Liebesbriefe großer Männer. Отсутствует
er offen sieht; einst ein großer tugendhafter Mann zu sein, von dessen Bekanntschaft ich in meinem Alter mit Ruhm sprechen kann.
Sie mein Edler, Geliebter, küsse ich mit Herz und Geist, und ersterbe Ihr
untertäniger Diener und eigener
und ewiger Freund
Johann Winckelmann
Friedrich Gottlieb Klopstock
(1724-1803)
an Maria-Sophia Schmidt (Fanny) und Margaretha Moller (Clärchen)
Die unglückliche Liebe des jungen Klopstock zu seiner Cousine Maria-Sophia Schmidt inspirierte ihn zu seinen frühen Oden, in denen sie als »Fanny« verewigt wurde. Knapp zehn Jahre später heiratete der Dichter Margaretha (Meta) Moller, die nur vier Jahre später im Kindbett starb und von Klopstock in seinen Elegien besungen wurde. In seinen Briefen nannte er sie oft »Clärchen«. Im hohen Alter heiratete er ihre Nichte.
an Maria-Sophia Schmidt
Zürich, den 10. September 1750
Aber, gütige Vorsehung, darf ich dich auch um das Größte bitten, was ich in dieser und jener Welt bitten kann, darf ich dich bitten, dass Fanny meine Fanny werde? O angebetete Vorsehung, darf ich dich um dieses himmlische Geschenk angehen?
Ich kann Ihnen, allerliebste Schmidtin, weiter nichts mehr sagen. Denken Sie an meine vielen Tränen, an meine bangen Schmerzen der Liebe, die schon Jahre gedauert haben und die ewig dauern werden, wenn Sie nicht aufhören wollen, hart gegen mein blutendes Herz zu sein. Ich bin Ihr
Klopstock
an Margaretha Moller / Klopstock
Ich bin jetzt früh aufgestanden, um gleich ein bisschen an mein Clärchen zu schreiben. Du hast doch meinen Brief nun schon bekommen? O wenn ich es auch schon durch Dich wüsste! Und dann vorzüglich, wie Dir die Landluft bekommen ist. Du weißt es, und Du musst es immer mehr fühlen, dass mein Leben an Deinem Leben hängt; daher bitte ich Dich um Deiner und meiner Liebe willen, sorge ja für Dein Leben, wie eine Mutter für ihr erstes einziges Kind sorgt, für einen ersten Sohn, den sie unaussprechlich liebt. Versprich mir’s, dass Du das tun willst, Clärchen! Dass Du eine so süße Mutter sein willst (ach, die wirst Du auch bald denn im eigentlichsten Verstande sein). Versprich mir das; so verspreche ich Dir, dass wir einst spät wie Daphnis und Daphne sterben wollen. Nun tritt her, Clärchen: Mache Deine süße kleine Miene, und lächle mit allen Deinen unschuldigen Weiblichkeiten, und versprich:
»Ich, Clärchen Klopstock, bekenne und bescheinige mit diesen zwei Augen, die mein Klopstock sehen muss, wenn sie ihn ansehen, dass ich allen Liebesgöttern befehlen will, dass sie alle kleinen Sorgfältigkeiten für mein Leben (denn von den größeren habe ich nichts zu versprechen!), dass sie hinlaufen und diese alle aufwecken sollen, wenn sie auch auf Rosen schliefen. Das verspreche ich und will es so heilig halten, als wenn ich schon Mutter von unserem ersten Sohne wäre.«
(Hier ist Raum zu Deinem Namen.)
Ich bin seit meinem gestrigen Briefe, bis des Abends bei Gärtner gewesen. Du fehltest mir kaum: So viel habe ich von Dir gesprochen und an Dich gedacht. Mit Ebert viel, und das verdiente seine Entzückung über unsere Liebe. H … ist sehr liebenswürdig. Überhaupt könnt ihr euch’s nur merken, ihr Mädchen, ihr seid dann am liebenswürdigsten, wenn ihr liebt und es sagt, dass ihr es tut.
Wo bist Du denn jetzt, Clärchen? Vielleicht auf dem Garten; und gewiss allein. Denn so liest Du doch meine Briefe. Wenn Du auf dem Garten bist, so setze Dich wo unter die Blumen, und denke, dass Du Clärchen KIopstock bist. Denke diesen Gedanken, bis an jene seligen Hügel hinauf, wo ich nicht mehr Klopstock und Du nicht mehr Clärchen KIopstock heißen wirst, und wo die nun schon Vorangegangenen um unsere Liebe herum sein werden. –
Nun kann ich nichts weiter schreiben, das fühlst Du wohl, – und dazu kömmt in dem Augenblick Giseke. Er grüßt Dich mit seiner ganzen Freundschaft, und ich, meine beste einzige Clärchen, womit denn ich? Mit meinem und Deinem ganzen Herzen. (Das war ein sehr närrischer Einfall!) Doch Dein Herz ist ja auch mein Herz, und also kann ich ja wohl damit machen, was ich will. Nun lebe wohl, mein Clärchen.
Braunschweig, den 19. Juni 1752.
Dein Klopstock.
Meta an Klopstock
Nun bist Du fort! – Mein Klopstock! – Ach! – – O, ich kann nichts schreiben. Ich bin noch zu beklommen. Vor einem Augenblick saßest Du hier noch bei mir. Ach, mein Klopstock! – Ich kann noch nicht zum Weinen kommen; ich weiß nicht, wie das ist. Ich bin sehr, sehr beklommen. Aber unserm Gott, wie Du sagtest, unserm Gott empfehle ich Dich auch. O ja, Deine Reise ist gewiss glücklich. Sei meinetwegen nur nicht besorgt. Ich will mich schon aufrichten. Du liebst mich ja – ich liebe Dich. – – – und ich sehe Dich bald wieder … Lebe wohl. Ich will mich ankleiden und aufs Land fahren, mein Klopstock! – –
Hamburg, den 15. Juli 1752.
Moller.
Klopstock an sein »Clärchen«
Ich habe nur einige wenige Augenblicke Zeit, Dir zu schreiben, aber ich muss doch schreiben. Gleim und Ramler sind bei mir! Wir wollen gleich essen und kommen eben aus Cramers Predigt … Ach, meine Beste, wenn Du sie nur alle um mich herum fragen könntest, wie ich Dich liebe! Das würde zwar nur sehr wenig sein, was Du erführest; denn wie können sie es wissen? Dennoch würde Dir es süß sein, es so mit anzuhören, wie sie mich aus meiner Entzückung aufwecken! Wie ich dann gern viel viel von Dir sagen mögte und doch nicht herausbringe, das einen andern Inhalt hätte, als: Lasst mich nur gehen! Es ist ein einziges Mädchen. Ich mag gar nichts mehr von ihr sagen. Und ach, wie sehr fühl ich dann wieder, dass ich nicht bei Dir bin. Hier, hier, Clärchen! Hier zittert mein Herz nach Dir. – Doch kein Wort mehr, kein Wort mehr davon. Ich will mir’s in meinem Leben nicht mehr unterstehen, die Unaussprechlichkeiten der Umarmung aufschreiben zu wollen … Und doch, Clärchen, und doch (Du verzeihest mir’s gewiss, Du Beste!) habe ich gestern den Bitten meiner Eltern, meiner Geschwister, und Gleims und Cramers und Ramlers, endlich nachgeben, und mich entschließen müssen, erst künftigen Donnerstag zu verreisen. Drei Tage war es schon beschlossen, drei Tage hatte ich alle Unruhe der Freundschaft schon ausgehalten, und es war fest, dass ich morgen gewiss reisen wollte. Aber dafür hab ich’s allen auch als eine recht große Tat angerechnet. Und das ist es auch! Eine Tat, die Du beides belohnen und bestrafen musst, Clärchen. Oder willst Du Dich etwa unter der Belohnung erbitten lassen, die Strafe zu vergessen? Ja, ja, das tust gewiss, Du Kleine!
Du bist ja meine süße, süße ewig geliebte Clärchen Klopstock, und ich bin Dein Dein Klopstock.
Wie Dich alle grüßten und küssen wollten, das verstehst Du ohne dies. Ich schreibe auf den Mittewoch wieder. – Ach, lass mich ja recht viel Briefe von Dir in Braunschweig finden. Meine Grüße, Meta, so ein ungetreues Mäulchen wie ich ihr manchmal gebe, wenn ich Dir eben recht sehr ungetreu bin, und Metas Mutter einen Kuss auf die Hand. Denn mehr erlaubt sie ja auch Dir kaum.
Quedlinburg den 13. August 1752.
Meta an Klopstock, kurz vor ihrem Tod im Kindbett
Ich weiß wohl, dass alle Stunden nicht gleich sind, und vor allem die letzten. Denn der Tod einer Wöchnerin ist nichts weniger als ein leichter Tod. Doch lass die letzten Stunden keinen Eindruck auf Dich machen. Du weißt zu sehr, wie viel der Körper da auf die Seele wirkt. – Nun, Gott mag mir geben, was er will; ich bin immer glücklich, ein ferneres Leben mit Dir – oder ein Leben mit Ihm! Aber wirst Du mich auch so leicht verlassen können als ich Dich? Da Du in dieser Welt bleibst und in einer Welt ohne mich? Du weißt, ich habe immer gewünscht, die Nachbleibende zu sein, weil ich wohl weiß, dass das das Schwerste ist …
Hamburg,