El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier. Brigitte Lamberts

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier - Brigitte Lamberts


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Meter sind zu beiden Seiten der Straße Palmen gepflanzt, noch nicht sehr groß, aber zusammen mit dem mittlerweile strahlend blauen Himmel lenken sie von den schmucklosen Hotels und Appartementhäusern ab. Hier war früher das Animierviertel von Palma, hier wurde Sangria in Kübeln gesoffen. Heute wirkt alles etwas heruntergekommen. Aber schon viel hat sich getan und in ein paar Jahren soll es genauso gepflegt aussehen wie das Wohngebiet hinter der Bucht von Cala Major, die er gerade hinter sich lässt, ebenso den Yachthafen Calanova.

      Nachdem die Straße einige Kurven macht, vorbei an kleinen Geschäften, Restaurants und Hotels in historistischer Bauweise mit flachen, verglasten Loggien, gelangt er auf die Carretera Andratx. Hier wechseln sich moderne, kastenförmige Bauten mit typisch mallorquinischen Stadthäusern ab. Kurz bevor er die Grenze zwischen Palma und der Gemeinde Calvià passiert, hat er sein Ziel erreicht. Auf der Straßenseite zum Meer liegt Haus Nr. 3. Er betrachtet das weiß verputzte Stadthaus mit den kleinen Fenstern zur Straße hin. Sein Blick wandert die Fassade hinauf: Typisch für den mallorquinischen Baustil ist das Haus mit einem flachen Satteldach bedeckt und zeigt seitlich eine gemauerte Balustrade, hinter der Sven eine große Terrasse vermutet. Er stößt das schmiedeeiserne Tor auf und durchquert den kleinen, mit Palmen und Kakteen liebevoll gestalteten Garten. Er drückt die Klingel. Bevor er sich noch weiter umschauen kann, wird die Haustür mühsam aufgezogen und eine ältere kleine Frau steht im Türrahmen.

      »Sven Ruge?« Sie lächelt.

      »Ja. Doña Consuelo?«

      Die kleine Frau bittet Sven mit einer Handbewegung hinein. »Das ist schön, Sie kennenzulernen. Wir haben von Tim schon so einiges über Sie erfahren.« Sie spricht sehr akzentuiert und langsam, damit Sven sie versteht.

      »Na, hoffentlich nur Gutes«, erwidert er in fast perfektem Spanisch. Doch bevor er weiterreden kann, steht ein ebenfalls kleiner Mann mit sonnengegerbtem Gesicht vor ihm.

      »Sergio! Meine Frau Consuelo haben Sie ja schon begrüßt. Schön, dass Sie da sind.«

      »Hatten Sie eine gute Überfahrt?«, fragt Consuelo. Sven schüttelt den Kopf. »Die war nicht so gut, aber jetzt bin ich ja da.«

      »Was war los?«, fragt ihr Mann.

      »Viel zu voll und die paar Stunden Schlaf auf einer Bank im Fast-Food-Restaurant waren nicht wirklich erholsam.«

      »Das tut uns leid, aber dafür gibt es jetzt als Entschädigung erst einmal ein mallorquinisches Frühstück, damit Sie sich schnell einleben.« Die Señora nickt ihm zu.

      »Wollen wir unserem Gast nicht erst sein Zimmer zeigen?«, versucht Sergio seine Frau zu bremsen. Gesagt, getan. Für sein Alter geht er ziemlich agil die steile Treppe in den zweiten Stock hinauf, öffnet eine Tür und lässt Sven vorangehen. Ein kleines Schlafzimmer ohne Fenster, das nur ein großes Bett und einen Kleiderschrank beherbergt, davon abgehend ein kleines Bad mit Dusche. Sven tritt angespannt von einem Fuß auf den anderen. Doch dann öffnet der Vermieter eine weitere Tür, die in ein größeres Wohnzimmer führt mit gemütlicher Sitzecke, Fernseher und einem alten, dunklen mallorquinischen Schreibtisch. Sven hat es nicht mehr zu hoffen gewagt: Über die ganze Längsseite des Wohnzimmers erstreckt sich ein tiefer Balkon.

      »Wunderschön!« Sven tritt nach draußen.

      »Hier links auf dem Hügel sehen Sie den Marivent-Palast mit seinen zwei Türmen. Und das hier ist die Calanova mit unserem kleinen Hafen.« Der alte Mann, der Sven auf den Balkon gefolgt ist, deutet mit der Hand zur Bucht.

      Der flache, zerklüftete Felsen ist in sattes Grün getaucht, die hohen Kiefern lassen den Palast fast klein erscheinen. Svens Blick geht auf das Meer hinaus. Auf der gegenüberliegenden Seite erkennt er im Hintergrund ein weißes Band, die Hotelhochburgen am langgezogenen Strand von Palma de Mallorca, an dessen Ende S’Arenal liegt.

      Sven dreht sich um und berührt Sergio sachte an der Schulter. »Sie haben es hier wirklich sehr schön.«

      Consuelo Sánchez bittet Sven, nachdem er sein Gepäck aus dem Auto geholt hat, in die kleine, gemütliche Wohnküche. Sie stellt einen Keramikteller vor ihm ab mit vier großen Stücken Pan con tomate, getoastetem Baguette mit Olivenöl, mit Salz bestreut und mit frischen Tomaten eingerieben. Sven greift zu und beißt beherzt in das erste Stück, als die alte Frau ihn fragt: »Café con leche oder lieber cortado?«

      Fast hätte er sich verschluckt, doch dann gelingt es ihm trotz vollem Mund »Cortado, bitte«, herauszubringen. Er lächelt verlegen.

      »Tim hat uns erzählt, Sie wollen einen kulinarischen Reiseführer über Mallorca schreiben?«

      »Diese Plaudertasche.« Sven lacht auf.

      »Oh, sollte das ein Geheimnis bleiben?«, fragt Consuelo erschrocken.

      »Nein, nein«, er winkt ab. »Ich bin doch auf Tipps und Empfehlungen von Einheimischen angewiesen.«

      »Haben Sie denn schon Pläne, Gustario?«

      »Meinen Spitznamen hat er also auch ausgeplaudert«, ruft Sven gespielt entrüstet aus.

      »Ich finde es wunderbar, von Freunden einen Spitznamen zu bekommen. Das zeigt echte Wertschätzung.« Sie lächelt ihm zu.

      Sven ist es etwas peinlich, von Consuelo als Gustario angesprochen zu werden. Immerhin heißt ›gustar‹ auf Spanisch gern haben, mögen, gefallen oder auch schmecken.

      »Um auf Ihre Frage zurückzukommen«, wechselt er das Thema, »beginnen möchte ich mit Palma und dann immer weiter über die Insel fahren. Ich bin auf der Suche nach richtig guten Empfehlungen, die sonst in keinem Reiseführer zu finden sind: gute Restaurants, urige Tapas-Bars, die schönsten Stellen der Insel, die fast nur Einheimische kennen, und natürlich echte mallorquinische Küche.«

      »Da haben Sie sich aber etwas vorgenommen. Da können Sie schon allein über Palma einen Reiseführer schreiben.«

      »Haben Sie spontan eine Idee für mich?«

      Consuelo Sánchezʼ Kopf zittert leicht. Das war Sven bisher noch nicht aufgefallen. »Ja, die Markthalle in Santa Catalina, der ehemalige Fischmarkt. Da müssen Sie unbedingt hin.«

      Sven ist nicht überzeugt. »Der Markt ist doch in jedem einigermaßen guten Reiseführer erwähnt.«

      »Ja, weil er wirklich sehr sehenswert ist. Aber wer sich dort nicht auskennt, irrt nur hilflos umher. Ich kann Ihnen zwei ausgezeichnete Marktstände nennen: die Bar Ostra mit den besten Austern auf der ganzen Insel und die Tapas-Bar La Tapita mit einer Vielzahl von unterschiedlich belegten pinchos. Ich mache Ihnen schnell eine Skizze, damit Sie die Marktstände finden.«

      »Ist der Markt nicht sehr von Touristen überlaufen?«

      »Nein, überhaupt nicht. Hier kaufen zumeist die Leute des Viertels ein. Ganz im Gegensatz zum Viktualienmarkt Mercator de l’Olivar, wo ganze Busse vorfahren und die Touristen absetzen.« Sven wischt sich die Finger an der Serviette ab, trinkt schon im Stehen seinen letzten Schluck Espresso und bedankt sich bei Consuelo. Dann nimmt er ihre Skizze entgegen, steckt sie in die hintere Tasche seiner Jeans und schultert sein Gepäck.

      Vom Balkon aus schaut er noch mal auf das Meer. Am Himmel sieht er die Flugzeuge, die vom Sonnenlicht silbern glänzen und wie Perlen an einer Schnur, eines nach dem anderen, über der Bucht von Palma einfliegen. Das ist wie in Düsseldorf, wo zur Hauptreisezeit alle zwei Minuten ein Flieger startet, geht es ihm durch den Kopf. Er spannt den Sonnenschirm auf und macht es sich im Liegestuhl bequem. Er will nur kurz entspannen, bevor er die nähere Umgebung erkundet. Doch es vergeht keine Minute und er ist fest eingeschlafen.

      Die stechende Sonne hat den Sonnenschirm längst hinter sich gelassen, als Sven aufwacht. Er traut seinen Augen nicht, als er auf seine Armbanduhr sieht. Es ist schon Mittag. Er hat mehrere Stunden tief und fest geschlafen. Sven geht ins Bad und betrachtet sein Gesicht. »Na toll, gleich am ersten Tag ein schöner Sonnenbrand«, murmelt er vor sich hin. Nach einer ausgiebigen Dusche steigt er die Treppen hinunter und begegnet im ersten Stock seiner Vermieterin. Die schaut ihn entgeistert an.

      »Sie kann man aber auch keinen Augenblick allein lassen. Warten Sie mal


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