Ängste von Kindern und Jugendlichen – Das Elternbuch. Wilhelm Rotthaus

Ängste von Kindern und Jugendlichen – Das Elternbuch - Wilhelm Rotthaus


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im Hintergrund – die Funktion der Angst in der Familie

       Unterstützer hinzuziehen

       Hilfreiche Geschichten

       Hilfreiche Kinderbücher

       Unterstützendes Elternverhalten bei sozialer Phobie

       Spezielle Maßnahmen gegen das ständige Grübeln bei einer generalisierten Angststörung

       Prüfungsangst

       Albträume

       ANHANG

       Entwicklungsaufgaben des Kindes sowie die korrespondierenden Entwicklungsaufgaben der Eltern

       Entwicklungsaufgaben des Jugendlichen sowie die korrespondierenden Entwicklungsaufgaben der Eltern

       ÜBER DEN AUTOR

       Vorwort

      Liebe Eltern,

      dieses Buch ist speziell für Sie verfasst worden. Es handelt über Ängste von Kindern und Jugendlichen und über die Fragen und Sorgen, die diese Ängste bei den Eltern auslösen. Möglicherweise haben Sie zu dem Buch gegriffen, weil das Angstverhalten Ihres Kindes nun schon seit längerer Zeit alle Familienmitglieder leiden lässt und ratlos macht. Diese Erfahrung teilen Sie mit vielen Familien, in denen ein Familienmitglied ein auffälliges, störendes oder gestörtes Verhalten zeigt. Darum ist es vorteilhaft, aus einer systemischen Perspektive auf das Problem zu schauen. Das Wort systemisch stammt aus dem Griechischen und bedeutet »zusammenstehen«. Wer aus einem systemischen Blickwinkel auf das Problemverhalten eines Mitglieds des »Systems«, beispielsweise einer Familie, schaut, beachtet die Tatsache, dass alle, die in einer Familie zusammenstehen, von diesem Problem betroffen sind. Denn niemand verhält sich allein auffällig, gestört oder krank. Zugleich bedeutet das aber auch, dass die Lösung des Problems am ehesten erreicht werden kann, wenn alle, die sich eine Änderung wünschen, zusammenstehen und gut kooperieren.

      Im Verlauf dieses Buches werden Sie erfahren, dass Eltern aus systemtherapeutischem Verständnis wichtige, wenn nicht die wichtigsten Personen für die Lösung der Probleme ihres Kindes sind. Denn sie sind für ihr Kind oder ihren Jugendlichen bedeutsam und bleiben das auch ein Leben lang – selbst wenn im Augenblick die Beziehung sehr belastet sein sollte. In diesem Buch werden Sie als Eltern viele Anregungen bekommen, was Sie tun können, damit das Problem aus Ihrer Familie wieder verschwindet. Das haben schon viele Eltern vor Ihnen geschafft. Sollten die Anregungen in diesem Buch Sie allerdings nicht hinreichend weiterbringen und Sie sich entschließen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, werden systemische Therapeutinnen und Therapeuten Sie dabei nach Kräften unterstützen, das zu erreichen, was Sie sich heute vielleicht kaum noch vorstellen können: ein Kind zu haben, das mutig ins Leben zieht, und eine Familie, die die Sorgen und Belastungen hinter sich lässt.

      In dem Buch wird zunächst erörtert, welche Ängste eines Kindes zu welcher Zeit seines Lebens ganz normal sind. Sodann werden die verschiedenen Arten von Angststörungen des Kindes- und Jungendalters dargestellt und Hinweise gegeben, wie weit diese Ängste die weitere gesunde Entwicklung Ihres Kindes beeinträchtigen können.

      In einem zweiten Teil werden wissenschaftliche Befunde dargestellt, die Ihnen helfen, die Ängste Ihres Kindes besser zu verstehen. Es wird erörtert, welche Bedingungen eine Rolle spielen können, dass ein Angstverhalten auftritt und aufrechterhalten wird. Dabei geht es niemals um die Frage von Schuld. Natürlich gelingt es Eltern bei einem Kind besser, ihm gute Bedingungen für das Aufwachsen zu schaffen, als bei einem anderen. Das liegt aber nicht zuletzt daran, dass jedes Kind auf seine Umweltbedingungen und das Verhalten seiner Eltern und Erzieherinnen unterschiedlich reagiert. Aber die Erforschung von möglichen Ursachen für ein Angstverhalten in der Vergangenheit ist schwierig. Die gute Botschaft ist: Da Menschen keine Maschinen sind und auch nicht so funktionieren, bringt die Erforschung von Ursachen für ein auffälliges Verhalten – anders als bei einer Küchenmaschine oder einem Auto – in aller Regel auch keinen wesentlichen Gewinn für die Lösung des Problems. Wichtig ist es vielmehr, die Stärken und Ressourcen aller Familienmitglieder aufzuspüren und die aktuellen Möglichkeiten zu nutzen, dem Kind und der gesamten Familie wieder eine positive Entwicklung zu eröffnen.

      Genau darum geht es im dritten Teil des Buches. Hier werden Haltungen und Vorgehensweisen dargestellt, durch die Sie Ihrem Kind helfen können, die unterschiedlichen Aufgaben, die das Leben ihm im Laufe von Kindheit und Jugendzeit stellt, ohne Angst und Rückzug anzugehen und zu bewältigen. Sie werden sehen, dass es einen ganzen Strauß von Vorgehensweisen gibt, mit denen Sie die Lösung des Problems angehen können. Sie werden selbst herausfinden, welcher Ansatz den in Ihrer Familie aufgetretenen Problemen am besten entspricht und welches Vorgehen zu Ihnen am besten passt. Auf diese Weise werden Sie in den meisten Fällen viel erreichen können. Zuweilen wird es aber auch sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Sie werden dann zusammen mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten und Ihrem Kind oder Jugendlichen ein Team bilden, das die Aufgabe gemeinsam bewältigt.

      Das heißt: Die Therapeutin oder der Therapeut wird Ihnen nicht den »richtigen« Lösungsweg vorschreiben können – den gibt es nicht – und schon gar nicht ohne Ihre Mitwirkung die Lösung erreichen. Sie wird Sie – als Eltern – und Ihr Kind vielmehr mit vielen Fragen und Anregungen dabei unterstützen, die für ihre Familie passende Lösung zu entwickeln.

       Wilhelm Rotthaus Bergheim, im Januar 2020

      1ANGSTSTÖRUNGEN ERKENNEN

      Typische Ängste von Kindern und Jugendlichen im Laufe ihrer Entwicklung

      Im Laufe der Kindheit beobachten und erfahren Kinder ständig etwas Neues. Und immer wieder müssen sie einschätzen, ob dieses Neue möglicherweise bedrohlich oder gefährlich ist. Dabei hilft die Angst. Sie ist sozusagen ein Signalgeber, der in der Begegnung mit Unbekanntem ruft: »Pass auf!« Das Kind verhält sich also klug, wenn es sich auf den Zuruf seiner Angst hin erst einmal zurückzieht, um die Situation genauer zu beurteilen. Zumeist sucht es dann zunächst einmal die Nähe seiner Eltern oder sonstiger Bezugspersonen und holt sich Sicherheit, um dann erneut einen Schritt in diese spannende Welt zu machen. Die Angst hilft also dem Kind dabei, sich bei seinem Bestreben, die Welt zu erobern, vor Gefahren zu schützen. Auf die Weise baut es einen zunehmend großen Erinnerungsschatz auf und entwickelt eine geistige Reife, die es ihm in immer größerem Umfang möglich macht, Bekanntes von Unbekanntem zu unterscheiden. Es lassen sich deshalb alterstypische Ängste beschreiben, die nahezu bei jedem Kind und jedem Jugendlichen in einer bestimmten Altersspanne auftreten.

      Während der Kindheit ist die Angst vor dem Verlust der Geborgenheit das zentrale, sozusagen »durchlaufende« Thema. Im Übrigen treten die folgenden Ängste typischerweise während der unterschiedlichen Altersstufen auf:

      ·1 bis 9 Monate: Angst, ausgelöst durch laute Geräusche

      ·6 bis 12 Monate: Angst vor dem Unbekannten, vor fremden Menschen, fremden Objekten, Höhenangst sowie Angst vor der Trennung von den Bezugspersonen und Angst vor Verletzungen

      ·2 bis 4 Jahre: Angst vor Tieren, Angst vor Dunkelheit, Angst vor Fantasiegestalten und Einbrechern

      ·6


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