Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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dem Treppenabsatz in Deckung und feuerten hinauf zur Wohnungstür, wo Parker für einen Moment erschienen war.

      Der Butler ließ sich aber keineswegs aus der Ruhe bringen.

      »Sie brauchen keine Angst zu haben, Miß Saxon«, sagte er. »Wenn Sie einverstanden sind, benutzen wir die angrenzenden Dächer als Notausgang.«

      »Nur weg von hier«, sagte sie, zitternd vor Nervosität und echter Angst.

      »Vorher möchte ich aber noch dafür sorgen, daß die Verfolger nicht zu dicht aufschließen«, meinte der Butler würdevoll. »Man soll es seinen Gegnern nie zu leicht machen.«

      Er schob Mandy in die Küche der Wohnung, an die sich ein kleiner Dachgarten anschloß, wie er bei der ersten Besichtigung bereits festgestellt hatte.

      Dann sah er sich in aller gebotenen Ruhe nach geeigneten Gleitmitteln um, mit denen er die Treppe un-brauchbar machen konnte. Er verwarf die Verwendung von Speiseöl, da die Vorräte nicht gerade üppig wa-ren. Erdnußbutter und Kochfett schieden ebenfalls aus. Dafür entdeckte er aber in einem Wandschrank ei-nen ansehnlichen Kanister, der mit einem Bodenpflegemittel gefüllt war.

      Parker goß den Inhalt in einen Putzeimer und nickte wohlwollend dazu. Das Bodenpflegemittel erwies sich als flüssiges Bohnerwachs. Ein besseres Gleitmittel hätte man ihm gar nicht geben können.

      Er hatte keine Angst, daß die beiden Gangster inzwischen die Wohnungstür erreichten.

      Er kannte Burschen dieser Art und wußte um ihre Vorsicht. Zudem fehlte ihnen der Chef, der klare Be-fehle erteilte. Ohne Kommandos waren solche Männer mehr oder weniger hilflos.

      Nachdem Parker das Bodenpflegemittel umgefüllt hatte, ging er zurück in den Korridor und drückte sich gegen die Wand, um gegen einen Schuß abgesichert zu sein. Dann schüttete er den Inhalt des Eimers mit viel Schwung und Treffsicherheit ins Treppenhaus hinunter.

      Sein Plan ging auf.

      Das dünne Pflegemittel schwappte über die Stufen und seifte sie gründlich ein. Wer jetzt heraufsteigen wollte, mußte mit gewissen Schwierigkeiten rechnen.

      »Ich möchte mir erlauben, Ihnen einen guten Rat zu erteilen«, rief der Butler den beiden Schützen dann zu. »Ein einziges Streichholz dürfte vollends ausreichen, die Treppe in Brand zu setzen. Und damit wahr-scheinlich auch das Haus. Besprechen Sie sich also lieber mit Mister Buckhurst. Sie werden ihn im Speisen-aufzug finden.«

      Im Treppenhaus wurde es augenblicklich still.

      Parkers Warnung schockte.

      Der Hinweis auf den Chef, der im Speisenaufzug stecken sollte, machte die beiden Männer leicht stutzig. Sie zogen sich zurück und waren nach wenigen Sekunden schon nicht mehr zu sehen. Parker ging in die Kü-che, wo Mandy Saxon auf ihn wartete. Sie sah ihn aus großen, hilflosen und entsetzten Augen an.

      »Wenn ich bitten darf, Miß Saxon.«

      Parker bot ihr höflich und korrekt seine Hand. Er trat mit Mandy auf den Dachgarten hinaus und deutete auf die hintere Brüstung. Von hier aus war es nicht schwer, auf das Dach des früheren Kinos zu steigen. Und von dort aus erreichte man wieder ohne große Schwierigkeiten benachbarte Flachdächer, die sich dann in der Dunkelheit verloren.

      »Was ist das?« fragte Mandy. Deutlich war das Klirren und Splittern von Fensterscheiben zu hören.

      »Ich möchte behaupten, daß Lady Simpson ein Ablenkungsmanöver durchführt«, erwiderte Parker, wobei er sich ein feines Schmunzeln gestattete. »Hoffentlich beschränkt Mylady sich nur auf die Scheiben des Pri-vatclubs!«

      *

      Buckhurst wurde aus dem Speisenaufzug geborgen und sah seine Mitarbeiter aus glasigen Augen an. Seine Zunge war schwer wie Blei, sein Mund ausgetrocknet wie eine verlassene Wasserstelle in der Sahara.

      »Chef! Oben in der Wohnung ist’n Spitzel«, sagte einer der beiden Männer.

      »Parker …« formulierte Buckhurst mühsam. »Erledigen … Alle!«

      Sie hatten jetzt einen klaren Befehl und waren zudem noch von drei Kellnern aus dem Privatclub verstärkt worden. Gewiß, sie alle waren nervös, weil die Fensterscheiben am laufenden Band eingeworfen wurden, aber sie wußten endlich, was sie zu tun hatten.

      Während Buckhurst träge zusammenzuckte, sobald eine Scheibe zu Bruch ging, marschierten die Ganoven zurück ins Treppenhaus und leiteten ihren Angriff ein.

      Die Stufen erwiesen sich als ungemein glitschig. Es hatte auch keinen Sinn, sich am Treppengeländer fest-zuhalten. Parker hatte das Parkettreinigungsmittel derart schwungvoll und gekonnt verschüttet, daß auch das Geländer eingeölt war.

      Wie auf rohen Eiern gehend, so arbeiteten die Männer sich vorsichtig nach oben. Und wurden etwas zu kühn, als vorerst nichts passierte. Der Wortführer der Ganoven wurde noch kühner, wollte in einer Aufwal-lung von Energie zwei Stufen auf einmal nehmen und – rutschte ab.

      Eine Seilschaft in einer Steilwand der Alpen hätte nicht konsequenter abstürzen können.

      Der rutschende Ganove warf die Arme hoch in die Luft, wollte sich sinnloserweise an irgendwelchen Par-tikelchen festhalten und fiel dann rücklings gegen seine Begleiter, die jeden Halt verloren.

      Wie in einer Kettenreaktion rauschten die Männer über die glitschigen Stufen nach unten, wobei sie kunstvolle Freiübungen zeigten. Sie umschlangen sich gegenseitig mit ihren Armen und Beinen, stießen dazu halbirr klingende Schreie aus und fanden sich alle unten an der Treppe wieder.

      Über- und untereinander.

      Erstaunlicherweise gab es keine Knochenbrüche. Es blieb bei Prellungen und Verstauchungen, auf die Buckhurst aber keine Rücksicht nahm.

      Er hatte sich mühevoll hochgearbeitet, um den Einsatz seiner Leute zu leiten.

      Er hing müde und abgeschlafft in der zweiten Etage an der Wand und deutete im Zeitlupentempo nach oben.

      »Los, schnell!« sagte er mit ungemein schwerer Zunge. »Macht sie fertig!«

      Die Mitarbeiter des Gangsterchefs taten überaus begeistert, aber sie rissen sich ab sofort kein Bein mehr aus. Sie gingen es sehr langsam an und brauchten insgesamt etwas sechs Minuten, bis sie die erste Hälfte der Treppe geschafft hatten.

      Worauf sie übrigens recht stolz waren. Wie Gipfelstürmer nach einer Erstbesteigung. Und aus psycholo-gisch verständlichen Gründen legten sie hier erst mal eine kleine Verschnaufpause ein, um ihren Erfolg zu genießen.

      Buckhurst störte sie nämlich nicht mehr.

      Unter der Einwirkung des Präparates an der Pfeilspitze war er im zweiten Stock wieder eingeschlafen.

      *

      Agatha Simpsons Begeisterung war an der Menge der zertrümmerten Fensterscheiben abzulesen.

      Wie Parker es bereits vermutet hatte, waren die Kieselsteine nicht nur in den Scheiben des Privatclubs ge-landet. Mylady, von ihrem Schwung mitgerissen, hatte auch einige andere, sozusagen unschuldige Fenster eingeworfen.

      Jetzt stand sie allerdings empört am Straßenrand und sah den uniformierten Beamten zweier Streifenwa-gen zu, die nach dem Täter suchten, beziehungsweise sich gerade Einlaß in den Club verschafften.

      Vor dem Eingang hatte sich eine mittelgroße Menschenansammlung gebildet: Nachtschwärmer, Touristen, Personal aus den umliegenden Bars und Gaststätten, Angetrunkene und Damen horizontalen Gewerbes.

      »Unerhört, dieser Vandalismus«, beschwerte sich Lady Simpson lautstark. »Das ist reine Zerstörunglust!«

      »Mylady«, bangte Kathy Porter leise und mahnend. »Bitte, nicht so laut.«

      »Aber das muß doch mal gesagt werden«, empörte die Sechzigjährige sich weiter. Sie wandte sich ab und entdeckte den Butler, der aus einer schmalen Seitengasse kam. Parker wurde von Mandy Saxon begleitet, die sich ängstlich an ihn drückte.

      »Einen Moment mal, die Dame …«


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