Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

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Augen kalt angesehen.

      »Wir haben auch keine Freunde!« fauchte der Bandit, der nicht verwundet worden war, und bekam einen Hustenanfall. »Wer, zum – Teufel, bist – du?«

      »Das ist jetzt unwichtig für euch. An eurer Stelle würde ich schnellstens verschwinden und tausend Meilen reiten. Dabei würde ich keine einzige Rast einlegen und niemals zurückblicken.«

      »An deiner Stelle würde ich das Maul halten!« fauchte der Killer und kam angespannt hinter dem Tisch hoch. »Halt endlich dein dreckiges Maul, sonst stopfe ich es dir mit einem Haufen Blei, verdammt!«

      Hustend krümmte er sich, starrte den Mann am Tresen haßerfüllt an und rang mühsam nach Luft.

      Der Komplice quälte sich hoch. Rücken und Schulter waren notdürftig verbunden. Mavericks Kugel hatte ihm eine blutige Schramme übers Kreuz gerissen.

      Beide Halunken wurden steckbrieflich gesucht. Die Prämien waren nicht hoch, doch für einen Revolvermann, der leichtes Spiel mit ihnen hatte, auch nicht zu verachten.

      Maverick stand hinter dem glitzernden Glasperlenvorhang. Im flackernden Schein der Petroleumlampe und der beiden Talglichter auf dem Tresen konnte er die Gesichtszüge der drei Männer deutlich erkennen.

      Auf einmal runzelte er die Stirn und blickte mit verengten Augen auf den Mann am Tresen.

      Das war Donovan Fairbanks!

      Ein Revolvermann wie er. Ein König der Colts. Und wie er selbst schon zu Lebzeiten eine Legende.

      Eines stand fest: Fairbanks würde ihm im Kampf gegen diese beiden Killer nicht beistehen – auch wenn er hereingekrochen käme. Und umgekehrt wäre es genauso. Jeder hatte eben seine Gegner. Keiner mischte sich in die Angelegenheiten des anderen ein. Das war schon seit Omaha so. Damals allerdings war Fairbanks noch ein ziemlich unbekannter Neuling gewesen. Erst später, nach Omaha, hatte er Format bekommen. Und seitdem war es mit ihm immer weiter nach oben gegangen, hatte er alle Rivalen aus dem Weg geschossen.

      Es war also keine Feigheit, die Fairbanks zu dieser Antwort veranlaßte:

      »Wie du willst –?ich halte das Maul. Wenn ihr wollt, dann gehe ich sogar. Denn ich kenne das Ende schon –?euer Ende.«

      Genießerisch rauchte er und strich dabei mit einer fast zärtlich anmutenden Geste über sein schwarzes, von silbernen Strähnen durchzogenes Haar.

      Während der hustende Bandit noch immer nach Luft rang, beugte sich der andere steif vor. Lauernd dehnte er:

      »Was soll das Gerede, Mann? Wieso willst du unser Ende kennen? Da gibt es nichts zu kennen.«

      »Du irrst, mein Guter – gewaltig.«

      Der Bandit überlegte, starrte Fairbanks durchdringend an.

      »Hast du einen Mann kommen gesehen? So einen großen Kerl mit ’nem langen Staubmantel? Mit ’nem alten speckigen Stetson auf den aschblonden Haaren?«

      »Nein.« Fairbanks lächelte amüsiert. »Nicht den Mann –?aber das Pferd. Das reitet er schon lange. Ich glaube, seit Dodge City. Und das ist schon einige Jährchen her.«

      »Wo hast du das Pferd gesehen?«

      Die Halunken standen beide hinter dem Tisch – und vor ihnen neben den mit Whisky gefüllten Gläsern lagen ihre Gewehre. Ihre Hände legten sich in diesen Sekunden auf die Colts.

      »Wo?« Donovan Fairbanks pustete etwas Staub von der Schulter. Dann deutete er mit dem Zigarillo hinaus. »Da draußen. Am Straßenrand. Da steht ein Pferd. Sein Pferd. Und ich weiß auch schon, wo er ist. Ihr kennt ihn doch sicherlich? Schließlich ist er hinter euch her, will sich wahrscheinlich die Kopfprämie zusammenschießen. Er sorgt für sein Alter vor. Wieviel bringt es ihm denn ein, wenn er euch umlegt? Unter tausend Dollar tut er es nicht.«

      »Verdammt! Von wem redest du?«

      »Von Rooster. Maverick C. Rooster. Ist doch völlig klar! Das ist schließlich sein Pferd.«

      Dieser Name ließ die Killer erstarren. Der angeschossene Bandit flüsterte:

      »Rooster? Das hab’ ich nicht gewußt. Ich dachte, das wär’ ein anderer. Irgendein Idiot, der sich mal was verdienen wollte. Aber irgendwie hab’ ich’s geahnt!«

      »Deine Erkenntnis kommt ziemlich spät«, meinte Fairbanks lächelnd. »Rooster hat euch schon im Visier. Wetten?«

      »Stimmt.« Ruhig tönte Mavericks Stimme herüber. Gleichzeitig klingelten die Glasperlen. Jäh stand er reglos. Die Hand hing flach ausgebreitet über dem Colt. Rauh sagte er: »Los, macht schon! Bringt es hinter euch!«

      Die Killer zögerten.

      Fairbanks bewegte sich langsam an der Theke entlang, wich zurück. Angst war das nicht. Er wollte lediglich alles besser überblicken können.

      »Los«, knurrte Rooster. »Ich reite mir nicht die Zunge aus dem Hals, um hier lange herumzustehen.«

      Sie zogen gleichzeitig. Wirklich schnell. Und doch hatten sie keine Chance. Maverick C. Rooster war schneller. Der Colt sprang ihm in die Hand. Der Schuß dröhnte. Die Trommel drehte sich gleichzeitig um ein Stück. Der Schlagbolzen schlug auf die nächste Patrone. Das Geschoß traf den zweiten Halunken. Beide stürzten in die Nische, brachen hinter dem Tisch zusammen. Nur einer war zum Schuß gekommen. Die Kugel hatte eine Glasperle zerplatzen lassen.

      Rooster trat an die Theke heran, langte nach der Flasche und nahm einen Schluck.

      Fairbanks ging in die Nische.

      Die junge Mexikanerin kam langsam durch den Glasperlenvorhang und sah mit großen dunklen Augen zu Fairbanks hinüber. Plötzlich krachte ein Schuß.

      Maverick riß den Colt hervor, wirbelte herum –?doch er brauchte nicht zu schießen. Fairbanks hatte geschossen, beugte sich gerade über einen der Halunken. Nur sein Rücken war zu sehen. Aber schon richtete Fairbanks sich auf und kam lächelnd heran.

      »Der eine wollt’ dir noch ein Stück Blei verpassen, Maverick.«

      »So was!« Maverick schüttelte den Kopf. »Ich dachte, ich hätte ihn voll erwischt. Ich glaub’, ich werd’ alt.« Wieder schüttelte er den Kopf, trank dann, stellte die Flasche zurück. »Die Leute hier haben Telegrafie. Der Sheriff muß ’ne Meldung losschicken. Damit ich die Prämie bekomme. Das kotzt mich an. Schluß damit.«

      »Da kommt schon der Sheriff. Was hast du gesagt? Schluß?«

      »Ja – Schluß. Ich hör’ auf, Donovan.«

      »Das kann ich nicht glauben. Lobo Rooster macht Schluß? Unmöglich. Vielleicht wirst du wirklich alt, mein Lieber. Du hast auch vergessen, daß ich dich mal darum gebeten hatte, mich Don zu nennen – nicht Donovan. Wie hört sich das an! Das mit dem Schlußmachen nehme ich dir jedenfalls nicht ab. Du hast noch immer nicht den Mörder deines Bruders. Wie hieß der arme Junge noch? Das war in Omaha.« Fairbanks überlegte und sah zur verräucherten Decke empor. »Damals in Omaha. An einem sonnigen Tag. Gleich um die Ecke vom Barbiersalon.

      Da kannten wir uns noch nicht, Maverick. Ich hatte von dir viel gehört. Ja, und ich hatte dich bewundert –?den großen Rooster. Jetzt weiß ich es: Benjamin hieß dein Bruder. Ben. Armer Kerl. Ich –«

      »Hör auf mit den alten Geschichten!« fuhr Maverick ihn grob an. »Bens Mörder kann schon längst tot sein. Dann jage ich einem Phantom nach! Niemand hat den Mörder gesehen. Damals. Nur einen der Colts, die Benjamin bei sich gehabt hatte, nahm er mit. Wahrscheinlich, weil seiner leergeschossen war.« Maverick trank noch einmal. Mit dem Ärmel wischte er den Mund ab. »Ich hab’ viele Halunken gejagt, Donovan. Und immer hatte ich vorher geglaubt, Bens Mörder vor mir zu haben. So ging die Jagd immer weiter. Bis heute abend.«

      Fairbanks nickte, war jetzt ernst und verstand auch Roosters Beweggründe.

      »Deshalb hast du sie alle gejagt und konntest keine Ruhe finden, Maverick. Bei mir ist es ja anders. Ich bin nicht hinter einem Killer her, der mir persönlich was angetan hat. Aber hast du wirklich


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