Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre | Erotischer SM-Roman. Katy Kerry
Taxi vorfuhr. Ich reckte mein Kinn interessiert, sah aus dem Fenster und wartete ab. Im nächsten Moment betätigte jemand den elektrischen Fensterheber und Tabithas Gesicht kam zum Vorschein. Sie lächelte mir gut gelaunt entgegen und winkte mir heftig. Ich erwiderte ihre Geste und lief um die Ecke in den Vorraum, schnappte mir ein kurzes schwarzes Jäckchen vom Haken sowie meine dazu passende Handtasche und zog eilig die Tür hinter mir zu.
»Ich dachte, ich hole dich gleich ab. So entkommst du mir nicht und hast keine Ausrede, es dir vielleicht anders zu überlegen«, flötete sie mir vergnügt entgegen.
»Du bist wirklich ein ausgekochtes Schlitzohr«, bemerkte ich ironisch und stieg in den Wagen. Sie hielt mir eine aus Metall gefertigte venezianische Halbmaske vor die Nase.
»Die ist heute Pflicht«, deutete sie mir so nebenbei an und forderte mich auf, sie aufzusetzen. Ich zog meine Augenbrauen hoch und war sichtlich davon angetan.
»Wow, wo hast du die denn aufgetrieben? Die sieht wirklich großartig aus«, machte ich eine lobende Bemerkung und passte sie meinem Gesicht an.
»Es ist eine Columbina-Maske«, klärte sie mich auf.
»Hm, Verführung auf Venezianisch!«, machte ich eine kecke Bemerkung und verzog meinen rot geschminkten Mund zu einem Lächeln.
Auf den ersten Blick wirkte sie fast so, als wäre sie komplett aus zarter Spitze. Sie hatte verspielte Muster und einen Strassbesatz, der unter den Scheinwerfern der Bar sicher das Licht in mehreren funkelnden Facetten brechen würde. Das schwarze Satinband schmiegte sich in meine blonden Locken. Tabitha setzte ihre Maske ebenfalls auf, diese war von einem feinen Goldschimmer überzogen und wirkte auf den ersten Blick sehr edel.
»Das muss ja eine außergewöhnliche Veranstaltung sein, zu der wir heute eingeladen sind«, war ich über unsere Accessoires erstaunt.
»Es wird ein unvergesslicher Abend für dich werden, das verspreche ich dir«, deutete sie geheimnisvoll an. Inzwischen fuhr das Taxi beim Aquarium vor. Tabitha übernahm die Rechnung und wir stiegen aus. Ich war bisher noch nie hier gewesen.
Wir betraten den Club. Saturday-Night-Fever war heute zwar nicht angesagt, aber eine Party im großen Stil, das konnte man schon an den hochkarätigen Besuchern sehen, denn die Damen trugen alle sündhaft teuren Schmuck. Es waren bereits beachtenswert viele Besucher anwesend und sie hatten alle Masken auf. Einige davon waren ziemlich ausgeprägte Fächermasken, andere Schnabelmasken, die das ganze Gesicht bedeckten, sodass nur der Träger wusste, wer sich dahinter verbarg.
Auf der Suche nach Tabithas Lover Michael und seinem Freund zwängten wir uns durch die Menschenmassen. Die Musik war ein bunter Mix aus Techno und aktuellen Hits, sie hatten scheinbar einen sehr erfahrenen DJ angestellt. Es war laut, aber wenn man sich nur weit genug vom Dancefloor wegbewegte, war es einigermaßen erträglich.
»Michael hat mir gesagt, sie würden im Separee gleich neben dem Jacuzzi sitzen«, versuchte sie mir rufend verständlich zu machen. Erstaunt zog ich meine Augenbrauen hoch.
»Jacuzzi?«, stieß ich verwundert aus.
»Ja, es gibt sogar einen Pool im Untergeschoss.« Ich war sprachlos. Was war das für ein Club?
»Welche Partys werden denn hier normalerweise gefeiert?«, fragte ich neugierig.
»Och, jeder Art. Heute ist der Stock Exchange hier. Du wirst vielleicht auch einige ungewöhnliche Leute antreffen.« Sie machte einen Schulterblick und setzte ein unergründliches Lächeln auf. »Sie kommen aus aller Welt zu dieser Party, beispielsweise aus New York, also wundere dich nicht.«
Aufgrund der Tatsache, dass sich der halbe Stock Exchange hier versammeln würde, um eine heiße Party zu feiern, wurde mir ganz flau im Magen. Gestern hatte ich ein Mitglied für die nächsten Jahre hinter die Gefängnismauern von Wandsworth verfrachtet und nun tanzte ich auf ihrer Party? Großartig! Wenn mich nun einer erkennen würde? Da hatte mich Tabitha wieder mal in eine prekäre Situation gebracht. Etwas verärgert fasste ich sie am Arm.
»Was hast du dir dabei gedacht?«, fragte ich sie aufgebracht. Doch Tabitha hatte gerade Michael und seinen Freund aufgespürt. Michael trug eine dieser Zanni-Masken, sie war geprägt durch eine auffällig lange und spitze Nase, die ihm einen ernsten Gesichtsausdruck verlieh. Sein Freund trug eine Medico-Maske, dessen Gesicht davon zur Gänze verhüllt wurde. Der Schnabel war stärker nach unten gebogen. Sogar die Augen waren mit Glas verdeckt.
Michael sprang in freudiger Erwartung auf und fiel Tabitha nahezu wie ein wohllüsternes Tier an, sein Freund war schon etwas zurückhaltender und wartete vorerst ab. Wäre uns Michael nicht so vergnügt entgegengetreten, ich hätte auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre gegangen. Ich hasste es, wenn Menschen ihre Gesichter verhüllten und ich weder ihre Mimik erkennen, noch sehen konnte, wer sich dahinter verbarg.
Tabitha schlang ihre Arme um Michaels Hals, der seine Maske zu diesem Zwecke anhob, und die beiden küssten sich leidenschaftlich. Sein Freund stellte sich vor und reichte mir zaghaft die Hand.
»Hallo, ich bin Andrew.«
»Elena.« Seine Stimme verblüffte mich, sie klang wie die von Jeremy! Aber er wird sich wohl kaum vor mir hinter einer Maske verstecken, dachte ich belustigt.
»Möchten Sie einen Drink?«, fragte er höflich.
»Ja, sehr gern«, entgegnete ich freundlich. Daraufhin orderte er an der Bar zwei Martini und wir setzten uns an einen kleinen Tisch. Tabitha und Michael waren zwischenzeitlich verschwunden. Wir stießen an.
»Auf einen vielversprechenden Abend«, sagte er geheimnisvoll. Meine Lippen verzogen sich zu einem charmanten Lächeln. Ich nippte an meinem Glas. Er hob kurz seine Schnabelmaske, um ebenfalls von seinem Glas zu trinken, dabei enthüllte er flüchtig seine untere Gesichtshälfte. Er wirkte anziehend auf mich, seine Lippen lächelten. Vorübergehend öffnete er seinen Mund und schien etwas sagen zu wollen. Obwohl wir unweit des Jacuzzis saßen und die Tanzfläche außerhalb unserer Reichweite war, konnte ich ihn nicht verstehen. Ich legte meine Stirn in Falten und vermittelte ihm dadurch meine Ratlosigkeit. Nun beugte er sich in meine Richtung und kam mir empfindlich nahe. Ich stockte. Atmete seinen verführerischen Duft ein. Seine eisblauen Augen blickten in meine.
»Die Maske steht Ihnen ausgezeichnet. Sie unterstreicht Ihre Schönheit, Elena.« Ich fühlte mich geschmeichelt.
»Danke«, bemerkte ich beschämt. Dieser Fremde machte mir Komplimente, während Tabitha mit ihrem Michael hemmungslos in einem anderen Separee herumknutschte. Ich hatte die beiden beobachtet, als sie sich in eins davon zurückgezogen hatten.
»Möchten Sie tanzen?«, fragte er mich erwartungsvoll. Seine Worte lenkten mich ab. Seine Stimme klang unter diesem extremen Lärmpegel wie Balsam auf meiner Seele. Ich versuchte am Boden zu bleiben. Irgendwie übte er eine besondere Anziehungskraft auf mich aus. Er verwirrte mich. »Sie wollen tanzen! Nicht wahr?«, fragte er nochmals nachdrücklich, dabei lächelten seine Augen unergründlich.
Ich stand auf, er tat es mir gleich, bot mir seinen Arm an und wir gingen zur Tanzfläche. Andrew war ein ausgezeichneter Tänzer, er führte mich wie schon lange kein Mann mehr. Gemeinsam schwebten wir über das Parkett, als gehörte es nur uns. Wir sprachen nicht viel. Doch es bedurfte keiner Worte, denn wir verstanden uns auch so und ich fühlte mich in seiner Gegenwart wohl. Mit Gesten und einem Lächeln machten wir dem Gegenüber klar, was uns gefiel.
Später saßen wir an der Bar und tranken jeder eine Pina Colada. Er war nicht so wie die anderen Gäste hier, die sich mehr oder minder exaltiert gaben. Vielmehr feiner, aufmerksamer, manierlicher. Nahezu rücksichtsvoll. Ich genoss seine Gesellschaft und er meine offensichtlich auch. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Tabitha und Michael das Separee wechselten und Gott allein wusste, was sie dort machten.
Gegenwärtig hielten wir uns in bequemen braunen Ledersesseln auf und sprachen darüber, wo wir beide aufgewachsen waren. Er erzählte, dass er seine Kindheit in Kent verbracht hatte. Ich berichtete von den zerklüfteten Felsen in Irland, auf denen ich schon als Kind herumgeklettert war und es bis heute gern tat, wenn ich mal die Gelegenheit dazu bekam.
»Das klingt