Heiße Wüstennächte in Kairo | Erotischer SM-Roman. Tara Silver

Heiße Wüstennächte in Kairo | Erotischer SM-Roman - Tara Silver


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immer schwierig. Manche brachen dann zusammen und erzählten von ihrer verlorenen großen Liebe, andere glaubten, nach ihrem Augenblick des Kontrollverlusts den megaharten Macho geben zu müssen.

      »Ich habe zu danken.« Der Mann lächelte. »Wie heißt du eigentlich?«

      »Spielt das eine Rolle?« Sie lächelte. »Du willst mich schließlich nicht deiner Familie vorstellen, oder?«

      Er zuckte mit den Schultern und grinste. »Du könntest es wert sein.«

      Sie zwinkerte. »Dann träum von mir, schöner Mann. Aber verrat meiner künftigen Schwiegermutter nichts davon, eh?«

      Sie lachten gemeinsam.

      Es war immer gut, solche Momente auf fröhliche Weise zu beenden. Verlegenheit hinterließ einen Nachgeschmack, der nicht zu der Frau passte, die sie sein wollte. Es war nichts falsch daran, intensiv leben und fühlen zu wollen und einen Dreck auf Regeln und Konventionen zu geben.

      Auch, wenn sie in ihrem Leben eine Weile gebraucht hatte, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.

      Jetzt war sie bereit für Kairo. Sie hatte die friedliche Insel gefunden, nach der sie gesucht hatte, und war bereit für ein paar weitere Wochen im Schoß ihrer Familie, bevor der nächste Auftrag sie endlich wieder fortführte.

      Zumindest hoffte sie, dass sie bereit war.

      Diane hob ihren Koffer vom Gepäckband und drängte sich zwischen den wartenden Touristen aus Arabien und Europa hindurch. Sie rochen nach Knoblauch, starken Gewürzen und zu viel Zeit ohne Dusche in der Touristenklasse ihres Flugzeugs. Sie selbst fühlte sich ebenfalls verklebt, obwohl sie in der ersten Klasse den Komfort eines einzelnen Sessels direkt hinter der Pilotenkanzel genossen hatte. Die Erinnerung an die Küsse des Fremden beschwingte sie nach wie vor ein wenig, aber der gestohlene Moment war bereits vorbei. Das Leben ging weiter.

      Ein Typ grapschte ihr im Vorbeigehen an den Hintern. Sie schlug seine Hand von ihrem Hintern weg, ohne groß darüber nachzudenken, und genoss das glatte Gefühl der Lammnappahose. Kleine Unannehmlichkeiten gehörten zum Reisen dazu. Wenn es nach ihr ginge, würde sie ihr Leben lang einfach nur reisen. Sie wollte immer neue Orte entdecken und sich an alten verlieren, in deren Charme sie sich viel zu schnell verliebt hatte. Aber niemand spendierte einem Flugtickets und Hotels, ohne dass man etwas dafür tat. Nicht mal ein reicher Ehemann wäre so blöd. Daher reiste sie ›im Auftrag der Familie‹, fragte nicht, was sich in den Paketen befand, die sie übergab, und gab hin und wieder jemandem aufs Maul, der es verdiente oder der ihren Vater angepisst hatte.

      Es gab schlechtere Arten, sein Leben zu verbringen.

      Sie verließ den Gepäckbereich und ging zum Zoll. Halb hoffte sie, einen Mann zu erspähen, der sie im Austausch für die Gelegenheit, während der Wartezeit ihren Hintern und den Rest ihrer Figur genüsslich zu betrachten, vorließ, doch ausgerechnet heute waren hauptsächlich Familien mit ihren Kindern in der Schlange. Die Kleinen krakeelten, spielten Fangen und warfen dabei die Koffer umstehender Menschen um. Die ägyptischen Männer lächelten nachsichtig über die Eskapaden ihres Nachwuchses, während Touristen mit den Augen rollten und die viel häufiger als vor fünf oder zehn Jahren verschleierten Ehefrauen mit den Kindern schimpften.

      Wie so oft sprach Diane ein Dankgebet, dass ihr diese Fessel erspart geblieben war.

      Obwohl sie noch nichts von der Stadt und dem chaotischen, in ihr pulsierenden Leben sehen konnte und der Flughafen für Kairo-Verhältnisse extrem sauber und gepflegt aussah, konnte sie die Stadt bereits riechen. Jede Stadt hatte ihren eigenen Geruch, den man oft nicht mehr wahrnahm, sobald man die klimatisierte Luft der Flughäfen verlassen hatte. In Miami roch die Luft in der Gepäckabfertigung trotz der modernen, ständig wachsenden Wolkenkratzer nach Sumpf, in Chicago nach Abgasen.

      Kairo dagegen roch nach der Mülldeponie in den Bergen am Ende der Stadt. Es war ein beißender, fieser Geruch, der die Stadt durchzog, wann immer der Wind aus der falschen Richtung kam. Man konnte ihn nicht ausblenden. Er war überall. Im Mittelalter hatten die Herrscher auf der Stadtmauer und wichtigen Gebäuden spezielle Öfen gebaut, die Touristen nach wie vor als Relikte aus alten Zeiten gezeigt wurden und in denen man wohlriechende Hölzer verbrannte. Die modernen Ägypter, deren Stadt alle paar Jahre von einer Revolution erschüttert zu werden schien, hatten diese Sitte bedauerlicherweise aufgegeben.

      Ein weiterer Mann streifte im Vorbeigehen mit der Hand ihren Hintern. Diane ließ den Koffer los, der zu Boden glitt und einem Touristen gegen den Knöchel schlug, und packte den Hemdsärmel des Passanten.

      »Was sollte das?«, fragte sie lautstark auf Arabisch und hoffte, dass der Mann sie trotz ihres Akzentes aus den Emiraten verstand. »Hat deine Großmutter dir keine Manieren beigebracht?«

      »Äh … Missverständnis, Missverständnis!« Er hob die Arme und lachte bezaubernd.

      »Ich geb dir gleich Missverständnis.« Sie schubste ihn weg. »Hau ab, sonst kriegst du richtig Ärger.«

      Der Mann lachte und verbeugte sich mit immer noch erhobenen Armen. Diane drehte sich zu ihrem Koffer, hob ihn auf und entschuldigte sich bei dem Touristen – und fühlte, wie ihr jemand auf den Hintern schlug. Sie fuhr herum, aber der Typ lief schon davon.

      Sie hatte verdrängt, wie aufdringlich ägyptische Männer werden konnten, wenn man als Frau allein reiste. Sie musste dringend den Nikab aus dem Versteck bei Femi Al-Shaheen holen, nicht zuletzt auch, damit ihre Schwester keinen Herzinfarkt bekam, wenn sie sah, wie Diane wieder herumlief. Das Kleidungsstück war ohnehin praktisch, weil sie ihre Waffen darunter leichter verbergen konnte. Heutzutage fiel man damit in Kairo weit weniger auf als normal gekleidet – oder wenn man in Lederhose mit roten, offen über den Rücken fallenden langen Haaren die Straßen unsicher machte.

      Trotzdem hasste sie es. Sie würde nie verstehen können, wie Souheila freiwillig und gern damit herumlaufen konnte.

      Sie verließ den Flughafen. Draußen stieg ihr der allgegenwärtige Müllgeruch weit intensiver als im Innern des Gebäudes in die Nase. Aus drei Richtungen plärrten Radios, aus zweien konnte sie Amr Diab raushören. Vor kleinen Bussen riefen Fahrer lautstark, welchen Stadtteil sie ansteuern wollten, und warteten darauf, dass sich genug Kunden einfanden, dass sich das Losfahren lohnte. Diese Busse wurden ausschließlich von Männern benutzt, und selbst für die war es nicht immer ungefährlich. Diane suchte nach einem Taxi, dessen Fahrer halbwegs zuverlässig wirkte.

      »Entschuldigung, Miss, suchen Sie Guide?« Ein Junge, höchstens siebzehn, schob sich vor sie und präsentierte beim Lächeln ungeputzte, schiefe Zähne.

      »Ich suche ein Taxi«, bügelte sie ihn auf Arabisch ab. »Such dir jemand anders, der Geld loswerden will.«

      »Aber, wunderschöne Miss, niemand außer mir kann Ihnen die verborgenen Schätze Kairos so gut zeigen wie ich!« Er strahlte, als er ins ägyptische Arabisch wechselte, das er mit einem Akzent sprach, von dem Diane Kopfschmerzen bekam. »Ich führe Sie zu der Mohamed-Ali-Moschee in der Zitadelle, wo Myriaden Lampen von der Decke hinabbaumeln und das Gewölbe in eine verzauberte Wunderhöhle verwandeln. Hier kommen die Müden und Durstigen zur Ruhe, wenn nicht gebetet wird. Von da führe ich Sie zu den Gemälden am al Tahir Square, wo die Militärs während der Revolution tonnenschwere Marmorblöcke aufhäuften, um Demonstranten und hungrige Bürger fernzuhalten und wo ein begnadeter Künstler die schweren Steine mit nichts weiter als der Macht seines Pinsels in Luft verwandelte, indem er sie so bemalte, dass jeder glaubte, die Straße setze sich durch die Steine hindurch fort und er könne direkt bis zu dem Soldaten gehen, welche die demonstrierenden Menschen in Schach halten, bis er sich die Nase an den Steinen anstößt … und wenn Sie alle diese Sehenswürdigkeiten gesehen haben, verehrte Miss, führe ich Sie zu den besten Händlern der Stadt, wo Sie Markenkleidung zu unschlagbar günstigen Preisen erwerben können, oder in der Werkstatt meines geliebten Onkels und Cousins einen handgeknüpften Teppich aus dem fernen Persien zu Preisen, die Ihnen die Tränen in die Augen treiben werden … Wie sieht es aus? Habe ich Ihr Interesse geweckt?« Er grinste verschmitzt.

      Diane hatte den Eindruck, dass er den ganzen Wortschwall hervorgestoßen habe, ohne ein einziges Mal nach Luft zu schnappen. »Kein Interesse«, sagte sie kurz angebunden.


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