Nackte Weihnachten - 24 Nächte | Erotischer Roman. Nova Night
und simste nach wie vor gern mit ihr. Seit sie nicht mehr in Rutburg wohnte, sahen wir uns kaum mehr. Ich befürchtete, wir würden uns aus den Augen verlieren. Doch bis jetzt hatten wir das nicht.
»Und dann wurde es schräg. Er wollte meine getragene Unterwäsche«, erzählte sie weiter.
»Deine Unterwäsche?«
»Fand er geil. Er sagte, ich sollte ihm die zuschicken, er würde sie schon für mich säubern. Klar. Als ich verneinte, hat er mir Geld angeboten.«
»Hast du?«
»Noch nicht.« Ich hörte ihr Kichern. Sie machte das nicht wegen des Geldes, sondern weil sie das aufregend fand. Wie damals, als wir mit fünfzehneinhalb fremde Typen angerufen hatten. Wir hatten die Nummern in Chris’ Hobbyzimmer gefunden – Belles Bruder – und einfach drauflos telefoniert. Es war nachts und wir hatten uns als hübsche, erwachsene Frauen ausgegeben. Für uns war es ein Spiel. So, wie es für Belle jetzt ein Spiel war, sich halb nackt und willig filmen zu lassen.
»Oh, Miss Kiss.« Ich schüttelte den Kopf.
»Du hast die Erotikmesse und das Film-Porn-Festival verpasst. Das ist noch viel schlimmer«, warf sie mir vor. »Du wolltest herkommen. Mich mal wieder in Berlin besuchen, schon vergessen?« Belle wurde plötzlich ernst. Trotz aller Veränderung, die unsere Freundschaft durchgemacht hatte, vermissten wir einander. Wir waren unzertrennlich gewesen.
»Nein, habe ich nicht.«
»Und warum warst du nicht da?«, fragte sie vorwurfsvoll.
»Ich weiß nicht«, gab ich zu. »Ich habe es verpasst. Die Uni, die Abschlussarbeit, das Hin und Her mit Dad.«
»Ausreden. Deinen Papa kannst du zum Mond schießen. Du hast zwei wundervolle Mütter und die Leben auch noch zusammen. Also, bitte.« Sie hatte recht: Ich hatte Mama Karen und Belles Mutter Carla, die als Freundinnen zusammengezogen waren, nachdem sie sich von ihren Ehemännern getrennt hatten.
»Ja. Keine Ausreden mehr.«, stimmte ich zu. Nicht nur Belle hatte meine Ausreden satt, sondern auch ich. Keine Ahnung, was mit mir los war. War es das Studium? War es die Unsicherheit, was ich nach meinem Abschluss machen sollte? Oder ich hatte einfach zu wenig Sex.
»Außerdem bist du nun schon das ganze Wochenende zu Hause bei Mama und Karen. Du hast Zeit. Also, erzähle mir nichts.«
»Okay, okay. Überredet. Wir machen bald etwas fest. Ehrenwort«, versprach ich.
***
Isabelle und ich legten auf. Ihre Worte hatten mir zu denken gegeben. Sie hatte recht und sie wusste, dass etwas bei mir nicht stimmte. War es meine persönliche Veränderung in den letzten Wochen? Wohl kaum. Hier ging es um etwas Größeres. Sehnsucht nach Sex und mehr? Was war da eigentlich mit Freddy, meinem Ex?
Ich wollte nicht, dass das sechste Semester zu Ende ging, denn das bedeutete: Entscheidungen treffen. Ich sah mich noch nicht in der Lage, Entscheidungen fürs Leben zu treffen. Arbeiten, das Leben kennenlernen, Haus-Hof-Hund, Kinder in meinem Bauch und ein Ehemann an meiner Seite. Oder doch etwas anderes? Die Zukunft – was für ein erschreckendes Wort. Was sollte ich schon mit meinem Sozialanthropologie-Abschluss mit mir anfangen? In Museen arbeiten? In der Forschung landen oder doch in sozialen Institutionen unterkommen? Irgendwie hatte ich mir etwas anderes für meine Zukunft vorgestellt. Mehr Spannung, weniger Stock-im-Arsch. Am liebsten würde ich mein WG-Zimmer in der Klinkerstraße aufgeben und zurück zu meiner Mutter in ihr behütetes Heim ziehen, um zur alten Sicherheit zurückzukehren. Seventeen years old – for ever.
Ich stand auf und schlich mich ans Fenster. Es war leicht geöffnet, zarter Wind kühlte meine nackten Schultern. Ich ging zwei Schritte und erreichte das Fenster. Mein Teeniezimmer im Haus meiner Mutter war keine achtzehn Quadratmeter groß. Trotzdem reichte es aus. Mama hatte alles so gelassen, wie es war, als ich auszog.
Ich sah hinab auf regnerische Straßen. Hoffnungslos. Es war dunkel, mitten in der Nacht und das Haus blieb erstaunlich still. Von meinem Fenster aus konnte man auf das Feld schauen und Kühe beim Grasen beobachten. Man sah auch die Schlagloch-Landstraße gegenüber dem Feld und natürlich die Rackerstraße 3a, Chris’ Haus. Begeistert betrachtete ich Chris’ Schweden-Haus und stellte verwundert fest, dass es auch drüben still zu sein schien. Das war sonst nicht so. Chris hatte die wildesten Partys geschmissen und wir, seine Schwester Belle und ich, genossen das Privileg, als junge Teenies auf aufregenden Studentenpartys herumzuschleichen.
Damals, dachte ich und entdeckte plötzlich Chris vor dem Haus in der Rackerstraße. Er tappte im Dunkeln und steuerte Richtung Schweden-Haus zu. Kurz sah er auf. Wahrscheinlich hatte er das angeschaltete rosarote Licht entdeckt, das in meinem Zimmer brannte. Er entdeckte mich, grinste und ich lächelte zurück.
Dann winkte er aufdringlich. Sicher war er betrunken. »Kommst du runter?«, hörte ich seine angeduselte Stimme rufen und öffnete das Fenster vollständig, um ihn besser hören zu können.
»Was meinst du?«
»Na, ob du runterkommst? Zu mir? Ich wusste nicht, dass du mal wieder bei deiner Mama bist, Minniemaus.« Minniemaus? Hat er mich gerade Minniemaus genannt?
»Du bist doch betrunken«, scherzte ich.
»Und wenn schon. Lass uns etwas Spaß haben.«
»Spaß haben?«
»Och, Minnie, komm doch runter. Wie früher. Weißt du nicht mehr?«, bat er mich und sah mich mit diesem Blick an, dem ich schon damals nicht widerstehen konnte.
Oh, Behave … Gehe ich zu meinem Schwarm aus alten Zeiten? Oder bleibe ich hier, bleibe ich vernünftig?
Immer diese verfluchten Entscheidungen. An diesem Samstagabend wollte ich nicht mehr, als meinen neuen Vibrator Rabbit näher kennenlernen …
Kapitel 2 – Spontanfrühstück und Lickjobs– Sonntagmorgen, 3. Dezember 2017
Überraschend wach tappte ich leicht bekleidet in die Küche. Wow. Die letzte Nacht hatte wilde Gedanken geschaffen. Ich fuhr mir durch meine hellbraunen Locken, die wild zerzaust und nach einer großen Portion Sex aussahen. Was war passiert? Gestern Nacht war ich zu Chris heruntergekommen, hatte ihm einen Gute-Nacht-Kuss gegeben und einen Eimer vor seinem Bett platziert. Er hatte mit dem Alkohol etwas übertrieben und war betrunkener als vermutet. Ich hatte mich um ihn gekümmert und ihn umsorgt. So, wie auch er es in den wilden Nächten meiner Teeniezeit getan hatte. Er war der fürsorgliche, große Bruder meiner besten Freundin.
Ich blieb bei ihm, bis er eingeschlafen war, und war daraufhin zurück in mein altes Jugendzimmer gegangen. Schließlich schlief auch ich ein, bis ein heftiger Orgasmus mich geweckt hatte. Ich hatte einen Sextraum.
Was für eine Nacht, dachte ich und tappte in die Küche. Darauf einen Kaffee.
Wach und gut gelaunt werkelte ich an der neuen Kaffeemaschine meiner Mutter herum.
»Dürfte ich der Dame helfen?«, hörte ich Chris’ Stimme an meiner linken Schulter und zuckte zusammen. »Nicht so schreckhaft. Das warst du gestern Nacht ja auch nicht.« Er hatte sein Ich-verführ-dich-Grinsen auf den Lippen und das irritierte mich. Wir hatten keinen Sex. Hatte er etwa auch einen Sextraum? Chris hatte nicht nur ein Haus neben dem Haus seiner und meiner Mutter gebaut, sondern besuchte sie auch regelmäßig. Es war schon früher ein Leichtes für ihn gewesen, hier plötzlich aufzutauchen.
»Du erinnerst dich wohl an gar nichts mehr. Ich habe dich ins Bett gebracht«, kicherte ich.
»Klar.« Er schob mich sachte ein Stück von der Kaffeemaschine und drehte mich um, sodass er mir plötzlich sehr nah war. Ich betrachtete ihn und stellte wieder fest, wie umwerfend er aussah mit seiner Nerd-Brille und dem Karo-Hemd. »Kaffee?«, fragte er, bediente die Maschine und tat so, als wäre er die einzige Person in diesem Haus, die dies konnte.
»Ja.«
»Tut mir leid wegen letzter Nacht.«, sagte er auf einmal.
»Zu viel getrunken?«, fragte ich.
»Schon