Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges
be-sorgt hatte.
»Glauben Sie, daß es geklappt hat?« fragte Mylady heiter weiter.
»Mit letzter Sicherheit, Mylady. Die vier Herren dürften gründlich verunsichert worden sein.«
Parker hatte selbstverständlich mitbekommen, daß die vier Männer seinen Wagen beobachteten. Da er damit! gerechnet hatte, war es zu dem Kauf! der gummiartigen Jokemasken gekommen. Mylady bestand darauf, daß der Altgangster Waters verunsichert! wurde. Also hatte der Butler sich wieder mal etwas einfal-len lassen.
Der Austin erschien übrigens wieder auf der Kabelbrücke.
Parker drehte den Wagen und fuhr prompt los. Diesmal hinterließ er allerdings ein paar kleine Andenken. Dazu bediente er einen der vielen Hebel, die auf dem zusätzlichen Armaturenbrett seitlich neben seinem Fah-rersitz angebracht waren.
Nachdem dieser Hebel betätigt worden war, öffnete sich unter dem Kofferraum seines hochbeinigen Wa-gens die Klappe eines rechteckigen Blechkästchens, worauf einige zusammengeschweißte Stahlstifte auf die Zufahrtstraße fielen.
Diese Stahlstifte freuten sich ungemein auf die Reifen des Austin, der in wilder Fahrt durch das Vorwerk raste und dann die Zufahrtstraße erreichte. Diesmal wollte man wohl den hochbeinigen Wagen des Butler stellen.
*
Ellis Kildare, der Henker und Spezialist des Syndikats, staunte nicht schlecht, als er den schwarzen Wagen herankommen sah. Sein Inneres schaltete sofort auf Höchstalarm um. Was hatte das zu bedeuten? Was such-te der Wagen hier? Eben hatte er noch drüben, jenseits der Bucht, vor dem Castle gestanden. Und jetzt, nach einer halben Stunde, erschien er ausgerechnet zwischen den kleinen Kapitänshäusern.
Kildare setzte seine etwas angejahrt wirkende Brille auf und verwandelte sich in den etwas zerstreut wir-kenden Fachschriftsteller. Er dachte nicht im Traum daran, etwa eine Schußwaffe zu bemühen.
Vom Wohnzimmer seines Fachwerkhäuschens aus beobachtete er den Wagen, der ihn so ungemein an ein Londoner Taxi erinnerte. Der Wagen rollte an seinem Haus vorbei und bog wenig später in die Auffahrt zu einem benachbarten Grundstück ein.
Kildare wechselte das Fenster und versuchte ins Grundstück einzusehen, doch die Vegetation war zu üp-pig, sie raubte ihm jede Sicht. Kildare nahm sich vor, nach Anbruch der Dunkelheit ein wenig draußen in der warmen Luft zu pilgern. Bei der Gelegenheit wollte er sich die Bewohner des Fachwerkhauses diskret aus der Nähe ansehen.
Ellis Kildare brauchte nicht zu befürchten, daß seine wirkliche Identität erkannt worden war. So etwas gab es einfach nicht, dazu war seine Tarnung zu perfekt. Er fragte sich allerdings, wer die Insassen des Wa-gens wohl waren. Verfolgten auch sie Waters? Aus einem Grund vielleicht, den er noch nicht kannte? War es tatsächlich so, konnte er sich für seine Pläne nichts Besseres vorstellen. Dann konnte er diese Leute für seine Zwecke benutzen.
Kildare brauchte nur noch eine halbe Stunde zu warten, bis er seinen Spaziergang antreten konnte. Die Sonne stand bereits sehr tief und schickte sich an, hinter dem hügeligen Gelände zu verschwinden. Kildare schlang sich einen Schal um den Hals und verließ das Haus. Langsam und scheinbar versonnen näherte er sich dem Grundstück und dem Fachwerkhaus.
Vor dem Haus erschien gerade ein original hochherrschaftlicher Butler, der ein paar Blumen schnitt. Er sah den Spaziergänger und nickte steif und grüßend herüber.
Kildare dankte knapp und schritt weiter.
Er war Menschenkenner. Daß dieser Butler durch und durch echt war, konnte nicht bezweifelt werden. Was also mochten das für Leute sein, die sich einen Butler hielten? Ausgeschlossen, daß sie sich mit Stephan Waters anlegen wollten. Kildare kam zu dem Schluß, daß sein Mißtrauen unbegründet sei.
*
Parker servierte ein leichtes Abendessen, das er in der Küche des Hauses zubereitet hatte. Er war ein erst-klassiger Koch, der es überhaupt nicht gern sah, wenn Kathy Porther ihm in der Küche helfen wollte. Parker reichte zu kleinen, leicht in Butter angebratenen Kartoffeln, gebratene Scholle, eine kleine Fleischpastete und abschließend den berühmten dreifarbigen englischen Cheshire-Käse. Ein leichter Rheinwein rundete das Ganze ab.
Selbstverständlich hatte Parker es wieder mal abgelehnt, sich zu Lady Simpson an den Tisch zu setzen, die stets zusammen mit ihrer Gesellschafterin Kathy speiste. Parker fühlte sich in seiner Stellung als Butler kei-neswegs abgewertet oder als Lakai. Genau das Gegenteil war der Fall. Er hielt sich einer besonderen Klasse zugehörig, die für freiwilliges Dienen das Kennzeichen war.
Agatha Simpson hatte es sich längst abgewöhnt, Parker umzustimmen. Sie respektierte seine Haltung, die von Außenstehenden vielleicht als arrogant bezeichnet wurde.
»Haben Mylady noch Wünsche?« erkundigte sich Parker, als er den Kaffee servierte.
»Einen Schluck Whisky, Mister Parker«, bat die Detektivin, »und für morgen einen Hubschrauber.«
»Sehr wohl, Mylady«, lautete Parkers unerschütterliche Antwort. Der Wunsch nach einem Hubschrauber brachte ihn selbstverständlich nicht aus der Fassung. Lady Simpson nannte ihren Butler übrigens hartnäckig bei dessen Namen. Sie verzichtete darauf, ihn wie üblich mit dem Vornamen anzureden. Sie wollte damit ausdrücken, wie sehr sie Parker schätzte und achtete.
»Wollen Sie denn gar nicht wissen, wozu ich den Hubschrauber brauche?« Sie sah ihn ein wenig ärgerlich an.
»Mylady werden es mir wahrscheinlich jetzt mitteilen.«
»Wie werden Waters weiter nervös machen und über seinem Schloß kreisen, bis ihm die Trommelfelle platzen.«
»Eine Maßnahme, die Mister Waters nicht sonderlich schätzen wird.«
»Und was sagen Sie dazu?« Sie funkelte ihren Butler streitlustig an und wartete auf eine Widerrede. Ka-thy Porter schmunzelte in sich hinein.
»Wenn Mylady erlauben, werde ich mich um einen zweistrahligen Helikopter bemühen«, erwiderte Parker würdevoll. »Man sollte den Aspekt der Sicherheit nicht übersehen.«
»Sie sind also nicht einverstanden, wie?« Lady Simpsons Streitlust steigerte sich.
»Ich würde mir nie erlauben, an Myladys Wünschen Kritik zu üben«, gab Parker zurück. »Darf ich noch ein wenig nachschenken?«
»Ich werde allein fliegen«, sagte Agatha Simpson dann nachdrücklich. »Ihnen scheint die Sache keinen Spaß zu machen. Oder sollten Sie etwa Angst haben, Mister Parker?«
»Gewisse Sorgen möchte ich nicht verhehlen«, erwiderte Parker gemessen, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Man weiß nicht, wie Mister Waters reagieren wird. Vielleicht ist er gegen Fluggeräusche der ge-planten Art allergisch.«
»Hoffentlich!« Lady Simpson nickte hoffnungsvoll und ahnte nicht, was auf sie wartete.
*
Parker war zu Bett gegangen und ließ die Ereignisse des Tages Revue passieren.
Mylady hatte sich mit einem Gangster eingelassen, mit dem auf keinen Fall zu spaßen war. Agatha Simp-son schien das aber noch nicht eingesehen zu haben. Parker nahm sich vor, auf seine Herrin besonders gut aufzupassen. Er mochte die alte, streitlustige Dame, die sich so ungewöhnlich benahm. Im Grund sorgte jetzt sie für die Abenteuer, für die früher mal sein junger Herr Mike Rander zuständig gewesen war. Wenn er es recht betrachtete, so war die Arbeit für Lady Simpson noch wesentlich aufregender als zu Mike Randers Zeiten.
Parker, der schon eine Weile das Licht auf dem Nachttisch gelöscht hatte, nahm plötzlich unangenehm be-rührt die Augenbrauen hoch. Er hatte deutlich gehört, daß das Haus ungebetenen Besuch erhielt. Über die Eigengeräusche des alten Fachwerkhauses hinaus war da gerade ein Knarren gewesen, das auf die Belastung einer bisher entspannten Fußbodendiele deutete.
Parker dachte natürlich sofort an Waters und die Jungprofis. War es dem Altgangster gelungen, den neuen Aufenthaltsort von Mylady ausfindig zu machen? Wollte Waters sich für die beiden Besuche am späten Nachmittag revanchieren?
Josuah