Delicious 1 - Taste me | Erotischer Roman. Alice White

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jedem. Irgendwo da drin ist bestimmt auch eins«, behauptete sie lächelnd und pikte mir leicht in den Bauch.

      »Wenn da eins drin ist, sitzt es wahrscheinlich irgendwo in der Ecke und schmollt«, entgegnete ich nüchtern. Ich hatte sicher irgendwo mädchenhafte Wesenszüge. Ich bin ja nicht aus Stein. Aber in Bezug auf Männer bin ich nun mal kein Mädchen. Meistens jedenfalls. Es gibt immerhin jemanden, dem es durchaus des Öfteren gelingt, mich zu einem werden zu lassen. Oder so etwas Ähnliches zumindest.

      ***

      Freitag. Fünfzig Tage keinen Sex.

      Stattdessen: Spießrutenlauf auf der Arbeit. Hendrik ignorierte mich. Er hatte sich offensichtlich dazu entschieden, weiterhin kindisch zu sein und beleidigt zu schmollen. Er beschränkte sich auf das Nötigste, was wir am Arbeitsplatz an Konversation betreiben mussten, und schaffte es nicht mal, sich ein anständiges Hallo rauszuwürgen.

      »Wow, als wäre die Hölle zugefroren.« Christian hatte uns beobachtet und es auf den Punkt gebracht.

      »Jepp. Wir haben Eiszeit«, entgegnete ich genervt. Marlon kam durch die Schwingtür der Küche und raste an mir vorbei. »Hi«, sagte ich kurz und bekam ein eher neutrales Nicken gefolgt von einem knappen Alex als Antwort. »Ich begreife es nicht. So was Lächerliches. Das ist mir echt zu dumm. Morgen such ich mir jemanden, der meine Bedürfnisse ohne Drama befriedigen kann. Das ist ja nicht zum Aushalten hier.« Wütend griff ich nach dem vollen Tablett und brachte es in die Spülküche.

      Zum Glück war jede Menge zu tun. Jeder rannte nur so über die Flure und versuchte, mit den Bestellungen hinterherzukommen. Dadurch hatte niemand die Gelegenheit und auch nicht den Kopf, um an sein Privatleben zu denken. Die Geburtstagsrunde im Roten Festsaal bestellte massenhaft bunte Cocktails. Was dazu führte, dass ich Hendrik hinter der Bar unterstützen musste. Ich hatte kaum die Bestellung abgearbeitet, als Christian schon mit dem nächsten Bon kam.

      »Gott, wieso haben wir diese Scheißdinger eigentlich noch auf der Karte?«, motzte ich. Hendrik räumte die Spülmaschine aus und polierte die Weingläser. Er überhörte meinen Kommentar einfach und ließ mich weiter die Cocktails mixen. Christian schaute mich an und ich ihn. Wir dachten wohl beide dasselbe, aber keiner von uns hatte eine Lösung parat. Bevor ich mir wieder unnötig Gedanken machen konnte, kam Kai um die Ecke und schmiss mir einen weiteren Bon hin.

      »Mach hin«, fauchte er mich an. Unhöflich und laut wie immer. Aber ich nahm seine ungehobelte Art schon lange nicht mehr persönlich. Er war einfach so. Ein kleiner Kotzbrocken, der hin und wieder mal rumpöbeln musste, um Dampf abzulassen. Ich fand es eher belustigend, wie sich sein kantiges Gesicht jedes Mal zusammenzog, wenn er lospolterte. Er sah ohnehin schon verkniffen und garstig aus. Wenn er dann noch schlechte Laune hatte, presste er seine schmalen Lippen immer so fest zusammen, dass sie kaum noch zu sehen waren. Warum er stets so muffelig war, kann ich gar nicht sagen. So richtig warm sind wir bis heute nicht miteinander geworden. Aber das war mir auch vollkommen egal. Er und Collin kochten sowieso ihr eigenes Süppchen.

      »Leck mich, Kai«, schmiss ich ihm ungehobelt entgegen und griff nach dem Zettel. Christians Tablett war noch nicht mal halb fertig.

      »Könntest du dich vielleicht beteiligen?« Ich knallte Hendrik den Bestellschein auf die Theke und machte weiter. Er griff missmutig danach und fing an, zu zapfen. Kai scharrte ungeduldig mit den Füßen und klopfte auf dem Tresen herum.

      »Davon werde ich auch nicht schneller«, zischte Hendrik. »Noch zwei Zombies, Alex«, rief er mir zu, während er unter der Theke halb in einem der Schränke verschwand, um nach Rum suchte.

      »Ich mach ja schon, so schnell ich kann. So, kann raus.« Ich schob das Tablett zu Christian und schnappte mir die nächsten Gläser. Marlon kam bereits mit einer weiteren Bestellung, Sören dicht auf den Fersen. So ging es fast die ganze Nacht. Ich spürte, wie sich mein Arm von dem ganzen Limettenpressen verkrampfte. Morgen würde ich sicher Muskelkater haben.

      »Verfluchte Scheiße, wer hat das Zeug hier hingeschmissen? Verdammt noch mal. Meine Küche ist kein Abstellraum«, schrie Frank aus selbiger heraus. Mit einem lauten Knall schmiss er ein Tablett samt Kuchengeschirr vor die Tür.

      »Sag mal, bist du noch ganz dicht?«, brüllte Marlon in die Küche. Frank und er lagen sich nahezu jeden Tag in den Haaren. Aber so wütend hatte ich die beiden lang nicht gesehen.

      »Leck mich. Packt euren Mist gefälligst dorthin, wo er hingehört«, entgegnete Frank. »Das ist meine Küche.«

      »Und ich bin dein Boss, ob es dir passt oder nicht. Was fällt dir eigentlich ein? Scheiße, Frank.« Marlon verschwand in der Küche. Ich konnte nicht mehr alles verstehen, aber das musste ich auch nicht. Frank und Marlon waren sich noch nie grün gewesen. Frank hatte ein Problem damit, einem jüngeren und in seinen Augen unerfahrenen Mann unterstellt zu sein. Und das ließ er ihn auch bei jeder Gelegenheit spüren. Marlon war davon jedoch unbeeindruckt. Und dass er sich nicht von ihm einschüchtern ließ, sondern ihm ordentlich Kontra bot, ärgerte Frank umso mehr. Dennoch hielten es wohl beide für nötig, in regelmäßigen Abständen ihr Revier zu markieren.

      Marlon stürmte aus der Küche und fluchte vor sich hin. Ich arbeitete die letzte Bestellung ab und machte mich daran, den Scherbenhaufen zu beseitigen. Bis auf die fliegenden Teller war es ein ganz normaler Freitagabend. Gott sei Dank war er das. Kaum vorzustellen, wie der Abend verlaufen wäre, wenn wir nichts zu tun gehabt hätten. Womöglich hätten wir uns die ganze Zeit peinlich berührt angeschwiegen. Oder Schlimmeres.

      Da ich Spätschicht hatte, übernahm ich mit Christian und Kai den Schlussdienst. Die Küche war längst geschlossen und der DJ begann gerade mit der Rausschmeißer-Musik. Hendrik, Marlon und Sören hatten seit zwei Stunden Feierabend. Kai war bereits dabei, das Büfett aufzubauen und alles fürs Frühstück vorzubereiten, als eine ziemlich betrunkene, ältere Dame an die Bar getorkelt kam und versuchte, sich an Christian heranzuschmeißen. Sehr amüsant.

      »Na, Großer?«, lallte sie und forderte einen Drink. Christian setzte sich zu ihr und legte ihr fürsorglich die Hand auf die Schulter.

      »Ich denke, ich rufe Ihnen besser ein Taxi. Meinen Sie nicht auch?« Er sprach ruhig und sehr liebenswürdig mit ihr.

      »Du kannst mich auch gleich auf mein Zimmer begleiten«, säuselte sie und klimperte mit den Wimpern, bevor sie vornüber in seine Arme fiel und sich erschrocken an seinem Oberkörper festkrallte. »Ups. Hoppla. Was war’n das?«

      Christian half ihr wieder auf den Barhocker und machte ihr einen Kaffee. Er rief an der Rezeption an und erkundigte sich nach dem Zimmer der Dame, die wieder bedrohlich ins Schwanken geriet. Doch diesmal sackte sie nur in sich zusammen und legte den Kopf auf dem Tresen ab. Einige Minuten später kam Carmen vom Nachtdienst rüber. Christian deutete auf die Bar. Sie ging zu ihr und schaute sich die Frau an. Sie erkannte sie offenbar.

      »Frau Vogel? Hören Sie mich? Kommen Sie, ich begleite Sie auf Ihr Zimmer.« Sie versuchte, die Dame zum Gehen zu bewegen. Vergebens. Offenbar war sie bereits eingeschlafen. Carmen arbeitete hier auch schon seit einigen Jahren in der Nachtschicht. Ich hatte mich noch nie lang genug mit ihr unterhalten, um sie besonders gut zu kennen. Aber sie war auch ein viel zu stiller Mensch für mich. Carmen war grundsätzlich die Ruhe selbst. Als würde sie permanent meditieren.

      »Hilf mir mal«, sagte sie in gewohnt gelassener Art. Christian und Carmen stellten die Frau weitestgehend auf die Beine und brachten sie ins Hotel. Ich schüttelte den Kopf. Es war nicht selten, dass sich Gäste so sehr betranken, dass sie ihr Zimmer nicht mehr wiederfanden. Erst vor ein paar Wochen war eine junge Frau auf der Tanzfläche einfach in sich zusammengesackt. Sie hatte wohl das erste Mal seit Jahren einen kinderfreien Abend gehabt und das auskosten wollen. Etwas zu sehr wie sich herausgestellt hatte. Ihr war nichts passiert, aber wenn man so viel trank, dass man nicht mehr wusste, wer oder wo man war, dann sollte man sich schon Gedanken machen.

      Ich für meinen Teil weiß, wie viel ich vertrage, und vermeide es weitestgehend, mich in der Öffentlichkeit derartig zu betrinken. Ich kenne mein Limit. Außerdem finde ich nichts peinlicher und unangenehmer als betrunkene Menschen. Und ich nehme mich da nicht aus. Wenn ich angetrunken bin, werde ich rattig. Das ist nicht weiter schlimm. Es ist


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