Sarah Penrose. Priska M. Thomas Braun

Sarah Penrose - Priska M. Thomas Braun


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       Priska M. Thomas Braun

       Sarah Penrose

       Auf fremden Wegen

       Roman

       Impressum

      © 2020 Münster Verlag GmbH, Basel

      Alle Rechte vorbehalten.

      Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert werden, insbesondere nicht als Nachdruck in Zeitschriften oder Zeitungen, im öffentlichen Vortrag, für Verfilmungen oder Dramatisierungen, als Übertragung durch Rundfunk oder Fernsehen oder in anderen elektronischen Formaten. Dies gilt auch für einzelne Bilder oder Textteile.

Umschlag und Satz: Stephan Cuber, diaphan gestaltung, Liebefeld
Umschlagsbild: Aquarell von Cornelia Ziegler, Basel
Druck und Einband: CPI books GmbH, Ulm
Verwendete Schriften: Adobe Garamond Pro, Actium
Papier: Umschlag, 135g/m2, Bilderdruck matt, holzfrei; Inhalt, 90g/m2, Werkdruck bläulichweiss, 1,75-fach, holzfrei

      ISBN 978-3-907146-73-6

      eISBN 978-3-907146-82-8

      Printed in Germany

       www.muensterverlag.ch

       Für Hartmut

      Die Handlung des Romans ist frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

       Inhalt

       Prolog

       Schwarzwald

       Basel

       Kenia

       Cornwall

       Basel

       Epilog

       Dank

       Prolog

      «Welche Pracht!», rief Sarah und stieg vom Fahrrad. Sie ging auf einen Baum zu, dessen Blütenfülle ihn von den restlichen Kirschbäumen der Hochebene abhob. Während sie den knorrigen Stamm umarmte, knipste Hannes sie mit seinem Smartphone. Dann nahm er sie in den Arm und küsste sie aufs Haar. «Lass uns weiterfahren», sagte er. «Am liebsten durch den Wald.»

      Nach einem oder zwei Kilometern entdeckten sie eine Gedenkstätte, die an 108 Menschen erinnerte, die umkamen, als am 10. April 1973 die Maschine 435 aus Bristol im Anflug auf Basel-Mulhouse abstürzte.

      Sarah Penrose war knapp 20 Jahre nach dem Unglück in Cornwall geboren. Doch so zufällig, wie sie jetzt an diesem Unglücksort bei Hochwald stand, hatte sie drei Jahre zuvor eine Überlebende der Katastrophe getroffen.

      «Die Frau stammte aus Taunton», sagte sie jetzt zu Hannes. «Sie hat mir beschrieben, wie weiss und weich die Landschaft am Unglückstag dagelegen, und wie es Schneeflocken, so gross wie Bettlaken durch die Luft gewirbelt habe. Die Wolken hingen tief und schwer, der Nebel klebte an den Bäumen.»

      «Im April! Unvorstellbar!», überspielte Hannes seine Betroffenheit.

      «Es ist genau 40 Jahre her», nickte Sarah.

      «Wie hat die Frau geheissen?»

      «Ich weiss es nicht mehr. Ich habe ihren Namen vergessen.»

      «Ist auch nicht wichtig. Komm. Ich will weg von hier. Irgendwo in der Nähe gibt es eine Bauernwirtschaft», sagte Hannes und radelte Sarah voraus.

      Später, als sie sich auf der von der Sonne erwärmten Terrasse des Gasthauses stärkten, sprach Hannes mit einem alten Mann am Nebentisch, der in kleinen Schlucken seinen Wein trank. Sarah erriet mehr als sie verstand, dass er Hannes in behäbigem Schweizerdeutsch vom Flugzeugabsturz erzählte.

      «Er hat den Opfern damals erste Hilfe geleistet. Er war einer der ersten an der Absturzstelle», berichtete Hannes, nachdem der Mann von der Terrasse ins Haus geschlurft war. «Es sind fast nur Frauen umgekommen. Sie wollten für einen Tag in die Schweiz und kehrten am Abend nicht zurück.»

      «Ich weiss. Viele waren Mütter aus dem Süden Englands», ergänzte Sarah. «Es war grässlich. Ich habe selbst Ähnliches erlebt. Mein Vater ging nach dem Frühstück zur Arbeit und am Feierabend segeln. Ein Sturm zog auf. Er kam nicht zurück. Nie mehr, nicht einmal sein Körper wurde gefunden.»

      Hannes wusste, dass Sarah ohne Vater aufgewachsen war und ihren Onkel Finlay als Ersatzvater betrachtete. Er hatte sie im vergangenen November während eines Urlaubs in Kenia kennengelernt. Ende Jahr schliesslich war er nach London geflogen, wo sie im Haus von Sarahs Onkel den Jahreswechsel feierten.

      Am Neujahrstag hatte Finlay einen ruhigen Moment abgepasst, Sarah zur Seite genommen, und ihr, obwohl sie kaum Alkohol trank, in der Küche einen Glenfiddich eingeschenkt.

      «Ohne Studium haben junge Leute heute sehr schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt», hatte er zu einem Gespräch angesetzt. «Es ist nicht mehr wie früher, als man per Zufall in einem guten Job landen und sich mit Fleiss bewähren, weiterbilden und vorwärts kommen konnte.»

      Sarah nippte an ihrem Getränk und fragte sich, warum alte Männer Whisky mögen. Und die Vorstellung, viel Geld zu verdienen. Die Möglichkeit, in Luxus zu leben. Sie hatte sich gefreut, dass ihr Onkel sie und Hannes zu sich eingeladen hatte. Doch nun, sozusagen als Neujahrsvorsatz, versuchte Finlay, sie zu einem Studium zu überreden. So sehr sie auch überlegte, sie konnte sich kein Fach vorstellen, über das sie Dutzende von Studien und Büchern hätte lesen, in das sie für mehrere Jahre hätte eintauchen wollen. Finlay fand, der Appetit komme mit dem Essen. Sarah zweifelte. «Viel lieber als Vorlesungen zu besuchen, möchte ich die Welt entdecken, dabei etwas Geld verdienen und erneut nach Afrika reisen», versuchte sie zu argumentieren und etwas versöhnlicher: «Später bleibt mir noch genügend Zeit für ein Studium.»

      Als sie an jenem Abend nicht einschlafen konnte, fragte sie Hannes: «Was soll ich bloss tun? Seinen Vorstellungen entsprechen?»

      «Er würde dich bestimmt unterstützen. Du könntest aber auch mit mir ziehen. Mir wird schon etwas einfallen. Ich liebe dich. Dir stehen viele Wege offen», hatte Hannes sie beruhigt.

      Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, unterbreitete ihr Hannes den Vorschlag, sie solle erst einmal Deutsch lernen. Er könne ihr dabei helfen. Er kenne die Inhaber eines bekannten Nobelhotels in seinem Heimatort im nördlichen Schwarzwald. Sie suchten ein Au-Pair für ihre vier kleinen Kinder.

      Sarah mochte Kinder, sie lernte leicht Sprachen. Die Idee schien ihr ein Weg aus der Sackgasse. Hannes rief Rudi Rothfuss, den Inhaber und Direktor des Hotel Tannwald in Fleckenbronn an und vereinbarte alles Notwendige. Ein Vorstellungsgespräch vor Ort erübrigte


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