeilen, um Ihnen den Streifen möglichst schnell vorführen zu können.«

      »Ich kann es wirklich kaum erwarten«, sagte Mike Rander und gluckste wieder vor Lachen, »wie werden sich die Zeitungen um diese Aufnahmen reißen. Wenn wir Glück haben, wird kein Hund mehr ein Stück Brot von Molster annehmen.«

      *

      In dieser Nacht wurde Butler Parker durch ein Schnarren wach. Er richtete sich sofort auf und schaute zur Tür hoch. Dort flackerte eine rote Glühbirne im gleichmäßigen Rhythmus auf.

      Der Butler wußte sofort, was das zu bedeuten hatte. Irgendein Fremdkörper, der nicht auf den Dachgarten gehörte, hatte die gebündelten, unsichtbaren Strahlen der Selenzellen passiert.

      Parker stieg leise aus dem Bett und warf sich seinen Morgenmantel über. Nur ein Handgriff war notwendig, und schon lag ein Revolver in seiner Hand.

      Parker huschte in den Korridor und stand wenige Sekunden später neben Randers Bett.

      »Sir, ich bedauere außerordentlich, Sie wecken zu müssen«, sagte er, Rander an der Schulter schüttelnd, »es besteht begründeter Verdacht, daß ungebetener Besuch kommt.«

      »Wie …? Was …?«

      »Sir, die Alarmanlage hat sich gemeldet«, wiederholte Parker noch einmal, »Henry Molster scheint zu versuchen, an die Filmaufnahmen zu kommen.«

      »In Ordnung, ich bin sofort auf den Beinen.«

      Nun hatte der junge Anwalt richtig gehört. Er schwang sich hoch und warf sich ebenfalls seinen Morgenmantel über. Auch er brauchte nicht lange zu suchen, bis er eine handliche Waffe besaß.

      »Diesen Besuch werden wir uns mal in aller Ruhe kaufen«, flüsterte er seinem Butler zu, »warten wir, bis er das Haus betreten hat …!«

      »Ich werde im Korridor Stellung beziehen, Sir …!«

      »Sehr gut. Ich baue mich an der Tür zum Wohnzimmer auf …!«

      Kaum hatte Parker Posten bezogen, als an der Wohnungstür auch schon kratzende Geräusche zu vernehmen waren. Man versuchte, das Schloß mit einem Nachschlüssel zu öffnen. Parker langte nach seinem Regenschirm, der an der Garderobe hing, und faßte sich in Geduld.

      Er hatte mit solch einem Besuch gerechnet.

      Wenn Molster sich nicht für immer blamieren wollte, mußte er versuchen, in den Besitz der Aufnahmen zu gelangen.

      Der Besucher vor der Tür war übrigens nicht sehr geschickt. Er brauchte fast fünf Minuten, bis er das Schloß endlich bezwungen hatte. Dann aber wurde die Tür vorsichtig aufgedrückt.

      Parker trat noch einen Schritt zurück und ließ den nächtlichen Gast erst einmal in den Korridor hinein. Schließlich wollte er ja wissen, mit wieviel Personen Rander und er es zu tun hatten.

      Nun, es handelte sich um zwei Schatten, die im Korridor stehenblieben und leise miteinander tuschelten. Parker wunderte sich über diesen offensichtlichen Dilettantismus. Mit ausgekochten Gangstern war in diesem Falle wohl nicht zu rechnen.

      Parker trat in die kleine Kombüse zurück, wo er von Schüssen nicht erwischt werden konnte.

      »Der Lichtschalter, meine Herren, befindet sich rechts von Ihnen«, sagte er dann würdevoll in den Korridor hinein.

      Die beiden Besucher wirbelten herum und … schossen aus schallgedämpften Waffen. Sie schossen sehr ausgiebig, ein sicheres Zeichen für


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