GRAHAMS PRÜFUNG (Survivor). A.R. Shaw

GRAHAMS PRÜFUNG (Survivor) - A.R. Shaw


Скачать книгу
Eine überraschende Begegnung

       34| Überwachung

       35| Auf der Wacht

       36| Die Entscheidung

       37| Süßes, oder es gibt Saures

       38| Die Mission

       39| Ein Seufzen der Erleichterung

       40| In Quarantäne

       41| Neue Zeichen

       42| Eine dringende Bitte

       43| Lagerkoller

       44| Ein Spaziergang im Schnee

       45| Ein Plan

       46| Die Vergewaltigung

       47| Die Verfolgungsjagd

       48| Der Unfall

       49| Schlechte Nachrichten

       50| Wieder vereint

       51| Der Preis

       Über die Autorin

       Danksagungen

       LUZIFER Verlag

      Einführung

      Einige meinen, China habe bei der Entwicklung des H5N1-Virus lediglich beabsichtigt, einen Impfstoff zu kultivieren, wenngleich in dem Wissen um die katastrophale Gefahr für die eigene Bevölkerung, sollte das Virus außer Kontrolle geraten. Andere sagen, China habe das Virus nur aus finsteren Motiven entwickeln können, da sie es in einer waffenfähigen Form erschaffen hatten. Am Ende war es gleichgültig, was ihre Absichten gewesen sein mochten. Sie hatten ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen mit Pandoras Box gespielt und das Virus entfesselt. Es traf nicht nur die Menschen in China. Angefacht wie ein Buschfeuer von einem starken Wind verbreitete es sich als Flächenbrand über die ganze Welt. Mehr als sechs Milliarden Menschen fielen dem Virus zum Opfer. Die zwei Prozent der Menschen, die überlebten und aus irgendeinem Grund immun waren, wurden zu Trägern des Erregers. Zum Virus selbst lässt sich lediglich feststellen, dass es als die China-Pandemie bekannt wurde.

      1| Schlimmer als der Tod

      Zitternd stand Hyun-Ok im prasselnden Regen des pazifischen Nordwestens. Sie musste einfach mit eigenen Augen sehen, welche Bedrohung von dem grauenhaften Mann in der Ferne ausging. Einmal hatte sie sein Gebrüll gehört, gefolgt von einem Gewehrschuss und einem schrecklichen, menschlichen Schrei. Sie hatte ihn bereits von der Kandidatenliste gestrichen. Er konnte ihr nicht helfen. Jetzt musste sie sichergehen, dass er keine unmittelbare Gefahr für sie und ihren Sohn darstellte.

      Mit todesstarrem Griff klammerten sich ihre Hände an die Seitenwände der Ladefläche des verlassenen schwarzen Pick-ups, hinter dem sie Zuflucht gesucht hatte. Entsetzt schnappte sie nach Luft, als der Wahnsinnige einen kleinen, völlig zerschrammten Radlader startete und sein Opfer mit der Schaufel aufhob. Noch lebendig und schreiend schüttete er es in das immense Feuer, das er den ganzen Tag in einem großen, stählernen Müllcontainer gefüttert hatte. Hyun-Ok trauerte still um den Unglücklichen, dessen Seele gerade als Funken himmelwärts stob.

      Sie schlich sich davon. Ihr gebrochenes Schluchzen ging in einen Hustenanfall über, der tief aus ihrer infizierten Lunge kam. Endlich erstarben die gequälten Schreie. Sie mussten unbedingt aus diesem Teil der Stadt verschwinden! Der Verrückte namens Campos hatte Schilder aufgestellt: ›Unbefugten ist der Zutritt verboten‹. Was er getan hatte, sagte ihr, dass er seine Warnung ernst meinte.

      Sie war die einzige Hoffnung ihres Sohnes. Sie hatte wenig Zeit, sein Überleben zu sichern. Mit jedem Tag schwächte die Krankheit Hyun-Ok mehr. Sie wusste, dass sie bald sterben würde. Aber sie durfte ihren fünfjährigen Sohn nicht sich selbst überlassen, schon gar nicht mit jemandem wie Campos in der Nähe. Nach tagelanger Suche war nur eine Person übrig geblieben, die infrage kam. Schon viel zu viel wertvolle Zeit und Energie hatte sie das gekostet. Schon bald musste Bang in Händen sein, die ihn beschützten.

      Der, an den sie dachte, hatte ohnehin noch ein Mitglied seiner Familie zu begraben. Die wenige Zeit, die ihr noch blieb, konnte sie genauso gut mit ihrem Sohn verbringen. Es hatte keine Eile mehr.

      So gut sie konnte, erholte sich Hyun-Ok von ihrem Hustenanfall und setzte ihren Heimweg fort. In der Stille der Nacht würde sie den Wald durchqueren, verborgen vor den wenigen verbliebenen Menschen. Seit sie erkannt hatte, dass ihr Sohn Bang keine Anzeichen der Viruserkrankung zeigte, war sie in jeder Nacht unterwegs gewesen.

      Ein geliebter Mensch nach dem anderen war unter ihren Händen gestorben. Bang war ihr nicht von der Seite gewichen. Zuerst hatte ihre alte Mutter gehen müssen, dicht gefolgt von ihrem Vater. Kurz darauf ihr Mann, obwohl er sich verzweifelt an das Leben geklammert hatte und nicht gewillt gewesen war, seine Frau und seinen Sohn aufzugeben.

      Bedeckt vom Schweiß des Fiebers und mit heiserer Stimme hatte ihm Hyun-Ok versichert, dass es seinem Sohn gut gehen würde. Sie hatte ihn gedrängt, sich fallen zu lassen ins friedliche Jenseits. »Ich werde bald bei dir sein, Liebster«, hatte sie gesagt, das Gesicht voller Tränen. So schwach, wie sie zu diesem Zeitpunkt schon gewesen war, hatten sie die Tränen überrascht.

      Die Zärtlichkeit und die Wahrhaftigkeit ihrer Worte hatten ihn aufgeschreckt. Sein Blick war von ihr zu seinem Sohn an der Seite des Bettes gesprungen. Unter großen Schmerzen hatte er sich aufgerichtet, um Bang ins Gesicht zu sehen. »Er darf auf keinen Fall allein und wehrlos sein in dieser verrückt gewordenen Welt!«

      Hyun-Ok hatte versucht, ihren Liebsten mit Worten zu trösten, während sie ihn sanft zurück auf das Kissen gedrückt hatte. Dann hatte sie ihm ihren Plan offenbart, wie sie ihren Sohn zu schützen gedachte. Er hatte sie beide fest an sich gedrückt und laut zu einem Gott mit tauben Ohren gebetet. Wie gerne hätte er seine Frau und seinen Sohn gleich mitgenommen. Dann hatte er sie leise für immer verlassen.

      Seitdem war gerade einmal eine Woche vergangen. Noch in jener Nacht, nachdem Bang eingeschlafen war, hatte sich Hyun-Ok auf den Weg gemacht und begonnen, die wenigen Überlebenden in ihrer Nachbarschaft auszukundschaften. In schwarze Kleidung gehüllt und den zahlreichen Gefahren trotzend hatte sie die anderen ausgespäht und sich allein auf ihren Instinkt verlassen, wenn es darum ging, sie einzuschätzen. Sechshundert Menschen hatten ursprünglich in ihrer unmittelbaren Umgebung in Issaquah, einem Vorort von Seattle, gelebt. Bei einer Überlebensrate von nur zwei Prozent musste es


Скачать книгу