Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman. Alice White

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Ich hatte keine Lust mir von Collin einen Vortrag anhören zu müssen, weil er ohne mich das Kuchenbüfett hatte aufbauen müssen. Auch wenn die Rüge heute gerechtfertigt gewesen wäre.

      »Und? Was haste so getrieben und noch viel wichtiger, mit wem?« Christian sah mich neugierig an. »Du warst vorhin so schnell verschwunden, dass ich mir schon fast Sorgen gemacht habe.« Ich ließ meinen Oberkörper ernüchtert auf den Tresen sinken.

      »Von wegen, es ist ja nur Sex.« Ich erzählte ihm von meinem heißen Zusammenstoß mit Marlon und dem nicht ganz so heißen mit Hendrik. »Ich hasse es, wenn Männer Besitzansprüche stellen. Erst recht, wenn noch gar nichts passiert ist. Ich bin nicht ohne Grund Single«, fluchte ich. Christian nickte zustimmend.

      Ich machte überpünktlich Feierabend und fuhr nach Hause. Hendriks Reaktion machte mich wütend. Aber noch mehr war ich enttäuscht. Ich hatte gerade erst mit dem Gedanken gespielt, meine Dreier-Fantasie in die Tat umzusetzen. Aber er zerstörte mit seinem beleidigten Abgang alles. Gemeinheit.

       4

      Ich schleppte mich frustriert die Treppe hinauf, schloss meine Tür auf und schlurfte ins Wohnzimmer. Am Spiegel neben der Couch hing ein kleiner Zettel von André. Bin mit Jens beim Bowling, wird spät. Ich nickte gedanklich und ließ mich mit dem Gesicht voran auf das Sofa fallen, das zwischen etlichen bunten Kissen verschwand. Ich blieb eine Weile so liegen und ließ meine Gedanken schweifen. Was ist daran so schwer zu begreifen, dass ich an Romantik kein Interesse habe? Ich wirke doch nun wirklich nicht wie jemand, der von der großen Liebe träumt, sich insgeheim schon das Brautkleid ausgesucht hat und nur darauf wartet, von seinem Traummann gefunden zu werden. Nein, das bin ich nicht.

      »Ha!« Ich stieß einen Ruf der Erleuchtung aus. »Plüsch!« Das hatte Bea damit gemeint. Mädchen machen Plüsch. Romantische Frauen sind Plüsch. Kitsch und Gefühlsduseleien sind Plüsch. Ich raffte mich auf und ging rüber zu Bea.

      »Hi, Alex. Komm doch rein.«

      »Plüsch«, sagte ich nur und grinste.

      »Aha, ich sehe, du hast meine Nachricht verstanden.« Ich nickte.

      »Aber das war schon ironisch gemeint, oder? Du denkst doch nicht wirklich, dass ich ein Mädchen bin?« Sie schüttelte den Kopf und bahnte sich den Weg zwischen den Kartons hindurch in ihr Wohnzimmer.

      »Nein, ich halte dich nicht für ein typisches Mädchen. Daher ja die Karte. Ich finde es interessant, dass du nicht so plüschig bist.« Ich folgte ihr vorsichtig. Bisher war noch nicht viel von ihrem Kram ausgepackt, wie es schien. Daher konnte ich noch nicht erkennen, welchen Einrichtungsstil sie hatte. Unterm Fenster, das zur Straße rausging, hatte sie sich aber schon mit ihren Noten und dem Cello eingerichtet. Ein schöner Platz zum Spielen. Auf der Fensterbank stand eine kümmerliche Zimmerpflanze, die der von Marlon in seinem Büro sehr nah kam. Die hatte auch schon bessere Tage hinter sich. An der Wand gegenüber standen jede Menge Bücherregale. Eigentlich war die gesamte Wand ein einziges Regal.

      »Wow, du musst viele Bücher haben. Bekommst du das auch voll?« Sie lachte, während sie offenbar etwas in den Kartons suchte.

      »Da geht gerade mal die Hälfte rein. Im Schlafzimmer ist noch ein Regal.«

      »Und was liest du so?«, fragte ich. Sie öffnete eine Kiste nach der anderen, ohne zu finden, was sie so vergebens zu suchen schien.

      »Brauchst du Hilfe?«

      »Ich benötige meine Lampe. Ich bin noch nicht dazu gekommen, eine an die Decke zu hängen. Beziehungsweise jemanden dafür anzurufen. Ich will heute noch ein paar Kartons auspacken. Licht wäre da von Vorteil.« Ich bot ihr an, ihr meine Stehlampe auszuleihen. Wir gingen zu mir, während sie von ihrer Büchersammlung schwärmte. Was für mich meine DVD-Kollektion ist, sind für sie ihre Schmöker. So hat halt jeder seins. Ich war kein großer Leser. Bea hingegen erzählte mir, dass sie pro Woche ein bis zwei Bücher verschlang, wenn sie gut geschrieben waren. Biographien, Fantasy, Krimi, sie las alles. Das fand ich mächtig beeindruckend.

      Ich holte meine Schlafzimmerlampe, doch wir kamen an diesem Abend nicht mehr dazu, sie zu ihr rüberzubringen.

      »Ich glaube, ich hab doch keine Lust mehr, zu kramen. Musst du morgen früh raus?« Ich schüttelte den Kopf.

      »Hab die Woche Spätschicht.« Wir setzten uns auf die Couch und bewegten uns die nächsten vier Stunden nicht mehr vom Fleck. Außer, um zwischendurch den Rauch von Beas Zigaretten rauszulassen oder neues Bier aus dem Kühlschrank zu holen.

      »Wir könnten ausgehen.« Bea machte sich noch ein Bier auf und schaute mich erwartungsvoll an. Ich hatte ihr erzählt, dass ich kommendes Wochenende nicht arbeiten müsste und sie hatte sich prompt verpflichtet gefühlt, etwas zu organisieren. Eigentlich war mir nicht nach Ausgehen. Mir war eher nach einem faulen Couch- und Fernsehmarathon, aber Bea schaute mich mit so großen Bambi-Augen an, dass ich nicht Nein sagen konnte. Vielleicht war das auch genau das Richtige. Ich hatte seit siebenundvierzig Tagen keinen Sex mehr gehabt. Ein Zustand, den ich nur zu gern ändern wollte. Es würde das Arbeiten sicher auch vereinfachen, wenn ich mir meine Kollegen nicht dauernd in Unterwäsche vorstellen würde. Es war beschlossene Sache. Am Samstag würden Bea und ich ausgehen und ich mir was Nettes zum Ficken suchen. Ein guter Plan.

      »Und? Hast du einen Freund?«, fragte sie mich einige Minuten später. Ich schnorrte mir eine Zigarette und klärte Bea über meine Einstellung zu Romantik und Beziehungen auf.

      »Klingt irgendwie sehr nüchtern. Aber wenn es für dich passt ...«

      »Tut es«, bestätigte ich. Doch sie bohrte nach.

      »Wie kommt das? Warst du noch nie verliebt? Hast du ’ne schlimme Trennung hinter dir oder so was?« Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Sie reagierte zwar verständnisvoller als die meisten, aber auch sie versuchte, hinter meiner unromantischen Ader ein großes Drama zu finden, welches mich fürs Leben gezeichnet hatte. Aber etwas Derartiges würde auch sie nicht entdecken.

      Ich war schon mal verliebt gewesen. Es war also nicht so, dass ich dazu nicht fähig wäre. Ich hatte auch schon einige Beziehungen gehabt. Mal länger, mal eher von kurzer Dauer. Eine ernsthafte war allerdings noch nicht dabei gewesen. Das Längste waren vier Monate gewesen. Ich hatte schnell feststellen müssen, dass mir feste Bindungen unangenehm waren. Ich habe gern meinen Freiraum. Ich hasse es, wenn aus zwei Individuen ein Wir wird. Darüber hinaus gehe ich ungern Kompromisse ein. Ja, ich bin ein Egoist. Ganz bewusst und da stehe ich auch zu.

      Gut, man könnte jetzt sagen, dass vier Monate noch nicht ausreichend waren, um sich ein Bild von einem Beziehungsmodell gemacht haben zu können. Und ja, so richtig tiefe Verbundenheit und Zugehörigkeit hatte ich noch nie bei einem Mann empfunden. Aber, und das war der springende Punkt, ich hatte auch nicht das Bedürfnis danach. Zumindest bisher nicht. Meine Autonomie war mir bisher immer wichtiger als Zweisamkeit.

      Die Menschen neigen dazu, zu glauben, man sei krank oder habe ein schreckliches Trauma erlebt, weil man sich nicht danach sehnt, verheiratet zu sein. Ich habe oft genug den Satz gehört, wenn der richtige an deine Tür klopft ... Es war halt einfach noch nicht der Richtige dabei. Mag ja alles stimmen und ich schließe es auch nicht aus, dass ich irgendwann den Wunsch nach einer Partnerschaft verspüren könnte, auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte. Aber solange dieser Tag noch nicht da ist, ficke ich, wen ich will, wann ich es will und halte mich nicht mit anderen Dingen auf.

      Bea lenkte überraschend schnell ein und wir widmeten uns anderen Themen. Sie wirkte auch nicht wie jemand, der einen bekehren wollte. Aber niemand, der eine Partnerschaft führte oder den Wunsch nach einer verspürte, würde jemals verstehen, wie ich lebe.

      Bea erzählte mir von ihrem Freund Jonas. Sie waren schon seit sechs Jahren zusammen, führten seit einem halben Jahr eine Fernbeziehung und hatten beide wohl ordentlich daran zu knabbern. Sie hatten sogar schon Heiratspläne. Das würde aber nicht heißen, dass sie ein typisches Mädchen wäre, versicherte sie mir. Ich versicherte ihr wiederum, dass ich sie auch nicht für ein solches gehalten hatte. Aber als sie dann anfing, von ihren Hochzeitsvorstellungen zu erzählen und ich ihr Glitzern in den Augen sah, konnte ich einfach nicht anders,


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