In Liebe und Hass - Fioria Band 3. Maron Fuchs
Kontakt zu den anderen in der Zweigstelle. Und dank euch können wir mit Fiona und Nico schreiben.“
„Wir helfen dir doch gerne“, entgegnete er.
Langsam wurde mir schwindlig. „Oh, Shadow, ich fürchte ...“
„Ich spüre es gerade. Deine Kräfte lassen nach. Am besten verlasse ich Fioria“, beschloss er. „Wir sehen uns bald wieder.“
„Es tut mir leid, dass ich euch nur so kurz zu mir rufen kann“, wisperte ich, wobei mir Tränen in die Augen stiegen. „Es tut mir so leid!“
„Du musst deswegen doch nicht weinen“, rief der Dämon und legte mir beide Hände auf die Schultern. „Ich bin dir nicht böse, keins der Fiorita ist es. Wir verstehen es doch. Und wir wissen, dass du uns wieder öfter und länger rufen wirst, wenn dein Kind zur Welt gekommen ist.“
Da ich um mich herum nur Finsternis sah, schreckte ich zusammen, als mich plötzlich noch jemand berührte. Ich spürte zwei Arme, die mich einhüllten, und erkannte sofort den Geruch. „Lloyd?“, murmelte ich.
„Was hast du denn?“, fragte er besorgt.
„Es ... es ist nichts“, stammelte ich.
Shadow ließ mich wieder los. „Ich lasse euch allein. Mach dir keine Sorgen, Mia, ja?“
„Okay“, schniefte ich. Daraufhin verschwand der Dämon mitsamt seinem Schattenkreis und ließ mich mit Lloyd allein. Sofort fühlte ich mich kräftiger, der Schwindel hörte auf.
„Warum weinst du?“, wollte mein Freund wissen. Prüfend ruhten seine blauen Augen auf mir. „Stimmt was nicht?“
Wahrscheinlich sorgte er sich so sehr, weil ich mich anfangs in Renia jede Nacht in den Schlaf geweint hatte. Der Neuanfang war mir schwergefallen. Aber darum ging es gerade nicht. „Ich bin nur ... traurig, weil ich die Fiorita nicht lange bei mir halten kann.“
„Ach so, die Hormone mal wieder“, lachte er und drückte mich fest. „Okay, ich dachte, es wäre was Schlimmes.“
„Es ist schlimm, dass ich die Dämonen und Geister immer so schnell wegschicken muss“, widersprach ich schluchzend. „Du verstehst das einfach nicht!“
„Ich bin ja auch nicht mit den Fiorita verbunden“, antwortete er ruhig. „Aber ich glaube dir, dass es schwer für dich ist. Noch knapp fünf Monate, dann ist alles beim Alten. Oder nicht?“
Ich schniefte leise. „Ja ...“
Sein Blick fiel auf die Briefe. „Oh, Nachrichten aus Windfeld?“
„Und aus Färnau“, ergänzte ich mit rauer Stimme. „Von deinen Eltern.“
„Was schreiben sie denn?“, fragte er und griff nach dem Umschlag.
„Ich hab noch nicht reingeschaut. Machst du ihn auf?“, bat ich.
„Klar“, stimmte er zu und holte das Schreiben raus. „Bei ihnen ist alles gut, Fionas heiliger Vorgarten blüht, aber sie vermissen uns.“
„Kein Wunder, wir haben uns seit Monaten nicht gesehen.“ Ich warf einen Blick auf den Brief. „Hoffentlich treffen wir uns mal wieder.“
„Vielleicht können wir meine Eltern nach der Geburt hierher einladen“, grübelte Lloyd. „Wenn du sie mit Visunerm teleportieren kannst.“
Ich nickte. „Das wäre echt super! Der Geist des Raumes hilft uns bestimmt und so gibt es keinen schriftlichen Hinweis auf unseren Aufenthaltsort.“
„Und meine Eltern sehen ihr Enkelkind.“
„Das müssen sie!“ Immerhin waren Fiona und Nico zwei der wenigen Leute, die alles wussten und trotzdem hinter uns standen. Wobei mich ihre Reaktion, als wir ihnen alles gebeichtet hatten, wirklich überrascht hatte.
***
„Mia! Lloyd! Ich wusste gar nicht, dass ihr heute kommen wolltet“, begrüßte uns Fiona. Sie winkte uns ins Haus. „Kommt rein, es ist kalt draußen!“ Die etwa 45-jährige Frau schien gerade aus der Dusche zu kommen, jedenfalls waren ihre langen roten Haare nass, außerdem trug sie einen Schlafanzug.
„Entschuldige die späte Störung, Mama“, entgegnete Lloyd.
„Ist doch kein Problem. Ihr seht schrecklich fertig aus. Stimmt was nicht?“, erkundigte sie sich, als sie hinter uns die Tür schloss.
Lloyd blieb auf dem Gang mit den unzähligen Türen stehen. Ich kannte mich in diesem Haus immer noch nicht richtig aus. Es gab zu viele Zimmer. „Wir müssen mit dir und Papa reden. Dringend.“
Beunruhigt sah Fiona uns an. „Habt ihr was angestellt?“
„Hat meine Mutter dich noch nicht angerufen?“, erkundigte ich mich.
Sie schüttelte den Kopf. „Von Cassandra hab ich seit ein paar Tagen nichts gehört. Was ist denn los?“
„Hol Papa, wir setzen uns für das Gespräch besser ins Wohnzimmer“, schlug Lloyd vor.
„Ja, ist gut“, murmelte sie und lief über den Gang in eins der Zimmer.
Lloyd stellte seinen Rucksack an der Garderobe ab, ich tat es ihm gleich. Dann nahm er meine Hand. „Komm.“
„Das wird unschön“, murmelte ich.
„Wahrscheinlich ... Ich wette, Fiona verpasst mir eine Ohrfeige“, seufzte er und zog mich hinter sich her zum Wohnzimmer.
Der Raum wirkte einladend, geflutet von orangem Licht und herrlich warm. Ganz anders als die winterliche Nacht draußen. Wir setzten uns auf eins der beiden Sofas, die von einem Couchtisch getrennt wurden. Es lag eine Tüte Chips auf dem Tisch, direkt neben einer offenen Packung Kekse und einer Fernbedienung.
„Meinst du wirklich?“, fragte ich meinen Freund. „Ich glaube eher, dass sie völlig schockiert sein wird.“
„Oh Mann, ich weiß echt nicht, wie ich meinen Eltern das alles beibringen soll ...“
„Was willst du uns denn beibringen?“, meldete sich Fiona plötzlich zu Wort.
Ertappt drehten wir uns zur Zimmertür um. Fiona und der braunhaarige Nico, der ebenfalls einen Schlafanzug trug, kamen herein. Beide wirkten skeptisch.
„Setzt euch doch“, forderte Lloyd sie auf.
Ich drückte seine Hand fest. „Wir schaffen das schon.“
Er lächelte mich an. „Danke, Mia.“
Fiona und Nico nahmen uns gegenüber auf dem zweiten Sofa Platz. „Was ist hier los?“, wiederholte Fiona ihre vorherige Frage.
„Mama, Papa, passt mal auf“, begann Lloyd zögerlich. „Es ist echt viel passiert. Wo fange ich denn an ... äh ... ich hab euch angelogen, ziemlich lange. Was meine Arbeit angeht.“
„Wovon redest du?“, wunderte sich Nico. „Bist du etwa kein Ranger?“
„Nein, nicht ganz. Der einzige Ranger im Raum ist Mia“, gestand er.
„Na ja, ich bin inzwischen gefeuert worden und auf der Flucht“, wandte ich ein.
„Was?!“, riefen seine Eltern wie aus einem Mund.
„Also, noch mal von vorne“, murmelte er und sah mich lange an.
Unbehaglich schluckte ich. „Packen wir aus, Lloyd.“
Es dauerte lange, seinen Eltern alles zu erzählen. Wir berichteten von unserer früheren Arbeit, von den Rangern und Schattenbringern, von dem wahren Job meines Vaters, von Cassandras Reaktion und meiner Identität als Mädchen aus der Legende. Wir ließen nichts aus, obwohl die Gesichter der beiden immer entsetzter aussahen.
„Du hast in einer Verbrecherorganisation gearbeitet? In einer Organisation, die Erik gegründet hat und leitet?“,